Einziger Zeuge war heute Enrico Theile, der mutmaßlich an der Beschaffung der Ceska-Pistole beteiligt gewesen sein soll. Viel erhellendes wurde durch seine Aussage nicht bekannt – Theile gab Erinnerungslücken vor und will sich an nichts erinnern können. Deutlich wurden jedoch seine Kontakte in die rechte Szene von Jena und seine Freundschaft zu den mutmaßlichen Ceska-Beschaffern Hans-Ulrich Müller und Jürgen Länger. Theile soll hier das Zwischenglied in der Verkaufskette der Ceska-Pistole sein.
Zeuge:
- Enrico Theile (mutmaßlicher Lieferant der Ceska 83-Pistole)
Der Beginn des Verhandlungstages verzögert sich wegen technischer Probleme bis 11.10 Uhr. Nach der Präsenzfeststellung beginnt die Befragung des für heute einzigen Zeugen Enrico Theile (siehe 94. Verhandlungstag), der seinen Zeugenbeistand RA Boysen dabei hat. Richter Götzl sagt, es gehe um Kenntnisse Theiles bezüglich der Lieferung einer Ceska 83 aus der Schweiz nach Deutschland, ob Theile Informationen habe, ob eine entsprechende Waffe an Andreas Schulz oder Jürgen Länger geliefert wurde. Das Mikrofon von Theile ist offenbar defekt, so dass die Sitzung erneut unterbrochen wird. Weiter geht es um 11.29 Uhr. Götzl: „Dann hoffen wir mal, dass wir die technischen Probleme für heute hinter uns haben. “ Theile: „Ja, also ich hab das alles gelesen, was ich gemacht haben soll und was passiert sein soll. Ich kann dazu nichts sagen.“ Er habe mit der Waffe nichts zu tun, habe keine Waffe gekauft, verkauft, gehandelt: „Es ist einfach so.“
Götzl fragt nach Länger und Schulz und den Angeklagten. Länger kenne er schon ewig, so Theile. Er, Theile, wohne ja in Jena in dem großen Wohngebiet, und alle die sein Alter sind kenne er natürlich. Länger kenne er seit der Schulzeit, 8. Klasse, der sei etwas älter. Aus der Schule kenne er auch Böhnhardt, da sei der 15, 16 Jahre alt gewesen und er selbst zwei Jahre älter. Aber das halbe Wohngebiet kenne Länger und auch Böhnhardt. Götzl fragt zum Verhältnis zu Länger und den anderen. Länger kenne er schon die ganzen vielen Jahre und in den letzten Jahren sehe er den öfters. Man treffe sich, grille zusammen. Er repariere Längers Auto: „Ich würde es Kumpel nennen.“ Man habe immer mal gleiche Interessen. Bei Böhnhardt, soweit er sich erinnern könne, sei es höchstens ein halbes Jahr gewesen, wo er mit dem herumgestanden habe, sie hätten sich getroffen. Er habe schon viel darüber nachgedacht und nachgelesen. Seiner Meinung nach habe Böhnhardt damals keine Springerstiefel getragen. Eine Erinnerung zu ihm sei, dass sie mal gestritten hätten. Er, Theile, habe zur Jugendweihe Geld geschenkt gekriegt und sich ein Moped gekauft. Das sei eines Tages umgeschmissen gewesen und Kameraden hätten ihm gesagt, das sei Böhnhardt gewesen. Das seien die letzten Erinnerungen an Böhnhardt. Sie hätten Streit gehabt, er wisse nicht, um was es ging. Das müsse so neunte, zehnte Klasse gewesen sein, kurz nach der Jugendweihe. Und das sei auch der Zeitraum, wo er den Böhnhardt kannte, wo sei geredet, sich getroffen hätten.
Götzl: „Was meinen Sie damit?“ Theile sagt., dass ihm Böhnhardt ein Begriff sei, er habe noch Bilder im Kopf, sonst nichts. Später irgendwann habe es dann einen großen Zeitungsartikel gegeben, dass Böhnhardt gesucht wird und zwei andere, wegen dieser Garage, die durchsucht wurde: „Man macht sich ja auch Gedanken, wo ist er denn hin, und so lange, und ja.“ Götzl fragt, ob Theile zur Zeit des Zeitungsartikels zu Böhnhardt Kontakt hatte. Theile: „Ja, mir kommt gerade noch ein Gedanke.“ Das mit dem Zeitungsartikel sei später gewesen, aber zuvor, seine Mutter habe seit DDR-Zeiten eine Garage von 300 in einem großen Garagengelände gehabt, und so 1997 habe er Böhnhardt ein, zwei Mal gesehen, wie er da ein Auto gewaschen hat: „Aber ich könne wetten, wir sind aneinander vorbeigegangen.“ Sie hätten sich nicht unterhalten, das sei nicht mehr freundlich gewesen, er wisse nicht mehr, worum der Streit damals ging. Auf Frage, ob Theile danach nochmal Kontakt zu Böhnhardt hatte, sagt der Zeuge: „Nicht dass ich wüsste.“ Er könne sich nicht dran erinnern.
Götzl fragt nach den anderen Personen im Zusammenhang mit dem Zeitungsartikel. Theile sagt, das sei auch im Bekanntenkreis diskutiert worden, dass Böhnhardt verschwunden ist. Aber die anderen habe er nicht gekannt. Inzwischen seien ihm die Namen Mundlos und Zschäpe ein Begriff. Er verneint, Mundlos und Zschäpe persönlich gekannt zu haben, er habe keinen Kontakt gehabt. Auch vom Sehen nicht: „Ich glaube nicht, nein.“ Den Namen Wohlleben kenne er, er wisse, wer das ist. Damals, zur Schulzeit, habe Wohlleben um die Ecke gewohnt. Aber er könne nicht sagen, ob Wohlleben älter oder jünger ist als er selbst. Zu Kontakten befragt, sagt Theile, dass sie vielleicht abends mal da gestanden hätten, er wisse es nicht. Und später habe er mit Wohlleben nichts zu tun gehabt.
Götzl fragt, wie häufig Theile und Länger sich in den letzten Jahren gesehen hätten. Sie würden sich vielleicht alle zwei Wochen mal sehen, so Theile Er sehe Länger öfters mal auf der Straße herumfahren, sie würden Essen gehen oder Kaffeetrinken oder Länger komme zu ihm und dann würden sie am Auto herumbasteln in der Garage. Oder man erzähle sich, was es so Neues gibt aus der Stadt. Götzl fragt, was gleiche Interessen heiße und Theile sagt, man verstehe sich eben miteinander. Er, Theile, habe nicht mehr allzu viel Kontakt zu Leuten aus Jena, er habe ein paar Jahre in Hessen gelebt. Länger habe ihm sein Auto geborgt für den Umzug und ihn dort mal besucht. Als er in Hessen gewohnt habe, habe ihn außer Länger keiner besucht. Götzl fragt, ob Theile zu Personen in der Schweiz Beziehungen habe. Theile sagt, er kenne schon viele Jahre einen Schweizer, den Herrn Müller, und den besuche er, wenn er Zeit und Urlaub habe, oder er fahre mit ihm in Urlaub. Er glaube, dass er Müller kennengelernt habe, als er sein erstes Auto hatte. Müller habe damals eine Autoverwertung gehabt oder dort gearbeitet. Er sei über jemanden mal zu ihm gekommen und habe ihn irgendwie kennengelernt, weil er, Theile, immer mal etwas gebraucht habe, da öfters aufgetaucht sei. Das sei sein erster Anlaufpunkt fürs Auto gewesen, weil da Werkzeuge gewesen seien. Das sei mehr so ein Schrottplatz, in der Nähe von Camburg, das nenne sich Kaatschen, so 30 km entfernt von Jena, sehr abgelegen. Da sei er, Theile so 19 Jahre alt gewesen. Müller sei Schweizer Staatsbürger und sei dann irgendwann zurückgegangen in die Schweiz. Er könne nicht mehr sagen, wie er Kontakt gehalten habe, so Theile, aber er habe Müller mal besucht. Müller lebe heute in einem Dorf bei Thun.
