Protokoll 101. Verhandlungstag – 2. April 2014

0

Der Zeuge verweigerte die Aussage, da gegen ihn wegen Unterstützung des NSU noch ein Ermittlungsverfahren läuft. Da er vor dem BKA allerdings noch umfangreich ausgesagt hatte, gab darüber ein Vernehmungsbeamter Auskunft. Starke hatte bereits Mitte der 90er Jahre engen Kontakt zu Neonazis aus Jena und besorgte Sprengstoff für Uwe Mundlos. Nach dem Abtauchen unterstützte er die Drei in Chemnitz.

Zeugen:

  • Thomas Mü. (vormals Thomas Starke, mutmaßlicher NSU-Unterstützer)
  • Ralf Be. (BKA Wiesbaden, Vernehmungen von Thomas Starke)

Der Verhandlungstag beginnt um 9.48 Uhr. Gehört wird als erster Zeuge Thomas Mü., 46, vormals Starke. Zusätzlich zur üblichen Zeugenbelehrung wird Mü. auch nach § 55 StPo belehrt und darauf hingewiesen, dass laut GBA noch ein Ermittlungsverfahren gegen ihn laufe. Mü. sagt, er wolle von seinem Auskunftsverweigerungsrecht Gebrauch machen und wird wieder entlassen.

Nach einer Pause wird KHK Ralf Be. (siehe 97. Verhandlungstag) zu Vernehmungen von Starke am 25.1.2012 und 10.2.2012 gehört. Zur Vernehmung am 25.1. befragt, sagt Be., er wolle vorweg schicken, dass sie an dem Tag aufgrund eines Beschlusses des BGH auch eine Durchsuchung bei Starke durchgeführt hätten. Starke selbst sei zuvor von Observationskräften an einem Dresdener S-Bahnhof lokalisiert worden. Starke sei der Beschluss eröffnet worden, er sei freiwillig mitgekommen, habe die Wohnung geöffnet und sei bei der Durchsuchung anwesend gewesen. Sichergestellt hätten sie Computer, Datenträger, Handys, eine Urkunde der „Weißen Bruderschaft Erzgebirge“ (WBE) über die Teilnahme an einem 30-km-Marsch, eine Bescheinigung über ein Hausverbot für die KZ-Gedenkstätte Buchenwald im November 1996 und einen Schreckschussrevolver Kal. 6 mm. Starke sei dann im PP Dresden erkennungsdienstlich behandelt worden, und sie hätten ihn anschließend im LKA als Beschuldigten vernommen. Nach der Belehrung habe Starke Angaben machen wollen. Starke habe zu allen Fragen Angaben gemacht, aber zu Beginn keine vollständigen Angaben gemacht und Details weg gelassen, die er dann aber im Verlauf deutlich ergänzt und angepasst habe.

Zunächst habe Starke Angaben zur Person gemacht. Er habe nach der 10. Klasse 1984 eine Ausbildung zum Kfz-Schlosser bei der Deutschen Reichsbahn gemacht. Von 1986 bis zu seiner Inhaftierung 1994 habe er bei der Reichsbahn gearbeitet. Dann sei er inhaftiert worden wegen Körperverletzung und Landfriedensbruch. Gefolgt seien Arbeitslosigkeit, Beschäftigungen bei Zeitarbeitsfirmen, ABM und zuletzt auch Festanstellungen. Er sei verheiratet und habe zwei Kinder. Zum Trio habe er gesagt, dass er Mundlos und Zschäpe 1991 oder 1992 auf einem Konzert von „Oithanasie“, evtl. in Mehla, zum ersten Mal getroffen habe, ob Böhnhardt dabei war, könne er nicht mehr sagen. Man sei mit zwei oder drei Fahrzeugen aus Chemnitz gefahren, vermutlich seien Thorsten Sch. und Markus Fr. dabei gewesen. Die hätten Kontakt zu einem Stefan gehabt, der mit Zschäpe verwandt sei. Später sei geklärt worden, dass es um Stefan Ap. (siehe 61. und 62. Verhandlungstag) geht. Im weiteren Verlauf sei dann ein Kontakt zu den „Jenaern“ entstanden. Später habe Starke ergänzt, dass auch Kapke bei dem ersten Kontakt dabei war. Es sei ein Kontakt entstanden durch gegenseitige Besuche und Konzertveranstaltungen. Intensiver sei der Kontakt während seiner Haft geworden, da das Trio ihm Briefe und Bilder geschickt habe. Er sei davon ausgegangen, dass Mundlos der Schreiber war, unterschrieben gewesen seien die Briefe aber mit “Deine drei Jenaer“. Des weiteren seien ihm aus Geldsammlungen Sachwerte geschickt worden, z. B. Kleidung. Sie hätten ihn auch in der Haft besucht, allerdings habe er nicht mehr sagen können, wer. In späteren Vernehmungen habe er gesagt, dass Zschäpe dabei war.

Nach der Haft sei der Kontakt intensiver geworden, Starke, die Chemnitzer und das Trio hätten an gemeinsamen Aktivitäten teilgenommen, z. B. bei dem Hausverbot in Buchenwald. Dort hätten die beiden Uwes Braunhemden mit Koppel getragen, deswegen habe man Hausverbot bekommen. Nach Vorhalt habe Starke sich erinnert, dass Kapke auch bei dieser Aktion dabei war. Er habe erzählt, dass man an diesem Tag dann in der Wohnung vom Trio gewesen sei  und davor habe Polizei in Zivil gestanden. Starke habe es bemerkenswert gefunden, dass das für das Trio scheinbar normal war. Be. sagt, der Begriff „Trio“ komme vom ihm, Starke habe eher von den Dreien gesprochen. Starke habe gesagt, die seien stärker politisch interessiert gewesen, die Chemnitzer hätten eher feiern wollen. Es habe geheißen: „Scheiß Gesaufe, wir müssen auch die Partei unterstützen.“ Für ihn sei klar gewesen, dass die NPD gemeint war, und die Drei sich mit dieser Partei identifizierten, auch wenn sie nicht Mitglied gewesen seien. 1997 habe ein Heß-Gedenkmarsch stattgefunden und das Trio sei enttäuscht gewesen, dass die Chemnitzer nicht teilgenommen haben. Demos seien für das Trio ein Thema gewesen, habe Starke gesagt, handschriftlich ergänzt habe er im Protokoll dann, dass es da um Demos des THS geht. Das sei aber für die Chemnitzer nicht so von Interesse gewesen, deswegen sei der Kontakt dann ein wenig eingeschlafen.

Zuvor habe es aber einen engeren Kontakt Starkes zu Zschäpe gegeben, das habe Starke ein „Techtelmechtel“ genannt, von Ende 1996 bis April 1997. Es sei keine feste Beziehung gewesen, aber man habe sich gegenseitig besucht. Die Uwes seien beide nicht eifersüchtig gewesen, seien auch mal dabei gewesen. Als er das Trio kennengelernt habe, sei Zschäpe mit Mundlos zusammen gewesen, nach seiner Haftentlassung mit Böhnhardt. Starke habe sich eine engere Beziehung mit Zschäpe vorstellen können, es sei aber schnell klar gewesen, dass das für sie nicht in Frage kommt. Starke habe gesagt, die habe nur die Uwes im Kopf gehabt. Man habe sich dann einvernehmlich getrennt und weiter ein gutes Verhältnis gehabt.

