Protokoll 109. Verhandlungstag – 29. April 2014

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Da Thomas Starke die Aussage verweigerte, wurde erneut ein Ermittler des BKA vernommen, der Starke 2012 vernommen hatte. In der Vernehmung ging es um die Kontakte von Starke innerhalb der Neonazi-Szene, was auch durch Fotos deutlich wurde, die bei Starke beschlagnahmt wurden. Darauf sind zahlreiche mutmaßliche UnterstützerInnen des NSUs und die drei Untergetauchten in ihrer legalen Zeit zu sehen. Ein weiterer Aspekt war die Lieferung von Sprengstoff an Uwe Mundlos.

Zeuge: Ralf Be. (KHK, BKA Wiesbaden, Vernehmungen von Thomas Starke)

Disclaimer: Bei diesem Protokoll handelt es sich um die redaktionell bearbeitete Mitschrift von Mitarbeiter_innen von NSU-Watch im Gerichtssaal. Es stellt kein vollständiges Wortprotokoll dar. Auch wenn wir versuchen, die Aussagen so genau und korrekt wie möglich wiederzugeben, können Missverständnisse und Fehler auftreten, manchmal gibt es Lücken. Deshalb können wir keine Gewähr für die Korrektheit und Vollständigkeit übernehmen. Die Aussagen sind insoweit redaktionell bearbeitet, dass sie auch außerhalb des Saals lesbar und verständlich werden.

Der Vorsitzende Richter Götzl bittet den Zeugen Ralf Be. von der Vernehmungen Thomas Mü., vormals Starke, am 10.2.2012 zu berichten (s.a. 101. Verhandlungstag).

Der Zeuge schildert: Die Vernehmung am 10.2.2012 begann damit, dass Herr Starke etwas von sich aus richtig stellte im Bezug auf die Vorwürfe im Durchsuchungsbeschluss der BAW, nämlich dass er nicht 1998, sondern 96 bis 97 mit Frau Zschäpe zusammen war; dass er nicht derjenige gewesen sei, der die Wohnung von als Unterschlupf für das Trio besorgt habe und dass er das Trio nicht von 1998 – 2000 Trio unterstützt habe.

Starke hatte sich telefonisch beim Kollegen gemeldet, und berichtet, dass Jan Werner ihn angerufen habe und berichtet habe, dass auch bei ihm Hausdurchsuchung sei, das in seiner Abwesenheit die Tür aufgebrochen worden sei, er einer ED-Behandlung unterzogen werde, er eine DNA-Abgabe aber verweigert habe. Starke habe Werner gesagt, dass auch bei ihm Haussuchung sei und dass er Angaben gemacht habe. Darauf habe Werner das Gespräch recht schnell abgebrochen. Werner sei, so Starke, im Gespräch immer so lapidar, so habe er gesagt, dass es auch bei ihm um Sprengstoff gegangen sei.

Dann hat man ihn nach Ralf Marschner gefragt, genannt Manole, und zu dessen Kontakt zu Werner. Marschner sei, so Starke, die zentrale Figur in Sachsen, Bandmitglied beim „Westsachsen Gesocks“ (WSG), bei Konzerten in seinem Gartenlokal seien auch Starke, Werner und La. anwesend gewesen. Er habe einen rechten Szeneladen betrieben und gute Kontakte nach Tschechien gehabt. Da habe er auch Konzerte mit anderen Bands gehabt, wo Starke Marschner kennengelernt habe, wohl in der Slowakei. Über Kontakte Marschner zum Trio hat Starke nichts sagen können: Es könne sein, so Starke, dass er dem Trio mal Marschners Nummer wegen Konzerten weitergegeben habe.

Zu den Blood & Honour (B&H)-Aktivitäten von Werner hat Starke erklärt, die Kontakte in die Schweiz seien eher Kontakte wegen Konzerten etc. seitens Werner gewesen, der mal mit einer Schweizerin zusammen gewesen sei; er wisse nicht, so Starke, wer das sei und ob sie der rechten Szene angehört habe. Starke kannte sie nicht. Ansprechpartner in der Schweiz sei der Hammerskin Olivier gewesen, der später eine eigene B&H-Sektion in der Schweiz gegründet habe. Liiert sei der mit einer Carolina gewesen, eine polnische Frau, die den Vertrieb von Landser-CDs; vermittelt habe, so Starke. Gefragt nach Kontakten zu den „Potsdamern“ und Carsten Szczepanski, der ja die Langwaffe besorgt haben soll. Dazu konnte Starke keine Angaben machen.

Uwe Menzel hat er dem Umfeld der Band „Proissenheads“ zugeordnet und nicht gewusst, ob er Kontakt zum Trio hatte. Menzel sei auch bei Konzerten in Chemnitz, gab er an. Starke nannte in diesem Kontext noch das verurteilte ehemalige Landser-Mitglied, Christian Wenndorf, als weitere Person einen Bü. und zwei weitere Personen, die Security-Aufgaben im Kontext mit Konzerten erledigt hätten.

Auf Stephan Apel, den Cousin von Beate Zschäpe, angesprochen, erinnerte sich Starke an den Namen. Er zählte als Angehörige der Clique Apel, das Trio, eine Elke, „Steini“ und Kapke auf. Über  seine Beziehung zu Zschäpe berichtete er: sie habe ihn in der Haft besucht. Später auf einem Konzert oder einer Party habe es dann gefunkt. Dann sei es zu dem Techtelmechtel gekommen. Er habe sich mehr vorstellen können, wollte mit ihr zusammenziehen – habe aber schnell gemerkt, dass das nicht möglich sein würde. Zschäpe sei auch mal in Chemnitz gewesen, er auch mal im Jena, aber die Uwes seien immer anwesend gewesen: das sei ihm auf den Zeiger gegangen, wie er sich ausdrückte. Zschäpe habe sich gerne mit ihm über Politik unterhalten, dass die NPD die einzige Partei sei. Er, Starke, habe schnell gemerkt, dass politischer Aktivismus wie Flugblattaktionen für ihn und auch die in Chemnitz nichts seien. Über einen Braunhemdenauftritt der Jenaer in Chemnitz soll Fr. (88er Chemnitz) gesagt haben, das sei ihnen zu parteipolitisch, sie wollten keine Vereinnahmung.