Götzl fragt, was Müller für ein Mensch ist, Theile sagt: „Könnte fast mein Vater sein, nein, so alt ist er auch nicht.“ Müller sei ruhig und sehr gastfreundlich. Götzl fragt, ob Theile bei Müller mal Waffen gesehen hat. Theile: „Also, Waffen habe ich nicht gesehen oder ich könnte mich nicht erinnern, bei ihm Waffen gesehen zu haben.“ Es habe mal vor Jahren den Fall gegeben, dass es in Müllers Bekanntenkreis Hausdurchsuchungen gab. Das Gespräch sei mal beim Abendessen dazu gewesen. Er, Theile, sei in Hessen auf Bahnhöfen unterwegs gewesen und da habe ein Fahndungsplakat wegen Waffen und „Dönermorden“ gehangen. Und abends seien sie dann im Gespräch mal drauf gekommen, dass es in Müllers Bekanntenkreis Hausdurchsuchungen gegeben habe: „Ich weiß nicht mehr, wie wir die Verbindung gezogen haben.“ Und es sei raus gekommen, dass es sich bei den Hausdurchsuchungen vermutlich um diese Waffe gehandelt haben solle, die da auf diesem Fahndungsplakat war. Zur Frage nach der zeitlichen Einordnung dieses Gesprächs sagt Theile nach einer Pause, das sei vielleicht so 2009 herum gewesen, er könne es aber eigentlich nicht sagen. Er mache das an seiner Arbeit fest, es sei um den Bahnhof Montabaur gegangen, und sei er damals oft unterwegs gewesen. Er glaube, dass das Gespräch damals um die Belohnung ging, dass er Müller das erzählt habe, dass da so ein Plakat hänge, da gebe es eine wahnsinnig hohe Belohnung: „Und ich glaube, er hat mir das dann erzählt von den Hausdurchsuchungen in der Schweiz.“
Götzl fragt, wann Th, in Hessen gelebt hat. Theile sagt, er habe von 2005 bis zu seiner Hausdurchsuchung 2012 in Limburg an der Lahn gelebt. Er sei an dem gleichen Tag, wo das SEK ihm die Wohnungstür eingetreten habe, ausgezogen. Das Gespräch mit Müller habe in der Schweiz stattgefunden, so Theile auf Frage. Mehr falle ihm dazu nicht mehr ein. Auf Frage sagt Theile, die Belohnung könne er nicht mehr sagen, aber sei extrem, unnormal hoch gewesen. Er glaube, so Theile, dass das Thema von ihm ausgegangen sei, sie hätten sich über Geld unterhalten. Er glaube, dass Müllers Frau dabei gewesen sei, könne es aber nicht beschwören. Götzl fragt, was damit gemeint sei, dass es raus kam, dass es sich bei der Durchsuchung um diese Waffe gehandelt habe. Theile sagt, die solle sich auf diesen Zusammenhang mit diesen „Dönermorden“ und diesen gesuchten Waffen bezogen haben. Deshalb habe es dort Hausdurchsuchungen in der Schweiz gegeben, oder man habe nach diesen Waffen da gesucht. Götzl: „Was hat Herr Müller dazu gesagt?“ Theile: „Ich kann es Ihnen nicht mehr sagen.“ Solange hätten sie sich da auch nicht drüber unterhalten. Das Gespräch mit Müller sei ihm später, als dieses abgebrannte Wohnmobil, wo der Böhnhardt drin gewesen sein solle, wieder eingefallen.
Götzl bittet Theile möglichst genau zu berichten, wie dieses Gespräch abgelaufen ist. Theile sagt, er könne es nicht sagen, er habe jetzt die Verbindung im Kopf, dass es das Gespräch gegeben habe, dass Fahndungsplakat und Belohnung erwähnt worden seien, und dass Müller gewusst habe, dass es in dem Zusammenhang in der Schweiz Durchsuchungen gab, zu diesen Waffen und „Dönermorden“. Er glaube, das sei nicht sehr lang gewesen, das Gespräch. Götzl fragt, wo diese Durchsuchung war. Das könne er nicht mehr genau sagen, so Theile, entweder bei Bekannten von Müller oder Müller habe nur davon gehört. Es könne sein, dass er, Theile, da was vermische, weil in der Anklageschrift habe das ja auch mit drin gestanden, dass es da Hausdurchsuchungen gegeben. Götzl fordert Theile auf, lauter zu sprechen. Theile wiederholt, dass er glaube, in der Anklageschrift habe das auch gestanden, dass es Hausdurchsuchungen in der Schweiz gegeben habe. Götzl fragt, welche Anklageschrift Theile meine, welche Kenntnisse Theile habe. Theile: „Äh, Anklageschrift, der Durchsuchungsbeschluss von meiner Wohnung.“ Auf Nachfrage, was da gestanden habe, sagt Theile, er habe den mit, das sei 2012 gewesen, er habe da nicht mehr rein geguckt. Götzl fragt, was da sinngemäß stand. Theile:“Ich würde das jetzt durcheinander mischen.“ Er habe sehr viel im Internet gelesen, wo viel „Hetze“ geschrieben worden sei gegen ihn.
Götzl fragt nach dem Kern des Beschlusses. Theile: „Gründung einer terroristischen Vereinigung, ich kann es nicht sagen, ich habe einfach zu viel gelesen in letzter Zeit.“ Götzl fragt, was Theile denn gelesen habe. Theile: „Ja, was die Zeitungen so schreiben. Und in gewissen Blogs, was hier Zeugen ausgesagt haben und gesehen haben wollen, zu den sogenannten Dönermorden, auch Videos.“ Götzl hakt nach und Theile sagt, er habe gelesen, dass die Waffe aus der Schweiz gekommen sein soll und dass Müller die Waffe gehabt haben soll. So sei es mehrfach geschrieben worden. Theile: „Und dann ist die Verbindung sehr schnell hergestellt zu mir und jetzt soll ich was damit zu tun haben mit dieser Waffe.“ Götzl fragt, wie die Verbindung zu Theile hergestellt wurde. Theile sagt, vermutlich weil er Böhnhardt mal gekannt habe und die Beziehung von ihm zu Müller sei auch bekannt. Götzl: „Ja, was haben Sie dazu nachgelesen, was meinen Sie damit, von wem ist die Verbindung hergestellt worden?“ Theile sagt, die sei von Reportern hergestellt worden: „Die schreiben ja was sie wollen.“ Es sei mehrfach geschrieben worden, dass die Tatwaffe aus der Schweiz kommen soll, er komme aus Jena und kenne einen Schweizer: „Deswegen sitze ich jetzt hier. Anders kann ich mir das nicht erklären.“
Götzl fragt, von welcher Waffe denn da jetzt die Rede war, Theile habe diese Fahndungsplakate angesprochen. Das könne er jetzt nicht mehr sagen, so Theile, es sei um die sogenannten „Dönermorde“ gegangen, und da seien Waffen abgebildet gewesen auf den Plakaten. Und jetzt im Nachhinein, was man da lese, gehe es um die Ceska-Waffe. Götzl sagt, es gehe um damals, was Theile wahrgenommen habe am Bahnhof Montabaur. Er habe sich da Essen geholt, so Theile, sei da vorbei gelaufen, stehengeblieben und habe sich das durchgelesen. Er glaube, dass drei Waffen abgebildet waren, aber er könne nicht mehr sagen, welche Waffen da drauf waren. Er habe da keinen Zusammenhang gesehen oder es habe keinen Grund gegeben, dass er sich das merke. Götzl hakt wieder nach. Theile sagt, es solle bei diesen Hausdurchsuchungen in der Schweiz um diese „Dönermorde“ gegangen sein, und damit auch um diese Waffen. Und in diesem Zusammenhang mit dem Plakat, den Waffen und der Belohnung sei das für ihn interessant gewesen. Dadurch sei das Gespräch in der Schweiz entstanden, und Müller habe erwähnt, dass es in diesem Zusammenhang in der Schweiz Hausdurchsuchungen gab. Götzl fragt, ob Müller gesagt habe, mit welchem Ergebnis. Das könne er nicht mehr sagen, so Theile, es sei ein kurzes Gespräch gewesen, es sei ihm nur im Nachhinein eingefallen, dass es das gegeben habe. Götzl fragt, welche Informationen denn Müller zu dieser „Dönermordsache“, wie Theile sage, hatte. Theile: „Der hatte davon gehört oder gelesen, ich weiß es nicht.“ Das Thema sei, glaube er, nur das eine Mal zur Sprache gekommen. Dass da Namen gefallen sind, wisse er jetzt nicht mehr, selbst wenn da Namen gefallen wären, würden ihm die jetzt auch nicht einfallen.