Dann sei es um Kontakte des Trios nach Chemnitz gegangen, um Kneipen, wo sich die „88er“ getroffen hätten, die Skinheads aus Chemnitz. Be.: „Das ist sicher bekannt, für was das steht.“ Die Kneipen hätten jemandem gehört, der „Preuße“ [phon.] genannt wird. Starke sei davon ausgegangen, dass die Drei auch in einigen dieser Kneipen gewesen seien. Er habe sich an eine Party in der Kneipe „Die Wohlfahrt“ erinnert, die sei von veranstaltet worden. We. sei bekannt aus dem Verfahren der Band „Landser“ und deren CD „Ran an den Feind“, so Be. In dem Zusammenhang sei auch Starke verurteilt worden. Starke habe gesagt, dass er das Trio zu dieser Party gebracht habe, habe aber nicht sagen können, ob das Trio und We. sich gekannt haben. Zu We. habe Starke gesagt, dass dieser Konzerte organisiert habe und 1996 zum Sektionschef der „Sektion Sachsen“ von „Blood & Honour“ (B&H) ernannt worden und dort sehr aktiv gewesen sei. Vorher sei jemand weniger Aktives Chef gewesen. Starke sei dann von We. überredet worden, auch zu B&H zu kommen. Dann sei es noch um die sonstigen Kontakte des Trios nach Chemnitz gegangen, so Be. Starke habe Sch. benannt, der, wie Starke auch, in der in Haft gewesen sei. Der habe länger sitzen müssen und sei öfter vom Trio besucht worden als Starke selbst. Dann habe er , auch der habe in Waldheim in Haft gesessen und das Trio gekannt, und die Au.-Brüder genannt. Erinnerlich seien ihm, Be., außerdem Hendrik La., der laut Starke zur Zeit der Gründung der „88er“ großen Einfluss in Chemnitz hatte, Enrico Sp. und Antje Of. Starke habe noch ein paar weitere Namen genannt, die Kontakt zum Trio gehabt oder es zumindest gekannt hätten.

Dann seien sie auf Mandy St. zu sprechen gekommen. Die habe Starke als sehr aktive „88er“-Angehörige geschildert, die sich auch für politische Aktionen engagiert habe. Er habe aus den Medien, dass sie Kontakt zum Trio hatte, habe sich das aber an der Stelle der Vernehmung nicht vorstellen können. Max-Florian Bu. habe er als Randfigur der Szene dargestellt, den habe er erst kennengelernt, als er ihm 1998 Möbel verkauft habe. Michael Pr. sei der  Betreiber von zwei Szeneläden in Chemnitz und in Aue gewesen, Antje Pr. habe da wohl auch verkauft. Michael Pr. sei bei den Bands „AEG“ („Auf eigene Gefahr“) aus Chemnitz und „Kreuzberg“ aus Leipzig gewesen. Antje Pr. sei bei den „88ern“ gewesen, Vertraute von La. und Mitglied bei B&H. Die Frage, ob das Trio wusste, dass er bei B&H Mitglied ist, habe Starke bejaht und gesagt, dass die das schon gut fanden, es sei aber nicht deren Richtung gewesen. Die seien auch bei Konzerten gewesen, aber bei reinen B&H-Veranstaltungen seien nur Mitglieder zugelassen gewesen. Be. sagt, zum Untertauchen des Trios habe Starke zunächst eine „abgespeckte Version“ erzählt. Die seien bei ihm in Chemnitz aufgetaucht, sie bräuchten einen „Pennplatz“, weil sie weg müssten. Er habe nicht gewollt, dass die bei ihm schlafen, und habe herum telefoniert, wohl zuerst den Sch. angerufen. Erfolg habe er dann bei Thomas Ro. (siehe 100. Verhandlungstag) gehabt, der habe zugestimmt, dass das Trio eine Nacht bei ihm unterkommen könne. In dieser Version habe Starke geschildert, dass die Drei alleine zu Ro. gekommen seien, wie habe er nicht gewusst. Die hätten keine Taschen dabei gehabt. Einen Grund habe er von den Dreien nicht erfahren, später habe Starke vermutet, dass Böhnhardt Haftantritt wegen Volksverhetzung gehabt habe. Sie hätten Starke dann vorgehalten, wieso dann alle drei untertauchen müssen. Das habe Starke damit begründet, dass das eben ein Trio gewesen sei.

Starke habe abgestritten, stärker involviert gewesen zu sein. Dann hätten sie ihm die Angabe eines „Hinweisgebers“ vorgehalten, dass der Chef der B&H-Sektion Thüringen ihn bei einem Konzert 1999 angesprochen und gefragt habe, inwiefern das Trio finanzielle Unterstützung bräuchte, was Starke damals mit den Worten, die würden „jobben“ und würden nichts brauchen, abgelehnt habe. An Marcel „Riese“ De. habe sich Starke erinnern können, habe aber abgestritten, dass das Gespräch stattgefunden hat. Es habe zwar Sammlungen durch La. gegeben, aber nicht für das Trio. Zu La. habe Starke gesagt, dass der das Trio gekannt habe. Zum „Skinsons“-Shirt, das laut Bu. von Mundlos entworfen und von La. vertrieben wurde, habe Starke gesagt, er habe zum Geburtstag eines von La. bekommen und wisse, dass La. das vertrieben hat. Er habe angenommen, dass der das auch entworfen hat. Zu „Pogromly“ habe Starke keine Angaben machen können, das habe er nur aus den Medien gekannt. Auch vom Rohrbombenfund habe er erst aus „Kripo Live“ erfahren. Zum Sprengstoff habe er nichts gewusst.

Bei einer Frage zur Waffenbeschaffung habe Starke geschildert, dass Jan We. ziemlich zeitnah nach dem 4.11.2011 bei ihm angerufen und gesagt habe, er solle sich mal eine Bild-Zeitung kaufen, mehr sage er nicht. Dann habe es auf Wunsch von We. ein Treffen mit diesem in Dresden gegeben, um den 20.11.2011. We. habe erzählt, dass er nicht glauben kann, dass die beiden Uwes sich selbst erschossen haben, dass die Datenträger, die USB-Sticks noch in der Wohnung gewesen seien, auch die Waffen. Und We. habe auch erwähnt dass die Uwes „ganz schön krass drauf waren“. Die hätten ihm, We., mal eine Waffe an den Kopf gehalten, er solle aufpassen, wem er was erzähle. Starke sei davon ausgegangen, dass dieser Vorfall nach dem Untertauchen gewesen sein müsse. Nach dem Treffen habe es noch einen weiteren Anruf von We. um den 8.12. herum, gegeben, da sei es um die Medienberichterstattung über Carsten Szczepanski gegangen, den Starke auch gekannt habe. Der habe eingesessen wegen eines „Tötungsdelikts an einem Afrikaner“. Und da sei es um eine Beschaffung einer Langwaffe mit Zielfernrohr für „die Potsdamer“ gegangen, Uwe Menzel und das Umfeld der Band „Proissenheads“. Szczepanski sei wohl V-Mann des VS gewesen, so habe es jedenfalls Starke dargestellt. We. habe das erwähnt, denn in der Presse habe gestanden, dass Szczepanski ihn, We., 1998 wegen Waffen für das Trio angesprochen habe. Das sei dann laut Starke der letzte telefonische Kontakt von Starke mit We. gewesen.

