Protokoll 134. Verhandlungstag – 5. August 2014

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Einziger Zeuge am heutigen Tag war erneut , der laut Anklage die Mordwaffe Ceska von dem Zeugen Theile an Andreas Sch. übergeben haben soll. Längers Aussageverhalten war von Ausflüchten, Widersprüchen und Verharmlosungen gekennzeichnet und schwer zu folgen. Auf der Besucher_innen-Tribüne saß vermutlich , ein enger Freund des Zeugen aus der Jenaer Neonazi-Szene.

Zeuge:

  • Jürgen Länger (Ceska-Verkaufskette)

Der Verhandlungstag beginnt gegen 9.50 Uhr. Götzl verkündet, dass Dr. Fischer zur Richterin am BGH ernannt wurde und zum 31. Juli aus dem bayerischen Justizdienst ausgeschieden ist. Stattdessen trete Richterin am OLG Feistkorn ein.

Danach betritt der Zeuge Jürgen Länger den Saal mit seinem Zeugenbeistand RA Thomas Jauch (124. Verhandlungstag). Nach der Personalienfeststellung belehrt Götzl Länger nach § 55 StPO und will die Vernehmung beginnen, wird jedoch von Zschäpes Verteidiger RA Heer unterbrochen. Heer sagt, er bitte darum, Länger auch hinsichtlich der „Mosaiktheorie des BGH“ zu belehren. Götzl erwidert, die Voraussetzungen sehe er nicht, deswegen belehre er nicht hinsichtlich eines umfassenden Verweigerungsrechts. Jürgen Länger sagt, er wisse, dass BKA-Beamte Leute in Gefängnissen und in Jena aufsuchen und nach ihm befragen würden, deswegen sei das ein Risiko für ihn, hier etwas zu sagen. Götzl will die erste Frage stellen, aber RA Heer sagt, er halte seinen Antrag aufrecht. Götzl bittet Länger und Jauch den Saal zu verlassen. Aber Länger sagt, es würden auch Anwälte in Gera behaupten, dass es einen zweiten NSU-Prozess gebe, das seien Gerüchte. Er wisse nicht, wer das gesagt hat, aber es werde viel erzählt. Es habe aber das BKA nach (94. Verhandlungstag) und ihm, Länger, gefragt. Und in Jena hätten sie sich letzte Woche nach Leuten erkundigt, sein Name sei da auch gefallen. Auf Nachfrage sagt Länger, das BKA habe sich bei jemandem erkundigt, der Sebastian heißt, und in Tegel bei einem Bekannten. Götzl: „Das nehmen wir mal zur Kenntnis. Nehmen Sie bitte draußen kurz Platz.“ Jauch und Länger gehen raus. Dann sagt Heer, er beantrage, Länger darüber zu belehren, dass er ein umfassendes Aussageverweigerungsrecht habe. Es entspinnt sich eine Diskussion darum, ob die Belehrung ausreichend war. Bundesanwalt Diemer und NK-Vertreter RA Bliwier vertreten diese Auffassung. Wohllebens Verteidiger RA Klemke springt RA Heer bei und beantragt einen Gerichtsbeschluss. Klemke legt dafür die polizeiliche Aussage von Andreas Sch. zugrunde. Auf Nachfrage, welche konkreten Aussagen er meint, sagt Klemke, es gehe darum, dass Sch. angegeben habe, dass er die „Scheißknarre“ von Länger habe. Auf Nachfrage, welcher objektive Tatbestand denn jetzt gegeben sein soll, sagt Klemke, die Unterscheidung zwischen Waffendelikt und Beihilfe zum Mord hänge nur am Subjektiven. RA Heer sagt, er mache nicht geltend, dass dem Zeugen ein umfassendes Auskunftsverweigerungsrecht zusteht, sondern dass das niemand außer dem Zeugen selbst beurteilen könne und der deswegen entsprechend belehrt werden müsse. Götzl gibt Gelegenheit zu Stellungnahmen. NK-Vertreter RA Langer zitiert Aussagen von Vernehmungsbeamten von Sch., denen zufolge klar werde, dass es keinen konkreten Ansatz gibt, dass Länger wissen konnte, an welchen Personenkreis die Waffe letztlich gelangen wird. Dazu sagt Klemke, man müsse im Auge behalten, dass Sch. vielleicht die Unwahrheit gesagt hat. Götzl sagt, Klemke wisse, dass es um die Beurteilung eines Anfangsverdachts gehe und dass konkrete Momente vorliegen müssten und nicht nur Vermutungen. Sowohl Heer als auch Klemke beantragen nach einer weiteren kurzen Diskussion einen Gerichtsbeschluss. Die Sitzung wird bis ca.10.50 Uhr unterbrochen. Danach verkündet Götzl, dass die Anträge, den Zeugen zusätzlich zu einem umfassenden Auskunftsverweigerungsrecht zu belehren, abgelehnt sind. Konkrete Anhaltspunkte, dass dem Zeugen ein solches Recht zusteht, seien derzeit nicht vorhanden.

Jauch und Länger betreten wieder den Saal. Götzl sagt, es gehe um die Frage, ob Länger eine Waffenlieferung an Sch. im zeitlichen Bereich 1998 bis 2000 vorgenommen habe: „Was können Sie dazu sagen?“ Der Zeuge spricht teilweise sehr unzusammenhängend, wirft nur Stichworte hin oder springt thematisch. Länger sagt, er wiederhole es zum dritten Mal: Das was Sch. gesagt habe, sei gelogen, dass er, Länger, ihm was beschafft hätte: „Wie er darauf kommt, kann ich mir nicht erklären, absolut nicht.“ Er wisse nur aus der Zeit, dass er da drei, vier Monate in Amerika gewesen sei, 1999/ 2000. Das sei die Zeit, wo er sich erinnern könne. Vor Amerika habe er auf Montage gearbeitet, glaube er, und danach habe er Technopartys mitorganisiert. Er und ein Bekannter hätten ein Grundstück angemietet. Und den Sch. kenne er, weil er Schuhe für sich gesucht habe in dem Laden. Dass der Sch. ihn aus der Lehre kenne, das sei auch gelogen. Er habe auch das BKA gefragt, ob die mal die Aussagen überprüft hätten. Er könne sich das nicht erklären, warum er das sagt. Er habe auch gehört, dass die Aussage lange gedauert habe, vier Stunden, bis Sch. seinen Namen gesagt habe: „Und das glaubt man ihm dann.“ Götzl fragt nach dem Kennenlernen von Sch., und Länger sagt, er habe in der Zeit ein Büro gehabt. Das sei halt ein kleinerer Klamottenladen gewesen, wo sich immer viele Leute getroffen hätten. Er sei immer günstig Mittagessen gewesen in Jena. Da könne man günstig essen, chinesisch oder „Kloß mit Soße“. Er habe sich immer totgelacht, weil die ihm keine Schuhe hätten besorgen können. Er habe Schuhgröße 52. Auf Frage nennt Länger den Namen des Ladens: . Wann er die kennengelernt habe, könne er nicht sagen, 1997/ 98. Zur Zeit, als er in Amerika gewesen sei, habe er nicht gearbeitet: „Wie war ihre Frage nochmal?“ Er sei sich ziemlich sicher, dass es im Sommer 1999 gewesen sei, wie lange wisse er nicht. Götzl: „Drei Monate, stimmt das?“ Länger: „Ja ja, drei Monate etwa.“ Und davor habe er gearbeitet, in München auch. Mit einem Bekannten, aber der sei schon tot jetzt. Auf Frage nach dem Sch. sagt Länger, dem habe er mal 300, 400 Euro geborgt, der habe bei Stadtroda eine Imbissbude gehabt. Da habe er ewig gebraucht, die wieder zu bekommen. Sch. habe ihm auch Zinsen versprochen. Wann das war, könne er nicht mehr sagen, er habe da nicht mehr so Kontakt gehabt, weil der die Imbissbude dann zugemacht habe. Länger nennt die Jahreszahl 2005. 2009 oder 2010 habe die Freundin von Sch. ihm dann das Geld zurückgegeben. Götzl: „Mit Zinsen?“ Länger: „Nein, gar nix.“ Götzl fragt, wie häufig Länger Sch. in der Zeit, als er ihn kennengelernt habe, 1997/ 98, gesehen habe. Vielleicht im Monat ein-, zweimal, so Länger, zur Mittagspause. Manchmal sei der auch nicht im Laden gewesen, dann sei der Liebau (zuletzt 79. Verhandlungstag) da gewesen, da setze man sich mal kurz hin. Auf Nachfrage sagt Länger, Liebau kenne er länger als Sch.. Der habe einen Kumpel gehabt, der bei einem Flugzeugunfall ums Leben gekommen sei. Da habe es Dorffeste gegeben, da habe er den kennengelernt, das sei aber schon länger her, 1991/ 92. Aber da habe er, Länger, bestimmt noch nicht mal dessen Namen gekannt. Länger spricht von „Cliquenwirtschaft auf dem Dorf“, da gebe es mal kurz Prügel oder nicht Prügel. Aber als Liebaus Kumpel gestorben sei, da sei er, Länger, zum Begräbnis gewesen, da sehe man die Leute.

Götzl fragt, ob in der Zeit 1998 bis 2000 das Thema Waffenbeschaffung mit Sch. oder Liebau besprochen wurde. Mit Liebau habe er sich eigentlich unterhalten, ob der auf die nächste Technoparty fährt, so Länger. Und Sch. habe er nie für voll genommen, der habe so viel erzählt. Der habe Drogen genommen, „nicht nur Bier“. Auf Nachfrage sagt Länger, der habe Koks genommen, gekifft, Speed gezogen. Nicht in seinem Beisein, aber er habe das halt mitgekriegt. Dann sagt er, er wisse nicht, ob der ein Nazi war oder ein Rechter. Götzl fragt, wie Länger das mitbekommen habe. Länger spricht von kleinen Lines beim Kaffeeautomaten beim Klo, roten Augen, wenn sie was gezogen hätten. Er, Länger, habe Technopartys veranstaltet, man sehe das schon. Es sei lustig mit solchen Leuten. Götzl fragt, ob Sch. lustig war. Er denke schon, so Länger, der habe gut Umsatz gemacht mit seiner Art. Er könne nichts Negatives über das Verhalten von Sch. sagen, das sei aber schon lange her alles. Götzl fragt, ob Länger beim Thema Drogen am Verhalten von Sch. etwas aufgefallen ist. Länger sagt, er sei da ja nicht den ganzen Tag gewesen, aber wenn jemand da mit einem anderen aufs Klo gehe, und es heiße, er solle kurz aufpassen, dann stehe er halt mal kurz in dem Laden drin, dass nicht was fehlt. Ob er lustig war, könne er nicht beurteilen. Lustig auf die Art und Weise, so Länger, dass da Linke wie Rechte in dem Laden eingekauft hätten. Und die Rechten würden halt noch Drogen nehmen, das sei halt lustig. Der Betrag von 300, 400 Euro sei für den Imbiss gewesen, so Länger auf Frage, vielleicht für eine Mikrowelle oder einen Kühlschrank. Götzl fragt nochmal, ob Waffen zu irgendeinem Zeitpunkt Thema im Gespräch mit Sch. oder Liebau waren. Länger: „Nie.“ Götzl fragt, ob das zu einem späteren Zeitpunkt, nach 2000, 2001 mal ein Thema war mit Sch. oder Liebau. Er habe die eigentlich gar nicht mehr gesehen, sagt Länger, so 2005. Die hätten dann den Laden gewechselt nach Stadtroda und er sei dann meistens im Ausland Tauchen gewesen, und das sei kein Gesprächsthema gewesen. Götzl fragt, ob es für Sch. einen Grund gebe, etwas Falsches über Länger auszusagen. Länger sagt, seine Vermutung sei, wenn Sch. das gemacht habe, dann verwechsle er jemanden mit ihm. Oder er schiebe ihn, Länger, jemand anderes vor. Er denke, Sch. verwechsle, vertausche ihn. Götzl fragt, ob es wegen dem Darlehen Streit gegeben habe. Das verneint Länger. Der habe ja weiter weg gewohnt von Jena. Und da fahre er ja nicht hin. Im Sommer sei er da mal zum Baden gewesen, Tischtennisspielen. Und da habe er ihn gesehen, sonst nicht. Und da habe es eigentlich nicht so Stress gegeben deswegen. Klar frage er nach, „aber wenn nichts kommt, dann kommt nichts.“ Er habe den nicht verprügelt oder so: „Vielleicht hat er das im Drogenwahn gemacht oder er verwechselt mich mit jemand.“

