Internationale Expert_innen beobachten den NSU-Prozess in München

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[türkçe: NSU Davası Uluslararası Panelde Tartışıldı – Sultansmagazin.de]

Der NSU-Prozess wird international aufmerksam verfolgt. Am Montag, den 9. Dezember 2013, besuchten Expert_innen aus den USA, Großbritannien und Schweden die Verhandlung vor dem Oberlandesgericht in München. Am Abend beleuchteten sie in einer Veranstaltung im vollbesetzten Saal des Eine-Welt-Hauses den NSU-Komplex aus internationaler Perspektive.

Audiomitschnitt „A Glance From The Outside“ (1:41:28) – auf deutsch und englisch

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Aaron Flanagan (Chicago), NSU-watch, Liz Fekete (London) und Mats Deland (Uppsala) diskutierten den NSU-Komplex aus internationaler Perspektive

Aaron Flanagan vom “Center for New Community” (CNC) aus Chicago verwies auf rechtsterroristische Konzepte des “Rassenkriegs” und des “führerlosen Widerstands”, die in den 1980er und 1990er Jahren ihren Weg aus der amerikanischen Neonaziszene nach Europa genommen haben. Über das Verhalten der deutschen Behörden zeigte sich Flanagan entsetzt: Dass sie nach den Terrorattacken von Timothy in Oklahoma 1995 und vom „Nagelbomber von London“ David 1999, den rassistischen Charakter der NSU-Taten nicht erkannt hätten, sei ein komplettes Versagen. Flanagan forderte zivilgesellschaftliche Gruppen dazu auf, zukünftig mehr Kontakte in migrantische Communities hinein aufzubauen und hier Koalitionen zu bilden.

Mats Deland von der Universität in Uppsala beschrieb militante neonazistische Netzwerke in Nordeuropa und ging danach auf die schwedische Mordserie ein, bei der der sogenannte “Laserman” John bis 1992 elf rassistische Mordversuche begangen hatte. Anders als beim deutschen NSU war die schwedische Polizei bei ihren Ermittlungen jedoch einem rassistischen Tathintergrund nachgegangen. Als wichtigen Aspeket der Aufklärung stellte Deland unter anderem die Beobachtung neonazistischer Aktivitäten durch unabhängige antifaschistische Recherchegruppen heraus.

Liz Fekete, Mitarbeiterin des Londoner “Institute for Race Relations”, sprach über institutionellen , der sich auch in den Ermittlungen zur NSU-Mordserie zeige. Am Beispiel der Aufarbeitung zweier britischer Polizeiskandale zeigte Fekete die Vorteile einer öffentlichen Untersuchung auf: Eine unabhängige (möglicherweise international besetzte) Kommission werde im Gegensatz zu Strafprozess und Untersuchungsausschüssen den Anliegen der Opferfamilien besser gerecht. Der Rassismus dürfe nicht unsichtbar bleiben. Auch für die Aufklärung der rassistisch geprägten Ermittlungen zur NSU-Mordserie empfahl Liz Fekete eine öffentliche Untersuchung durch eine unabhängige Kommission.

Die Rosa Luxemburg Stiftung Berlin und die bundesweite Initiative “NSU-Watch” hatten die ausgewiesenen Fachleute nach München eingeladen.

Fritz Burschel von der Rosa Luxemburg Stiftung Berlin und Korrespondent von Radio Lotte Weimar im NSU-Verfahren unterstrich, wie wichtig es sei, unabhängige Expertise einzuholen und eben „Einblicke von Außen“ zu ermöglichen, um der eigenen Betriebsblindheit bei einem derartigen Mammutverfahren mit unübersehbaren Daten- und Aktenmengen beizukommen.

als Pressemitteilung herausgeben von NSU-Watch Berlin/München am 10. Dezember 2013