Auf Vorhalt habe Starke gesagt, er habe diese Telefonate erst jetzt erwähnt, weil er im „Landser“-Verfahren schlechte Erfahrungen gemacht habe. Damals habe er umfangreich ausgesagt und sei ist von Leuten aus der Szene bedroht worden. Antje Pr. habe ihn aus seiner Wohnung gelockt und Jean-René Bauer von den „Vandalen“, rechte Rocker aus Berlin, und ein Unbekannter hätten ihn bedroht. Später sei Starke dann nochmal, aber ohne Bedrohung, gesagt worden, er solle seine Aussage zurückziehen, was er auch getan habe. Ergänzt habe Starke dann, dass er das Trio selbst zu Ro. gefahren habe nach seiner Erinnerung, und die dann länger bei Ro. gewohnt hätten. Ro. kenne er von B&H und als „88er“. Ro. habe das Trio schon gekannt. Außerdem sei Ro. mitangeklagt gewesen im selben Prozess wie Starke, aber nicht zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Man habe aber gemeinsam mit dem Trio die Entlassung von Starke gefeiert. Nach zwei Wochen habe Ro. gesagt, die sollen raus bei ihm. Man habe gesucht in der Szene, ob jemand anderes sie unterbringen könnte, habe aber keinen Erfolg gehabt. Nach vier Wochen seien die bei Ro. raus gewesen und Ro. habe ihm mitgeteilt dass die bei Bu. untergekommen seien. Starke sei dann dort hin gefahren. Mundlos sei sauer gewesen, dass er ein Handy mitgebracht hat. Er habe die insgesamt dreimal bei Bu. besucht, Bu. sei bei den Treffen in der Limbacher Straße nie dabei gewesen, sie seien nur zu viert gewesen, das Trio und er.

Zum Grund des Untertauchens habe man ihm erst in der Limbacher Straße gesagt, dass es um Briefbomben, um irgendwas in der Garage in Jena und einen Koffer mit Hakenkreuz gegangen sei. Be. sagt, sie hätten Starke nochmal zu Rohrbomben und Sprengstoff gefragt, da habe er gesagt, er könne da noch etwas sagen, wolle aber Vertraulichkeit zugesichert haben. Das habe er, Be., nicht entscheiden können und seinen Vorgesetzten informiert. Vertraulichkeit habe nicht zugesichert werden können, trotzdem sei Starke bereit gewesen Angaben zu machen. Grund für den Wunsch nach Vertraulichkeit sei die Angst vor „Kameraden“ gewesen. Starke habe geschildert, Mundlos habe ihn angesprochen, ob er Sprengstoff beschaffen könne. Starke habe gesagt, er werde sich umhören. Er habe aus B&H-Bekanntschaften von Jörg Wi. gewusst, dass dieser mit Sprengstoff experimentiert habe. Wi. habe Kontakte zu Giso Tsch. gehabt. Starke habe nicht mehr gewusst, ob er Tsch. oder direkt Wi. angesprochen habe. Wi. habe gesagt, er schaut mal, was er machen kann, und sich zwei bis vier Wochen später gemeldet, Tsch. könne was vorbei bringen. Tsch. sei dann mit einem Unbekannten gekommen und habe ein Paket in der Größe eines Schuhkartons gebracht. Starke habe das auf ca. 500 g geschätzt, das sei im Keller abgelegt worden. Dann habe Starke, so dessen Schilderung, Mundlos informiert. Der sei am nächsten Tag erschienen und habe es abgeholt. Kurze Zeit später habe sich Mundlos gemeldet, dass man nicht wisse, wie man das zünden könne. Starke habe mit Wi. Kontakt aufgenommen und der habe gesagt, man brauche Zünder dafür, die könne er aber nicht besorgen. Weiter sei es dann noch darum gegangen, ob noch mehr beschafft werden könnte. Starke habe sich nach seinen Angaben aber nicht darum gekümmert und sich mulmig gefühlt. Er habe sich erinnert, dass Mundlos ihn auch nach einer Waffe gefragt habe, das sei aber für Starke nie in Frage gekommen. Götzl fragt, wann die Sache mit dem Sprengstoff zeitlich einzuordnen sei. Be. sagt, er meine, es sei um 1996/97 gegangen, es könne sein, dass es die Zeit war, als Starke mit Zschäpe zusammen war.

Auf Frage sagt Be., André E. sei im Zusammenhang mit Ro. angesprochen worden, Starke sei davon ausgegangen, dass Ro. weiter Kontakt zum Trio gehalten habe. Dass die E.-Brüder Kontakt zum Trio hatten, habe Starke nur aus den Medien gewusst. Er habe zu den E.-Brüdern Kontakte über die WBE gehabt, eine Organisation ähnlich den „88ern“ in Chemnitz, die Konzerte habe machen wollen, und die er unterstützt habe. Die einzige Aktion sei jedoch der 30-km-Marsch gewesen. Starke habe ausgesagt, bis 2000 Kontakt zu André E. gehabt zu haben, so Be. auf Frage. Zu den Fi.-Brüdern habe Starke gesagt, dass das auch „88er“ gewesen seien, die seien aktiver als anderen, immer „an erster Front“ gewesen. Die habe er unter dem Spitznamen  „“ gekannt. Bei einer Wahllichtbildvorlage habe Starke nur Gunter Fi. erkannt. Sie hätten Starke vorgehalten, dass die in der Bruno-Granz-Straße gewohnt hätten, wo er auch gemeldet gewesen sei, aber Starke habe sich nicht mehr erinnern können. Es folgt eine Pause bis 11.16 Uhr.

Auf die Wohnung von Ro. angesprochen, sagt Be., Starke habe in seiner ersten Darstellung davon gesprochen, dass das Trio gewusst habe, wo Ro. wohnt, später habe er es aber revidiert, er habe sie vermutlich hin gefahren. Zum Verhalten von Starke sagt Be., dass Starke den Eindruck gemacht habe, bereit zu Angaben zu sein, auch wenn er zuerst nicht mit allem herausgerückt sei. Insgesamt habe er einen innerlich ruhigen Eindruck vermittelt aber man habe gemerkt dass er angespannt war. Be. sagt, man habe den Eindruck gewinnen können, dass er damit gerechnet habe, „dass wir irgendwann bei ihm auftauchen.“ Starke habe keinen sonderlich überraschten Eindruck gemacht. Gegen Ende der Vernehmung habe er den Eindruck gemacht, alles angeben zu wollen. Er, Be., glaube, dass Starke wegen der „Landser“-Geschichte Angst hatte vor seinem ehemaligen Umfeld. Götzl fragt nach Informationen zum „Landser“-Verfahren, unabhängig von Starkes Aussage. Be. sagt, sie hätten Erkenntnisse aus dem Verfahren beigezogen, deswegen hätten sie die Verbindung zu We. gekannt. We. habe die CD mit anderen produziert haben, in den Vertrieb seien mehrere Leute eingebunden gewesen, u.a. Starke. Es hätten auch damalige Bandmitglieder eine Rolle gespielt, die zum Umfeld der Berliner „Vandalen“ gehörten, Jean-René Bauer habe er schon genannt.