Zschäpe soll laut Starke recht verschlossen gewesen sein, aber bei politischen Themen sei sie munter geworden. Sie sei gegen das System gewesen, weil sie ihre Meinung nicht frei habe äußern können. Gewalt habe sie abgelehnt, weil Starke, so ihr Argument, ja das beste Beispiel dafür, dass man sich damit selber am meisten schade. Böhnhardt sei einer Schlägerei nicht abgeneigt gewesen wie „Steini“ und Apel auch. Zschäpe und Mundlos hätten sie aber zurückgehalten, um nicht aufzufallen. Ohne die Uwes sei mit Zschäpe, so Starke, nichts los gewesen: ihr Lebensinhalt sei die Kameradschaft und der gewesen. Dann habe es lange Phasen mit Funkstille gewesen, berichtete Starke über die Beziehung, er habe sie nicht erreicht, da sie nur Festnetz gehabt habe. Bis zu vier Wochen habe es keinen Kontakt gegeben und dann keine Erklärung. Im weiteren Verlauf hat Starke noch die Begeisterung des Trios für Tino Brandt, beschrieben: er sei für sie wie ein Gott gewesen, eine absolute Führungsfigur. Sie seien völlig begeistert von dessen politischer Aktivität gewesen und hätten eine Begebenheit in einer Kneipe bei Rudolstadt geschildert, wo Brandt tatsächlich etliche Wanzen aufgespürt habe in ihrem Versammlungsraum: das habe sie völlig begeistert. Starke sagte auch, ihn hätte interessiert, wie das Trio reagiert habe, als rausgekommen sei, dass Tino Brandt V-Mann gewesen sein soll.

André Kapke wurde von Starke als „politischer Soldat“ beschrieben. Er sei auch für viele Demos mitverantwortlich gewesen. Er habe provokante Aktionen gut gefunden, sei äußerlich aber kein Skinhead gewesen. Die Aktion in der KZ-Gedenkstätte Buchenwald z.B. habe er gut gefunden. Er sei ein Typ gewesen, der sicher „auch zulangen“ habe können. Es habe seinerseits Telefonate mit Kapke wegen Konzerten etc. gegeben, es sei keine wirkliche Freundschaft gewesen, sagte Starke.

Ralf Wohlleben habe er nicht bewusst persönlich gekannt, nur aus Schilderungen von Mundlos, dessen guter Freund Wohlleben gewesen sei. Wohlleben habe auch mal Demos organisiert etc.

An Holger Gerlach konnte sich Starke nicht erinnern. Er gab an, in der Zeitung ein Foto von Gerlach gesehen, zu haben, das Gesicht habe ihm aber nichts gesagt. Der müsse ein enger Vertrauter des Trios gewesen sein, wenn sie ihm das mit der Sprengstoffbeschaffung durch Starke erzählt hätten, mutmaßte Starke.

Zur Sprengstoffbeschaffung äußerte sich Starke detailliert: Mundlos habe ihn auf Waffen und Sprengstoff angesprochen. Er wisse nicht mehr, ob er zuerst Giso Tschirner oder Winter darauf angesprochen habe, weil die damals mit Sprengstoff experimentiert hätten. Tschirner habe ihm den Sprengstoff  in Begleitung eines unbekanntem Begleiter vorbei gebracht. Starke gab an, dass es  um 500 – 700 Gramm gegangen sei. Nach Vorhalten eines Tetrapacks hat er dann gesagt, dass vielleicht doch eher ein Kilo gewesen sei.

Zur Zünderproblematik befragt, sagte Starke: Mundlos habe ihn angesprochen, dass er den Sprengstoff nicht zünden könne. Starke habe daraufhin Winter angesprochen, dass Zünder fehlten, die Winter aber nicht habe besorgen können. Mundlos habe ihn gefragt, ob er, Starke, mehr von dem Sprengstoff besorgen könne, was er vorgab prüfen zu wollen.

Bei einer Wahllichtbildvorlage mit Bildern von Tschirner und Winter erkannte Starke sie. Weitere Bilder von Schn. und Ja. erkannte Starke nicht.

An dieser Stelle beginnt Götzl dem Zeugen Passagen aus dem Vernehmungsprotokoll vorzuhalten, die der Zeuge in der Regel bestätigt und ergänzt: Es geht um das Telefonat mit Jan Werner am 26.1.2012 während der laufenden Haussuchungen, Starke ging ran und sagte, dass es bei ihm länger gedauert und er ausgesagt habe. Werner sagte zu ihm, dass er wissen müsse, was er tue. Zu einem Gesinnungswandel bei Werner in Sachen Musik konnte Starke nicht viel sagen: „Hundertprozentig kann ich dazu nichts sagen. Er hat jedenfalls noch Kontakte zu Leuten von damals“. Starke nannte  in dem Zusammenhang, zu dem er keinen Kontakt mehr hatte. Werner habe, so Starke, im Landser-Verfahren ausgesagt. Lasch habe ja mit PC-Records zu tun, sei also noch in der Szene.

Werner sei nicht mehr so stark involviert und habe keine Konzerte mehr organisiert. Werner habe ihm seine Aussage im Landser-Verfahren auch nicht übel genommen. Auf die Frage nach der Zeitung „“, bejahte Starke, dass er sie kenne, dass die aber von Marschner sein solle, sei ihm neu. Zu weiteren Aktivitäten Marschners wusste Starke nichts. Er konnte nicht ausschließen, dass Marschners Nummer an das Trio wegen Konzerttelefonketten weitergegeben wurde. Den letzten Kontakt mit Marschner meint Starke 2005 während des Landserverfahrens gehabt zu haben: er habe, die Telefonnummer bekommen, aber nie angerufen.

Starke erinnerte sich, dass ihn am 1. Mai 2001 B&H-Aktivisten aus Senfftenberg auf seine Aussage beim Landser-Verfahren angesprochen hätten, eine Woche später sei seine Aussage bei einem Konzert verteilt wordenb und dann seien , Jean-René Bauer und ein unbekannter Dritter bei ihm zu Hause „zu Besuch“ gewesen.