Götzl fragt nach Enrico Theile und Länger sagt, das sei ein Kumpel. Das sei schon ein Freund, so Länger auf Nachfrage, er kenne dessen Freundin, dessen Mutter, sie würden nicht alles miteinander reden, seien sich nicht extrem nahe, aber er könne Theile gut leiden. Götzl möchte wissen, wie lang Länger Theile kennt. Das liege lange zurück, so Länger, im Gefängnis, 1993 oder 1996, da habe er den übers Fenster kennengelernt, weil der aus Jena gekommen sei und sie ihm die Uhr weggenommen hätten. Und da habe er, Länger, was gemacht und dann habe der die Uhr wiederbekommen. Er selbst sei 1991 ein halbes Jahr im Gefängnis gewesen, 1993 ein halbes Jahr und er glaube, auch 1996. Er denke mal, dass es eher 1996 gewesen sei. Da seien auch andere Leute aus Jena gewesen, verteilt in dem Gefängnis. Auf Nachfrage nennt Länger jemanden, der sich „Suppe“ [phon.] nenne. Wenn, dann sei der nur ganz kurz da drin gewesen: „Sebastian, ich weiß es nicht genau.“ Und dann noch jemand anderes, ein alter Mann aus Jena, aber das tue nichts zur Sache hier. Götzl fragt, ob von Seiten Theiles mal die Rede von Waffenlieferung und -beschaffung gewesen sei. Länger: „Überhaupt nicht. Null. Gar nichts. Ich weiß auch nicht wie die Presse drauf kommt hier oben, dass das mein Kamerad sein soll, Herr Theile.“ Das seien Themen, die die ganze Zeit nicht gefallen seien, politische Sachen: „Kamerad, so ein Schwachsinn!“ Götzl sagt, es gehe darum, wie Länger Theile kennengelernt hat. So richtig kennengelernt habe er Theile nach der Aktion der BAW, sagt Länger. Man habe sich schon gewundert, was los ist. Länger spricht von zeitgleichen Hausdurchsuchungen. Und über die Jahre gesehen, wenn er, Länger, im Ausland gewesen sei, sei er im Winter da gewesen. Theile habe in Limburg gewohnt, wenn er selbst in Frankfurt gewesen sei, habe er Theile zwei, drei Mal besucht, ein Bierchen getrunken. Götzl: „Ja, haben Sie sich jetzt dann darüber unterhalten, Waffen, Besorgen von Waffen?“ Länger verneint das. Sie hätten sich über das ganze Vorgehen unterhalten, wie es dazu kommt. Götzl fragt, was Theile dazu gesagt hat. Der habe auch so seine Geschichten gehabt in der Vergangenheit, seine Gerichtsverhandlungen, sagt Länger. Es sei auch nicht ohne, er wolle nicht in Theiles Kopf stecken, bei dem was sie Theile zu Last legen würden. Und dann würden vermummte Leute da in seiner Wohnung stehen und die Türe eintreten. Klar stelle man sich da Fragen, wie die Polizei darauf kommt. Auf Frage sagt Länger, bei Theile könne er sich nicht vorstellen, dass der so was macht. Theile solle ja noch mehr Waffen besorgt haben, wie es im Beschluss stehe. Man stelle sich die Frage, wie man darauf kommt, wer wen kennt. Götzl sagt, er habe gefragt, wie intensiv der Kontakt zu Theile war nach dem Kennenlernen, und Länger habe gesagt, dass er Theile erst nach der Aktion des GBA kennengelernt habe, ihn interessiere nun, wie die Situation davor war. Theile sei fünf oder sechs Jahre in Limburg gewesen, so Länger, und in der Zeit habe er Theile zwei, drei, vier, fünf Male besucht, mal über eine Nacht kurz geschlafen. Wenn Theile mal in Jena gewesen sei, sei er, Länger, nicht da gewesen. Es sei sporadisch gewesen, ab und zu. Theile habe sein Leben gelebt und er seines. Jetzt verbinde sie der NSU seit vor zwei Jahren. Götzl: „Und früher?“ Früher habe Theile in Limburg gelebt, dessen Freundin sei irgendwann nachgezogen. Er kenne Theile ja, so Länger weiter, sie würden zusammen Autos bauen und so: „Und da kann ich ja mal hinfahren, warum nicht.“ Götzl fragt, ob Länger Informationen hat, ob Theile Kontakte in die Schweiz hat. Länger sagt, er habe das nur mitgekriegt, wenn Theile gesagt habe, er fährt in die Schweiz in den Urlaub. Er selbst sei noch nie da hin gekommen. Auf Frage, ob da von bestimmten Personen die Rede gewesen sei, sagt Länger, der habe seinen Urlaub da gemacht, und da frage man, wie hoch die Berge sind und ob Schnee lag. Theile habe erzählt, dass die Standheizung ausgefallen sei auf 2.000 m Höhe. Götzl wiederholt seine Frage und Länger sagt, Theile habe gesagt, er kennt da jemanden, mehr nicht. Wenn er, Länger, in Kroatien tauche, kenne er da auch Leute, aber keiner frage ihn dazu. Götzl fragt, ob Theile Namen genannt habe. Länger: „Nicht dass ich wüsste.“ Den Namen Mü. kenne er aus der Presse, so Länger, „zumindest M Punkt“. Götzl hakt nach und Länger sagt, Theile habe da nicht Namen genannt, nur dass er jemanden kenne da unten. Er wisse gar nicht, was Theile da genau gesagt habe, auf jeden Fall, dass es „eine riesengroße Scheiße“ sei. Er müsse auf jeden Fall sagen zur Staatsanwaltschaft, die behaupte, er sei in der Schweiz gewesen, auch die Presse habe es geschrieben: „Ich war da noch nie.“ Auf Nachfrage sagt Länger, er sei definitiv noch nie in der Schweiz gewesen. Götzl fragt nach der Formulierung „riesengroße Scheiße“. Länger sagt, er lese viel, auch NSU, und was der Theile zu ihm gesagt habe: er, Theile, habe da gar nichts gesagt. Er, Länger, habe ein aggressives Verhalten von der Staatsanwaltschaft in Karlsruhe erlebt. Und es gebe da nichts zu unterhalten. Sie [wohl Theile und Länger]hätten am Anfang über die Hausdurchsuchungen geredet und was die Presse schreibt, und dann so gut wie nicht mehr: „Er steht genauso ohnmächtig da wie ich.“ Götzl: „War von Theile Ihnen gegenüber von einem Herrn Mü. die Rede?“ Theile: „Noch nie.“ Götzl: „Auch nicht, nachdem die Durchsuchung bei Ihnen war?“ Er habe in der Presse noch zwei Namen gelesen, die verwechsle er, über die werde hier auch noch informiert werden. Am Anfang habe Theile gesagt, er kenne einen Schweizer, so habe Theile es gesagt. Aber er, Länger, habe da nicht mit ihm drüber geredet, weil er sich um seine Angelegenheiten kümmere. Es interessiere ihn, klar, aber er gehe nicht zu den Leuten und frage, was sie gesagt haben. Es werde nur viel Mist erzählt hier, fügt Länger an.

Götzl fragt Länger, ob der Böhnhardt oder Mundlos gekannt habe. Länger sagt, er habe mal eine Gerichtsverhandlung gehabt. Und da habe ein Polizist gesagt, er, Länger, sei mit einem geklauten Auto mit Böhnhardt als Beifahrer gefahren. Aber er habe Böhnhardt nicht gekannt. Und es habe sich herausgestellt, dass jemand ganz anderes das Auto gestohlen habe, da habe er, Länger, gar nicht drin gesessen. Er habe Böhnhardt nicht gekannt und Mundlos auch nicht. Auf Nachfrage sagt Länger, er sei angeklagt gewesen wegen Autodiebstahl. Und in dem Auto seien Schecks entwendet worden. Irgendwie sei die Polizei auf ihn gestoßen. Er habe gesagt, das stimme so nicht. Und dann habe ein Polizist ausgesagt, Böhnhardt habe doch mit im Auto gesessen. Am Ende habe sich herausgestellt, dass die Unterschrift auf den Schecks nicht mit ihm übereingestimmt habe, sondern vom Geschädigten stamme. Die Verhandlung sei mit Freispruch oder Einstellung ausgegangen. Götzl fragt, ob es mal eine Situation gegeben habe, dass Länger mit Böhnhardt zusammen im Auto saß. Länger: „Auf keinen Fall. Und es wird immer geredet von irgendeiner Jugendbande, rechts, links, kein Plan.“ Er sei nicht in einer Jugendbande gewesen und habe auch nichts davon gehört. Er glaube, die Polizei Jena verrate Privatadressen an irgendwelche Reporter hier im Raum. Götzl fragt, ob Länger der Name Bi. etwas sage. Das sei, glaube er, ein Straßenname in Jena, er habe den noch nie gehört. Götzl fragt, ob Länger denn in der Haft jemals Kontakt zu Böhnhardt gehabt habe. Länger sagt, er habe sich mit einem Bekannten unterhalten und der habe gesagt, dass zu dem Zeitraum Böhnhardt auch im Gefängnis gewesen sei. Das sei ihm nicht bekannt gewesen: „Also in meiner Zelle war er nicht, da müsste ich Alzheimer haben.“ Götzl fragt nach dem Namen des Bekannten und Länger nennt den Namen Ro. Er bejaht, dass Ro. mit ihm zusammen in Haft gewesen sei. Er habe den, glaube er, im Gefängnis kennengelernt, es könne auch früher gewesen sein, er sei, wie gesagt, 1991 auch im Gefängnis gewesen. Mit Ro. sei er zwei, drei Monate auf Zelle gewesen. Dann berichtet Länger davon, mit wie vielen Personen er während seinen Haftzeiten auf Zelle gewesen sei.

Götzl fragt die Namen Zschäpe, Eminger, Schultze und Gerlach ab. Länger sagt jeweils, er kenne die genannten Personen nicht. Bei sagt er, er kenne den flüchtig: „Aber nicht, dass er abhaut vor mir oder ich vor ihm.“ Götzl fragt, seit wann und bei welchen Gelegenheiten. Wenn er zu seinem Vater nach Alt-Lobeda fahre, wo er wohne, da fahre man automatisch an dem „berüchtigten Haus“ vorbei, so Länger. Da würden Leute auf der Straße stehen, Demonstrationen, Gegendemonstrationen. Er halte an und frage, was los ist. Und so lerne man die Leute halt kennen. Er habe Wohlleben 2009 mal nach einer Demonstration gefragt, und da habe der auch nichts gewusst, und er, Länger, sei trotzdem losgefahren nach Berlin. Obwohl die Polizei ja etwas anderes rein geschrieben habe in sein Protokoll. Das sei sein letzter Kontakt zu Wohlleben gewesen. Götzl sagt, so ganz verstanden habe er das jetzt nicht. Länger sagt, er habe am 30.4. Geburtstag und am 1. Mai fahre er ab und zu zu einer Demonstration. „Entweder Antifa-Demonstration, oder NPD-Demo, es kommt drauf an.“ Götzl: „Auf was?“ Länger: „Welche in der Nähe ist.“ Und er wisse, dass da in Berlin eine Menge los sei. Die hätten ihn auch festgenommen auf einer Demonstration. Und da habe er Wohlleben gefragt, wo eine Demonstration ist, Erfurt, Leipzig. Und Wohlleben habe gesagt, er wisse es nicht, ein paar Leipziger führen hoch, er, Wohlleben, führe nirgendwo hin. Seither habe er Wohlleben nie wieder gesehen. Und davor auch allerhöchstens zwei, drei Mal. Vielleicht bei einer NPD-Demonstration, das wisse er nicht, oder aber auch in Alt-Lobeda. Bei einer NPD-Demonstration sei er auch nicht so oft gewesen. Götzl: „Wie kamen Sie dazu, Wohlleben zu fragen?“ Der habe da gestanden, antwortet Länger, mit zwei, drei Leuten und er habe den halt gefragt, weil er ihn vom Sehen so gekannt habe. Sie hätten im Leben zwei, drei Sätze gewechselt, ob da eine Demonstration ist. Er gehe ja nicht auf Demonstrationen in Alt-Lobeda: „Ich bin ja nicht lebensmüde.“ Götzl fragt, warum Länger Wohlleben gefragt habe. Die anderen, jungen, hätten nicht so ausgesehen, so Länger, als ob sie einen Plan haben. Er sei ja auf Demonstrationen gewesen und da habe er ihn, Wohlleben, gesehen. Da sei er, Wohlleben, zwar nicht federführend gewesen, das sei meistens der „Kapke oder wie der heißt“ gewesen. Und da habe er gefragt, wo es eine Demonstration gibt, in Erfurt, Leipzig oder Berlin. Wohlleben habe das aber nicht gewusst, nur irgendwas von Leipzig. Da habe er, Länger, aber keine Lust gehabt, denn in Leipzig sei das auch gefährlich. Dann sei er auf gut Glück nach Berlin gefahren: „Das war rein informativ, vielleicht weiß er was Interessanteres, wo mehr Spektakel ist.“ Götzl fragt nach den weiteren Malen, wo Länger Wohlleben gesehen habe. Länger: „Von weitem vielleicht bei einer Demo.“ Es müsse nicht heißen, dass er, Länger, bei der Demo gewesen sei, er könne auch auf der Gegenseite gewesen sein oder vor dem Haus, er fahre automatisch da vorbei: „Manchmal hallo und manchmal gar nichts.“ Götzl: „Haben Sie sich bei den weiteren Malen unterhalten?“ Er habe, glaube er, Wohlleben mal gefragt, warum der bei der NPD ist. Er wisse die Antwort nicht mehr, es habe nicht überzeugend für ihn geklungen. Die Information, dass Wohlleben bei der NPD ist, habe er aus Fernsehen oder Presse, so Länger auf Frage. Götzl fragt nach Längers politischer Einstellung. Länger sagt, nachdem ihm das BKA „beim Kacken zugeguckt“ habe bei der Hausdurchsuchung und seine Aussage manipuliert habe, er wisse nicht mehr, was los ist. Er sei politisch neutral, sei auf linke, auf rechte Demonstrationen gegangen, habe eigentlich keine Meinung. Götzl möchte wissen, was Länger denn auf den Demonstrationen suche. Länger: „Abenteuer, Spaß.“ Wenn es bei der rechten Demo nicht weitergehe, weil sie nicht weiterlaufen dürften, dann wechsele man die Seite, „wo die Mülleimer brennen“. Er habe einen Platzverweis von der Polizei bekommen bei der NPD-Veranstaltung. Er habe was von den Reportern wissen wollen und das hätten die nicht gewollt. Auf Nachfrage sagt Länger, er habe gehört, dass die bei Leuten an den Wohnungstüren klingeln, jetzt auch wieder vor ein paar Tagen, und habe dann was wissen wollen. Das seien ganz gefährliche Leute heutzutage. Götzl hakt nach und Länger sagt, die würden Informationen an Leute verkaufen, die gewalttätig sind. Götzl: „Was wollten Sie wissen?“ Er habe wissen wollen, warum die hier sind, warum sie jetzt filmen. Götzl fragt, wie es dann weiter gegangen sei. Es sei langsam vorwärts gegangen, so Länger, von vorne nach hinten und da sei jemand angekommen, mach mal nicht so viel Stress. Er habe halt nicht so schnell sein sollen, sich nicht so viel mit den Leuten unterhalten. Es sei Stau gewesen, das sei ja auch Taktik von der Polizei. Dann hätten ihn sechs, sieben, acht Polizisten gepackt und ins Auto rein; die hätten ihn abends wieder laufen lassen. Und dann sei er zur linken Demo gefahren, aber die seien alle besoffen gewesen. Es habe keine Demonstration am 1.5.2009 gegeben. Das sei das letzte Mal gewesen, wo er unterwegs gewesen sei.