Götzl beginnt mit den Vorhalten aus der Vernehmung, vieles hat Be. schon vorgetragen. Götzl hält vor, dass Starke von einem Buch gesprochen habe, in das er immer Einträge gemacht habe, das sei im Rahmen des „Landser“-Verfahrens sichergestellt worden, das habe er nie zurückbekommen, wenn er es hätte, könne er genau sagen, wo das Konzert, bei dem er das erste Mal auf die Jenaer getroffen sei, war. Be. sagt, Starke habe später konkretisiert als sie ihm Fotos aus den Neunzigern vorgelegt hätten, dass das in Mehla war. Zum Vorhalt, dass Starke aus den Medien von einem Stefan in Verbindung mit Zschäpe gehört habe, sagt Be., dass Starke von einem Stefan, einem Skinhead aus Thüringen, berichtet habe, der den Kontakt zu „Enno“, also Enrico Bö., und Fr. aus Chemnitz gehalten habe. Später hätten sie konkretisieren können, dass es Ap. gewesen sei. Be. bestätigt, dass laut Starke bei der Fahrt zu dem Konzert „Enno“ und Robby Ha. dabei gewesen seien, das seien „88er“, die das Trio auch gekannt hätten. Götzl sagt, Starke habe gesagt, er habe Zschäpe und Mundlos als Beate und Uwe kennengelernt, später habe er auch die Nachnamen gekannt. Auf einer Lichtbildvorlage habe Starke Mundlos sofort erkannt, so Be., bei Zschäpe und Böhnhardt habe er gesagt, dass er sie nur aufgrund des „Medienrummels“ wiedererkannt habe. Be. bestätigt, dass Starke gesagt habe, er habe die Drei auf verschiedenen Konzerten getroffen, nicht in Chemnitz, sondern viel außerhalb. Nach seiner Haftentlassung Mitte 1996 habe man sich immer mal gesehen, bei Konzerten und gegenseitigen Besuchen, er wisse aber nicht mehr, wo genau das war, bei Zschäpe, Mundlos oder Böhnhardt, hält Götzl Starkes Aussage vor. Be.: „Ja.“ Zum Thema Überwachung und Polizei sagt Be., Starke habe davon gesprochen, dass es vom Trio geheißen habe, dass sie belauscht würden, was für die aber normal zu sein schien. Außerdem habe Starke das Handyverbot nach dem Untertauchen geschildert.

Die Frage, wie er zu diesem Zeitpunkt sein Verhältnis zu den Dreien beschreiben würde, habe Starke damit beantwortet, dass es wie zu anderen „Kameraden“ in Chemnitz, mit denen er Umgang hatte, auch gewesen sei. Götzl möchte wissen, ob auch Kontakte in andere Gegenden angesprochen worden seien. Be. sagt, Starke habe Stuttgart und eine Fahrt oder Party in Heilbronn 1993 erwähnt. Das sei von Fr., der dort eine Lehre gemacht habe, eine „1000-Dosen-Party“ gewesen, veranstaltet von den Skinheads Heilbronn. Es sei aber eine einmalige Sache gewesen. Götzl hält aus der Vernehmung vor, dass Starke angegeben habe, er habe Kontakte nach Heilbronn über Fr. gehabt, auch nach Straubing und Stuttgart, wo halt etwas los gewesen sei, organisiert habe die Party ein gewisser Da. Bei der „1000-Dosen-Party“ seien die Drei nicht dabei gewesen, die hätten aber den Fr. gekannt, ihm sei nicht bekannt, dass die Drei anderweitig nach Heilbronn gefahren sind. Be. bestätigt die Vorhalte. Götzl verliest, zu Gesprächsthemen mit den Drei habe Starke gesagt, dass man sich schon über Konzerte und Partys mit rechtem Hintergrund unterhalten habe, mit der Zeit seien die aber eher politisch geworden, das sei nicht das Ding der Skinheads aus Chemnitz gewesen, die hätten zunächst keine feste Struktur gehabt. Die „88er“ seien während Starkes Haft gegründet worden, La. sei da wichtig gewesen, nach seiner Haft sei auch er, Starke, dabei gewesen. Be. bestätigt das.

Dann geht es um die handschriftliche Ergänzung im Protokoll, dass Demonstrationen des THS gemeint seien. Be. sagt auf Frage, sie hätten versucht, bei der Protokollierung sehr nah an den Ausführungen von Starke zu bleiben, am Ende habe der Zeit gehabt, Streichungen und Ergänzungen vorzunehmen, als Unterschrift habe Starke „ST“ dran geschrieben. Götzl macht den Vorhalt, Starke habe gesagt, dass die einen Stammtisch gehabt hätten, aber da seien sie aus Chemnitz nicht hin gefahren, das hätten die ihnen auch übel genommen. Be.: „So hat er es uns geschildert.“ Zur Beziehung mit Zschäpe habe Starke gesagt, so Götzl, dass Mundlos und Böhnhardt nicht eifersüchtig gewesen seien, die hätten Zschäpe auch mal zu ihm gefahren oder seien mitgekommen, eigentlich seien die Drei unzertrennlich gewesen, er, Starke, habe sich mehr gewünscht mit Zschäpe, aber nach zwei Wochen sei klar gewesen, dass das nicht klappt. Götzl fragt, was Starke zur Einstellung Zschäpes in politischen Dingen gesagt habe. Be. antwortet, Starke habe gesagt, die sei klar rechts gewesen, Zschäpe sei aber vom Outfit her nicht szenetypisch gewesen und Starke habe sie nicht als gewalttätig eingeschätzt. Außerdem habe Starke gesagt, dass Böhnhardt zwar sehr martialisch aufgetreten sei, ihm aber keine Schlägerei mit Böhnhardt erinnerlich sei. Götzl hält die Aussage vor, dass Beate Überzeugungsarbeit in Bezug auf Starke nicht geleistet habe. Das bejaht Be.

Dann verliest Götzl, einen der Vorhalt aus der Vernehmung, es gebe eine Aussage, wonach Mundlos in einem Gespräch geäußert habe, dass Starke wegen einer Schlägerei verurteilt worden sei, aber Mundlos nicht verraten habe. Be. sagt, Starke sei nur wegen einer Schlägerei verurteilt worden, das sei in Einsiedel eine Schlägerei mit Bundeswehr-Soldaten gewesen. Starke habe gesagt, sie seien 15, 20 Leute gewesen, alle aus der Szene. Er selbst sei „hackedicht“ gewesen, so dass er sich nicht erinnern könne, wer dabei war. Deswegen habe er den Mundlos nicht bewusst gedeckt. Da sei es Starke plausibel geworden, warum die Drei ihn in der Haft unterstützt haben. Götzl hält vor, dass Starke angegeben habe, dass er glaube, dass Böhnhardt 1997 verurteilt worden sei wegen Volksverhetzung, da sei es um eine Puppe gegangen, die sie aufgehängt hätten an einer Brücke, und Böhnhardt habe seines Wissens einen Stelltermin zu Haft gehabt. Be. sagt, weiter habe Starke gesagt, dass Böhnhardt bei einem Job bei einer Drückerkolonne seinen Ausweis eingebüßt habe, Zschäpe sei zu der Zeit arbeitslos gewesen und Mundlos habe ein Studium angefangen und sei im Internat gewesen.