Auf die Frage nach Konzerten mit tschechischen Skinheadbands, die Werner organisiert hatte, erinnerte sich Starke an eine Band „Jaka“, von der er aber mehr nicht wisse. Warum sich Werner nach der Durchsuchung bei ihm gemeldet hatte, konnte er sich nicht erklären. Er vermutete, dass Werner vielleicht von Thomas Rothe erfahren habe, dass Starke das Trio bei Rothe untergebracht habe.

Aber Jan Werner habe Rothe ganz gut über die 88er gekannt und er, Starke, habe in der Zeitung gelesen,  dass Bu. und Werner gute Freunde gewesen seien und Böhnhardt ganz gut gekannt hätten: davon wisse er nichts.  Werner habe behauptet, dass er das Trio nicht mal kannte. Er erzählte dann, dass sie ihm mal eine Knarre an den Kopf gehalten hätten. Starke verneinte, dass er nach 2012 noch Kontakt zu Leuten aus der rechten Szene gehabt hat. Carsten Szczepanski will er nicht gekannt haben, den habe er „gestern“ in Kontraste gesehen, da sei Szczepanski mit einem Balken vor den Augen gezeigt worden. Da sei es um ein Scharfschützengewehr gegangen, wo ein V-Mann involviert gewesen sein soll. Uwe Menzel habe guten Kontakt zu Szczepanski gehabt und sich nicht vorstellen können, dass der V-Mann gewesen sein könnte.

Zur Beziehung zu Zschäpe gab Starke an: Er sei aus der Haft kommend ohne Beziehung gewesen. Sie habe ihn besucht, als er rausgekommen sei, da sei sie mit keinem der beiden Uwes zusammen gewesen. Bei einer Party habe es dann gefunkt, das schien ihr gefallen zu haben. Es habe dann nicht so funktioniert, wie er sich das vorgestellt habe. Er sei dann mal in Jena gewesen und sie auch mal in Chemnitz,  sie habe aber immer nur die beiden Uwes im Kopf gehabt, das sei ihm auf den Zeiger gegangen. Als die Jenaer in Chemnitz mal mit Braunhemden aufgetaucht seien, habe es richtigen Ärger mit Fr. gegeben. Die 88er hätten das nicht gut gefunden, hätten sich nicht vereinnahmen lassen wollen. Er habe gemerkt, dass das nichts werden würde mit Zschäpe, er habe dann vorgeschlagen, dass sie Kumpels bleiben sollten. Zschäpe sei unauffällig und verschlossen gewesen, „ohne die Uwes war nichts mit ihr los“. Starke sagte, dass Zschäpe Gewalt und militante Aktionen nicht gut gefunden habe, dass man sich damit selbst schade, dafür sei er das beste Beispiel. Böhnhardt sei Schägereien nicht abgeneigt gewesen, Mundlos und Zschäpe hätten ihn zurückgehalten. „Steini“ und Apel seien so wie sie, die Chemnitzer gewesen. An Beate habe ihn gereizt, dass sie anders gewesen sei, nicht die klassische Szenebraut, nicht so prollig. Sie habe eine Beziehung nicht mit Küsschen und Händchenhalten gezeigt etc.

Zu André Kapke sagte Starke: Er sei kein Skinhead gewesen, habe Seitenscheitel, kräftig wenn nicht fett, nicht gut Kirschen essen, kann auch mal zulangen. Und er habe Kontakte zu Marcel Degner, genannt Riese, gehabt. Von Kapkes Bruder habe er nur gewusst, dass er in einer Band gespielt hat. Er kannte den Vornamen nicht und bestätigte auf Vorhalt, dass er in der Band „Eichenlaub“ gespielt habe. Er habe, so Starke, ihn nie persönlich kennengelernt.

Wohlleben habe Mundlos gekannt und habe zum Kameradschaftskreis des THS gehört. Gegen Brandt sei er ein kleines Licht gewesen. Er sei ihm nicht persönlich begegnet.

Der Vernommene hat sich viel Zeit zum Lesen des Protokolls genommen und handschriftlich Anmerkungen gemacht.

Auf den Vorhalt, dass Holger Gerlach behauptete, Starke gekannt zu haben und bei einem Freigang besucht zu haben, erklärte er, dass er sich weder an den Freigang noch an diesen Besuch erinnern könne.

Auf die Frage, wie Mundlos beim Thema Sprengstoff auf ihn gekommen sei, meinte Starke, das wisse er auch nicht so richtig. Mundlos habe ihm sehr vertraut und ihn direkt angesprochen. Vielleicht um ihn mal auszutesten. Er könne den genauen Zeitpunkt nicht bestimmen, aber vielleicht habe ihn Mundlos zu seiner Zeit mit Zschäpe gefragt, bei einem Konzert vielleicht.

Auf die Frage, ob er sich nicht gewundert hätte über die Anfrage, wo sie doch Gewalt und Militanz ablehnten, erwidert Starke, Mundlos habe ihm gesagt, sie hätten Übungen machen und experimentieren wollen. Starke habe gedacht, es gehe um Wehrsportübungen. Als sie erstmals über Waffen und Sprengstoff gesprochen hätten, sei das nicht in der Wohnung gewesen aus Angst wegen Abhörens, das sei im Freien gewesen. Es habe geheißen, das Gespräch habe nie stattgefunden und er solle darüber nicht am Telefon sprechen.