Götzl: „Was können Sie zum Thema Müller und Waffen allgemein sagen?“ Zu Waffen falle ihm gar nichts ein, antwortet Theile Er habe bei Müller keine Waffen gesehen. Er könne sich nicht erinnern, sich mit Müller überhaupt mal über Waffen unterhalten zu haben, nur dieses eine Mal mit dem Plakat. Götzl fragt, ob Müller mal Probleme mit dem Besitz einer Waffe gehabt habe. Ihm habe Müller nichts erzählt, so Theile, aber er habe im Internet gelesen, was Müllers Ex-Freundin ausgesagt haben solle, da solle es um irgendeine Waffe gegangen sein. Götzl fragt, was Theile im Internet gelesen habe. Theile sagt, da sei etwas geschrieben worden, dass, glaube er, eine Ex-Freundin von Müller irgendwelche Aussagen gemacht habe über Müller im Zusammenhang mit Waffen. Er kriege das nicht mehr zusammen. Götzl fragt, ob Theile mit Müller über die Durchsuchung bei ihm, Theile, gesprochen habe. Theile: „Ja natürlich, klar.“ Er habe Müller das erzählt was bei ihnen passiert sei. Müller sei ja auch verhaftet worden am Flughafen und in Untersuchungshaft in der Schweiz gewesen. Und das scheine der gleiche Zusammenhang wie bei ihm selbst zu sein, also die sogenannten „Dönermorde“. Götzl: „Das scheint? Gab es nicht was Konkreteres?“ Es gehe um die gleiche Sache, warum bei ihm „die Tür eingetreten“ worden sei, so Theile, bei Müller sei in dem Zusammenhang ja auch durchsucht worden. Er habe Müller alles berichtet, was an dem Tag der Durchsuchung bei ihm abgelaufen sei, so Theile Er habe in Hessen seine Zelte abgebrochen, habe einen neuen Job woanders gehabt. Die Wohnung sei schon gekündigt gewesen und fast leer geräumt. Sie hätten zwei Transporter da stehen gehabt: „Wir wären weg gewesen am Morgen. “ Und früh um fünf, halb sechs, habe das SEK die Tür eingetreten und sie überwältigt.
Götzl fragt, ob Theile Müller das berichtet habe. Theile: „Ich denke so ähnlich.“ Auf Frage, ob über die Hintergründe gesprochen wurde, sagt Theile, es könne sein, dass er Müller mal den Durchsuchungsbeschluss gezeigt habe. Er habe das damals vielen Leuten gezeigt, habe diesen Zettel mit sich herum getragen, und er glaube, dass er Müller das zu lesen gegeben habe. Es könne sein, dass er Müller am Telefon erzählt habe, dass bei ihm die Wohnung durchsucht wurde, und dann, als er mal bei ihm zu Besuch war, und dass dann Müller berichtet habe, was ihm passiert war. Götzl fragt, was am Telefon und was bei dem Treffen besprochen wurde. Theile sagt, er könne das nicht angeben: „Wissen Sie, was ich für Ärger habe auf Arbeit, mit meiner Freundin, in meinem Bekanntenkreis?“ Er könne nicht sagen, wie er da „rein gerutscht“ sei in diese Situation, das gehe jetzt so seit 2012, da würden Informationen auf ihn einprasseln, dass er das jetzt vermischen würden. Götzl wiederholt die Frage. Theile sagt, er könne jetzt nicht mehr sagen, was er Müller gesagt habe oder seinen Eltern oder Bekannten, das kriege er nicht mehr zusammen.
Götzl möchte wissen, was Theile denn von Müller erfahren hat. Theile sagt, er sei irgendwann da zu Besuch gewesen, und da habe Müller oder seine Frau erzählt, dass Müller, als er aus dem Urlaub wieder kam, am Flughafen verhaftet und erstmal in U-Haft gesteckt worden sei. Und Müllers Frau habe sich erstmal um alles kümmern, einen Anwalt suchen müssen. Götzl fragt, bei welcher Gelegenheit Theile davon erfahren habe. Das könne er nicht sagen, so Th, er sei manchmal einmal im Jahr dort, manchmal zweimal. Zuerst sei bei ihm die Hausdurchsuchung gewesen, dann bei Müller Götzl: „Also, Sie können nicht sagen, ob sie über seine Verhaftung mit ihm oder mit seiner Lebensgefährtin gesprochen haben?“ Er wisse nicht, ob Müller bei dem ersten Gespräch noch in U-Haft war, er wisse nicht, mit wem er das Gespräch hatte. Götzl: „Dann erzählen Sie doch mal, welche Informationen Sie bekommen haben.“ Er glaube, er habe da mal angerufen, so Theile, und da habe Müllers Frau gesagt, dass er verhaftet und nicht zu Hause sei. Und dann sei er irgendwann mal dort gewesen, da sei Müller auch da gewesen, und sie hätten sich über die Sachen unterhalten. Müller habe ihm den ganzen Schreibkram gezeigt, zumindest habe er, Theile, sich das mal durchgelesen, was Müller da vorgeworfen werde. Götzl fragt, was Theile gesehen habe, und Theile sagt, er habe Durchsuchungsbeschluss gesehen. Auf die Frage, was da drin gestanden habe, sagt Theile, seiner Meinung nach sei es um diese „Dönermorde“ gegangen, um die gleiche Sache, „warum ich hier sitze“. Götzl sagt, jetzt werden die Mittagspause eingelegt, an Theile gerichtet, sagt er: „Ich bitte Sie, dass Sie sich diese Dinge durch den Kopf gehen lassen, Herr Theile“
Um 13.38 Uhr geht es weiter. Götzl: „Gibt es von Ihnen zunächst etwas zu ergänzen?“ Theile: „Da fällt mir jetzt nichts ein.“ Götzl sagt, man sei bei den Gesprächen mit Müller in der Schweiz stehengeblieben und fragt, wie viele es gegeben habe und mit welchem Inhalt, Thematik Waffe: Theile sagt, es sei nicht direkt um die Thematik Waffe gegangen, es sei um die Hausdurchsuchungen gegangen, was Müller widerfahren sei. Götzl sagt, es gehe um das Inhaltliche. Theile sagt, das könne er jetzt nicht wiedergeben. Götzl erwidert, das liege nicht lang zurück. Theile: „Sie wissen gar nicht, wie oft ich Rechenschaft ablegen muss durch die ganze Presse und so.“ Er würde das alles durcheinanderbringen. Götzl erinnert Theile daran, dass er nichts weglassen dürfe. Götzl fragt, was denn Theile jetzt vorgeworfen wurde. Theile: „Ich habe das Schriftstück dabei, ich kann es vorlesen.“ Götzl sagt, er wolle, dass Theile es in eigenen Worten sagt. Theile sagt, der Beschluss begründe sich auf den Vorwurf des Mordes und der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Götzl fragt, gegen wen der Vorwurf sich richte. Theile: „Gegen mich.“ Theiles Zeugenbeistand interveniert und sagt, es handele sich um den Beschluss des BGH gegen Wohlleben. Theile sagt, dann habe er das verwechselt: „Aber ich fühle mich da beschuldigt, mir wurde die Tür eingetreten.“