Deswegen sei auch der Kontakt ein wenig eingeschlafen gewesen. Dann hält Götzl die Chemnitzer Szenekneipen aus dem Protokoll vor: Begonnen habe es mit „Der Kramer“ [phon.] im Fritz-Heckert-Gebiet, einem Imbiss; dann habe es eine Art „Spielekneipe“ in Chemnitz gegeben; dann „Die Wohlfahrt“, da habe We. mal ein Konzert organisiert, zu dem die Drei auch gekommen seien, danach hätten sie bei Starke übernachtet; dann habe es die Kneipen „Erdenglück“ [phon.]  und „Freiheit“ [phon.] gegeben, da habe es mal einen „altgermanischen“ Abend gegeben; und im „Keglerheim“ seien die Drei auch mal mit gewesen. Götzl hält vor, dass Starke gesagt habe, er glaube, dass die Drei kein Verhältnis zu Jan We. hatten, das sei ein Typ der viel in Eigenregie macht. Er, Starke, habe We. schon vor seiner Haft gekannt, richtig aber erst danach, es sei eine  Freundschaft gewesen. Starke habe davon gesprochen, dass er aus den Medien wisse, dass We. Waffen für die Drei besorgt habe, davon habe We. ihm nie erzählt. Be. sagt, das habe Starke dann ja revidiert. Götzl hält die Angaben Starkes vor: Auch bei der „Landser“-Geschichte habe We. Starke  erst zum Vertrieb eingebunden. Sie hätten damals einen gemeinsamen Freund gehabt, den Wenndorf, der sei auch bei B&H gewesen und Schlagzeuger bei „Landser“. B&H habe es schon gegeben, als Starke aus der Haft kam, We. habe ihn gefragt, ob er nicht mitmachen wolle, weil die besser organisiert seien als die „88er“, B&H habe viel mit rechten Konzerten zu tun gehabt, es habe Ärger mit den „88ern“ gegeben. B&H gebe es weltweit, Sachsen hätten dann die B&H-„Sektion Sachsen“ gegründet. Stefan La. habe damals We. als Sektionschef eingesetzt, weil die Gründer dem La. zu lasch gewesen sein und nichts gemacht hätten. We. habe dann fast schon zu viel gemacht. Be. sagt, da sei es um Hefte gegangen, wo We. zugeliefert habe und um viele Konzerte. Götzl hält weiter vor: We. habe auch seine weltweiten Kontakte zu den Bands genutzt, es habe eine Konkurrenz zu B&H Brandenburg um Gegeben. Unterstützung habe es auch bei Demos für die Berliner Sektion gegeben, z. B. beim 1. Mai. Be. sagt, laut Starke seien die Demos von der NPD angemeldet worden seien, die B&H-Sektion Sachsen habe keine eigenen Demos veranstaltet. Ergänzend hält Götzl vor, dass es Fußballspiele und Veranstaltungen in „altgermanischer Tradition“ gegeben habe, Mitglied sei man erst probeweise geworden, das sei organisiert wie bei Rockerclubs.

Götzl fragt zum Thema Gefangenenbetreuung. Be. sagt, das sei nicht Sache von B&H, sondern der HNG gewesen. Dann geht es um weitere Personen. Götzl verliest: Bei den Jenaern habe es auch noch eine Elke gegeben, etwas kleiner, 165 cm, und kräftiger, dunkelblond mit „Haarkranzfrisur“. Mit Enrico Ri. habe Starke mal „Stress“ gehabt, weil Ri. „mit einem Schwarzen rumgerannt ist als arischer Skinhead“. Rico [phon.] Au. sei ruhig gewesen, habe das Trio gekannt, der sei mit zusammen gewesen. Daniel Au. müsse das Trio auch gekannt haben. Götzl hält die Namen Michael Ne. und vor. Antje Of. sei mit Enrico Sp. befreundet gewesen. Be. bestätigt die Vorhalte.  Götzl sagt, dann sie die Vernehmung damals für eine Pause unterbrochen worden: „Ich denke wir nehmen das zum Anlass und unterbrechen jetzt auch zur Mittagspause.“

Weiter geht es um 13.07 Uhr. Aus dem Vernehmungsprotokoll hält Götzl vor, dass Michael Neumann ein „88er“ gewesen sei, ein guter Freund von Starke, der sei aber schon tot. Zu Michael und Antje Pr. habe Starke gesagt, er denke, dass Antje Pr. Kontakte zu Zschäpe gehabt habe, weil sich Frauen ja gerne untereinander unterhalten würden, wissen tue er es aber nicht. Be.: „Richtig.“ Zum Untertauchen des Trios habe Starke angegeben, so Götzl, dass sie plötzlich vor der Tür gestanden hätten, wie sie zu ihm gekommen seinen, wisse er nicht. Be. sagt, Starkes Erinnerung nach hätten die keine Taschen dabei gehabt und er habe auch nicht gewusst, ob die mit einem Auto gekommen seien. Zu den Gründen habe Mundlos gesagt, dass Böhnhardt die Haft antreten müsse und man Gras drüber wachsen lasse wolle, liest Götzl vor. Zur Frage, warum dann alle drei untertauchen müssten, habe Starke gesagt: „Die Drei waren ja ein Trio.“ Be.: „Ich glaube, das hat er einfach so stehen gelassen.“ Götzl hält vor, irgendwann seien die Drei bei Bu. gewesen, dem er, Starke, seine Möbel gegeben habe. Bei dem einen Besuch in der Wohnung von Bu. hätten die gesagt, dass sie keinen Kontakt mehr zu Starke hätten haben wollen, weil er eine bekannte Größe gewesen sei. Be. sagt, das habe Starke relativiert, es seien doch drei Treffen gewesen. Auf Frage von Götzl, ob das von Starke flüssig gekommen sei, sagt Be., sie hätten Starke erstmal erzählen lassen, weil sie davon ausgegangen seien, dass er nicht alles sagt, um ihm dann Vorhalte machen zu können.