Giso Tschirner sei bei  B&H gewesen und ein Kumpel von Starke selber. Er sei auf ihn gekommen, weil er gewusst habe, dass Tschirner und Winter bei Bautzen mal mit Sprengstoff experimentiert hätten. Er wisse nicht mehr, ob er Winter oder Tschirner angesprochen habe, er glaube Winter. Er habe gesagt, das sei für jemanden, der mal etwas experimentieren wolle. Winter habe gesagt, er schaue mal wegen Sprengstoff, eine Waffe gehe gar nicht. Er habe dann angerufen: Das, wonach er mal gefragt hätte, könne er bekommen. Sie hätten einen Termin vereinbart, ein, zwei Tage später, Giso sei gekommen, er habe ihn reingelassen, sie seien in den Keller gegangen. Giso sei mit einem Auto da und noch ein Unbekannter dabei gewesen. Wegen der Menge, Größe und dem Gewicht: Giso habe ihm keine Anweisungen zum Umgang gegeben und auch nicht gesagt, was es sei. Auf die Zweifel der Vernehmungsbeamten, dass keine Bezahlung stattgefunden hat, versicherte Starke, dass weder Winter noch Giso etwas hätten haben wollen. Mundlos sei gekommen und Starke habe ihm den Karton übergeben. Später habe sich Mundlos gemeldet und ihm die Zünderproblematik geschildert, er habe nicht gewusst, wie man das zünden könne, „der Sprengstoff funktioniert nicht“: Er, Starke, habe gesagt, er habe keine Ahnung und sich gedacht, dass er der Gelackmeierte sei. Er habe sich mit Winter verabredet an einem neutralen Ort in Dresden. Winter habe gesagt, das sei TNT, und dass da ein Zünder nötig sei, den er nicht besorgen könne. Ob er wisse, wo man den besorgen könne, habe Starke gefragt. Winter sagte, er habe keine Ahnung. Dann sei Mundlos nochmal gekommen und er habe ihm den Sachverhalt erklärt: „Uwe kam sich auch verarscht vor“.

Jörg Winter sei bei B&H gewesen und mal bei der Bundeswehr. Das wisse er von Tschirner nicht. Über die Herkunft des Sprengstoffs habe er nicht mit den beiden gesprochen. Weitere Mittelsleute für solche Transaktionen habe er nicht gekannt.

Thorsten Schau sei wegen Körperverletzung länger in Haft als er und habe mehr Besuch vom Trio erhalten. Von seinem Briefwechsel mit dem Trio sei nichts mehr vorhanden, die Briefe habe er vernichtet. Zum Bruch mit Thorsten Schau sei es wegen dessen Schulden von über 1000 Euro oder sogar 1500 Euro, die er Starke nicht zurückgezahlt habe. Er habe ihm das Geld gegeben, weil er sonst seine Wohnung verloren hätte. Im Jahr 2000 oder 2001 habe er sogar einen Gerichtsvollzieher beauftragt. Schau habe weiter Kontakt zum Trio gehabt, davon wisse er aber nichts.

Carsten Ri. hat Starke bei der Wahllichtbildvorlage nicht wiedererkannt, aber angegeben, dass der bei der Bundeswehr gewesen sei und sie mal bei einem Konzert in Schweden nicht angekommen seien wegen Spritmangels. Ri. sei Kampfsportler gewesen; es könne sein, dass er da Karriere gemacht habe. Ri. sei befreundet gewesen mit Mitgliedern der Band „Störfaktor“, mit Rico Ad. und einem Lars Franke. Wann er Ri. das letzte Mal gesehen habe, wisse er nicht, vielleicht 2000.

Starke erkannte Thomas Rothe bei der Lichtvbildvorlage sofort. Er erwähnte, dass Rothe erst durch „Kripo Live“ erfahren habe, wen er da versteckt habe. Er habe nach den Vorkommnissen 98/99 noch Kontakt zu Rothe gehabt, etwa bis Ende 2000. Rothe sei ein stiller Zeitgenosse gewesen: ob er noch Kontakt zur rechten Szene habe, wisse er nicht.

Gunnar und Armin Fiedler, habe er nach der Haft kennengelernt, sie seien sehr aktiv bei 88ern gewesen mit Veranstaltungen und Schlägereien. Starke konnte sich nicht sicher erinnern, ob er sie wegen einer Unterkunft für das Trio angesprochen hatte. Sie seien, so Starke, beide äußerlich als Skinheads erkennbar und bei Auseinandersetzungen nicht zurückhaltend gewesen. Sie seien eng mit Schau, Lasch, Mandy Struck gewesen, bei Jan Werner wisse er es nicht genau. Mandy Struck sei evtl. mal mit einem von ihnen liiert gewesen. Bei der Wahllichtbildervorlage erkannte Starke nur einen der beiden, konnte sie, die die „Geklonten“ genannt wurden, nicht auseinanderhalten. Er meinte, Rothe habe Struck und die Fiedlers persönlich gekannt.

Auf die Frage warum er Kontaktperson für Trio nach dem Untertauchen wurde, erklärt Starke: Es habe ein enges Vertrauensverhältnis zu ihm gegeben nach der Beziehung zu Zschäpe, der Sprengstoffbeschaffung und seiner Haftzeit. Die Frage, warum das Trio nach Zwickau gegangen sei, habe er nicht beantworten können, aber dass Dienelt dem Trio eine Wohnung in Zwickau besorgt habe.

aus Annaberg-Buchholz kenne er nicht, ebensowenig den „Wargames“-Laden dort. Auch einen Herrmann Schn. will er nicht gekannt haben.

Den persönlichen Eindruck von Starke bei der ersten Vernehmung fasst der Zeuge so zusammen: Wir hatten den Eindruck bei der ersten Vernehmung, dass er nicht alles sagt. Er bemüht sich dann bei der zweiten vollständige Angaben zu machen. Das Bemühen war deutlicher erkennbar.

Götzl bittet den Zeugen mit der zweiten Vernehmung vom 15.2.2012 fortzufahren. Der Zeuge berichtet: Starke erschien vereinbarungsgemäß und erhielt erneut seine Belehrung. Er meinte, er wolle Angaben machen.

Zunächst zu seiner Person: Sein Vater soll schwedischer Abkunft sein. Wir hatten aber herausgefunden, dass der Vater griechischer Staatsangehöriger ist. Der Vater der Stiefschwester war ein ungarischer Vertragsarbeiter zu DDR-Zeiten.

Starke gab an, Schulden aus dem Landser-Verfahren zu haben, da seien 7000 Euro aufgelaufen, von denen noch 2000 Euro übrig seien und kleinere Außenstände u.a. bei Thorsten Schau und aus seiner selbstständigen Tätigkeit.