Götzl legt die Mittagspause ein. Gegen 12.50 Uhr geht es weiter. Länger bestätigt, dass mit dem Haus in Alt-Lobeda das „Braune Haus“ gemeint sei. Götzl sagt, Länger sei ja auch von der Polizei vernommen worden, am 26.4. und 15.10.2012. Länger: „Ja.“ Vorhalt aus der ersten Vernehmung: Auf den Vorhalt, dass die Polizei auch Erkenntnisse von Anfang der 90er Jahre habe, dass Länger und Theile Zugang zu Waffen gehabt haben sollen, habe Länger gesagt, er wisse nicht, wer so was behauptet; von Theile habe er so was mal gehört. Er könne es leider nicht beweisen, so Länger, er habe Video- und Tonaufnahme gewollt. Da seien definitiv Passagen drin, die er nicht gesagt habe. Da sei auch der Name Schn. drin, den er nicht gesagt habe. Deswegen sei das eskaliert an dem Morgen. Götzl hält nochmal die Passage vor, dass er von Theile mal so was gehört habe. Den Satz habe er auch nicht gesagt, so Länger. Die Beamten hätten eine Stunde gebraucht, um das auszudrucken. Er habe das Protokoll nicht unterschrieben. Götzl: „Der Satz ist von Ihrer Seite nicht gefallen?“ Länger: „Der ist doch völliger Quatsch, 1990, nach der Wende, unglaublich.“ Auf Frage sagt Länger, es sei nie die Rede davon gewesen, dass Theile Zugang zu Waffen hätte. Er glaube auch, dass Andreas Sch. das gesagt haben soll. Er wisse nicht, wie die Polizei heute arbeitet, da seien vorgefertigte Aussagen gewesen. Götzl fragt, was Länger im Hinblick auf die Aussage Sch. sagen wolle. Götzl lese ihm eine Aussage vor, die in dem Protokoll stehe, so Länger, und er wüsste nicht, dass ihm die Frage gestellt wurde und er das gesagt hätte. 1990, nach der Wende, da habe er den Theile noch gar nicht gekannt: „1990, das ist ja Wahnsinn.“ Götzl hält vor, dass hier die Rede von Erkenntnisse von Anfang der 90er Jahre sei. Länger sagt, das stimme nicht. Götzl sagt, es liege ein Vermerk vor vom 10.3.1993 von der KPI Jena, KDD. Er verliest, dass am 10.3.1993 durch Kräfte der PI Jena Mitte der Thomas Bi. an der Shell-Tankstelle auf frischer Tat gestellt worden sei, als er unter Alkoholeinfluss einen als gestohlen gemeldeten VW Polo betankt und ohne Bezahlung die Tankstelle habe verlassen wollen. Länger verneint, dass ihm der Name Bi. etwas sage. Götzl sagt, weiter unten heiße es, Bi. habe angegeben, dass verschiedene Personen der Gruppe Zugang zu Waffen haben sollen, die in einem Versteck unterhalb der Lobdeburg in einem Loch verborgen sein sollen. In dem Vermerk werden einige Namen genannt, darunter Theile und Länger. Das stimme nicht, sagt Länger dazu. Götzl fragt, ob Länger denn die Information etwas sage, dass es ein Versteck unterhalb der Lobdeburg gegeben haben soll. Länger verneint das. Er höre zum ersten Mal ein paar Namen, diese Jugendbande, das sei Quatsch. Götzl fragt drei Namen ab, zu denen Länger sagt, das sage ihm nichts. Götzl sagt, Länger habe den Namen André Kapke selbst genannt, und fragt, ob Länger den kennt. Er habe mal an dem Haus ein Baugerüst gesehen und jemanden gefragt, ob er Baugerüststangen bekomme. Das sei der Kapke gewesen und der habe das bejaht. Länger spricht davon, dass Kapke bei Demonstrationen dabei sei und Dinge organisiere. Vorhalt aus der Vernehmung Längers: Er habe mal mit Kapke bei einer Demonstration Erbsensuppe verkauft. Länger bejaht das. Ihm sei langweilig gewesen bei der Demonstration, weil wieder mal Stau gewesen sei. Er habe Wasser rein gekippt, weil die fast alle gewesen sei, und das ausgeschenkt an die Leute. Aber er fahre da separat hoch, mit Kumpels oder allein. Das mit der Suppe, das sei in Berlin gewesen, da sei er dazu gestoßen. Da sei ein Helikopter drüber, da kriege man das mit und dann gehe man da rein. Aber er sei da nicht lange, denn es sei immer Stau dort, die dürften nicht weiter. Länger bejaht, die Er.-Brüder, Ron Er. zu kennen. Götzl fragt nach der Thematik Waffen. Länger sagt, man höre ja Dinge aus der Vergangenheit. Götzl: „Ja, hatten die beiden mit Waffen zu tun?“ Das wisse er nicht, so Länger. Er habe nie mitgekriegt, dass die im Besitz von Waffen waren, so Länger auf Nachfrage. Er habe, sagt Länger auf Frage, dieses Jahr auf jeden Fall Kontakt mit denen gehabt, bestimmt vor zwei, drei Monaten. Entweder treffe man mal den einen oder den anderen, Smalltalk halt. Die kämen eben auch aus Lobeda, er kenne die von früher, Mopeds und so. Auf Frage sagt Länger, gut kenne er die nicht. Man höre auch gewisse Dinge, die sie in der Vergangenheit gemacht hätten: „Jena ist eine kleine Stadt.“ Götzl fragt, was Länger meint. Die hätten jetzt Geschäfte, Telefonläden, so Länger. Was sie früher gemacht hätten, solle nicht ganz ohne gewesen sein. Götzl hakt nach und Länger sagt, dass die sich mal als Polizisten verkleidet haben sollen. Er wisse es nicht, er sei nicht dabei gewesen. Götzl fragt, ob bei Theile mal wegen Waffen durchsucht worden ist. Länger bejaht das, ein Auto, das sei bei einem Bekannten vor dem Haus gewesen, da sei sogar ein Schuss losgegangen. Das Auto hätten sie auch abgeschleppt. Das sei 2005 gewesen, so Länger auf Frage, aber er könne das auch verwechseln, aber nicht vor 2000. Er wisse nicht, ob Theile da schon in Limburg gewohnt hat, ob der da seinen roten Bus gehabt habe oder den blauen. Wie er das von Nachbarn erfahren habe, sei da so ein Waffenkommando dabei gewesen von der Polizei. Und trotz Spezialkräften sei da ein Schuss gefallen, da hätten sich alle aufgeregt, weil eine Schule in der Nähe gewesen sei. Auf die Frage, ob da bei Theile eine Waffe gefunden wurde, sagt Länger, er habe Theile noch nie mit Waffen gesehen. Götzl fragt, ob Theile in Zusammenhang mit der Durchsuchung berichtet habe. Sicherlich, so Länger, aber er habe das mehr von einem Kumpel erfahren als von Theile. Der Kumpel habe das von oben fotografiert. Auf Frage sagt Länger, die Durchsuchung sei in Lobeda an einer Schule gewesen. Götzl: „Haben Sie mit Herrn Theile jetzt drüber gesprochen?“ Das könne er nicht so genau sagen, antwortet Länger, das sei lange her und die Zeit gewesen, wo Theile im Westen gewesen sei. Es könne sein, dass sie sich erst ein halbes Jahr später gesehen haben. Und manchmal wolle er bestimmte Dinge gar nicht wissen. Wenn er Dinge von anderen Leute höre, schalte er mal ab. Er habe genug eigene Probleme. Götzl sagt, er wolle auf die polizeiliche Aussage von sch. eingehen. Länger: „Die würde ich mal gerne komplett lesen wollen, mit Uhrzeiten.“ Vorhalt aus der Aussage von Sch.: Er, Sch., habe die Waffe von einem Kumpel in Jena, der jetzt sehr begeistert sein werde, der heiße Jürgen Länger und sei ihm seit der Berufsschulzeit bekannt. Er habe schon in Karlsruhe gesagt, so Länger dazu, ob die diese Aussage überprüft hätten. Das sei total gelogen, er kenne den nicht daher. Vorhalt: Länger sei in etwa sein Alter und wohne in Jena-Alt-Lobeda. Das möge stimmen, so Länger, aber er kenne den nicht aus der Berufsschule. Götzl fragt, wo Länger die Berufsschule gemacht habe. In Jena bei Schott von 1988 bis 1990, so Länger. Soweit er wisse, sei Sch. im Jugendwerkhof in Stadtroda gewesen. Der sei wohl Glasbläser gewesen und das sei nicht die Berufsschule, wo er, Länger, gewesen sei: „Das ist totaler Quatsch was der erzählt, definitiv.“ Vorhalt: Nach der Bestellung des Schultze habe er, Sch., den Länger angerufen und in den Laden bestellt; der Länger sei dafür bekannt gewesen, dass er alles habe besorgen können. Länger sagt, am Anfang solle Sch. einen anderen Namen genannt haben, das habe ja vier, fünf Stunden gedauert. Götzl fragt, ob Länger die Vernehmung kennt. Das dürfe er ja nicht, sagt Länger. Götzl fragt, ob Länger so jemand sei, der dafür bekannt ist, dass er alles besorgen konnte. Länger: „Quatsch, dann wäre ich ja Millionär.“ Götzl: „Ja, kommen Leute auf Sie zu und fragen Sie nach allem möglichen?“ Länger verneint das. Klar, er sei 2,06 m groß und Leute würden sagen, ich habe ein Problem, kannst du mal mitkommen. Und dann stelle man sich daneben und sage zwei, drei Sätze, vielleicht wirke es auf den oder auch nicht. Vorhalt aus der Vernehmung von Sch.: Sie hätten sich gegenüber vom Laden auf eine Bank gesetzt, dort habe er, Sch., Länger gefragt, ob er eine Schusswaffe und Munition besorgen könne; Länger habe gefragt, was er denn damit wolle, er, Sch., habe geantwortet, dass ein Kunde danach gefragt hätte; Länger habe gesagt, er müsse mal gucken.
Länger verneint, dass es eine solche Situation gegeben habe. Vorhalt: Ca. zwei Wochen später sei Länger zu Sch. in den Laden gekommen und habe gesagt, Sch. möge mit ihm vor die Tür gehen, man sei in einen kleinen Park gegangen, und da habe Länger ihm die Waffe dann übergeben. Das sei kompletter Irrsinn, sagt Länger. Vorhalt: Bezahlt habe Sch. zu diesem Zeitpunkt nichts. Länger: „Das ist ja Wahnsinn. Was soll man dazu sagen? Ich kann nur sagen, er lügt.“ Götzl sagt, es gehe jetzt um die Auswertung einer Festplatte von Länger (85. Verhandlungstag). Länger fragt, ob es um „Ordner Maik“ [phon.] geht. Götzl fragt, was Länger von sich aus sagen könne. Länger sagt, zu dem Zeitpunkt, wo er in dem Naziladen verkehrt sei, habe er ein Büro gehabt, Computer repariert und Softwareprobleme gelöst. Und man müsse Festplatten sichern im Bekanntenkreis. Und da sei das bestimmt her. Da solle ja was mit Sprengstoff drauf sein. Es sei aber nicht nur Nazimusik drauf, sondern auch Technomusik und linke Musik und Reggae. Und es sei ja der Wahnsinn, wie viel Ordner da drauf seien. Götzl fragt, wie es jetzt zu diesem Ordner kam. Er habe irgendein Backup gemacht von irgendeiner Festplatte, so Länger, das Datum sehe man ja noch am Zeitstempel. Es seien ja Millionen Dateien: „Sie haben ja noch eine Festplatte von mir.“ Götzl fragt, was Länger zum Stichwort Fußballturnier sagen könne. Wo das hochgekommen sei hier, NSU, habe ihn ein Bekannter gebeten, ein Video zu digitalisieren, so Länger. Und da habe er natürlich eine Sicherheitskopie auf seiner Festplatte gehabt. Der Bekannte habe Angst gehabt, dass das bei einer Hausdurchsuchung oder so wegkommt. Götzl: „Wer war dieser Bekannte?“ Länger: „Der Herr Ro.“ Man sehe ja auch, von wann die Dateien sind. Vorhalt aus dem entsprechenden Vermerk: Auf der obersten Ebene der Festplatte befinde sich ein selbstgedrehtes Video mit dem eingeblendeten Datum 5.7.1997 von einem Fußballturnier mit Teams aus Thüringen, Sachsen, Franken, u.a. würden und André Kapke mitspielen, als Schiedsrichter fungiere teilweise Böhnhardt. Länger sagt, das sei das Datum auf der Festplatte. Vorhalt: Mit dem eingeblendeten Datum 5.7.1997. Länger sagt, er habe jetzt gedacht, die Datei sei von 1997. Auf Frage sagt Länger, er habe sich das Video nicht komplett angeschaut, er habe nur mal nach der Qualität gucken wollen, da sei was mit einer Gaststätte und Fußballspielen gewesen. Auf Frage, ob er die Leute kannte, nennt Länger den Namen Kapke. Dass der Böhnhardt da drauf ist, habe ihm Ro. gesagt. Vorhalt: Am Ende des Videos seien Aufnahmen einer Siegerehrung in einem Vereinsheim zu sehen, dabei sei es zu „Sieg Heil“-Rufen gekommen. Er wisse nur von Fußballspiel und Gaststätte, so Länger. Er habe, so Länger auf Frage, nur das von Ro. bekommen, das sei eine VHS-Kassette gewesen.