Götzl fragt, was Müller vorgeworfen wurde, es gehe nicht um den Wortlaut. Theile sagt, er habe sich das durchgelesen, aber er könne sich nicht mal mehr an sein eigenes Schriftstück erinnern. Götzl erwidert, dass ihm das nicht plausibel erscheine und fragt, wie lange das zurück liegt. Theile: „Zwei Jahre.“ Götzl sagt, das sei ja eine heftige Sache, es gehe um die Vorwürfe gegen Müller und Theile und Theile könne sich nicht erinnern. Theile sagt, er habe zu den Polizisten noch gesagt, das komme ihm vor wie ein Märchenbuch, das sei nicht plausibel. Götzl erwidert, Theile bewerte es heute noch, dann müssen er doch wissen, was drinsteht: „Das klingt so, als ob Sie ausweichen würden.“ Götzl ermahnt Theile erneut, dass er nichts verschweigen dürfe. Es gehe darum, was zwischen Müller und Theile gesprochen wurde. Theile: „Ich kann es nicht sagen, ich weiß es nicht.“ Mit Müller habe er zuletzt im Februar Kontakt gehabt, sie seien zusammen im Urlaub in Thailand gewesen, ca. drei Wochen. Götzl fragt, ob Theile bei der Gelegenheit über diese Angelegenheit mit Müller gesprochen hat. Es könne sein, dass er, Theile, gesagt habe, dass er ständig hierher fahren müsse. Götzl hakt nach und Theile sagt: „Ich glaube, ich habe es ihm erzählt, ja.“ Götzl fragt, was sonst noch gesprochen wurde. Theile sagt, darüber sei eigentlich nicht mehr darüber gesprochen worden: „Weil der blockt dann ab und redet da nicht mehr drüber.“ Götzl: „Bei welcher Gelegenheit hat er abgeblockt?“ Theile sagt, sich das einmal gegenseitig gezeigt, er, Theile habe gesagt, dass er ständig vorgeladen werde nach München: „Das war’s.“ Götzl: „Sie sagen, dass Sie seither nicht mehr drüber gesprochen haben?“ Theile: „Nicht mehr intensiv, denn das nervt, ich möchte nicht mehr damit konfrontiert werden.“
Götzl: „Sind Sie schon einmal wegen einer Falschaussage verurteilt worden?“ Das bejaht Theile. Er wisse nicht mehr wann, das sei vielleicht acht Jahre her. Götzl: „Also bleibt es jetzt dabei.“ Götzl fragt, wie häufig und mit welchem Inhalt jetzt über diese Vorwürfe gegen Müller gesprochen wurde. Theile sagt, er könne sich daran wirklich nicht erinnern. Auf Frage sagt Theile, seiner Kenntnis nach würden sich Länger und Mü nicht kennen. Er bejaht, mal mit Länger über die Durchsuchung bei ihm, Theile gesprochen zu habe, Länger habe sich seinen, Theiles., Beschluss durchgelesen und er sich Längers. Götzl: „Das ist ja nicht ‚darüber sprechen'“. Klar hätten sie auch drüber gesprochen, so Theile, aber er wisse nicht mehr, welche Sätze und Worte da gefallen sind. Länger habe erzählt, wie die Polizei sich nachts um sein Haus positioniert habe. Und er selbst habe gesagt, dass die Polizei unvorbereitet gewesen sei, die hätten nicht gewusst, dass er umziehe, dass da eine Frau gewesen, die hätten gar nichts gewusst. Auf die Frage, ob denn bei Länger etwas gefunden wurde, sagt Theile: „Waffen? Nicht dass ich wüsste.“ Götzl fragt, ob Theile Länger gefragt habe, ob der mit der Waffensache etwas zu tun hat. Er glaube nicht, so Theile, er frage jetzt nicht die Leute ob sie Waffen handeln und mit kriminellen Vereinigungen zu tun haben. Götzl: „Ich habe gefragt, ob er sich geäußert hat?“ Seiner Meinung nach habe sich Länger nicht geäußert, so Theile.
Auf Frage sagt Theile, Länger sei wie er selbst in Karlsruhe zum Verhör gewesen und auch hier in München. Götzl möchte wissen, ob sie darüber gesprochen habe, was Länger bei den Vernehmungen angegeben hat. Theile sagt, er glaube, dass Länger es ihm erzählt hat, aber er könne das jetzt nicht wiedergeben. Das gleiche sei auch im Internet geschrieben worden und das würde er jetzt vermischen. Götzl fragt, ob es Abweichungen zwischen dem Internet und dem, was Länger erzählt hat, gegeben habe. Das wisse er nicht, so Theile, das habe ihn nicht interessiert: „Nur, dass es hier nicht lange gedauert hat.“ Götzl fragt zu den Vernehmungen bei den Ermittlungsbehörden, ob das auch im Internet. Theile sagt, er habe Länger erzählt, was ihm in Karlsruhe widerfahren sie und das müsse bei Länger ähnlich gelaufen sein. Wieder sagt Götzl, es gehe um den Inhalt der Angaben, und wieder sagt Theile er könne sich nicht erinnern. Auf Frage sagt er, er glaube, dass er Länger nur erzählt habe, wie er da behandelt worden sei in Karlsruhe. Er sei zweimal vernommen worden, so Theile auf Frage, einmal in Karlsruhe und einmal nach der Durchsuchung. Er habe nach dem ersten Mal habe er auch mit Länger darüber gesprochen, er habe ja auch Längers Auto gerade in Limburg gehabt für den Umzug. Das sei ja auch durchsucht worden. Das habe er Länger alles erzählt, wie es abgelaufen ist.
Götzl fragt wieder nach Müller. Theile sagt, er glaube, er habe Müller irgendwann mal erzählt, dass er in Karlsruhe war und vernommen wurde. Götzl fragt, ob er Müller erzählt habe, was er angegeben hat. Theile: „Ich glaube nicht.“ Götzl: „Das ist für mich schwierig, mir das vorzustellen.“ Theile sagt, er könne sich ja selber nicht mehr dran erinnern: „Und es gibt auch Leute, die das nicht so intensiv interessiert.“ Götzl: „Mich interessiert es jetzt aber!“ Götzl fragt, wen Theile damit meine. Theile sagt, er meine Müller, der frage nicht nach: „Ich habe ihm das erzählt, was mir widerfahren ist, und gut.“ Götzl fragt, was Th mit „was mir widerfahren ist“. Er meine den Ablauf zum Beispiel, so Theile Götzl: „Den Inhalt nicht?“ Theile sagt: „Was im Beschluss steht zu dieser ganzen NSU-Sache.“ Es sei aber nicht genau inhaltlich gewesen, er könne jetzt auch nicht mehr sagen, was er damals erzählt habe in Karlsruhe. In Karlsruhe sei es um Waffen gegangen, so Theile auf Frage. Auf Nachfrage, was „um Waffen“ bedeute, sagt Theile, er wisse es nicht mehr. Er habe soviel darüber gelesen in der Zwischenzeit, ihm falle auf Anhieb nichts mehr ein dazu.
Götzl fragt, was „Kumpel“ und was Freundschaft für Theile ausmache. Das könne er so nicht sagen, antwortet Theile. Er habe keine Freunde, die meisten seien Kumpels. Müller sei ein Kumpel, der sehr gastfreundlich sei, er könne da hinfahren wenn er will. Götzl fragt, was dann einen Freund ausmache. Theile: „Ich weiß es nicht, ich habe darüber nicht nachgedacht.“ Götzl erwidert, Theile verwende die Worte und grenze beides gegeneinander ab. Freundschaft gebe es für ihn eher in der Familie, so Theile, durch die Erfahrungen der letzten Jahre sei er da sehr vorsichtig geworden. „Das sind alles nur Kumpels um mich rum.“ Das seien Menschen, mit denen man zu tun hat, in den Urlaub fährt, aber man müsse doch nicht befreundet sein. Manche Männer würden nach einer Woche zu einer Frau sagen: „Ich liebe dich.“ Bei ihm würde es sehr lange dauern, bis er sage, das ist eine Freundschaft. Vielleicht sei er mit Müller befreundet, weil es ja schon ein paar Jahre gehe. Aber das sei seine Sache und er wisse auch nicht, was das jetzt hiermit zu tun habe. Götzl sagt, es komme schon darauf an, wie Theile zu Müller und Länger steht.