Er gab in Ergänzung zur ersten Vernehmung an, dass das Lokal von Ralf Marschner „Südblick“ geheißen habe. Er versicherte, dass er nichts bewusst verschwiegen habe. Er habe sich jetzt erinnert, dass er nach der Sprengstoffgeschichte, Mundlos und Winter bei einem Konzert zusammengeführt habe wegen der Zünderproblematik. Das Konzert sei vermutlich in der „Wohlfahrt“ gewesen, um Anfang 1997. Es hätten „English Rose“ und „Noie Werte“ gespielt bei einem Geburtstagskonzert für Winter. Ob der Kontakt zwischen Winter. und Mundlos weiterbestand, sei ihm nicht bekannt. Ob Giso Tschirner auch Kontakt zu Mundlos gehabt habe, konnte Starke nicht beantworten. Er schildert, dass Winter auch Kontakt zu Mirko Hesse gehabt habe, dem führenden Hammerskin in Deutschland, konnte aber nicht sagen, ob Hesse mit in den Sprengstoffdeal involviert war.

Die Hammerskins hätten ihr eigenes  Ding gemacht, erklärt Starke, es habe keine freundschaftliche Beziehung zu ihnen gegeben. Hesse habe versucht Winter für die Hammerskins abzuwerben, der habe das abgelehnt.

Sie haben dann Starke beschlagnahmte Bilder vorgehalten. Sie hatten eine Vorauswahl getroffen, aber insgesamt doch alles im Schnelldurchlauf durchgesehen.

Nach dieser Asservatenbesprechung sind sie dann auf Michael und Antje Probst zu sprechen gekommen. Starke gab an, dass Probst Mitbegründer von den 88ern gewesen sei und mit Lasch und Werner in engem Kontakt gestanden habe. Er erkannte sofort bei der Wahllichtbildervorlage. Er sei der erste gewesen, der rechte Musik in Chemnitz produziert und ein eigenes Label und Szeneläden gehabt habe. Er habe bei AEG („Auf eigene Gefahr“) gespielt, auch mit Antje, die am Bass ausgeholfen habe. Starke erkennt Antje bei der Lichtbildvorlage nur zögerlich. Antje Probst habe in einem Laden in Chemnitz gearbeitet, er habe weiter als Schweißer gearbeitet. Ob Probst das Trio kannte, wusste Starke nicht. Probst sei nicht so viel unterwegs gewesen wie Antje.

Zu : Starke sagt, er habe engen Kontakt zu Lasch, Probst und Werner und den 88er gehabt, aber ob er B&H-Mitglied gewesen sei, könne er nicht mehr genau sagen. Graupner sei bei der Band „Noie Werte“ eingestiegen als Bassist. Er habe überall seine Nase reingsteckt, aber nicht mitgesoffen und sei nicht szenetypisch gekleidet gewesen. Bei einigen 88ern sei er deswegen nicht so ganz anerkannt gewesen, auch weil er auch in linken Clubs verkehrt sei. Er sei politisch nicht aktiv gewesen. Starke habe den Eindruck gehabt: der sei gar nicht richtig rechts gewesen.

Viel Raum nahm die Klarstellung einer Aussage Starkes ein, dass Rothe zur Zeit der Hilfestellung für die Untergetauchte in der Stadtmauer gewohnt habe. Er war aber in der Friedrich-Viertel-Straße gemeldet, ein nicht ganz so großer Block wie die Johann-Richter-Straße im Fritz-Heckert-Gebiet. Im Haus sollen auch , die Richter-Brüder, gewohnt haben. Es konnte geklärt werden, dass Graupner und Rothe damals in der Viertelstraße gewohnt haben.

Michael Ne.: Er sollte nach Starke 2005/2006 verstorben sein und Kontakt zum Trio gehabt haben. Sie hätten jedoch herausgefunden, dass Ne. erst 2010 gestorben war. Er sei sehr trinkfest gewesen, bei den 88ern aktiv und ein Schläger. Kontakt zum Trio soll er nur bis zum Untertauchen gehabt haben. Starke war 1999 in der Bruno-Kranz-Straße gemeldet, auch mit Ne.. Das stimmte offenbar nicht, seine Meldeadresse war Zwickauerstraße. Starke sagte, da habe dessen Freundin gelebt.

Bei einer weiteren Lichtbildervorlage erkannte Starke Jürgen Helbig nicht, auch nicht Holger Gerlach und Matthias Dienelt.

Starke wurde dann zur „Weißen Bruderschaft Erzgebirge“ (WBE), also zu den Eminger-Brüdern befragt. Er sagte, dass er die Eminger-Brüder erst bei einem 30-Kilometer-Marsch kennengelernt habe. Vorher habe er sie nicht bewusst wahrgenommen. Die Brüder hätten mehr machen wollen, auch Konzerte. Sie seien deshalb mit ihm in Kontakt getreten. Die WBE sei auf ihrem Mist gewachsen. Führungsfiguren in der WBE seien die Eminger-Brüder gewesen, mehr André. Sie hätten Konzerte organisieren wollen und die Beteiligung der 88er daran: Sie seien begeistert gewesen von den 88ern und den T-Schirts und Jacken etc. Starke hätte sich aber gesagt, er wolle warten, ob die das auf die Reihe kriegten. Es sei ja dann nichts draus geworden. Auch zu Konzerten sei es nicht gekommen, obwohl sie viel dazu gefragt hätten. Auf die Frage, ob die WBE eine aktive Gruppe oder doch mehr eine Freizeitclique gewesen ist, antwortete Starke: Schon der Gewaltmarsch sei mit nur 25 Personen gewesen. Abends beim Trinken sei Beteiligung größer gewesen, auf einem Grillplatz bei Schwarzenberg. Da habe man schon gesehen, dass das nichts wird, aber eventuell wären da ja Locations für Veranstaltungen zu akquirieren gewesen. Er habe das gegenüber Werner angeregt und der habe die Suche nach einem Ausweichorte gut gefunden. Starke hat dann folgendes noch ergänzt, berichtet der Zeuge: Starke habe beteuert, nicht gewusst zu haben, dass das Trio eine Terrorzelle habe gründen und Anschläge habe verüben wollen.

Wieder hält Richter Götzl aus den Akten der Vernehmung vor und der Zeuge bestätigt oder ergänzt  sie: Zur finanzielle Situation Starkes ist nachzutragen, dass er aus selbständiger Tätigkeit 1200 Euro Schulden hatte. Auf die Frage, ob er nach der ersten Vernehmung Kontakt zur rechten Szene gehabt habe, macht Starke keine Angaben.