Vorhalt: Im Ordner „JL“ befinde sich ein Unterordner „Maik“ [phon.]; die Datei sei erstellt worden am 1.7.2010, es seien Dateien mit Waffen-, Sprengstoff- und Polizeibezügen darauf. Das könne auch älter sein, so Länger. Götzl: „Was bedeutet ‚Unterordner Maik‘?“ Es könne ein Backup von einer Festplatte sein, wo er einen Laptop repariert habe, so Länger. Oder Laufwerke, die auf der Festplatte noch drauf seien. Man sichere das zunächst. Götzl hält vor, dass es zwei Kontaktpersonen Längers gebe mit dem Vornamen Maik [phon.], eine in Jena und eine Erfurt. Der zweite Name, so Länger, das sei ein Taucher, der mit ihm tauche. Den ersten Namen höre er zum ersten Mal. Das seien vielleicht Chatnamen aus Skype, habe ihm die Polizei gesagt. Vorhalt: Im Unterordner „Maik“ finde sich ein PDF-Ausdruck mit Waffenzubehör von der Internetseite „beretta.ch“ mit Datum 17.1.2008. Götzl fragt, was es damit auf sich habe. Länger sagt, er wisse es nicht. Vorhalt: Außerdem finde sich ein HTML-Dokument zur Einführung in die Sprengchemie. Das habe ihm das BKA erzählt, sagt Länger dazu. Vorhalt: Sowie weitere Dokumente zu Sprengstoffen, z. B. Ammoniumnitrat, Ammoniumsulfat. Länger sagt, wenn es auf seiner Festplatte sei, sei es nicht sein Ordner, das seien tausende Dateien. Götzl fragt, woher das stammt. Länger antwortet, das könne von fremden Computern sein, wo er mal was repariert habe, manchmal lösche er es, manchmal auch nicht. Man müsse ja auch sehen, von wann das sei, er könne das jetzt nicht mehr so sagen. Vorhalt: Unter „Neuer Ordner Max“, erstellt am 1.7.2010 sei Musik von „White Resistance“, „Nahkampf“, „Hauptkampflinie“, „Die faschistischen Vier“ festgestellt worden und Bilder von NS-Devotionalien. Länger: „Wenn Sie sagen, das war da drauf, dann war das drauf.“ Er höre sich das nicht an. Manche Leute würden ihm eine CD geben und sagen, brenn das mal. Dann liege das halt auf der Festplatte herum, „ist halt so“. Länger sagt, er wolle aber die Frage stellen, oder seinem Anwalt, aber er stelle sie jetzt hier: „Warum stellen Sie mir die Frage?“ Er fragt, ob er für Götzl ein Nazi sei. Götzl erwidert, er diskutiere das nicht mit Länger, es sei seine Aufgabe, Fragen zu stellen. Länger: „Das weiß ich, aber ich stelle mir halt die Frage, warum mir die Frage gestellt wird.“

Vorhalt aus der zweiten Vernehmung von Länger: Auf den Vorhalt, dass man bei der Auswertung seines Rechners einen Ordner „JL“ gefunden habe, und man davon ausgehe, dass es sich um Längers Initialen handelt, und darin Dokumente von Waffen gefunden habe, habe Länger in der Vernehmung gesagt, er räume ein, so etwas gespeichert zu haben, er habe das aber nicht für sich selbst, sondern für jemand anderen recherchiert. Länger sagt, er glaube nicht, dass er das Wort ‚recherchiert“ so gesagt habe. Es könne sein, das der JL-Ordner seiner sei, klar. Das sei z. B. so ein Ordner gewesen, wo unsortierte Dinge drin gewesen seien. Vorhalt: Er, Länger, habe Sch. als Verkäufer im Madley kennengelernt, das habe auch als Treffpunkt fungiert, man sei da am Freitag hingegangen um Leute zu treffen oder einen Kaffee zu trinken, gelegentlich habe er auch ein Mittagessen vor dem Madley eingenommen, in dem Zusammenhang habe er sowohl den Liebau als auch den Sch. kennengelernt. Länger bestätigt das. Götzl fragt, was Länger im Hinblick auf Ro. zum Thema Waffen sagen kann. Der habe so an der Wand ein paar Messer stehen oder hängen, der habe Dekowaffen, es sei schwer zu sagen. Götzl: „Ja, hatte er Waffen?“ Länger spricht von Messern, vielleicht einer Luftdruckpistole mal im Laufe der Zeit: „Und, ja, das war’s eigentlich schon.“ Nichts womit man schießen könne, so Länger, außer bei der „Luftdruck“. Götzl: „Worin besteht die Unklarheit bei dieser Frage, sie wenden sich auch an Herrn Jauch?“ Länger sagt, Ro. ein guter Kumpel, er besuche ihn oft in Rudolstadt. Manchmal habe der zu viel getrunken, dann sei er, Länger, nicht so lange da. Der habe seine „Messerchen“ an der Wand, habe bestimmt mal mit der Luftdruckpistole geschossen irgendwann. Er, Länger, wolle damit nichts zu tun haben: „Sollen Sie mich alle in Ruhe lassen damit.“ Er verneint, scharfe Waffen bei Ro. gesehen zu haben. Götzl fragt, ob Ro. mal irgendwann einen Käufer für Waffen gesucht habe. Länger sagt, er wisse nur, dass der mal eine Gerichtsverhandlung gehabt habe, da sei es um Sprengstoff oder Waffen gegangen. Ob Ro. da selber beschuldigt war, wisse er nicht, es liege lange zurück, fünf Jahre, wenn nicht sogar zehn. Er glaube, Ro. sei da mit rein gezogen worden, „irgendwas war da“. Vorhalt: Auf den Vorhalt, mehrere Zeugen hätten angegeben, dass Ro. im Jahr 2000 Käufer für Waffen gesucht habe, habe Länger gesagt, er kenne Ro. schon länger, noch heute würden sie zusammen einen Kaffee trinken und er habe Ro. beim Gassigehen begleitet; außerdem habe er mit Ro. mal drei, vier Monate auf der Zelle gelegen. Länger bestätigt das. Vorhalt: Ro. erzähle viel, bestätigen könne er, Länger, dass Ro. ein Waffennarr war. Das sei übertrieben, so Länger heute dazu, der habe seine „Messerchen“ gehabt. Er kenne viele Leute, die hätten immer 15, 20 Messer im Küchenfach. Ro. sei auch so einer. Und er, Länger, sage, die sind nicht ganz sauber, man brauche doch nur ein Messer zum Brotschneiden: „Waffennarr. Wenn ich es gesagt habe, okay. Aber was ist eine Waffe?“ Er könne ja mit bloßer Hand jemand beim Boxen am Kopf treffen und der sei tot. Länger fragt rhetorisch, ob das dann eine Waffe sei. Scharfe Waffen habe er nie bei Ro. gesehen. Auf Frage, ob Ro. mal davon gesprochen hat, dass er mal mit einer Bombenattrappe zu tun gehabt habe, sagt Länger, es könne sein oder vielleicht auch nicht, er erinnere sich nicht. Vorhalt aus der Vernehmung von Ro.: Ro. habe angegeben, 1994 oder 1995 eine Bombenattrappe in Rudolstadt deponiert zu haben mit „Rache für Heß“ und einem „schönen großen Hakenkreuz“. Er höre zum ersten Mal davon, so Länger, wenn Ro. das selber sage, müsse es schon so gewesen sein. Vorhalt: Länger kenne er, Ro., seit 1991 von Partys in Jena und Rudolstadt, Länger habe der alten rechten Szene in Jena angehört. Götzl fragt, warum Länger den Kopf schüttele. Länger sagt, er kenne viele Leute. Vorhalt: Es habe damals in Jena zwei Gruppen der rechten Szene gegeben, zu der alten habe Länger gehört, zu der neuen um Böhnhardt habe er, Ro., ab 1994 verstärkt Kontakt gehabt. Götzl möchte wissen, was Länger dazu sage, dass er zu der alten Szene gehört haben soll. Länger sagt, dass das nach der Wende aufgehört habe. Er sei jedenfalls nicht so links angehaucht gewesen, mehr rechts angehaucht. Aber er sei immer außen vor gewesen, nicht so dabei.