Dann fragt Götzl, ob Theile gegenüber Müller die Durchsuchung bei Länger angesprochen habe. Das könne sein, dass er erzählt hat, dass es da noch jemanden gibt, bei dem es eine ähnliche Durchsuchung gab, aber er glaube es nicht, er wisse nicht, warum er das Müller erzählen solle, warum er mit Müller über Zschäpe und „diese ganze Geschichte“ reden solle. Götzl: „Ja, weil bei Ihnen durchsucht wurde, weil Herr Müller in Haft war, ist das kein Grund?“ Er glaube, er habe sich mit Müller nicht über Länger unterhalten, vielleicht beiläufig er erinnere sich nicht. Es könne sein, so Theile auf Frage, dass er mit Länger über Müller gesprochen hat, dass es ihm, Theile, vorgeworfen werde, weil er jemanden kenne in der Schweiz, dem das auch vorgeworfen wird. Götzl sagt, es gehe ihm gerade darum, ob Theile mit Länger über Müller geredet habe. Theile sagt, er glaube nicht, dass er Länger erzählt habe, dass Müller in U-Haft gewesen sei und was dem widerfahren sei. Dem Müller habe er, glaube er, auch nicht erzählt, was mit Länger ist. Götzl sagt, Müller sei ein Freund, es gehe um Umstände die Theile, Müller und Länger betroffen haben, und fragt, ob das kein Gesprächsthema gewesen. Theile sagt, am Anfang sei das Thema gewesen: „Aber dann nicht mehr, das nervt nur noch.“ Bei einer neuen Vorladung, da schaue man im Internet nach und lese über sich selber nach, nicht über Müller, Länger oder über andere Leute. Kurz nach den Durchsuchungen sei das aktuell gewesen, aber danach flache das ab, man rede nicht mehr darüber. „Das ist dann auch egal.“
Auf Frage sagt Theile seiner Meinung nach würden sich Müller und Länger nicht kennen. Götzl: „Wie kommen Sie dazu?“ Theile sagt: „Fragen Sie die.“ Er habe nichts wahrgenommen, dass sich diese Personen mal gesehen hätten. Götzl fragt, ob Müller mal Einfluss genommen habe, wie sich Theile bei den Vernehmungen verhalten solle. Theile: „Nicht dass ich wüsste.“ Er könne sich nicht an so etwas erinnern. Götzl stellt die gleiche Frage bezüglich Länger und Theile sagt, er glaube, er habe sich mit Länger mal über rechtliche Sachen unterhalten, ob man aussagen müsse oder nicht, aber nicht speziell um den Vorwurf: Es sei darum gegangen, ob die Sache wirklich verjährt ist oder nicht. Auf Nachfrage sagt Theile: „Ist das verjährt, wie das den Zeugen hier erzählt wird, oder nicht.“ Er glaube, sie seien dabei stehengeblieben dass das nicht verjährt ist. Das sei Längers Meinung gewesen und inzwischen auch seine eigene. Götzl fragt, was denn jetzt verjährt sein solle oder nicht. Theile sagt, es gebe viele Hinweise, dass vielen Zeugen gesagt worden, das sei verjährt und sie könnten jetzt aussage, es passiere ihnen sowieso nichts. Man könne nachlesen, dass vielen Zeugen gesagt worden sei, sie könnten jetzt erzählen, was sie wissen. Götzl fragt, worum es da gehe, was jetzt verjährt sein solle. Theile: „Dieser ganze Sachverhalt, diese Fragen die Sie hier stellen, den Zusammenhang mit der terroristischen Vereinigung.“
Bei Länger solle es, so Theile auf Frage, angeblich eine Aussage geben, dass der eine Waffe weiterverkauft hätte in diesem Zusammenhang. Götzl: „Und was hat das mit Ihnen zu tun?“ Theile sagt, das wisse er auch nicht, aber darüber hätten sie geredet. Er habe nur Bruchstücke, was er mit Länger besprochen habe. Götzl sagt, bisher habe Theile nur das gesagt, was Länger betrifft: „Und was Sie jetzt anbelangt?“ Theile sagt, die Presse schreibe überall, er, Theile, habe das Ganze vermittelt. Deswegen gehe es bei ihm jetzt auch um Waffenhandel. Darüber hätten sie sich unterhalten. Der Hintergrund sei gewesen, ob man hier aussagen muss oder nicht: „Denn eigentlich fühle ich mich als Beschuldigter.“ Ihm sei die Tür eingetreten worden, und wenn er hier zur Tür raus gehe, werde er fotografiert: „Was geschrieben wird im Internet, in der Zeitung, Wahnsinn. Wie oft ich hier herfahren muss nach München.“
Götzl fragt, ob Theile von seinem Konto mal größere Geldbeträge abgehoben habe. Theile sagt, da solle hier ein Polizist ausgesagt haben, dass er nach der Verhaftung von Wohlleben Geld abgehoben habe. Er könne gerne seine Kontoauszüge der letzten Jahre hier vorlegen. Er mache, sobald er Geld habe, immer sein Konto leer und nicht nur, wenn Wohlleben verhaftet wird. Er vertraue niemandem, auch nicht der Bank. Zu dieser Aussage dieses Polizisten wolle er gern noch was sagen, so Theile. Der sei mit der Durchsuchung betraut gewesen und habe ausgesagt, dass Navigationsgeräte ausgewertet worden seien, und Theile sich in Chemnitz vor Schulen aufgehalten und in Zwickau eine Straße mehrfach durchquert habe, wo die Drei gewohnt haben sollen. Er habe daraufhin seinen Arbeitgeber gefragt, ob er ihm die Dienstpläne schicken könne und am 10.4.2008 habe er Spätschicht in Hessen gehabt. Diese Information sei angeblich aus einem Navigationsgerät von ihm gekommen. Theile bestätigt, dass das sichergestellt worden sei, es sei ein „TomTom“. Er wollte damit nur sagen, dass es hier sehr viele Aussagen gebe von „sogenannten Zeugen, die nicht der Wahrheit entsprechen.“ Theile verneint, sich in der Nähe von Schulen aufgehalten zu haben, genau an dem Tag habe gearbeitet, er sei da gar nicht in Jena und Zwickau gewesen, aber solche Aussagen seien höchstwahrscheinlich hier getätigt worden von einem Polizisten. Götzl fragt nach dem Namen des angesprochenen Polizeibeamten. Das könne er jetzt nicht sagen, aber er habe das ausgedruckt, so Theile. Er blättert in Papieren und sagt, das beziehe sich auf den 85. Verhandlungstag, 18. Februar 2014. Es folgte eine Unterbrechung bis 14.53 Uhr.
Dann beginnt Götzl mit Vorhalten. Zunächst verliest er aus der Vernehmung 26.4.2012, dass Theile angegeben habe, vor zwei Jahren bei Müller zu Besuch gewesen zu sein, dieser habe beim Abendessen erwähnt, dass es bei einem von ihm zu einer Durchsuchung gekommen sei. Götzl fragt, ob ein Name gefallen ist. Theile: „Selbst wenn würde ich mich nicht erinnern können.“ Theile sagt, es solle sich um „den Anton“ handeln, das habe er nachgelesen, aber er könne nicht sagen, dass Müller ihm den Namen erzählt hat. Götzl verliest die Aussage, dass Theile, als von dem brennenden Wohnmobil und Waffenfunden berichtet wurde, sofort an Böhnhardt gedacht habe, weil der schon so lang weg war. Im Radio sei gekommen, dass es sich um schon länger Vermisste oder Gesuchte aus Jena handelt, so Theile da habe sofort an Böhnhardt gedacht. Auf Nachfrage sagt Theile, die seien ja die ganzen Jahre verschwunden gewesen, Böhnhardt sei ja nicht mehr aufgetaucht. Ab und zu sei das Thema gewesen, wenn man mal Leute wieder getroffen habe aus der Schulzeit. Götzl fragt, ob denn von in den Medien oder sonst mal von Uwe Böhnhardt die Rede gewesen sei, denn er lese das hier so, dass Theile das dachte, bevor der Name gefallen war. Theile sagt, es sei seine Vermutung gewesen, dass der das sein könnte. Es habe die Meldung gegeben, dass die zwei gefundenen Personen im Wohnmobil vermutlich aus Jena sind, die vermisst werden. Das sei sein persönlicher Gedanke gewesen.
