Die offenen Sympathiebekundungen aus der neonazistischen Szene für den NSU und seine Taten mehren sich. Sei es durch die Verwendung der Comicfigur „Paulchen Panther“ oder durch eindeutige Drohgebärden und Parolen: die Nazis zeigen ihre Gewaltbereitschaft unverhohlen. Hier eine unvollständige Auflistung solcher Vorfälle.
Die Verwendung des „Paulchen Panther“ als Profilbild bei Facebook war der erste Hinweis auf Sympathien zum NSU. Der Zwickauer Peter Klose, ehemaliger NPD-Mann und jetzt als Parteiloser im dortigen Stadtrat, benutzte die Comicfigur und den Namen auf seiner Facebook-Seite.
In Nürnberg hat die Staatsanwaltschaft bereits Ende Februar Anklage wegen Volksverhetzung gegen einen 47-Jährigen erhoben, der auf seinem Facebook-Profil ein Tatort-Bild von einem Nürnberger NSU-Mord kommentiert hatte mit den Worten „Wenn wir Glück haben verschwinden erst die Dönerbuden und dann der Rest von der Mischpoke“ und „Tod dem Döner es lebe die Nürnberger Bratwurst“.
Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft
Am 12. April 2012 wurde der ehemalige NPD-Funktionär vom Amtsgericht Nürnberg in erster Instanz wegen Volksverhetzung zu einer Haftstrafe von vier Monaten, auf vier Jahre zur Bewährung ausgesetzt, verurteilt. Artikel der Süddeutschen Zeitung.
Auf der Webseite der Antifa Berlin wird von NSU-Buttons und einer weiteren Verwendung der Comicfigur berichtet:
„Dort, wo ein vom Berliner NPD-Vize Sebastian Schmidtke betriebene Laden den Namen des Wehrmachts-Sprengstoffs „Hexogen“ trägt, wurden inzwischen Neonazis mit „NSU„-Buttons gesehen. Der Schöneweider Neonazi Marco Oemus veröffentlichte nach Bekanntwerden des Bekennervideos des NSU, bei dem Elemente von „Paulchen Panther“-Serien verwendet wurden, auf seinem Jappy-Profil ein „Paul Panther“-Bild mit der Textzeile „Schöneweide ist unser Kiez“.“
In Berlin-Köpenick wurden Parolen mit NSU-Bezug geschmiert:
Am Abend [des 22. November 2011]wurde am S-Bhf. Plänterwald folgende Parole geschmiert: „Gewalt ist nicht angeboren!!! Gewalt wird provoziert. Die „NSU“ war nur die Antwort auf all den Dreck der uns passiert“.
Quelle: Antifaschistisches Bündnis Süd-Ost
Eindeutige T-Shirt-Motive kamen auf den Markt – und verschwanden fast genau so schnell wieder. Der Reconquista-Shop bot ein Shirt mit dem Motiv „Killer-Döner nach Thüringer Art“ an. Nach einer Durchsuchungsaktion wurde das Motiv nicht mehr angeboten.
Näheres bei Netz gegen Nazis
Über Reaktionen der extremen Rechten in Nordrhein-Westfalen hatte schon die Zeitschrift Lotta berichtet, den wir auf diesem Blog dokumentieren. Ein Video über antifaschistische Proteste in Wuppertal zeigt jetzt, wie Nazis im Stile von Hooligans den NSU abfeiern. Darüber berichtet NRW rechtsaussen (die Parolen sind ab Minute 08:00 zu sehen).
Das Aktionsbüro Mittelrhein stellte seine Sylvesterparty unter das Motto „2 Jahre braunes Haus – jetzt knallts richtig“ und hob dabei die Buchstaben „NSU“ hervor. Dies hatte das Antifaschistische Infobüro Rhein-Main aufgedeckt. Nach einer Großrazzia Mitte März sitzen fast alle Mitglieder der Neonazi-Kameradschaft hinter Gittern – wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung.
Auch die Titelmusik von „Paulchen Panther“ wurde am 21. Januar auf einer Kundgebung des „Freien Netz Süd“ (FNS) in München verwendet. A.i.d.a. berichtet: „Aus dem Lautsprecherwagen war der „Pink Panther Theme Song“ abgespielt worden, ein zynischer Bezug auf die Bekenner-DVD der neonazistischen Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU). Diese hatte sich unter Verwendung von „Pink Panther“-Filmmaterial unter anderem zu ihren zwei rassistischen Morden in München bekannt. Die Polizei beschlagnahmte das Abspielgerät, nahm den für das Spielen des Liedes Verantwortlichen vorübergehend fest und ermittelt nun wegen des Verdachts der Billigung einer Straftat (§140 StGB). Eventuell kommt auch ein Verfahren wegen der Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener nach §189 StGB in Betracht.“
Update: Laut Presseberichten habe der Münchener Neonazi Norman Bordin wegen der Verwendung des „Pink Panther Theme Song“ eine eine Rechnung über 30,82 Euro zugestellt bekommen. \
Am 25. November kam es bei einem Spiel des Oberligisten FSV Zwickau im Fanblock zu Anspielungen auf den NSU. Der Mitteldeutsche Rundfunk berichtet: „ Wie mehrere Fans versicherten, wurde während des Spiels „Terrorzelle Zwickau – olé, olé, olé“ und „NSU“ gerufen. Beides sind Anspielungen auf die inzwischen bundesweit bekannte Terrorzelle „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU). Im Stadion sollen aber auch der Sprechchor „Wismut Aue – Jude, Jude, Jude“ sowie das antisemitische U-Bahn-Lied zu hören gewesen sein. Michael Voigt vom Fanprojekt Zwickau bestätigte das teilweise. „Ich persönlich habe das U-Bahn-Lied gehört. Es gab allerdings auch Fans, die sich mit deutlichen Worten dagegen gewandt haben“, sagte er dem MDR.“
Aufgrund von Anzeigen ermittelt die zuständige Staatsanwaltschaft.
Update
Am 30. Mai 2012 werden am Seminargebäude der Universität Leipzig Schmierereien mit NSU-Bezug gefunden. Der Leipziger Blog chronik.LE berichtet:
„Am Seminargebäude der Universität Leipzig wurde direkt neben den Räumen des Student_innenrats eine größere Schmiererei hinterlassen, die sich auf den sogenannten „Nationalsozialistischen Untergrund“ bezieht. Der Schriftzug „‚NSU‚=BRDDR=USRAEL“ soll vermutlich suggerieren, die neonazistische Terrorgruppe sei ein Konstrukt staatlicher Institutionen. Die Bundesrepublik wird dabei mit der DDR auf eine Stufe gestellt und die USA in antiamerikanischer und antisemitischer Manier als von Israel bzw. einer israelischen Lobby dominiert dargestellt. Die Schmiererei wurde schnell durchgestrichen und mit der Sprüherei „Nazis aufs Maul“ kommentiert.“
Eine dümmliche, zynische Reaktion auf die früher als „Döner-Morde“ bezeichnete Mordserie findet sich auf der Seite des neonazistischen Internet-Newsportals Altermedia.