Götzl: „Was hat die rechte Szene zu der Zeit gemacht?“ Länger: „Muss ich das hier sagen?“ Länger spricht offenbar mit Jauch, der dann sagt, er habe Länger gesagt, dass, wenn es um 1990/ 91/ 92 geht, alles verjährt sei, wenn es nicht gerade um Mord geht. Länger sagt, er habe einen Führerschein gehabt und habe einige Leute da und da hin gefahren: Saalfeld, Rudolstadt, Gera. Die die mitgefahren seien, hätten Partys gefeiert oder was anderes gemacht. Manchmal habe man nur im Auto gewartet. Er sei nicht rechte Szene, nur weil er Leute kenne. Götzl: „Haben Sie in dem Zusammenhang auch mal Bekanntschaft mit Uwe Böhnhardt oder Uwe Mundlos gemacht?“ Länger sagt, er kenne die nicht, wie gesagt. Götzl sagt, Theile habe hier auch ausgesagt. Der habe angegeben, dass er Länger ewig kennen würde, seit seiner Schulzeit. Länger sagt, ihn würden viele Leute kennen, die er nicht kenne. Er denke, dass Theile sehr aufgeregt gewesen sei hier. Götzl fragt, wie Länger das meine. Sie [Theile und Länger] hätten sich entschieden, dass sie über das Thema miteinander nicht reden, antwortet Länger. Götzl fragt, ob über Inhaltliches gesprochen wurde. Länger verneint das, zu den Vernehmungen bei der Polizei ja, aber nicht was hier sei. Das sei ein anderes Level, das könne ja gefährlich sein, wenn man hier was sage. Götzl: „Inwiefern?“ Länger: „Falschaussage, wie beim Herrn Theile. Das kann mir ja auch passieren.“ Götzl fragt, wie Länger das passieren könne. Länger spricht von Weingarten und davon, dass, wenn das Gericht eine andere Wahrheit habe als seine Überzeugung, er eine Falschaussage habe. Wenn man noch jemand anders finden würden, der Mist erzähle über ihn, so Länger weiter, dass er den Sch. vom Kirchentag kenne, habe er ein Problem. Deswegen habe er auch die Aussage verweigern wollen: „Denn Sie können mir das nicht garantieren, wie die Polizei arbeitet, was das BKA noch von Leuten in den Gefängnissen wissen will.“ Götzl fragt, ob es etwas zu korrigieren gebe. Länger spricht davon, wie die Polizei arbeite. Die Beamten, die bei ihm zu Hause gewesen seien, die hätten nach Waffen gefragt und er habe gesagt, er habe einen Schreckschussrevolver und den würden sie ja finden. Im Garten von seinem Vater seien die gewesen. Da sei eine Kiste mit Reinigungsmitteln und da sei der Revolver drin gewesen. Nach der Durchsuchung sei er hin. Und da habe er sich gedacht: „Was haben die da gemacht?“ Länger fügt an, der liege da seit Jahren drin. Den habe er zu Silvester gekauft, Schreckschuss.

Die BAW hat keine Fragen. Auf Frage von NK-Vertreterin RAin Lunnebach sagt Länger, er habe mit Theile gesprochen, als die Polizei bei dem in der Wohnung gewesen sei. Die Durchsuchungsbeschlüsse hätten sie sich gegenseitig durchgelesen. Zu den Angaben Theiles bei der Polizei habe er nur wissen wollen, wie lange die Vernehmung gewesen sei, was da inhaltlich gesagt wurde, wisse er nicht. Vorhalt: Er, Theile, wisse, dass er das Bindeglied zwischen Mü. und Länger in Jena sei, er wisse nicht, ob sich Mü. und Länger kennen. Der Zeuge Länger sagt, er könne sich nicht erinnern, dass Theile das zu ihm gesagt habe. Er wisse nicht, dass sie davon geredet hätten. Sie hätten sich nur darüber unterhalten, dass hier ein Strick gedreht werde, eine große Verschwörung. Aber sie hätten nicht über ein „Bindeglied“ geredet. Vorhalt: Auf den Vorhalt, dass die Polizei davon ausgehe, dass er Länger und Mü. bekannt gemacht habe, habe Theile gesagt, er habe sie nicht bekannt gemacht, er glaube, dass er mit Länger mal über einen Urlaub mit Mü. gesprochen habe, wo Länger auch habe mitkommen wollen. Der Zeuge spricht mit RA Jauch. Dann sagt er, er wisse nicht, dass sie das geredet hätten. Lunnebach: „Ja, ist es so? Haben Sie mit Theile über einen Urlaub mit Mü. gesprochen?“ Länger: „Was soll ich denn reden, wenn ich nicht weiß, wer das ist.“ Lunnebach nennt das Stichwort Thailand. Länger sagt, er sei da noch nicht tauchen gewesen. Auf Frage, ob Länger von einem Urlaub Theiles mit Mü. in Thailand weiß, sagt Länger, er wisse, dass Theile ein paar Mal da war, ein paar Mal sei auch Theiles Freundin mit gewesen. Lunnebach fragt, ob Theile Länger gefragt hat, ob er mitkommt. Länger bejaht das, aber er sei zu groß für die Sessel im Flugzeug. Auf Frage, ob er nicht mal gefragt hat, mit wem Theile da den Urlaub verbringt, sagt Länger: „Wenn er da mit seiner Freundin hin fliegt, warum soll ich da nachfragen?“ Lunnebach sagt, das sei eine Gegenfrage. Länger sagt, er fliege da nicht runter und damit sei es gut. Er wisse nicht was Theile mit anderen Leuten bequatscht. Lunnebach sagt, Theile habe das nicht „bequatscht“, das sei eine Aussage bei der Polizei. Länger: „Hat er das hier gesagt?“ Götzl: „Gehen Sie einfach auf die Frage ein!“ Länger sagt, Theile habe das nicht mit ihm beredet. Lunnebach sagt, Länger habe angegeben, der NSU habe ihn und Theile so zusammengebracht. Länger: „Ich bin nicht studiert wie sie.“ Lunnebach sagt, sie wolle fragen, ob Theile Länger nicht doch von seiner Vernehmung erzählt hat. Länger: „Ich dachte, Sie wollten fragen, dass …“ Götzl unterbricht: „Ich würde Sie bitten, gehen Sie einfach auf die Frage ein!“ Länger: „Die Antwort ist nein.“ Lunnebach sagt, Länger habe eben den Begriff Falschaussage in Zusammenhang mit Theile benutzt und gesagt, das könne ihm ja auch passieren. Sie fragt, ob Theile Länger gesagt hat, dass er was Falsches ausgesagt habe. Das habe Theile nicht gesagt, so Länger, er habe das aus der Presse. Er verneint, mit Theile darüber gesprochen zu haben.

Es folgt eine Pause bis 14.22 Uhr. Dann fragt NK-Vertreter RA Kuhn, woher Länger wisse, dass die Vernehmung von Andreas Sch. sehr lange gedauert habe. Er glaube, dass er das von der Polizei habe, so Länger. Kuhn: „Die haben Ihnen das gesagt?“ Länger sagt, das habe sich so angehört. Auf Frage nach seiner Angabe, dass es vier Stunden gedauert habe, bis sein Name gefallen sei, sagt Länger, das sei seine Annahme, denn, so wie das berichtet worden sei, sei Sch. früh dort gewesen und am Mittag müsse das passiert sein. Kuhn fragt, wer das berichtet hat. Länger sagt, das sei der Beamte gewesen, auf dem Protokoll, das er nicht unterschrieben habe. Dass Sch. zuerst einen anderen genannt habe, habe ein Staatsanwalt in Karlsruhe berichtet. Er verneint, mit Sch. über dessen Aussage gesprochen zu habe. Kuhn fragt, ob es Länger nicht interessiert habe, warum er von Sch. genannt wurde. Natürlich, so Länger, er habe auch eine Anzeige machen wollen, aber da hätte ihm seine Anwälte abgeraten. Kuhn fragt, seit wann Länger mit Theile an Autos baue. Mit größeren Pausen bestimmt zehn Jahre, so Länger, er wisse es nicht genau. Sie hätten das auf einem Parkplatz, bei ihm, Länger, im Garten, bei Theile in der Garage gemacht. Kuhn fragt, ob sie von 1996 bis 1998 in der Garage von Theile mal geschraubt hätten. Das verneint Länger, er habe da kein Auto gehabt, 1996 hätten sie sich auch gerade erst kennengelernt. Kuhn sagt, Theile habe hier angegeben, in dem Zeitraum ungefähr einmal wöchentlich in dem Garagenkomplex geschraubt zu haben. Länger sagt, er wüsste nicht, dass er da dabei gewesen sei. Er verneint Jug P. zu kennen. Er glaube nicht, dass sich Ro. und Theile kennen, so Länger auf Frage. Er verneint, mit einem über den anderen gesprochen zu haben. Auf Frage nach dem Namen Hu., sagt Länger, Ro. habe den, glaube er, mal erwähnt. Er wisse nicht, wer das sein soll. An ein Treffen mit Hu. und ggf. Ro. habe er keine Erinnerung. Er verneint, seit seiner ersten Vernehmung beim BKA Kontakt mit Liebau gehabt zu haben. Er bejaht, sich mal mit Ro. über die Aussage von Sch. unterhalten zu haben. Gegenstand sei gewesen, so Länger auf Frage, wie Sch. darauf komme, so was zu behaupten. Kuhn fragt, ob Länger mit Ro. mal über Carsten Schultze gesprochen hat. Länger sagt, er kenne Carsten Schultze nicht, habe darüber nicht geredet und Ro. habe den Namen auch nicht gesagt. Er verneint, selber bei dem Fußballturnier, dessen Aufnahme er habe digitalisieren sollen, anwesend gewesen zu sein. Auf Frage sagt Länger, in der JVA Hohenleuben gebe es 200, 300 Haftplätze. Kuhn fragt, ob sich Länger, als er 1993 in Hohenleuben in Haft saß, der rechten Szene zugehörig gefühlt habe. Länger: „Auf keinen Fall.“ Kuhn fragt, ob sich Ro. damals so dargestellt habe. Das verneint Länger. Kuhn nennt das Stichwort „Knastrituale“. Er sei mit Ro. in einer kleinen Zelle zusammen gewesen, so Länger, das Verhältnis zwischen ihnen sie völlig entspannt gewesen. Kuhn nennt das Stichwort „Fahrradfahren“ und Länger verneint, dass ihm das etwas sage. Vorhalt aus einer Vernehmung von Sven Ro.: Auf Vorhalt, dass es Erkenntnisse gebe, dass Ro. Böhnhardt im Knast misshandelt habe, habe Ro. gesagt, das seien Knastrituale gewesen, das sei so üblich gewesen; man habe Papier zwischen die Zehen gesteckt und angezündet, dann habe er gestrampelt, das habe man ‚Fahrradfahren‘ genannt. Kuhn: „Kommt da eine Erinnerung?“ Länger: „Nein.“ Kuhn sagt, in seiner ersten polizeilichen Vernehmung habe Länger Erlebnisse aus dem Knast erwähnt. Vorhalt: Er, Länger, habe auch schon krasse Dinge erlebt im Gefängnis. Kuhn fragt, was damit gemeint sei. Er sei nicht mit dabei gewesen, so Länger, aber es gebe manche Leute, die einfach in die Ecke ihrer eigenen Zelle kacken. Kuhn: „Das meinen Sie?“ Länger: „Ja, machen Sie das in Ihrer Wohnung?“ Kuhn sagt, die Frage in der Vernehmung sei gewesen, wie Länger zu den Mordtaten an sich stehe. Daraufhin komme Längers Antwort, dass er auch schon krasse Dinge erlebt habe im Gefängnis. Kuhn sagt, er wolle gern wissen, was. Das habe er doch gerade gesagt, antwortet Länger. Kuhn: „Sie haben damit gemeint, dass jemand in seine Zelle gemacht hat?“ Länger: „Was wollen Sie denn von mir wissen?“ Krass sei ja eine Definitionsfrage, so Länger, Dinge, die ein Normaler wie er selbst nicht machen würde. Kuhn hält die Frage aus Längers Vernehmung vor, ob er sich erinnere, dass er damals einen Zimmergenossen gezwungen habe, das „Horst-Wessel-Lied“ zu singen. Länger sagt, er wisse nicht, was das Horst-Wessel-Lied ist. Dann spricht Länger vom „Rennsteig-Lied“. Auf Vorhalt, dass es in der Vernehmung heiße, es passiere viel dort in der Zelle, sagt Länger: „Was weiß ich denn, was in der Zelle los ist, wenn ich gerade nicht da bin, wenn ich auf Freigang bin?“ Er habe das nicht gemacht, er habe im Gegenteil, Leute abgehalten da Körperverletzungen zu machen. Kuhn fragt, ob Theile mal erzählt habe, dass er mit jemandem Ärger hatte, weil er sein Moped umgeworfen hat. Länger: „Nein.“ Kuhn fragt, ob Theile erzählt habe, dass er mit jemandem Ärger hatte, weil er ihm Dinge aus einem Brückenpfeiler gestohlen hat. Länger: „Nein.“ Kuhn fragt, ob Theile einen Nebenjob hatte, als Länger mit ihm an Autos herumschraubte. Länger: „Nicht dass ich wüsste.“ Auf Frage sagt Länger, die Ersatzteile habe Theile bestimmt gekauft oder vom Schrottplatz. Er bejaht, mal mit Theile gemeinsam Ersatzteile besorgt zu haben. Das sei VW gewesen, Originalteile.