Götzl fragt, ob Theile denn auch im November 2011 mal Geld abgehoben habe. Theile: „Immer.“ Er lasse nur soviel Geld auf dem Konto, dass er nicht Gebühren zahlen muss. Er habe das abgehobene Geld von 50- in 500 Euro-Scheine tauschen wollen, da habe ihn seine eigene Bank wegen Geldwäsche angezeigt. Götzl: „Gab es mal andere Gründe, weshalb sie Geld abgehoben haben?“ Theile: „Ich habe halt mein Geld abgehoben.“ Götzl hält die Angabe Theiles zu einem Asservat vor, dass soweit auf dem Umschlag die Zahl 1000 Euro steht, es sich um einen verlorenen Betrag von 1000 Euro handele. Theile sagt, er habe in Limburg, vermutlich im Zug, seine Ausweismappe verloren. Er habe immer eine kleine Mappe dabei, auch heute. Und da habe er immer 1.000 Euro drin. Das Ding habe er verloren. Götzl sagt, im Vernehmungsprotokoll stehe, dass Theile als „diese ganze Nazisache“ hochkam, klar gewesen sei, dass diese ganze Sache mit Müller und den Waffen auf ihn, Theile, zurückfällt, und da haben er Bargeld bei sich haben wollen fürs Gefängnis. Theile: „Kann ich jetzt nichts dazu sagen. Also so der Satz ist mir jetzt…“ Er wisse jetzt nicht, was er dazu sagen soll. Götzl: „Ja haben Sie das damals so geäußert?“ Theile sagt, vielleicht anders formuliert, er könne sich das nicht erklären. Fakt sei, dass er in Jena viele Probleme gehabt habe, viele Vorhaltungen und Freispruch, und er habe immer mehr Bargeld einstecken, denn falls irgendwas passiere, brauche man das.
Götzl möchte wissen, ob Theile das Geld abgehoben hat, für den Fall, dass er verhaftet werden könnte. Theile sagt, es könne sein, er rechne immer damit, weil er das ja schon ein paar Mal erlebt habe: „Das sehen wir auch hier, da ich hier sitze.“ Götzl wiederholt: „Da war mir klar, dass die Sache mit Herrn Müller und den Waffen auf mich zurückfällt“. Das habe er so nicht gesagt, diese Formulierung, erwidert Theile. Das sei jemand anderes gewesen, der diesen Satz so formuliert und da hingeschrieben habe. Götzl hält vor, dass Theile bei der Vernehmung auf die Frage, wieso er Sorge hatte, im Zusammenhang mit den NSU-Ermittlungen in U-Haft zu kommen und wieso diese Sorge auf Müller und Waffen bezogen sein soll, gesagt habe, dass ihm klar gewesen sei, das seine frühere Bekanntschaft mit Böhnhardt herauskommt und seine Freundschaft mit Müller bekannt wird, und Müller war ja schon mal festgenommen wegen einer Waffensache in Deutschland. Theile: „Kann schon sein.“ Götzl: „Was kann sein?“ Es könne sein, so Theile, dass er sich die Zusammenhänge zusammen gesponnen und damit gerechnet habe. Schließlich sei ihm ja auch die Tür eingetreten worden im Zusammenhang mit Waffen. Die Aussage sei ja zu einem Zeitpunkt gewesen, wo man ihm schon die Wohnung durchsucht und er schon viel nachgelesen habe. Auf Nachfrage sagt Theile: „Ja, dass der Müller in Zusammenhang mit einer Waffe gebracht wurde.“ Götzl sagt, es gehe doch um die Sorge, in U-Haft zu kommen. Theile sagt, das sei der gleiche Grund, warum er jetzt hier sitze. Daran habe er gedacht: „Der ist ja nicht abwegig der Gedanke.“
Götzl fragt, wegen was für einer Waffensache in Deutschland Müller hier verhaftet wurde. Das könne er nicht so genau wiedergeben, so Theile, er glaube Müller sei in Deutschland mal verhaftet worden. Götzl: „Warum haben Sie das nicht angegeben, als ich Sie das gefragt habe?“ Theile antwortet, er denke nicht ständig an alles, es prasselten viele Informationen auf ihn ein. Götzl verliest, dass Theile in der Vernehmung vorgehalten worden sei, dass das nicht erkläre, dass man sich mit Bargeld fürs Gefängnis versorgt, darauf habe Theile gesagt, er habe sich dadurch dass die Waffen alle von Müller stammten Sorgen gemacht. Theile: „Stammen sollten!“ Er habe das nicht so gesagt. Götzl fragt, was Theile damit meine, dass die Waffen von Müller stammen sollten. Die Durchsuchung bei ihm sei im Zusammenhang mit der Schweiz getätigt worden, mit diesem Anton, der sie gekauft haben solle, sagt Theile. Götzl sagt, von dem „Anton“ habe er bisher nichts gehört von Theile. Theile erwidert, den habe er vorhin erwähnt. Die Frage, ob Müller vom „Anton“ gesprochen hat, verneint Theile, das habe bei ihm, Theile, im Durchsuchungsbeschluss gestanden. Es könne sein, dass er mit Müller darüber gesprochen hat, er könne es jetzt nicht sagen. Götzl wiederholt: „aber dadurch, dass die Waffen alle von Herrn Müller stammten, habe ich mir Sorgen gemacht“. Theile sagt, er glaube nicht, dass er das gesagt habe. Götzl zitiert aus dem Protokoll, dass der Zeuge nach dem Durchlesen gesagt habe, dass er das nicht gesagt hat, gleichwohl würden alle drei Vernehmungsbeamten sagen, dass sie ihn nicht aus dem Protokoll entfernen. Theile: „Genauso war’s, der Satz ist mir untergeschoben worden.“
Da stehe auch nicht drin, wie so eine Vernehmung ablaufe, dass man da angeschrien werde. Da sei „rumgetobt“ worden, so Theile auf Nachfrage, da springe jemand auf, schreie rum, haue auf den Tisch. Götzl: „In welchem Zusammenhang?“ Mit der Befragung, so Theile, und diesen Satz habe er so nicht gesagt. Götzl fragt, bei welchen Themen wer rumgesprungen sei und getobt habe. Theile sagt, das könne er jetzt nicht mehr sagen, das sei im Laufe der Vernehmung gewesen. Götzl sagt, Theile wisse zwar, dass herumgetobt wurde, aber an eine Person erinnere er sich nicht. Irgendwann sei der Staatsanwalt aufgesprungen, habe „extrem rumgeschrien“, so Theile, er habe sich da bedroht gefühlt. Auf Nachfrage sagt Theile der Staatsanwalt sitze hier neben ihm [gemeint ist OSta Weingarten]. Bei welchen Themen das gewesen sei, könne er jetzt nicht mehr sagen.
Götzl hält vor, dass Theile bei der Vernehmung der Vorhalt gemacht wurde, der Umstand, dass er im November 2011 bei den Berichten zum Wohnmobil direkt an Böhnhardt gedacht habe, erkläre nicht, wieso er auf eine Verbindung Böhnhardt, Müller und zu ihm selbst komme und Angst vor U-Haft habe. Daraufhin sei Theile gefragt worden, so Götzl weiter, ob er geahnt habe, dass es eine Verbindung zu den Waffen und den Taten gibt, worauf Theile geantwortet habe: „Meine Gedanken gingen in diese Richtung.“ Theile antwortet: „Den letzten Satz kann man auslegen, wie man will.“ Götzl: „Wir werden uns schon ein Bild von der ganzen Sache machen.“ Theile sagt, er vermute, dass er da nur einen Punkt gemeint habe, welchen wisse er nicht mehr, zum Beispiel Böhnhardt. Er glaube, dass er das auch nicht unterschrieben hat. Götzl fragt, wieso nicht. Theile sagt, weil er es so nicht gesagt habe, „diese Behauptung, die zwei drei Sätze die Sie jetzt gerade rausziehen aus der Vernehmung“. Götzl sagt, er wolle differenziert wissen, was richtig war und was nicht. Das könne er jetzt nicht mehr wiedergeben, so Theile. Götzl fragt, ob das, was Theile ihm auf seine Fragen geantwortet hat, richtig ist oder es da etwas zu korrigieren gibt. Theile: „Da müssten wir Satz für Satz nochmal durchgehen.“ Götzl sagt, dann werde man es Satz für Satz durchgehen. Es würde ihn schon interessieren, ob Theile mir vorhin die Unwahrheit gesagt hat oder nicht. Zuerst sagt Theile, die Vernehmung sei lange her. Nachdem Götzl sagt, es gehe um die jetzige Vernehmung hier, sagt Theile nach einer Pause: „Wir reden seit Stunden hier.“ Nur die Sätze, die hier gestanden hätten, hätten ihm nicht gefallen, und er habe festgestellt, dass er das so nicht gesagt habe. Götzl unterbricht die Sitzung bis 15.41 Uhr.