Götzl hält aus der Vernehmung vor, dass laut Starke Mundlos der Wortführer gewesen sei und gesagt habe, dass die Drei sich absetzen wollten, wohin habe Mundlos nicht gesagt, das sei Starke schon komisch vorgekommen, aber er habe gewusst, dass die sehr eigen sind. Die Frage, ob St. und Bu. zusammen gewesen seien, habe Starke verneint, so Be. Götzl sagt, dann folge der Satz, dass Starke danach keinen persönlichen Kontakt mehr zu den Dreien gehabt habe. Be. bejaht, dass Starke von einem Telefonat mit Ro. berichtet habe, das sei es um „Kripo Live“ gegangen mit dem Fahndungsaufruf nach dem Trio. Starke habe es so dargestellt, als ob ihm erst an der Stelle klar geworden sei, weswegen die Drei gesucht werden, das müsse nach Mai 1998 gewesen sein, als Starke schon im Westen gearbeitet habe. Auf den Vorhalt, dass andere behaupten würden, er sei für das Untertauchen verantwortlich gewesen, habe Starke an seiner Version festgehalten, so Be. Götzl hält vor, dass Starke angegeben habe, er wisse nicht, wie Bu. ins Spiel gekommen sei, auch Ro. habe ihm nichts erzählt. Auf den Vorhalt, dass die Fi.-Brüder gewusst hätten, dass das Trio bei Bu. untergekommen ist, habe Starke ebenfalls gesagt, er habe davon nichts gewusst. Götzl hält vor, dass Starke davon ausgegangen sei, dass das Trio Chemnitz verlassen habe, da man nichts mehr vom ihnen gehört habe.

Zum bei ihm sichergestellten Schreckschussrevolver, habe Starke gesagt, so Be., dass er den 1989 oder 1990 in Bayern erworben habe und nur an Silvester mal verwendet habe. Zur Rolle von Hendrik La. und Kontakten zum Trio habe Starke gesagt, dass La. das Trio gekannt habe, er sich sich aber nicht mehr sicher sei, ob er La. angerufen hat wegen der Unterbringung der Drei. Zu We. habe Starke angegeben, dass er heute davon ausgehe, dass der die Drei gekannt haben muss, hält Götzl vor. Starke habe gesagt, so Be., dass We. bei dem Treffen mit Starke 2011 in Dresden etwas von einer Farm in Südamerika angegeben habe, wo die Drei aber hätten arbeiten müssen. Und We. habe gesagt, wieso Arbeiten, wenn man leichter Geld verdienen kann. Starke sei davon ausgegangen, dass We. sich auf die Banküberfälle bezogen habe. Götzl hält aus Starkes Aussage vor: We. habe bzgl. der Situation mit der Waffe, die ihm an den Kopf gehalten worden sei, von den Uwes erzählt, Beate habe We. in dem Zusammenhang nicht erwähnt. We. habe bei dem Treffen weiter gesagt, er sei gespannt, wie sich das entwickelt und wer in Chemnitz was aussagt. We. habe zurück nach Stuttgart gemusst und gesagt, er müsse Angst haben, was passiert, wenn herauskomme, dass er Kontakt zum Trio hatte, er arbeite mit vielen Ausländern zusammen. Starke habe zu We. dann gesagt, er habe ja das „Techtelmechtel“ mit Beate gehabt, und gehe davon aus, dazu noch befragt zu werden. Nach den Treffen habe We. Starke angerufen und erzählt, dass er „Scheiße an der Backe“ habe, weil Szczepanski bei den Behörden erzählt habe, We. habe 1998 oder 1999 für das Trio Waffen kaufen sollen, das habe auch schon in der Presse gestanden, daher habe We. es auch. We. habe gesagt, Szczepanski würde lügen, We. habe nichts mit den Waffen zu tun. Ein Reporter vom Tagesspiegel recherchiere, sei gut informiert und rücke ihn da mit rein. Vom Spiegel sei auch schon wer dagewesen. Darauf habe Starke zu We. gesagt: „Jetzt siehst du, was du davon hast, dass du überall mit gemischt hast.“ Be. bestätigt Götzls Vorhalte.

Götzl verliest: Starke habe Szczepanski 1992 in Königs Wusterhausen kennengelernt, We. habe Szczepanski auch daher gekannt. Schon kurze Zeit später sei Szczepanski inhaftiert worden. Götzl fragt Be., ob Starke von Artikeln berichtet habe. Be. sagt, Starke habe angegeben, für Szczepanskis Fanzine „United Skins“ Artikel geschrieben zu haben, und dass er davon ausgeht, dass der damals auch schon für den VS gearbeitet hat und die Artikel daher beim VS gelandet sind. Starke habe angegeben seit dem letztgenannten Telefonat keinen Kontakt mehr zu We. gehabt zu haben, das habe sich aber geändert. Götzl fragt, ob es Ergänzungen zum Untertauchen gegeben habe. Be. sagt, Starke habe das dann leicht anders dargestellt, dass er die Drei wahrscheinlich selber zu Ro gefahren hat, dass die ca. 4 Wochen bei Ro. geblieben seien, der nach zwei Wochen gesagt habe, die müssen raus. Des weiteren habe Starke angegeben, dass er sich dann mit bemüht habe, eine neue Unterkunft zu besorgen. Er habe auch nicht mehr gewusst, ob er nicht vielleicht doch St. oder Fi. angesprochen hat. Irgendwann habe Ro. gesagt, die seien in der Limbacher Straße und er, Starke, solle dahin fahren. Götzl macht den Vorhalt, dass Starke gesagt habe, er habe seine Kontakte nutzen sollen, damit die im besten Fall aus Deutschland raus kommen, in Chemnitz würden sie zu viele Leute kennen. Be. bestätigt den Vorhalt. Starke habe verneint, auf Ausweise angesprochen worden zu sein, so Be. auf Frage. Nach der Bedrohung durch Bauer seien nochmal Beamte des LKA gekommen mit Fragen zum Trio, denen habe er aber nicht getraut hält Götzl vor. Das sei laut Vernehmungsprotokoll 2003 gewesen, es sei auch eine Belohnung in Aussicht gestellt worden. Starke habe, nachdem er den Sprengstoff bekommen habe, Mundlos angerufen. Der sei am nächsten Tag alleine gekommen und habe das Päckchen abgeholt, bezahlt habe er nichts, Starke habe auch Wi. nichts bezahlt. Mundlos habe nicht gewusst, woher das Zeug war. Wenig später habe Mundlos erneut gefragt, ob Starke was besorgen könne, Starke, wisse nicht mehr, ob er Mundlos direkt abgesagt habe oder später. An dieser Stelle falle ihm, Starke, ein, dass Mundlos ihn nach Waffen gefragt habe. Er habe Mundlos später gesagt, er habe sich umgehört, was er aber nicht getan habe. Be. sagt, das habe Starke später korrigiert, dass er Wi. auch auf eine Waffe angesprochen habe. Götzl hält vor, zur Art des Sprengstoffs habe Starke gesagt, dass er gehört habe, dass Wi. mit TNT experimentiert habe, genaues sei nicht gesagt worden. Starke habe angegeben, er wisse nicht, ob ihm das auch damals übergeben worden sei, er habe auch nicht in das Päckchen geschaut. Be. sagt, dass sich laut Starke Mundlos später gemeldet habe, weil er den Sprengstoff nicht zünden konnte. Mundlos und Starke seinen sich „verarscht“ vorgekommen, ob das wirklich Sprengstoff ist. Wi. habe daraufhin erklärt, man brauche Zünder, die könne er aber nicht liefern, und das habe Starke auch so weitergegeben an Mundlos.