Er wisse nicht, so Länger auf Frage, wann er Wohlleben das erste Mal wahrgenommen oder kennengelernt habe, das sei vor 2005 [phon.] gewesen, zwei, drei Jahre zuvor. Er verneint, Wohlleben in den 90er Jahren gekannt zu haben. Er verneint, sich mal ein Auto oder Navi von Theile geliehen zu haben. Auf Frage sagt Länger, er glaube, dass Theile die Er. -Brüder kenne. Wie genau die sich kennen, könne er nicht sagen. Kuhn fragt, ob Länger Kenntnis davon habe, dass es mal ein Strafverfahren gegen Theile und einen der Er.-Brüder gab. Länger sagt, das könne sein. Genaueres wisse er nicht. Kuhn fragt nach einem Verfahren wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung. Länger: „Das weiß ich nicht.“ Kuhn fragt, ob Länger Erkenntnisse habe, woher die Er.-Brüder scharfe Schusswaffen besorgt haben könnten. Länger: „Nein.“ Vorhalt aus einer Vernehmung von Länger: Das seien jetzt keine Freunde oder Bekannte, man sage ‚Hallo“ und ‚Wie geht’s‘, aber das sei es auch, er, Länger, habe mit denen nicht so Kontakt, dass er sagen könne, dass die eine Waffe hätten; eine Waffe habe er bei denen noch nie gesehen; der Gil sei wohl mal bedroht worden mit Waffen; er, Länger, sei auch einmal mit einer Waffe bedroht worden; wenn Leute Schulden hätten, sei das halt so. Länger spricht davon, dass da was in einer Disko gewesen sei mit einer Waffe, dass „Fremdländer“ den bedroht hätten. Er habe keinen Plan, worum es da ging, er sei nicht dabei gewesen. Kuhn fragt, woher der Name des Ordners“Max“ rühre. Das wisse er nicht, so Länger. Die Ordner „Maik“ [phon.] und „Max“ hätten den Zeitstempel 1.7.2010, so Kuhn. Länger: „Ob das der Originalzeitstempel ist.“ Er wisse es nicht, er könne das evtl. 2010 rüberkopiert haben von der einen auf die andere Festplatte. Auf Frage, ob ihm die Domain „hb88.de“ [phon.] irgendwas sage, sagt Länger, er habe in der Presse gelesen, dass ein Polizeibeamter gesagt habe, dass er, Länger, so eine Domain verwende, das sei aber nicht so. Auf Vorhalt, dass Länger die Domain bei T-Online beantragt habe, sagt Länger, das stimme nicht. Er bejaht, nach dem Auffliegen des NSU mal mit Ro. über den NSU gesprochen zu haben. Kuhn fragt, was Ro. gesagt hat. Er wisse jetzt nicht, ob er die Worte zusammenbringe, so Länger, aber er denke mal, Ro. sei so ein bisschen schockiert gewesen, in die Richtung, das kann doch gar nicht sein. Auf Frage, ob Ro. erzählt habe, ob er die mutmaßlichen Mitglieder persönlich kennt, sagt Länger, Ro. habe auf jeden Fall Böhnhardt gekannt und hätte das nicht gedacht. Ob Ro. auch Mundlos kannte, wisse er jetzt nicht, so Länger auf Frage. Kuhn fragt, ob gegen Länger mal ein Ermittlungsverfahren wegen versuchten Totschlags lief. Das habe er in einer Polizeikontrolle mitbekommen, sagt Länger, er wisse es nicht, aber es müsse wohl im Computer stehen. Er sei nie vernommen worden oder irgendwas. Bei der Polizei hätten sie ihn rausgeschmissen, als er habe nachfragen wollen. Die hätten gesagt, es sei nicht so. Aber es müsse in Thüringen nicht drinstehen, wenn in einem anderen Bundesland ermittelt werde. Länger bejaht, einen Motorradführerschein zu haben. Kuhn fragt, ob Länger mal auf einer Demonstration kontrolliert worden sei und eine Schusswaffe bei sich gehabt habe. Länger: „Nein, nicht dass ich jetzt wüsste.“ Vorhalt aus einem Fax aus Wiesbaden von 1994: Betreff Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität, hier Jürgen Länger; unter den Personalien liege ED-Material vor; Länger sei im Zusammenhang mit einer Demonstration zum Todestag von Rudolf Heß 1991 aufgefallen, habe eine Schusswaffe mit sich geführt. Da habe er jetzt keine Erinnerung an so was, absolut nicht, so Länger. Kuhn sagt, wenn er Länger vorhin richtig verstanden habe, habe der gesagt, dass er außer dem Schreckschussrevolver nie Waffen in der Hand gehabt habe: „Haben Sie keine Erinnerung oder können Sie ausschließen 1991 mit einer Schusswaffe in der Hand kontrolliert worden zu sein?“ Länger sagt, es sei doch jetzt 1994 gewesen, was Kuhn gefragt habe. Kuhn verneint, es gehe um 1991. Länger sagt, er wisse es nicht. Kuhn hakt nach und Länger sagt, er könne sich da nicht dran erinnern, an so was. NK-Vertreterin RAin Basay hält aus der Vernehmung von Hu. vor: Er, Hu., glaube, er kenne den Namen Jürgen Länger, der sei auch in den 90er Jahren in der rechten Szene gewesen. Länger: „Ja, wenn der das sagt, sagt der das.“ Vorhalt: Länger habe aber später nur noch gekifft; er, Hu., habe den 1992 kennengelernt. Er habe keinen Plan, wer das ist, und er habe noch nie gekifft, so Länger: „Geht’s noch oder was?“ Vorhalt: Länger sei aber auch in kriminellen Dinge gewesen; der habe damals gute Kontakte in Jena gehabt, er wäre der Typ, den Hu. gefragt hätte, wenn er etwas gebraucht hätte. Länger: „Was soll ich sagen dazu?“ Vorhalt: Länger habe, glaube Hu., alles mit Bedacht gemacht und immer darauf geachtet, dass er nicht mit der Polizei in Konflikt gerät; der habe auch immer das Handy aus gehabt; der sei immer so bedacht gewesen und habe immer mit gedacht; sie seien auch mal mit ihm bei einer Party in Jena gewesen. Länger verneint, Hu. zu kennen, er habe keinen Plan, wer das sein soll.

Marcel Pe. kenne er, so Länger auf Frage. Den kenne er aus dem Gefängnis, 1993. Er bejaht, dass das die Zeit sei, wo er mit Ro. im Gefängnis war. Auf Frage, ob er danach mit Pe. zu tun hatte, sagt Länger, er habe den, glaube er, zwei, drei Mal getroffen, das liege auch schon ein paar Jahre zurück, als Pe. draußen gewesen, dann sei Pe. wieder rein. Der letzte Kontakt zu Pe. sei auf jeden Fall länger her. Vorhalt aus der Vernehmung von Pe.: Auf Frage, ob er wisse, zu wem Länger noch Kontakt pflegt, habe Pe. gesagt, Jürgen sei schon lange in der rechten Szene und kriminell; Länger sei ein verschlossener Mensch, der rede viel, aber sage eigentlich nichts. Basay fragt, ob Länger Kontakt mit Pe. zu Böhnhardt gehabt habe im Gefängnis. Er glaube nicht, sagt Länger, da müsse Böhnhardt zwei, drei Tage in der Zelle gewesen sein, das hätte er, Länger ja im Kopf gespeichert. Basay sagt, es gehe um irgendeine Begebenheit, man habe ja auch Hofgang. Länger sagt, man habe etagenweise Hofgang, oder manche würden nicht kommen, weil sie Angst hätten oder gerade im Arrest gewesen seien. Länger sagt, es sei schön, dass Basay ihm das gesagt habe, er habe Pe. lange nicht gesehen und jetzt höre er so was. Basay nennt eine E-Mail-Adresse und einen Skype-Benutzernamen. Dazu sagt Länger: „Das war ich nicht, das war ein Österreicher.“ Basay sagt, sie habe doch noch gar nicht gesagt, was sie vorhalten will, und fragt, was Länger meint. Da habe irgendjemand was mit „Heil“ gesagt, so Länger: „Das sind Österreicher, die begrüßen sich so.“ Das sei ein paar Jahre her. Mit denen habe er Tauchen gelernt. Basay fragt, wie der Österreicher heißt. Länger: „Sag ich nicht.“ Basay nennt den Namen Philipp Ha. [phon.] Das könne sein, so Länger. Basay hält vor, es gehe um Schreiben vom April und vom August 2011, die mit „Heil Dir“ beginnen würden und mit „Sieg Heil“ enden. Länger: „Wer hat das gesagt, ‚Sieg Heil‘?“ Basay sagt, dass von dem Nutzernamen, von dem Länger gesagt habe, dass er den nutze, geschrieben worden sei: „Ja, dir ein Sieg H …“, mit drei Punkten nach dem H. Basay fragt, ob Länger da eine Erinnerung kommt. Länger: „‚Sieg Heil‘ sage ich nicht.“ Basay fragt, was Länger mit „Sieg H …“ meine. Er habe keine Ahnung, wer das reingetippt hat, so Länger. Es könne sein, dass der „Heil“ sagt, dann sage er, Länger „Heil Dir Larve“ [phon.]. Das seien halt Österreicher, die würden das so machen und das mache man aus Gag halt mal zurück. Aber „Sieg Heil“ habe er nicht gesagt und nicht geschrieben. Auf Frage, ob denn wer anderes an seinen Skype-Account kommt, sagt Länger, früher hätten den Freundinnen gelegentlich genutzt, aber jetzt nicht mehr so. Basay fragt nach einem weiteren Benutzernamen und Länger sagt, das sei ein Kumpel von ihm, der heiße Steffen Kr. Basay fragt, ob sich Länger erinnere, dass er sich mal über „Scheiß Juden“ aufgeregt habe. Länger: „Was soll ich gesagt haben?“ Basay sagt, das solle in einem Chatverlauf vom August 2011 drinstehen. Länger sagt, er habe keine Erinnerung. RA Behnke fragt Länger nach der „Gesellschaft für Sport und Technik“ (GST). Länger bejaht, vor der Wende dort beteiligt gewesen zu sein. Er wisse nicht, ob es da Mitgliedsausweise gab, aber er habe eine GST-Veranstaltung besucht. Behnke fragt, welche Einheit Länger da war. RA Jauch beanstandet die Frage, er wisse nicht, wo da die Verfahrensrelevanz liegt. Behnke sagt, er erläutere das gern, aber nur in Abwesenheit von Jauch und Länger. Die beiden verlassen den Saal. Behnke sagt, der Zeuge sei bei der Wende 19 Jahre alt gewesen, die GST sei eine Wehrsportorganisation der DDR gewesen. Er frage nach der Einheit, weil es da Luftsport, Schießsport usw. gegeben habe. Möglicherweise habe Ro. eine Koordinationsfunktion in der Jugend gehabt. Einige Personen wie Ro., Brandt, Kapke, Wohlleben seien da auch Mitglied gewesen. Möglicherweise habe das die Wende überlebt, sei von der einen Organisationsform in die andere überführt worden. Nun beanstandet Klemke die Frage, die Hauptverhandlung sein nicht dazu da, Verschwörungstheorien nachzugehen, so ein abstruses Zeug habe er nie gehört. Auf Frage von Behnke an Klemke, ob dieser auch Mitglied war, sagt Klemke: „Selbstverständlich.“ Götzl sagt, wenn die Frage war, welche Einheit, bitte er darum, dies entsprechend umzuformulieren. Behnke sagt, es gehe ihm darum, ob dort schießen gelehrt wurde, er werde die Frage abwandeln. Jauch und Länger kommen wieder in den Saal. Behnke fragt: „Haben Sie bei der GST schießen gelernt?“ Klemke beanstandet. Jauch und Länger verlassen den Saal. Klemke sagt, das habe nichts mit dem Verfahren zu tun. OStA Weingarten sagt, Behnke nehme ersichtlich Bezug auf eine Vernehmung von Länger, wo der die GST selbst erwähnt und angegeben habe, dort Waffen in der Hand gehabt zu haben. Götzl lässt die Frage zu, Klemke will einen Beschluss, es wird unterbrochen.

Um 15.25 Uhr geht es weiter. Götzl verkündet, dass seine Verfügung bestätigt ist. Länger und Jauch betreten wieder den Saal. Behnke wiederholt seine Frage. Schießen habe er nicht gemacht bei der GST, so Länger, im Wehrlager habe er geschossen. Das sei so eine vormilitärische Ausbildung gewesen, da hätten alle hin gemusst. Er verneint, dass das die GST war. Bei der GST sei er z. B. in der Aquaristik gewesen und, soweit er wisse, habe er da noch Halbleiterelektronik gemacht. Länger verneint, da geschossen zu haben. Behnke fragt, ob Länger da auch in den Lagern gewesen sei, die so ein, zwei Wochen gedauert hätten. Länger: „Ja.“ Er verneint, dass das begeisternd gewesen sei. Behnke: „Haben Sie da eine Leitungsfunktion gehabt?“ Länger: „Nein, gar nicht.“ Behnke fragt, ob Länger aus der Zeit die Personen Theile, Ro., Kapke, Brandt oder Wohlleben kennt. Absolut nicht, so Länger, die Leute seien ja jünger gewesen und gar nicht in seiner Schule. Behnke fragt, in welchem räumlichen Bezug denn diese Beschäftigung war. Diese GST sei außerhalb der Schule gewesen, so Länger. Seine Schule sei in Lobeda-West gewesen und das in Lobeda-Ost: „Kein Plan.“ Behnke: „Kein Plan?“ Er sei „bei den Fischen“ gewesen, so Länger, und wenn Ro. in einem anderen Raum Schießübungen mache, habe er ihn nicht gesehen. Behnke: „Waren in der DDR alle in so einer Organisation?“ Klemke beanstandet, Behnke nimmt die Frage zurück und fragt, wie man in so eine Organisation gekommen sei. Nun beschwert sich Götzl und Behnke sagt, er behalte sich dann eine Erklärung vor.