Starke hatte in der Vernehmung angegeben, seit Tagen am Überlegen gewesen zu sein, wie das mit dem Sprengstoff, Zünder etc. weitergegangen sei. Es müsse Anfang 97 gewesen sein, erinnerte er sich, dass er Mundlos und Winter zusammengebracht habe. Er sei da noch mit Zschäpe zusammen gewesen. Ob das denen recht gewesen sei, wisse er nicht mehr. Und ob die beiden danach noch Kontakte untereinander hatten ebenso wenig. Es habe danach von keinem negative Reaktion gegeben. Das sei ihm erst jetzt noch eingefallen. Bei dem besagten Geburtstagskonzert seien so gut wie alle 88er von B&H Chemnitz anwesend gewesen, erinnerte sich Starke weiter. Er habe Kontakt zu Winter und Hesse Bis 2001 gehabt. Hesse sei im Landser-Verfahren auch Beschuldigter gewesen. Bei einem Hardcore-Konzert 2002  mit einer österreichischen Band mit farbigem Sänger habe er Hesse gesehen und sich darüber gewundert, dass er da war.

Dann ging es um Lichtbildervorlage, wo Starke Michael und Antje Probst erkannte. Bei Anje Probst hat es etwas länger gedauert, dann hat Starke zum richtigen Bild gesagt: „Von den Zügen her, müsste die das sein, sicher bin ich nicht“. Bei der Band AEG habe Ralf Marschner am Schlagzeug gespielt, weiter wisse er nichts. Antje Probst habe in der Band am Bass ausgeholfen. Der Laden „Sonnentanz“ in Chemnitz sei von Michael Probst gewesen. Der habe vorher, so Starke, bei der Band „Kroizfeuer“ gespielt und komme ursprünglich aus Leipzig.

Von Graupner hat Starke gesagt, dass er sich nicht vorstellen könne, dass er Kontakte zum Trio gehabt haben könnte. Er habe eher Kontakte zu ausländischen Bands gepflegt, weil er gut Englisch gesprochen habe, was bei ihnen in der Szene nicht verbreitet gewesen sei.

Im Zusammenhang mit der Wohnsituation Rechter in Chemnitz wurde noch einmal der Stadtplan durchgehechelt, um ein weiteres Mal Starkes Irrtum zu beleuchten, der angenommen hatte, das in einem Haus „In der Stadtmauer“ in der Johann-Richter-Straße, ein Ingolf We., Ronny Sche., Graupner, die Richter-Brüderd, genannt Kicke und Kacke – lauter Rechte – gewohnt hatten und eben auch Thomas Rothe, was nicht richtig war.

Auf die Frage, wer noch bei dem Trio zu Besuch war, erklärte Starke, er habe nur Rothe und das Trio dort gesehen. Über Michael Ne. konnte Starke nur sagen, dass er Dachdecker bei der Treudach in Chemnitz gewesen sei. Der Name Jürgen Helbig sage ihm nichts. Die Eminger-Brüder habe er 2000 oder 99 bei dem Gewaltmarsch kennengelernt, das Datum sei der Urkunde bei den Asservaten zu entnehmen. Und da habe es noch ein Fußballturnier gegeben.

Über Graupner sagte Starke, er habe Anlagen besorgt für größere Sachen, er habe da Kontakte gehabt. Die Eminger-Brüder hätten wegen Konzerten gefragt und seien später auch im Kameradschaftskreis gewesen. Starke hat auf die Frage, mit welchem der Eminger-Brüder er mehr Kontakt gehabt hat, erklärt er habe sie wohl durcheinandergebracht und wohl eher André gemeint. Ihm sei aus dem Erzgebirge nur nur die WBE bekannt gewesen und nicht die Brigade Ost, die in der Presse erwähnt worden war. Aber die WBE sei wohl doch eher eine Freizeittruppe gewesen.

Götzl hält langen Passus über Kontakt zu den Eminger-Brüdern und Konzerten im Erzgebirge vor, die vorher schon abgefragt worden waren. Starke hatte in der Vernehmung angegenben, nicht gewusst zu haben, ob André Eminger bei der Bundeswehr gewesen war und dessen Freundin Anja H. nicht gekannt zu haben. Und zum Beruf André Emingers wusste starke nichts. Die Frage, ob Eminger in der Wolgograder Allee 76 in Chemnitz eine Wohnung hatte, konnte Starke nicht beantworten. Er sagte, die Straße habe ihm was gesagt, nicht die Hausnummer, da habe mal ein Kumpel von ihm gewohnt, der Michael Re. In der Wolgograder Allee sei auch ein Jugendclub namens „Würfel“ gewesen. Dass das Trio in der Wolgograder Allee untergetaucht sein soll, das habe er, so Starke, nur aus der Presse erfahren. Auf die Frage, wann er die Eminger-Brüder das letzte mal gesehen hat, meinte er im Jahr 2000. Auch an einzelne Veranstaltungen, wo er ihnen begegnet sein könnte, konnte er sich nicht erinnern.

Nach der Mittagspause werden dem Zeugen Lichtbilder vorgehalten und dieser berichtet, was Starke in der Vernehmung zu den einzelnen Fotos ausgesagt hatte, ergänzt durch Vorhalte des Vorsitzenden:

  • Gruppenfoto: B&H-Sachsen-Fußballmannschaft 1997 mit 88ern: Starke, Jan Werner, Sebastian An.; das Turnier sei in Kempa bei Chemnitz gewesen, noch dabei Michael „Harti“ Ha. (irgendwann aus B&H ausgetreten, vor Werner Sektionsleiter), Eddy, Jan Werner, Jörg An. aus Aue, der war in den Laden von Pr. Involviert, Jörg Mü. aus Dresden, Gunnar Al., Spencer aus Riesa, Michael Lo. aus Wüstenbrand.
  • Gruppenbild: 1. B&H-Treffen in Deutschland 1997: Starke, Jan Werner, Stefanie Fö. (zwischenzeitlich Verlobte von We.), Christian Wenndorf (Landser-Drummer), das ist bei Leipzig in Wernsdorf gewesen; hinten links Alex aus der Band „Noie Werte“, später wurde er Rechtsanwalt; Michael Lo., Fr. aus Stuttgart, Jörg An., Modde aus Magdeburg, Stefan „Pinocchio“ Lange (damals Sektionschef Deutschland) , dann der Onkel aus Berlin, Dorothee Bü., Ha., könnte Mario geheißen haben, Jörg Mü., Marcel Degner (Sektionsleiter Thüringen), Ronny (Sektionsleiter Sachsen-Anhalt), Schubi aus Berlin, Stefanie Fö. aus Berlin, Christian We.
  • Zschäpe-Aufnahme unscharf, hält sich Hand vors Gesicht aus 3/97, der Zeit mit Starke.
  • Antje Probst schlafend: einzige Frau bei B&H Sachsen, schon vor Starke dabei, sie wollte mehr politisch aktiv sein, war für Aktionen gegen Linke. Sie hatte Starke rausgelockt bei dem Einschüchterungsbesuch von Jean-René Bauer, bei dem es wegen seiner Aussage beim Landser-Verfahren zu einer Körperverletzung gekommen war.
  • Mandy Struck
  • Skingruppe Herbst 99: Starke, Dirk Sa. (aus Nauen nahe Potsdam, viele Bands, Proissenheads), Stefanie Fö., Uwe Menzel (Proissenheads), Christian Wenndorfs damalige Freundin Manuela Wi.
  • Starke und Szczepanski (98/99), Starke selber in B&H-Shirt, war also schon Vollmitglied
  • Zschäpe [total unscharf]: dürfte etwa 1993 entstanden sein
  • Mundlos und Zschäpe, Elke aus Jena, Markus Fr. und einer, der „Langer“ genannt wurde – 1993, Konzert in Mehla, wo er das  Trio kennengelernt hat
  • Gruppenbild aus der Kneipe „Wohlfahrt“, bei einem Konzert der US-Nazi-Band „Blue Eyed Devils“, 1997: Werner, Lasch, Starke, Graupner, Thomas Rothe, Daniel Au., Rocko Du. und der Hammerskin Stefan Mü.; Bild aus dem Frühjahr 1997
  • Aufnahme in einer Pension, wohl Konzert der australischen Band „Fortress“ und „Endstufe“: Michael Probst, Lasch, Starke und Mitglieder der Band
  • Ungarn: Starke mit Carolina, 1997; soll auch mal mit Sven Sch. von B&H Brandenburg zusammen gewesen sein, evtl. aber nur geschäftlich
  • Belgien: Daniel Au., Freundin Sandra,  Armin Fiedler, Jens Scha., Starke, Rothe, Mandy Struck, Enrico Pö., 1997, Skinkonzert;
  • Mundlos, Starke und La.: Februar 1994
  • Starke mit Matthias Fr.
  • Bewaffnete Vermummte für Plattencover: La. mit Luftgewehr, Starke und We. und Gl.
  • Kameradschaftsabend im Freien mit Mundlos: Das Bild war Starke vom Trio in die Haft geschickt worden
  • Ausflug nach Dresden, Sommer 1999: Winter im „Blue Eyed Devils“-Shirt u.a., die er nicht mehr benennen kann
  • Gemeinsamer Ausflug an die Ostsee: Giso Tschirner mit Freundin
  • Zschäpe mit Datumsstempel 2008, Starke hatte das gescannt und beschriftet, sich mit seiner Vergangenheit beschäftigt
  • Aufnahmen aus den USA: Dirk Ho., Uwe Menzel, Michael Ne., La. – man sei da zu einem „Blue Eyed Devils“-Konmzert gereist
  • Bewaffnete in Militaria-Nazi-Outfit: Ne., Starke, La. mit scharfen Waffen, die sollen laut Starke ungeladen gewesen sein und es soll keine Schießübungen gegeben haben.
  • Uwe Menzel mit scharfer Pumpgun
  • Jens Scha. dito
  • Graupner mit auf dieser Reise
  • Reiseimpression: Emingerbruder, Maik Al., Matthias Dienelt
  • Starke mit Thorsten Schai (92/93): Konzert in Mehla
  • Skinheads Chemnitz auf dem „Marsch der Ehre“ in Ungarn: Fahnenträger Rothe und Armin Fiedler, vermutlich 1999
  • Aufnahme in Frankreich mit Hunden: Frau Anja Bu, Ingolf We., Maik Al., Sebastian An., Kicke und Kacke (Richter-Brüder)
  • Gruppen-Party-Bild: Ne., Mundlos, Zschäpe, „Langer“ (aus Chemnitz), 93 in Mehla
  • Thorsten Schau und Elke aus Jena
  • 1999, größtes Skinhead-Konzert in Deutschland, in Mecklenburg-Vorpommern in Garbitz, 2000 Teilnehmer: Dirk Ho., Sven Schn., die Polin Carolina und ihr Freund Olivier aus der Schweiz könnte das sein
  • Spaßbild in den Knast/sommerliche Balgerei auf Wiese: André Kapke nackt mit nackter Frau
  • Tanzendes Paar: Katrin „Mappe“ Dr. von den 88ern Chemnitz
  • Bandmitglieder der Band „English Rose“ vor Karl-Marx-Büste in Chemnitz, 96
  • Zwei Skingirls unbekannt, hinten Mundlos und Zschäpe zu erkennen
  • Mundlos und seitlich Haaransatz und Nase von Zschäpe, mit dabei Anje Probst und eine Aline
  • Zschäpe fotografiert Fotografierenden und ist durch Kamera verdeckt, dabei Mundlos, Antje Probst
  • Starke hatte angegeben, dass die Fotos zum Teil von ihm gemacht worden sind, aber es seien auch Abzüge fremder Aufnahmen dabei.

Der Zeuge fasst zur Vernehmung Starkes am 15.2.2012 zusammen:
Es war deutlich erkennbar, dass Starke von sich aus viele Angaben machte, die sie gar nicht abgefragt hatten. Widersprüche wurden aufgelöst. Starke war bemüht um wahrheitsgemäße und umfassende Angaben. Das waren 100te von Fotos: sie hätten ihm die Fotoalben vorgelegt und eine Vorauswahl von Bildern. Sie sind dann alle Fotos mit ihm durchgegangen: er war sehr kooperativ.

Es gibt keine weiteren Fragen an den Zeugen, NKRA Alexander Hoffmann kündigt Erklärung zu Starke an.