Danach hält Götzl erneut die Passage aus der Vernehmung zu dem Umschlag mit den 1.000 Euro vor, dass Theile Bargeld fürs Gefängnis haben wollte, weil er nach der „Nazisache“ schon damit gerechnet habe, dass bei ihm die Tür eingetreten wird und er in Haft kommt. Theile sagt, er wisse nicht, wie er das formuliert habe, so auf jeden Fall nicht, er habe das anders gemeint. Auf Nachfrage sagt Theile: „Die Waffen sollen ja aus der Schweiz stammen, und ich wohne in Jena, kenne jemanden aus der Schweiz, und da habe ich mich mal wieder in den Ermittlungen gesehen.“ Er habe immer Bargeld dabei, sagt Theile auf Nachfrage, vielleicht habe er das übertrieben gesagt, er wisse es nicht.
Nachdem Götzl wieder aus der Vernehmung vorhält, antwortet Theile, er könne sich jetzt schon nicht mehr dran erinnern: „Ich bin um drei Uhr aufgestanden, das nervt, das muss ich jetzt so sagen.“ Götzl: „Meine Fragen nerven Sie?“ Theile sagt, er habe das nicht so gemeint, er habe doch nicht Götzl gemeint. Götzl: „Es klang aber so.“ RA Boysen sagt, Theile sei überfordert. Theile: „Ich bin seit Jahren überfordert.“ Götzl hält erneut die Aussage vor, dass Theile sich dadurch, dass die Waffen alle von Müller stammten, Sorgen gemacht habe. Theile sagt, er vermute mal, dass er das so nicht gesagt habe. Götzl: „Was heißt ‚ich vermute mal'“. Theile: „So habe ich das nicht gesagt.“ Götzl sagt, einmal formuliere Theile eine Vermutung, dann sage er, dass er es so nicht gesagt habe. Dass die Waffen alle von Müller stammen, habe er garantiert so nicht gesagt: „Woher sollte ich das wissen, wo die Waffen herstammen?“ Den Satz habe jemand anderes formuliert. Auf den Vorhalt, dass Theile in der Vernehmung erklärt habe, dass er den vorherigen Satz nicht gesagt habe, gleichwohl alle Protokollanten ihn so verstanden hätten, sagt Theile: „So war’s wahrscheinlich.“ Er wisse nicht mehr, ob es weitere Situationen gab, wo er protestiert habe.
Dann hält Götzl vor, dass Theile in der Vernehmung gesagt worden sei, dass er doch gar nicht gewusst habe, dass die Ceska über Mittelsleute von Müller zu Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe gekommen ist. Daraufhin, so Götzls Vorhalt weiter, habe Theile gesagt, dass Müller vor zwei Jahren erwähnte habe, dass es bei einem Bekannten von ihm zu einer Durchsuchung gekommen sei, damals habe Müller nicht erwähnt, dass er selbst mit der Tatwaffe in Verbindung gebracht würde, als nun im November 2011 im Wohnmobil und den Waffen berichtet wurde, habe er sofort an Böhnhardt gedacht, das habe sich ja später auch als richtig erwiesen. Theile sagt, dass das so ähnlich gewesen sein könne, er könne es nicht mehr sagen. Dann macht Götzl erneut den Vorhalt, dass Theile auf die Frage, ob er vielleicht doch gewusst oder geahnt habe, dass eine der Waffen von Müller stammte, gesagt habe: „Meine Gedanken gingen in diese Richtung“ Theile sagt, er könne das nicht mehr sagen, seine Gedanken seien immer in diese Richtung gegangen. Götzl sagt, dass Theile vorgehalten worden sei, ob das so sei, weil er vielleicht doch eingebunden war, das habe Theile verneint, er habe damit nichts zu tun.
Dann fragt Götzl, ob Theile mal mit Müller über dessen Festnahme wegen einer Waffensache in Deutschland gesprochen habe. Theile sagt, er wisse das nicht mehr, vielleicht habe er es gelesen, weil das seine Freundin ausgesagt haben solle. Auf die Frage, ob Theile selbst mal Waffen besessen habe, sagt Theile: „Was sind jetzt Waffen?“ Götzl erwidert, was Theile denn unter Waffen verstehe. Theile schweigt und Götzl fragt, ob Theile, eine Pistole besessen habe, ein Gewehr. Theile: „Wenn Sie so fragen: nein.“ Es sei etwas gefunden worden bei ihm, das sei Schießkugelschreiber genannt worden, sei aber ein Leuchtsignalgeber gewesen, den habe er in einem Geschäft für Bootszubehör in La Rochelle gekauft in einem großen Hafengebiet. Götzl verliest, dass Theile bei der Vernehmung auf die Frage, wo er den Schießkugelschreiber her habe, gesagt habe, er wisse es nicht. Götzl fragt, warum Theile das mit La Rochelle da nicht angegeben habe. Theile sagt, er überlege gerade, er wisse nicht, um welches Teil sie gerade reden würden. Götzl fragt, ob es mehrere gegeben habe. Theile schweigt. Götzl hakt nach und Theile sagt, dass bei der Hausdurchsuchung in seinem Auto so ein Leuchtkugelabschussgerät gelegen habe. Götzl fragt, ob Theile verurteilt wurde. Theile: „Doch.“ Auf die Frage, um welche Geräte es denn des weiteren gehe, sagt Theile, dass es vor einigen Jahren gab schon mal so einen Vorwurf gegeben habe, wo er, glaube er, auch verurteilt wurde, aber er könne sich nicht mehr erinnern. Es habe sich um ein ähnliches Gerät gehandelt. Götzl fragt, ob Schießkugelschreiber der richtige Begriff ist. Theile sagt, er glaube, es sei auch so ein Leuchtkugelabschussgerät gewesen. Es könne sein, dass er zweimal wegen des Besitzes verurteilt worden sei, so Theile auf Frage, woher stammte das zweite Gerät stammt, könne er nicht sagen.
Götzl verliest, dass Theile bei der Vernehmung auf die Frage, ob er den von Müller hatte gesagt habe, er wisse es nicht. Wieder schweigt Theile. Auf Frage sagt Theile er habe keine Ahnung, ob Müller sowas hatte. Götzl hält vor, dass bei der Vernehmung vorgehalten worden sei, dass 2004 in Theiles Auto ein sogenannter Schießkugelschreiber sichergestellt worden sei. Theile sagt, es könne sein, dass so gefragt wurde. Götzl verliest, dass Theile bei der Vernehmung erklärt habe, die vorstehende Frage sei in Wahrheit anders gefragt worden: „2004 wurde bei Ihnen ein Schießkugelschreiber sichergestellt.“ Er wisse nicht mehr, wie das damals war, so Theile. Der Unterschied sei, so Götzl „in Ihrem Auto“ und „bei Ihnen“. Theile schweigt und Götzl sagt, als Theiles Antwort sei vermerkt, es könne, sein, er wisse es nicht mehr. Götzl hält vor, dass Theile auf die Frage, ob bei ihm ein solcher Schießugelschreiber sichergestellt wurde, gesagt habe, es sei möglich, er sei deswegen auch verurteilt worden. Theile: „ich weiß nicht mehr, wie das damals abgelaufen ist.“ Götzl sagt, es gehe hier von „kann sein“ über möglich bis „deswegen auch verurteilt“. Theile sagt, er sei deswegen verurteilt worden. Götzl: „Wieso dann am Anfang ein ‚kann sein‘? Wieso findet sich so ein Aussageverhalten in der Form im Protokoll?“ Theile: „Ich kann mich nicht dran erinnern.“
Auf Frage sagt Theile der Name Andreas Schulz stehe, glaube er, in seinem Durchsuchungsbeschluss. „Wer soll das sein? Der aus diesem Madley-Laden?“ Frank Liebau kenne er, so Theile, er könne nicht mehr sagen, wo er ihn kennen gelernt habe, er sei einmal mit dem in Urlaub gewesen, der habe den besagten Madley-Laden in der Wagnergasse gehabt. Götzl sagt, es gehe noch mal um die Vernehmung am 26.4.12, da habe Theile auf die Frage, ob Müller etwas mit Waffen zu tun hatte, gesagt, in der Schweiz habe doch jeder eine Waffe, Müller habe ihm auch mal ein Gewehr gezeigt, vielleicht habe Müller auch ein zweites gehabt. Heute sage Th, er habe bei Müller nie eine Waffe gesehen, so Götzl. Theile sagt, er könne sich nicht erinnern, dass Müller ihm irgendein Gewehr gezeigt habe. Die Vernehmung sei am 26.4.2012 gewesen, so Götzl, ob Theile da keine Erinnerung habe. Theile: „Nein.“ Götzl hält vor, dass Theile bei der Vernehmung gesagt habe, er habe Böhnhardt später mal an den Garagen mit Springerstiefeln gesehen, heute sage er, Böhnhardt habe keine Springerstiefel angehabt. Theile sagt, in der Schulzeit habe Böhnhardt keine Springerstiefel angehabt, es könne sein, dass er welche angehabt habe, als er ihn gesehen habe im Garagengelände, wo er sein Auto gewaschen habe. Götzl unterbricht Theiles Einvernahme und sagt, der Zeuge müsse nochmal wiederkommen.