RA Scharmer sagt, dass bei der Durchsuchung bei Länger in einem Leinenbeutel auch Sturmhauben und Funkgeräte gefunden worden seien. Die habe er zum Motocrossfahren, so Länger, und die Funkgeräte, wenn er im Wald sei zum Holz holen. Vorhalt: Es seien u. a. eine Sporttasche mit Werkzeug und zwei angeschalteten Funkgeräte im Keller sowie ein Leinenbeutel mit zwei Sturmhauben und einem Sprechsatz in dem Transporter gefunden worden. Länger sagt, die Sporttasche sei schon ewig im Keller gewesen, da seien bestimmt die Batterien schon lange leer gewesen. Und dass im Auto so was gefunden wurde, wisse er nicht: „Wenn es so war, gut okay.“ Er könne sich erinnern, dass da Funkgeräte drin waren. Vorhalt: Zu dem Beutel mit Sturmmaske und Sprechsatz habe Länger gesagt, er denke, das sei alles in der Kiste drin gewesen, die er ins Auto gestellt habe; die Sturmhaube brauche er zum Motorrad- und Fahrradfahren. Es könne sein, sagt Länger, dass er das gesagt habe, er habe das auch schon mal benutzt, es sehe halt „verschärft“ aus, wenn man die benutze. Die Funkgeräte benutze er halt, wenn er im Wald sei. Scharmer sagt, es sei auch eine Tasche mit Werkzeug gefunden worden und Länger habe nicht sagen wollen, von wem die Tasche ist: „Warum nicht?“ Weil es nagelneues Zeug gewesen sei, so Länger, nichts Benutztes. Scharmer sagt, das verstehe er nicht, da könne man doch sagen, von wem man das hat: „Was hat das eine mit dem anderen jetzt zu tun?“ Klemke beanstandet wegen angeblich fehlender Relevanz. Scharmer sagt, es gehe auch um die Glaubhaftigkeit des Zeugen. Jauch und Länger müssen den Saal verlassen. Scharmer erläutert, der Zeuge habe zu bei ihm sichergestellten Dateien „Ordner Maik“ und „Max“ ausgesagt, dass er diese für eine andere Person als Backup erstellt habe. Diese Ordner seien verfahrensrelevant, weil sich darin auch Anleitungen zu Sprengstoff und Waffen finden würden. Erstaunlich ähnlich sei das Verhalten des Zeugen gewesen beim Thema Funkgeräte, Sturmhauben und Tasche mit Werkzeug. Es gehe darum, was die Motivation des Zeugen ist, bestimmte Personen nicht zu nennen. Klemke hält die Beanstandung aufrecht und spricht gegenüber Götzl davon, dass so viele seiner Fragen bezüglich Vernehmungen zurückgewiesen worden seien, weil sie angeblich keinen Verfahrensbezug hätten. Götzl fragt, wie viele Fragen Klemkes zurückgewiesen worden seien. Klemke sagt, es seien drei Fragen gewesen, wenn er richtig zähle. Götzl sagt, Klemke habe aber von einer Vielzahl von Fragen gesprochen. Klemke sagt, er habe von „einigen Fragen“ gesprochen. Götzl: „Sie sagten: ’so viele Fragen‘.“ Klemke: „Ich habe die Frage beanstandet.“ Die BAW hält die Frage für zulässig. OStA Weingarten sagt, Länger sei die Aussage von Andreas Sch. vorgehalten worden, dass er jemand sei, der Sachen besorgen könne. Das habe Länger abgestritten. Insofern sei es relevant, dass er eine Tasche mit neuem Werkzeug von einer dritten Person habe, die er versteigern solle. Das könne man überlegen, ob er nicht doch eine Person ist, die Sachen besorgen kann. Götzl unterbricht bis 15.58 Uhr.

Danach verkündet Götzl den Beschluss, dass die Frage zugelassen wird. Jauch und Länger kommen wieder rein. Scharmer fragt, warum Länger den Namen desjenigen, der die Tasche bei ihm gelassen habe, nicht genannt habe. Länger: „Weil ich den nicht weiß.“ Scharmer: „Weil Sie den nicht wissen?“ Länger sagt, es seien Leute, die zu ihm kämen, was basteln. Vorhalt: Länger habe gesagt, dass das es seine Tasche sei „und gut ist“; das sei nicht benutzt; die Funkgeräte, kein Plan; die Akkus seien vielleicht beim Transport angegangen oder so; er habe da nicht groß reingeschaut; den Namen seines Kumpels sage er nicht. Scharmer sagt, da stehe nichts davon, dass er sich nicht erinnere. Scharmer: „Haben Sie eine Erklärung dafür?“ Länger: „Nein.“ RA Narin fragt, ob Länger wegen einer BTM-Geschichte [Betäubungsmittel] in Erscheinung getreten sei. Das bejaht Länger. Da habe jemand behauptet, er, Länger, habe was aus Holland mitgebracht. Der sei in Haft gewesen, und er, Länger, in U-Haft. Dann sei er, Länger, entlassen worden, und dann habe es Jahre später eine Einstellung des Verfahrens gegeben, soweit er wisse. Er verneint, dass ihm im Zusammenhang mit Ro. ein Sprengstoffanschlag zu Ohren gekommen sei. Narin nennt die Stichwörter Merseburg und Rockergruppierung. Länger: „Nein, weiß ich nicht.“ Narin: „Sie sind mit Ro. aber eng befreundet?“ Länger: „Ja, schon.“ Narin fragt, ob Länger das „Blue Velvet“ kennt. Länger sagt, wenn das das Etablissement in Rudolstadt sei, kenne er das. Aber er sei da nie gewesen, kenne es nur vom Erzählen und vom Vorbeifahren. Auf die Frage, ob er wisse, wer die Betreiber sind, sagt Länger, das sei nicht seine Zeit gewesen, da wisse er nichts. Narin hakt nach, und Länger sagt, er und Ro. hätten sich ja nicht immer gesehen. Das liege ein paar Jahre zurück, wo er selbst im Ausland gewesen sei: „Kein Plan, was er da gemacht hat. Blue Velvet, kein Plan. Ich denke mal, dass es die leichten Mädchen waren oder sind.“ Narin fragt, ob Länger mal mit Ro. darüber gesprochen habe, wie dieses „Blue Velvet“ von Ro. finanziert worden sei damals. Länger verneint das. Klemke beanstandet, es sei ja gar nicht gesagt worden, dass das „Blue Velvet“ mit Ro. was zu tun habe, und es fehle der Sachbezug. Götzl sagt, die Frage lasse sich anders formulieren. Aber Narin fragt, ob Länger mit Ro. mal über einen Überfall auf einen Geldtransport in Pößneck gesprochen habe. Länger: „Nein.“ Die Frage, ob Länger anderweitig etwas bekannt geworden sei, beanstanden Klemke und RA Heer. Länger und sein Beistand verlassen den Saal. Narin sagt, der Überfall auf einen Geldtransporter in Pößneck 1999 sei verfahrensrelevant, weil da auch andere Personen aus dem engsten Umfeld von Böhnhardt, Mundlos, Zschäpe beteiligt gewesen seien, u. a. Marcel und Mirko Eb. aus dem sowie Ro. Der Überfall sei generalstabsmäßig organisiert worden und zu dem Zweck gemacht worden, ein Rotlichtetablissement, das „Blue Velvet“, zu finanzieren. Und das werde eine weitere Rolle spielen. RA Narin sagt, er wolle fragen, ob Länger etwas darüber bekannt geworden sei von anderen Personen aus dem Umfeld, die Länger auch kenne. Götzl sagt, dann müsse Narin die Frage so umformulieren. Nachdem der Zeuge wieder im Saal ist, fragt Narin, ob sich Länger mit anderen Personen als Ro. über diesen Geldtransportüberfall unterhalten hat. Wieder beanstanden Klemke und Heer die Frage als nicht zur Sache gehörig. Narin sagt, er ziehe die Frage zurück und fragt, ob Länger Marcel Eb. oder Mirko Eb. kenne. Beides verneint Länger. Narin fragt, ob Länger im Bereich Saalfeld-Rudolstadt mal mit der KPI zu tun hatte. Das sei ewig her, so Länger, nach der Wende, glaube er. Da solle er festgenommen worden sein und Leute getreten haben, was nicht gestimmt habe. Das sei irgendwie eine Verwechslung gewesen. Narin fragt, wie Länger eigentlich den Polizeikräften, der Staatsgewalt in der Bundesrepublik gegenüber steht. Klemke beanstandet. Narin fragt Länger, ob er dieses Gericht als rechtliche Institution anerkenne. Klemke beanstandet wieder. Götzl sagt, Narin solle anders fragen. Narin: „Fühlen Sie sich dem deutschen Recht verpflichtet? Wenn Sie hier angehalten werden, wahrheitsgemäß auszusagen, ist das für sie verpflichtend?“ Klemke beanstandet. Götzl fragt Narin, ob der die Glaubwürdigkeit des Zeugen abfragen wolle. Das bejaht Narin. Götzl sagt, das habe er schon abgefragt, Narin müsse dann was Konkretes fragen. Narin: „Betrachten Sie sich als Reichsbürger?“ Klemke beanstandet. Narin sagt, er halte die Frage aufrecht. Länger: „Ich bin kein Reichsbürger.“ Klemke sagt, die Frage sei beanstandet. Zeuge und Beistand werden aus dem Saal geschickt. Narin sagt, der Zeuge sei nach seinen Erkenntnissen ein so genannter „Reichsbürger“ und fühle sich dem Recht der BRD nicht verpflichtet, auch die Pflicht zur wahrheitsgemäßen Aussage sei für ihn nicht verbindlich. Götzl fragt, ob Narin denn Informationen dazu habe. Narin bejaht, die seien aber vertraulich, stammten aus dem Umfeld des Zeugen, deswegen frage er ja dazu ohne Vorhalt. Heer sagt, der Grund dieser Frage sei dem Gericht nicht ausreichend erläutert worden. RA Scharmer sagt, der Zeuge sei ja durch das Gericht und bei der Polizei zu seiner politischen Einstellung befragt worden. Man habe hier auch in der Mordserie eine Tat gegenüber einer Polizeibeamtin. Deswegen könne man die Einstellung zur Polizei abfragen, und auch, ob er sich dem Gericht gegenüber zur Wahrheit verpflichtet fühlt. Klemke sagt, das sei ins Blaue gestellt und nicht zur Sache gehörig.

Die Sitzung wird unterbrochen. Um 16.27 Uhr geht es weiter. Götzl verkündet, dass die Frage zugelassen ist, sie diene der Überprüfung der Glaubhaftigkeit des Zeugen. Länger und Jauch kommen rein. Narin wiederholt die Frage, ob Länger sich als „Reichsbürger“ ansehe. Länger: „Nein, natürlich nicht.“ Narin fragt, ob sich Länger als Nationalist bezeichnen würde. Länger: „Nein.“ Narin: „Nein?“ Länger: „Nein!“ Er verneint, sich mal als Nationalist bezeichnet zu haben. Narin: „Sind Sie mir schon mal begegnet?“ Länger bejaht das, das sei nur Zufall gewesen, Narin habe eigentlich andere Leute treffen wollen. Narin fragt, ob sich Länger ihm gegenüber als Nationalist bezeichnet hat. Er habe Narin nur gefragt, so Länger, weil Narin ein Anwalt sei, warum im Grundgesetz der Artikel 146 stehe. Narin bittet Länger, die Frage von damals nochmal zu erläutern. Warum es den Artikel 146 gibt, habe er wissen wollen, so Länger. Narin habe ihm keine Antwort gegeben „und Ihr Professor auch nicht“. Narin: „Was haben Sie gesagt?“ Länger sagt, Narin habe zu ihm gesagt, dass er es eigentlich gar nicht sagen dürfe, dass das Gespräch gar nicht stattgefunden habe, sie sich nie getroffen hätten. Narin habe doch nur einen Kumpel von Länger nach rechter Musik gefragt. Länger weiter: „Und Sie haben so schön bei meiner Freundin geduscht.“ Im Saal kommt Gelächter auf. Götzl: „Jetzt wird es interessant.“ Narin sagt, er wolle jetzt Bilder zeigen. Es entsteht ein kurzer Disput zwischen Narin und Götzl um das Ausdrucken der Dateien, an dessen Ende RA Narin sagt, er stelle das zurück, er wolle die Verhandlung nicht verzögern. Narin sagt, Länger sei heute vorgehalten worden aus der Vernehmung beim BKA. Da sei es darum gegangen, dass Länger auch mal mit einer Waffe bedroht worden sei. Darauf habe Länger gesagt: „Wenn Leute Schulden haben, dann ist das halt so.“ Narin fragt, was Länger damit gemeint habe. Dass er schon bedroht worden sei mit Waffen, zweimal, sagt Länger. Da habe man eine Pistole, eine Automatik, vor dem Gesicht. Er wisse nicht, wie die Leute dazu kommen, da Waffen zu ziehen. Narin fragt, ob Länger mal für die Er.-Brüder tätig gewesen sei. Länger: „Nein.“ Er verneint auch, einen [phon.] zu kennen. Klemke beanstandet. Narin sagt, die Frage ziehe er zurück, sie sei schon beantwortet.