Dann gibt Be. seinen zusammenhängenden Bericht zur Vernehmung am 10.2.2012 ab. Da habe sich Starke vorher bei ihm gemeldet, so Be., habe aber nur einen Kollegen dran gehabt und geschildert, dass der We. ständig versucht habe, ihn zu kontaktieren, dann sei der Termin vereinbart worden. Sie hätten Starke dann nochmal die Möglichkeit gegeben, Sachen zu berichtigen aus der letzten Vernehmung, was Starke jedoch nicht getan habe. Im BGH-Beschluss hätten ja einige Vorwürfe gestanden, da seien Starke Punkte aufgefallen, die er richtig stellen wolle. Er sei nicht, wie im Beschluss stehe, 1998 mit Zschäpe zusammen gewesen, sondern 1996/97. Dann stehe drin, dass er für die Unterbringung bei Bu. verantwortlich gewesen, was nicht stimme. Und er solle logistische und finanzielle Unterstützung bis 2000 geleistet haben, was auch nicht stimme. Er sei nach der „Landser“-Geschichte aus der rechten Szene ausgestiegen. Später habe er das auf den Nachgang zum 1.5.2001 eingrenzen können, wo er von Leuten von B&H Senftenberg zum ersten Mal auf seine Aussage angesprochen worden sei, und eine Woche später sei dann bei einem Konzert seine Vernehmung in Kopie verteilt worden, danach sei es dann zu der Sache mit Bauer und Antje Pr. gekommen. Dann habe Starke geschildert, dass er mehrfach Anwählversuche von We. auf dem Telefon hatte. Einen Tag nach der ersten Vernehmung habe We. berichtet, dass bei ihm auch durchsucht wurde. Be. sagt, das stimme, am 25.1.12 seien tatsächlich etliche Durchsuchungen durchgeführt worden, auch bei We.s Freundin. We. habe gesagt, man habe ihn ED-behandelt und DNA entnehmen wollen, was er verweigert habe, worauf ihm ein Beschluss angekündigt worden sei. Starke habe dann gesagt, dass bei ihm auch durchsucht wurde und er ausgesagt hätte. Das habe dazu geführt habe, dass We. das Gespräch schnell beendet habe. Sie hätten nach der Einstellung von We. gefragt, ob es da nach Starkes Eindrücken einen Gesinnungswandel gegeben hätte. Starke habe gesagt, er wisse, dass We. noch Kontakte pflegen würde, aber nicht mehr zum „harten Kern“. Bei La. sei Starke bspw. noch davon ausgegangen, dass der noch stark in die Szene involviert sei, und zu dem habe W. keinen Kontakt mehr. We. habe auch im „Landser“-Verfahren ausgesagt und sei deswegen nicht so stark mehr in die Szene involviert. Ralf „“ Ma. sei ein alter Kontakt von We. gewesen, ein Skinhead aus Zwickau, der bei der Band „Westsachsengesocks“ („WSG“) gespielt und ein Gartenlokal für Veranstaltungen gehabt habe. Götzl fragt Zschäpe, ob sie noch bei der Sache sei, worauf Zschäpes Verteidiger RA Heer, sagt, es sei gut, eine Pause einzulegen. Götzl unterbricht bis 14.31 Uhr.

Danach geht Be. wieder auf ein. In der Schilderung von Starke sei dessen Gartenlokal für Partys und Konzerte in Zwickau genutzt worden. Ma. sei auch Betreiber eines Zwickauer Szeneladens und im „Landser“-Verfahren ebenfalls angeklagt gewesen, aber freigesprochen worden. Das sei einer der wenigen gewesen, die Starke seine Aussage nicht übel genommen hätten. Zu den Veranstaltungen von Ma. in Zwickau seien die Chemnitzer oft zugegen gewesen, We., La. und Starke. Des weiteren habe sich Starke erinnert, dass Ma. gute Kontakte nach Tschechien gehabt habe. Das erste Mal gesehen habe er, Starke, Ma. aber bei einem Konzert in der Slowakei. Es habe Skinheadtreffen in Tschechien mit der Band von Ma. gegeben. Das Konzert in der Slowakei müsse nach Starkes Haft, vermutlich im August 1996 gewesen sein. Zu der Frage, ob Marschner auch Kontakte in die Schweiz hatte, habe Starke nichts sagen können. Er habe aber erwähnt, dass Konzerte amerikanischer oder australischer Bands für einen Veranstalter zu teuer waren und es Tourneen gab, mit Konzerten in Ungarn, Schweden und der Schweiz. Über die entsprechenden Kontakte habe We. verfügt, auch über sehr gute Kontakte in die Schweiz. We. sei öfter dort gewesen wegen Konzerten und CDs, Ansprechpartner sei dort ein „Hammerskin“ namens Olivier gewesen, Nachname unbekannt. Olivier sei dann aber später, so habe sich Starke erinnert, zu B&H gewechselt und habe die „Sektion Schweiz“ gegründet. Olivier sei später mit einer Karolina [phon.] aus Polen zusammen gewesen, einer Vertreiberin rechter CDs, die ebenfalls etwas mit in den Vertrieb der „Landser“-CD zu tun gehabt habe. Die sei später in die Schweiz verzogen. Zu den Kontakten von We. zum Trio habe Starke gesagt, dass er den Widerspruch nicht auflösen könne. We. habe von der Geschichte mit der Waffe berichtet, andererseits habe er am Telefon gesagt habe, er habe die garnicht gekannt.

Dann hätten sie Starke gefragt, wie es aussieht mit weiteren Kontakten zu ehemaligen Szenegrößen nach der Vernehmung und rund um die Durchsuchungsaktionen. Da habe er keine weiteren genannt. Dann sei es um Uwe Menzel von den „Proissenheads“ aus Potsdam, der sei in die Geschichte mit Waffe von Szczepanski in irgendeiner Form involviert gewesen. Starke habe gesagt, Menzel sei B&H-Mitglied gewesen und habe öfter mit seiner Band in Chemnitz gastiert, sei aber viel in Berlin unterwegs gewesen. Ob er Kontakte zum Trio hatte, habe Starke nicht sagen können. An weiteren „Potsdamern“ habe Starke die „Proissenheads“, einen Bü., der als Security auf Konzerten eingesetzt worden sei, und einen weiteren Security, sowie Wenndorf von „Landser“ genannt. Man sei dann auf den Stefan gekommen. Bei Vorhalt des Namens Ap. habe sich Starke erinnert und gesagt, das sei der Cousin von Zschäpe, über den der Kontakt zustande kam. Der Kontakt sei über Fr. und Enrico Bö. zustande gekommen. Fr. und Ap. hätten beide einen Rottweiler gehabt und sich gut verstanden. Ap. habe zu den Jenaern gehört mit dem Trio, Kapke, der Elke und einem „Steini“ oder „Steinke“. Im weiteren Verlauf der Vernehmung sei es nochmal um die Zschäpe gegangen. Als er aus der Haft entlassen wurde, sei zu spüren gewesen, dass sie mit keinem der beiden Uwes mehr zusammen war. Auf einer Party habe es gefunkt. Sie sei mal in Chemnitz gewesen, er mal in Jena, die beiden Uwes seien aber immer dabei gewesen. Be. sagt, er glaube, da habe Starke gesagt, das ginge ihm „auf den Zeiger“.