Götzl gibt bekannt, dass der Zeuge KHK Me. am Dienstag, 6.5. nicht erscheinen kann wegen Krankheit.

Es folgen Erklärungen.

BAW-Verteterin Greger nimmt Stellung zum Beweisantrag der NK-RAe Bliwier & Kollegen vom 106. Verhandlungstag. Sie seien abzulehnen, da sie im vorliegenden Fall ohne Bedeutung seien. Die Zeitpunkte von Presseveröffentlichungen würden keinen Rückschluss auf Täterwissen zulassen, denn der Zeuge könne seine Informationen auch auf anderem Weg bekommen haben. Im „Extra Tipp“ sei ausdrücklich ein Bezug zur bundesweiten Mordserie hergeleitet worden. Schon damit würde sich eine Aussage zur Tatwaffe nicht mehr als Sonderwissen darstellen. Dazu würde kommen, dass der Vermerk erst mehrere Wochen nach dem mit der Zeugin Er. geführten Gespräch niedergelegt worden sei. Es sei schließlich nicht ausgeschlossen, dass die Angaben Temmes, von der Tat nichts mitbekommen zu haben, zutreffend sein könnten. Mehrere ebenfalls anwesende Personen hätten ebenfalls keinen Wahrnehmungen gemacht. Beim Antrag auf Vernehmung eines Zeugen der DPA handele es sich um einen Beweisermittlungsantrag. Nach der Vorschrift der StPO müsse sich der Senat auch unter Aufklärungsgesichtspunkten nicht gedrängt sehen, diesem Antrag nachzugehen. Denn für die Wahrheitsfindung könne die Beweiserhebung nichts beitragen.

BAW-Greger nimmt noch Stellung zum Antrag des NKRA Reinecke vom 104. Verhandlungstag:  Die beiden Anträge seien abzulehnen. Bei den Schriftstücken handele es sich um geradezu klassische Spurenakten, die in der Sache selbst nicht weiterführten. Eine Beiziehung sei daher nicht veranlasst. Der zweite Antrag beträfe eine inhaltlich nicht näher bestimmte Verschriftung polizeilicher Besprechungen des bayerischen LKA. Ein Bezug zu den 5 Angeklagten sei weder vorgetragen noch ersichtlich. Daher sei bereits nach dem Vorbringen des Antragstellers keinerlei Erkenntnisgewinn zu erwarten. Selbstverständlich würden die Spurenakten weiterhin zur Akteneinsicht den Verfahrensbeteiligten zur Verfügung stehen.

NKRA Hoffmann gibt eine 257-Erklärung zum Zeugen Temme namens der mehrerer NK-RA_innen ab. Die Vernehmung von Temme habe ergeben, dass er nicht habe erklären können, warum er sich vor seiner Verhaftung am 21.4.2006 nicht aus freien Stücken den  Ermittlungsbehörden offenbarte, dass der zur Tatzeit des Mordes an Halit Yozgat am Tatort war. Seine Angaben dazu seien offensichtlich unwahr. In einem Vorgespräch vor seiner polizeilichen Vernehmung am 21.04.2006 habe er jedoch eingeräumt, bereits am 10.04.2006 sei ihm bewusst geworden, „dass er zur Tatzeit dort gewesen sein muss“. Die angegebenen Gründe, warum er sich nicht als Zeuge meldete, wären nicht plausibel. Die seit acht Jahren andauernde Weigerung des Zeugen, an der Aufklärung des Mordes mitzuwirken, rücke das Verhalten deutscher Sicherheitsbehörden erneut in ein schlechtes Licht. Dies werfe die Frage auf, ob die Erfüllung seiner Zeugenpflicht die Taten in Heilbronn hätte verhindern können. Verheerend sei, dass der Eindruck entstehe, dass der hessische VS das Aussageverhalten Herrn Temmes nicht nur geduldet, sondern ihn dabei möglicherweise unterstützt oder gar gesteuert habe.

Zum plötzlichen Ableben des V-Manns „Corelli“ trägt NKRA Stolle namens mehrerer NK-RA_innen einen Beweisantrag vor. Er beantragt die dem BKA vorliegende CD mit dem Titel „NSU/NSDAP“ und den dazugehörigen Auswertebericht beizuziehen und die Beamten, die die Auswertung vorgenommen haben, zu laden. Zur Begründung wird angeführt, dass laut einem Spiegel-Bericht das Hamburger LfV in den Besitz dieser CD gelangt sei und diese dem BKA übergeben habe. Laut Bericht sei die CD von 2006 und auf der CD rund 15.000 Datensätze mit rechtsextremistischen, rassistischen, antisemitischen und nationalsozialistischen Motiven. Auf dem Cover der CD sei neben dem Schriftzug „NSU/NSDAP“ eine Pistole. Einige der Dateien sollen dem Verstorbenen Thomas Richter, alias „Corelli“, zuzuordnen sein. Richter sei seit Anfang der 90er Jahre in militanten Neonazi-Strukturen aktiv gewesen. Auch auf sog. Garagenliste von Mundlos tauche er mit zwei Telefonnummern auf. Als V-Mann sei Richter Anfang der 90er Jahre vom BfV von einem LfV übernommen und mit einer kurzen Unterbrechung bis September 2012 geführt worden. Außerdem werde beantragt, die Akten des BfV beizuziehen, die dem UA im Bundestag vorlagen und die V-Mann-Führer des BfV, G.B. und Richard Ka., zu laden und zu vernehmen. Auch die Ermittlungsakte der Staatsanwaltschaft Paderborn zum Tod von Richter und die beim BfV geführte Personalakte und die Akten mit Treffberichten/Deckblattmeldungen sollten beigezogen werden.

BAW-Vertreter Diemer erklärt, dass es laut Auswertung keinen Zusammenhang mit dem NSU außer Name der CD gibt. Er bittet darum, der BAW eine Zurückstellung ihrer Stellungnahme zuzulassen: Es ist so, dass die CD Gegenstand unseres Ermittlungsverfahrens ist und wir gerne mit Mitteln des Ermittlungsverfahrens einen Zusammenhang prüfen. Wir möchten das gerne gründlich prüfen und wenn die Ermittlungen abgeschlossen sind, würden wir dann dazu Stellung nehmen.

Die Sitzung wird geschlossen.

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