NK-Vertreter RA Stolle verliest eine von einigen NK-Vertreter_innen unterschriebene Erklärung zur Aussage von Jana J. (siehe 93. und 107. Verhandlungstag): Die Einvernahme habe wichtige Einblicke in die ideologische Gedankenwelt der Szene gegeben, in der sich damals die Angeklagten bewegt haben. J. habe von „Naziszene“ gesprochen und André Kapke als Nazi bezeichnet. Sie habe ausgesagt, dass der historische NS verherrlicht worden ist. Die Szene sei systemfeindlich eingestellt gewesen, antisemitisch und sowieso immer gegen Ausländer. Ziel sei ein nationalsozialistisches System gewesen. Die Szene habe sich in der Tradition des historischen NS gesehen. Deutlich sei auch geworden, dass es sich bei den Überzeugungen nicht um jugendtypisches Verhalten, sondern um ein ideologisch gefestigtes Gedankengebäude gehandelt hat. Die geistig-ideologischen Grundlagen der Szene in Jena, insbesondere Wohllebens, seien auch durch die Geburtstagszeitung manifest geworden. Die Aussage belege, dass Wohlleben den wesentlichen Beitrag zu der Zeitung geleistet habe. Deutlich sei auch geworden, wie sehr sich J. noch heute dem Zeugen Kapke und dem Angeklagten Wohlleben verbunden fühle. Es sei nicht glaubhaft, dass sie keinen Erinnerung mehr an die Herstellung des Pamphlet haben will. Auffällig sei auch, dass J. sich erst auf Nachfrage erinnerte, dass sie noch bis 2007 mit Wohlleben Kontakt hatte. J. habe immer wieder versucht, Kapke und Wohlleben in einem positiven Licht erscheinen zu lassen. So habe J. sämtliche Vorhalte zur Unterstützung der Abgetauchten konsequent verneint. Selbst zu einem Zeitpunkt, wo J. sich nach eigenen Angaben schon aus der Szene entfernt habe, sei sie nicht bereit gewesen, dem VS Informationen mitzuteilen.
NK-Vertreter RA Hoffmann gibt eine Erklärung zur Aussage von Mandy Struck (zuletzt 105. Verhandlungstag) ab: Die Einvernahme habe gezeigt, dass Struck im Jahr 1998 und folgende in den Neonazistrukturen von Chemnitz und Nürnberg fest verankert war. Sie habe zu den“ 88ern“ gehört, die mit B&H Chemnitz praktisch identisch gewesen seien. Sie habe Kontakt zu Starke gehabt. Nach Abstreiten habe die Zeugin sogar zugeben, dass sie 2001 Starke angerufen hatte. Die starke Einbindung Struck in die Neonazistrukturen zeige ihre Verbindung zu Matthias Fischer, zur Fränkischen Aktionsfront, Christian Wi., Thomas Gerlach und Richard Lorenz. Außerdem habe Struck engen Kontakt zu den Emingers, insbesondere zu André Eminger gehabt. Struck habe sich zur „White Power“-Ideologie bekannt, in dem von ihr und Lorenz geschriebenen, in einem gemeinsamen Diskussionsprozess entstandenen „Landser“-Artikel finde sich der Satz, dass die Nation alle umfassen solle, die „reinen Blutes“ sind. Der Landser-Artikel zeige auch, dass sie zusammen mit Lorenz die Szene zur Einheit aufrufen konnte und das überregionale Blatt das abdruckte. Aus dem „88er“-Umfeld würden auch die meisten der anderen Unterstützer stammen. Durch die Hilfe bei der Wohnungssuche, die AOK-Karte und das Abholen von Identitätspapieren habe sie Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe nicht als Privatperson unterstützt, sondern als Teil eines Neonazinetzwerks.
Es sei offensichtlich, dass die Zeugin hoffte, das man ihr das Naive abnehmen würde. Dazu passe aber nicht, dass sie berichten musste, dass sie aufgrund ihres Selbstbewusstsein eigene Positionen vertreten habe. Als Bu. sie mit einer Waffe bedroht habe, habe sie ihn der Wohnung verwiesen, wie sie mit Stolz berichtet habe. Bei einer polizeilichen Vernehmung habe sie die Aussage verweigert, beim Amtsgericht Aue alle Fragen verneint. Nicht glaubhaft sei die Behauptung, sie hätte nach der Trennung von Bu. keinen Kontakt mehr zu den Dreien gehabt. Die Vernehmung habe deutlich gemacht, dass Frauen im Unterstützerumfeld des NSU eine aktive und gleichberechtigte Rolle eingenommen haben.
Wohllebens Verteidiger RA Klemke erklärt zur Aussagen von KHM Er. (106. Verhandlungstag):
Die Ausführungen hätten das Ergebnis gebracht, dass es sich bei den „sogenannten Rohrbomben“ letztendlich nur um Attrappen gehandelt habe. In keinem einzigen Fall sei eine Zündvorrichtung festgestellt worden, die funktionsfähig hätte sein können. Der Sachverständige habe ja ausgeführt, dass Schwarzpulver zur Zündung von TNT nicht geeignet sei. Es benötige eine Verstärkerladung, einen sogenannten „Booster“. Er. habe ausgeführt, dass es für ihn schwer nachvollziehbar sei, was die Erbauer bezweckt hätten. Da ja Böhnhardt ein Waffennarr gewesen sei, könne man schon davon ausgehen, dass sich Böhnhardt wohl informiert hätte, wie man eine funktionstüchtige Bombe hätte bauen können. Hier seien Bombenattrappen gebaut worden die ein erhöhtes Drohpotential bedeuten sollten. Man tue jetzt mal so, als könne man richtig Bomben bauen. Mehr als ein Drohpotential sei den Gegenständen nicht zu entnehmen. Es seien funktionsunfähige Attrappen, also „Scheinsprengkörper“.
Der Verhandlungstag endet um 16.37 Uhr.
Auf NSU-Nebenklage wird das Aussageverhalten von Theile kommentiert:
„Damit reiht sich Theile in die Reihe der „vergesslichen“ Zeugen aus der Naziszene und ihrem Umfeld ein, die mehr oder weniger geschickt lügen und behaupten, sich an nichts zu erinnern, auch wenn dies offenkundig Blödsinn ist. So behauptete Theile etwa, er habe nie Waffen gehabt, auch mit Müller seien Waffen nie Thema gewesen – dabei wurde gegen ihn mehrfach im Zusammenhang mit bewaffneten Straftaten ermittelt, 1997 Patronenhülsen gefunden und 2004 ein Schießkugelschreiber, dabei wusste er von einer Festnahme Müllers wegen Waffendelikten.“