Zur politischen Einstellung von Zschäpe habe Starke gesagt, dass für sie die NPD die einzige Partei sei, dass sie interessiert gewesen sei an Flugblatt-Aktionen, Demonstrationen usw. Er habe gedacht, dass sie ihn evtl. auch versucht hat, zu überzeugen, dass die Chemnitzer mehr an solchen Aktionen teilnehmen. Es sei aber niemand zu überzeugen gewesen. In dem Zusammenhang habe er ein Beispiel gebracht: die beiden Uwes seien in Chemnitz in Braunhemden aufgetaucht, das habe Ärger mit den „88ern“ gegeben, weil denen das zu „parteipolitisch“ gewesen, sie sich nicht vereinnahmen lassen wollten. Starke habe Zschäpe als ruhig und verschlossen geschildert, Alkohol und Drogen seien ein rotes Tuch für sie gewesen und sie habe nicht sonderlich Gesellschaft gesucht. Ihr Lebensinhalt sei die Gruppe, die Kameradschaft, der THS gewesen. Starke habe gesagt: „Ohne die Uwes war mit der nix los.“ Für Zschäpe sei, als Mundlos ins Internat ging, die Gruppe nicht mehr vorhanden gewesen. Wortwörtlich sei die Aussage gefallen: „Bei rechten Themen wurde sie munter.“ Er habe angeben, dass er Zschäpe interessant fand, auch an zusammen Wohnen gedacht habe. Es habe aber auch Phasen gegeben, in denen er Zschäpe vier Wochen nicht erreichen konnte, das habe Starke „Funkstille“ genannt. Danach habe es auch keine Erklärung gegeben, warum sie so lang nicht erreichbar war. Man habe sich im Einvernehmen getrennt, Starke habe gefragt ob man Kumpels bleiben könne und so sei es dann auch gekommen.

Dann hätten sie zu militanten Aktionen und dem Thema Gewalt gefragt. Starke habe geäußert, dass von Zschäpe Gewalt abgelehnt worden sei. Für sie sei Starke das beste Beispiel gewesen, dass man sich damit selber schade, weil er in Haft gesessen habe. Böhnhardt sei einer Schlägerei nicht abgeneigt gewesen, aber Zschäpe und Mundlos hätten ihn abgehalten. In dem Zusammenhang sei, so Be., der Satz gefallen: „Die wollten nicht auffallen.“ Dann habe Starke die „absolute Begeisterung“ für Tino Brandt der Drei geschildert, der sei „wie ein Gott“ für die gewesen und auch der Ansprechpartner für Demonstrationen für sie gewesen. Es sei auch eine Geschichte erzählt worden, dass Brandt mal in Rudolstadt in einem Veranstaltungsraum des THS nach Wanzen gesucht und auch welche gefunden habe, da seien die Drei total begeistert gewesen. Bei Kapke habe Starke das Wort „politischer Parteisoldat“ benutzt. Kapke sei kein erkennbarer Skinhead gewesen, habe Seitenscheitel getragen. Provokante Aktionen habe der gut gefunden, z. B. die Geschichte in Buchenwald. Starke habe Kapke als Typen beschrieben, mit dem nicht gut Kirschen essen ist, der auch schon mal hinlangen konnte. Ralf Wohlleben habe Starke persönlich nicht gekannt, nur aus den Gesprächen mit Mundlos. Daraus sei hervorgegangen, das das ein guter Kumpel von Mundlos sei und ein Kamerad vom THS, der auch mal eine Demonstration organisiert habe. An Holger G. habe sich Starke gar nicht erinnern können. Sie hätten ihm vorgehalten, dass G. angegeben hat, gemeinsam mit dem Trio Starke in Haft besucht zu haben, aber auch daran habe er sich nicht erinnern können.

Zum Thema Sprengstoffübergabe hätten sie thematisiert, warum Mundlos ausgerechnet Starke deswegen angesprochen habe. Starke sei davon ausgegangen, dass Mundlos ihm absolut vertraut habe. Als Grund für den Sprengstoff habe Mundlos gegenüber Starke angegeben, sie wollten damit experimentieren. Das sei gekommen, als sie ihn auf den Widerspruch, dass Gewalt abgelehnt und gleichzeitig Sprengstoff bestellt worden sei, hingewiesen hätten. Im weiteren Verlauf habe Starke gesagt, er sei von Wehrsportübungen ausgegangen. Starke habe nochmal ausführlich geschildert, dass Mundlos ihn persönlich angesprochen habe, nicht am Telefon und nicht bei einem Konzert, aus Angst vor Überwachung. Sie hätten Starke dann nochmal zu der Menge befragt, weil sie davon ausgegangen seien, dass ein Schuhkarton mehr beinhaltet als 500 g. Sie hätten Starke einen Tetrapack Milch hingelegt und Starke habe dann gesagt, dass es es eher ein Kilo war. Nach Mundlos Beschwerde wegen der fehlenden Zünder, habe sich Starke erneut mit Wi. getroffen und ihn auch nach Waffen und Sprengstoff gefragt habe, bei Waffen habe der aber Nein gesagt. Zünder habe er ebenfalls nicht besorgen können. Starke habe sich dann nicht mehr darum gekümmert, als Mundlos weiteren Sprengstoff haben wollte. Sie hätten Starke gefragt, ob er sich einen Reim darauf machen könne,  warum das Trio von Chemnitz nach Zwickau gezogen ist. Dafür habe Starke keine Erklärung gehabt. Sie hätten ihn dann noch zu weiteren Wohnungen in Chemnitz befragt, ob Sch. als Wohnungsgeber in Frage kommt. Da habe Starke keine Aussage zu machen können. Carsten Ri. habe Starke auf Bildervorlage nicht erkennen können, habe ihn aber von den „88ern“ gekannt. Starke habe auch gewusste, dass Ri. bei der Bundeswehr war, und dass er mal eine Fahrt mit Ri. nach Schweden gemacht hat und wegen Spritmangel liegen geblieben sei. Pierre Ja. und einen Schn. habe Starke nicht gekannt und auch auf Bildern nicht wiedererkannt. In der zweiten Vernehmung sei Starke weniger angespannt gewesen und man habe das Gefühl gehabt, dass er freier erzählt. Starke habe sich auch nicht mehr so in Widersprüche verwickelt.

Es folgt eine Pause, die bis 15.45 Uhr verlängert wird. Dann sagt Götzl, RA Heer habe ihn darauf aufmerksam gemacht, dass es seiner Mandantin nicht gut gehe. Deshalb sei Zschäpe in der Pause von Landgerichtsarzt Dr. Oefele untersucht worden. Oefele wird gehört und sagt, dass der Gesamtzustand von Zschäpe im Unterschied zur Vergleichsuntersuchung vom 5.12.2013 (siehe 65. Verhandlungstag) schlechter sei, und dass er Zschäpe heute für nicht mehr verhandlungsfähig halte. Es sei jedoch davon auszugehen, dass sich der Zustand bis morgen wieder gebessert habe.

Götzl sagt, Be. werde für den 29.4. erneut geladen, und der Verhandlungstag endet um 15.53 Uhr.

    » «