RA Daimagüler fragt, ob sich Länger auf die Verhandlung heute vorbereitet hat. Das verneint der Zeuge. Er bejaht, sich mit dem NSU-Komplex beschäftigt zu haben. Auf Nachfrage sagt Länger, er sei online gewesen, man gebe NSU ein bei Google. Es gebe auch Seiten, aber da habe man keinen Zugriff, interne Informationen, geleakt, aber die habe er noch nicht gelesen. Daimagüler fragt zu den Namen von Abdurrahim Özüdoğru und İsmail Yaşar, deren Angehörige er vertrete. Länger sagt, er habe sich mit diesen Opfernamen nicht beschäftigt. Den Namen Kiesewetter kenne er aus der Presse, so Länger auf Frage. Auf die Frage, mit welchen Aspekten er sich denn beschäftigt habe, wenn er gegooglet habe, spricht Länger davon, dass es viele Verschwörungstheorien gebe. Er wisse nicht, ob je herauskommt, was die Wahrheit ist. Er habe sich mit dem beschäftigt, was ihn betrifft. Dass das passiert ist, sei halt so, er könne es nicht ändern. Er sei nicht dafür nicht verantwortlich: „Wenn da eine Waffe im Spiel gewesen ist, die mit mir zu tun haben soll, sorry, da …“ Daimagüler: „Sorry was?“ Er könne nichts dafür, dass das so ist, wie es ist, so Länger. Das was passiert ist, könne man nicht rückgängig machen. Daimagüler: „Man kann zur Aufklärung beitragen.“ Er habe die Polizei kennengelernt, sagt Länger, er glaube nicht, dass das die Aufgabe der Polizei ist. Daimagüler sagt, Länger habe eben gesagt, er sei politisch neutral, ob er das erläutern könne. Länger: „Ich habe vielleicht eine linke Meinung, ich habe vielleicht eine rechte Meinung, deswegen bin ich nicht neutral.“ Er sei links und rechts, so Länger auf Nachfrage. Daimagüler fragt, wie Länger zu Türken steht. Länger sagt, er sei letztens auf einer Beschneidungsfeier gewesen, das sei lustig gewesen. Daimagüler: „Wie stehen Sie zu Türken zu Deutschland?“ So viele Türken kenne er nicht, so Länger. Die er kennengelernt habe, mit denen habe er keine Probleme. Länger sagt, er kenne nicht so viele Türken, und fragt, ob Daimagüler hören wolle, dass es kriminelle Türken gebe, die Drogen reinbringen nach Deutschland. Daimagüler stellt die Frage noch einmal. Aber Götzl sagt, der Zeuge sei darauf eingegangen. Dann fragt Daimagüler, was Länger mit dem eben verwendeten Begriff „Fremdländer“ meine. Länger spricht von seinem österreichischen Freund, der sei auch ein Ausländer. Weiter sagt er, „Ausländer“ sei ein Wort, das man nicht so sagen dürfe. Länger spricht von einer Fahne, die er zur Fußball-WM raus hänge und dann sei er ein Rechter. Auf die Frage, ob ein in Deutschland geborener Türke ein „Fremdländer“ für ihn sei, sagt Länger, wenn er hier geboren sei, dann sei er hier geboren. Er habe das gerade beim Familiengericht mit Abstammung. Er glaube, Staatsangehörigkeit Deutsch treffe dann nicht zu. Daimagüler wiederholt die Frage. Aber Götzl sagt, der Zeuge habe geantwortet. Daimagüler sagt, er bitte um Nachsicht, aber er habe die Antwort nicht verstanden. Er habe die Antwort in toto nicht verstanden und deswegen nachgefragt, so Daimagüler. Götzl: „Bitte nicht in dem Ton!“ Daimagüler: „Sprechen wir jetzt wirklich über Ton?“ Götzl habe einen herrischen und schneidigen Ton. Götzl sagt, er habe den erst seit Daimagüler ihn provoziert habe. Daimagüler schlägt vor, eine Pause zu machen. Götzl sagt ungehalten, dass Daimagüler nicht seine, Götzls, Position anmaßen könne. Er habe die Sachleitungsbefugnis. Daimagüler fragt Länger: „Ist ein in Deutschland geborener Türke ein ‚Fremdländer‘ für Sie?“ Länger sagt, er könne das nicht beantworten. Klemke beanstandet, das sei eine Rechtsfrage, nicht eine Frage an den Zeugen. Und die Staatsbürgerschaft nach Abstammung sei geltendes Recht gewesen. Götzl sagt, es gehe jetzt hier darum, nochmal zu hören was der Zeuge gesagt hat. Götzl informiert Daimagüler, Länger habe gesagt, „Ausländer“ sei ein Wort, das man nicht nehmen solle, und, wenn die Eltern nicht in Deutschland geboren seien, sei es kein deutscher Staatsangehöriger. Daimagüler sagt, der Zeuge habe geantwortet und gesagt, er könne das nicht beantworten. Dann fragt er Länger, wie der auf seinen Zeugenbeistand gekommen sei. Er habe ja erst einen anderen Anwalt gehabt, so Länger, da sei noch eine Rechnung offen. Er habe den schon bezahlt, aber der sei nicht so gut gewesen. Und er habe seinen Kumpel Ro. gefragt. Wenn man RA Thomas Jauch googlet, entgegnet Daimagüler. komme als erstes: „Thomas Jauch, der Anwalt, dem Nazis vertrauen“. Er habe mit vier, fünf Anwälten geredet, so Länger. Einer aus Köln habe viel Geld gewollt, der in Karlsruhe habe völlig versagt. Und Jauch habe ihn informiert und das Schreiben geschrieben, so sei es dazu gekommen.

RA Behnke sagt, Länger habe gesagt, dass er rechtes und linkes Gedankengut in sich vereinige. Länger sagt, jeder habe letzten Endes eine Meinung: „Was wollen Sie jetzt wissen?“ Behnke sagt, ihm gehe es darum, ob Länger der Auffassung sei, für sich rechtes und linkes Gedankengut in Anspruch zu nehmen oder genommen zu haben. Länger: „Ja.“ Behnke fragt, ob das in der DDR früher auch schon verbreitet gewesen oder nur bei Länger. Klemke beanstandet. Behnke sagt, er könne es auch anders formulieren: „Zu welcher Zeit und bei welchen Gelegenheiten hat sich denn dieses Gedankengut bei Ihnen entwickelt?“ Das sei bestimmt nicht in der 5. Klasse gewesen, so Länger, vielleicht in der 10., er wisse es nicht, vielleicht in der Lehre. Behnke: „Also in der Jugend?“ Länger: „Ja.“ Aus der Verteidigung gibt es keine Fragen. Danach entwickelt sich erneut ein Disput um Ausdrucke und Inaugenscheinnahmen zwischen RA Narin und Götzl. Es folgt eine Unterbrechung bis 17.13 Uhr.

Danach sagt Götzl, es gehe um vier Blätter, die RA Narin vorhalten wolle. Er bittet Länger nach vorn zu kommen. Es werden Fotos von Neonazis an einer Gulaschkanone in Augenschein genommen. Auf Frage, ob er Personen erkenne, sagt Länger, er erkenne sich selbst. Er denke, das sei da, wo er die Bockwurstsuppe in Berlin mit ausgegeben habe. Auf Frage sagt Länger, das sei eine rechte Veranstaltung gewesen, da sei er dann nach einer Stunde rüber zur linken Veranstaltung. Narin fragt, ob Länger auf dem oberen Bild die Aufschrift auf dem T-Shirt hinter ihm selbst [„Nationaler Widerstand“] lesen kann. Länger: „Was wollen Sie wissen?“ Narin wiederholt die Frage, bekommt aber keine Antwort. Dann fragt Narin, ob Länger „Nationaler Widerstand“ mit einer Organisation verbindet. Länger sagt, das sei alles wie Spaß für ihn. Er verneint, den Herrn, der das T-Shirt trägt, zu kennen. Auf Seite 5 oben sei er nochmal abgebildet, sagt Narin und fragt, ob Länger den Herrn in der Mitte erkennt. Länger verneint das, er kenne den nicht. Narin fragt, ob Länger einen Max Lemke vom „Braunen Haus“ kennt. Länger verneint das. Zu einem Bild, auf dem eine blonde Frau mit Kurzhaarschnitt auf der Gulaschkanone zu sehen ist, sagt Länger, er kenne die nicht. Er verneint, eine Frau Ra. zu kennen. Den Herrn auf Seite 3 oben kenne er, so Länger auf Frage. Mit dem habe er, glaube er, mal zusammen ein Auto geholt, daher kenne er den. Der habe wohl mal Autohändler gemacht oder so. Er kenne den unter „Pusterdieter“ [phon.], er glaube, der heiße Dieter und komme aus Saalfeld oder Unterwellenborn.

Klemke sagt er wolle einen Antrag auf Vereidigung stellen. Götzl fragt, zu welchem Zweck. Klemke sagt, er brauche zur Formulierung eine Unterbrechung von 15 Minuten. Götzl unterbricht die Sitzung bis 17.50 Uhr. Danach verliest Klemke den Antrag auf Vereidigung Längers. Er argumentiert, dass die BAW von der Hypothese ausgehe, dass Länger die Tatwaffe Ceska 83 Andreas Sch. übergab. Dafür sei Länger das einzige originäre Beweismittel. Sch. habe alle Aussagen hier verweigert. Das Aussageverhalten von Sch. sei „im höchsten Maße widersprüchlich“. Sch. habe zuerst einen „Boban“ genannt, dann Länger. Länger habe das bestritten. Wenn Länger hier unter erhöhter Strafandrohung bei seiner Aussage bleiben würde, erschüttere das die Aussage von Sch. Die Aussage von Länger sei somit für die Beweiswürdigung entscheidend, es komme ihr ausschlaggebende Bedeutung zu. Die Sitzung wird erneut unterbrochen bis 18.09 Uhr.

Dann sagt Bundesanwalt Diemer, die gesetzlichen Voraussetzungen einer Vereidigung würden nicht vorliegen. Dann müsste die Aussage des Zeugen Länger von ausschlaggebender Bedeutung sein. Sie müsste geeignet sein, die Glaubwürdigkeit des Zeugen Sch. zu erschüttern. Wenn man den Zeugen heute gehört habe, dann sei das alles andere als glaubwürdig, das habe die BAW auch schon im Ermittlungsverfahren so gesehen. Deshalb sei die Vereidigung nicht geeignet, die Aussage von Sch. zu widerlegen. Die Aussage des Zeugen Andreas Sch. werde gestützt durch andere Angaben: von Carsten Schultze, vom Zeugen Schl. (47.Verhandlungstag), vom Zeugen Liebau, die bald einzuführenden Vernehmungen der in der Schweiz vernommen Zeugen Ge. und Mü. Deshalb habe der Zeuge keine ausschlaggebende Bedeutung. Außerdem wäre die Vereidigung auch nur dann zulässig, wenn sie geeignet wäre, eine wahrheitsgemäße Aussage herbeizuführen. Nach dem BGH aber nur dann, wenn bestimmte Tatsachen vorlägen, dass er auch unter Eid bestimmte Tatsachen bekunden würde. Länger sei justizerfahren, es könne nicht davon ausgegangen werden, dass sich das Aussageverhalten ändert. NK-Vertreter RA Hoffmann sagt, es liege hier sogar ein Vereidigungsverbot vor. Die Tat werde weit gefasst, verjährt sei hier nur der Verstoß gegen das Waffengesetz. Es entsteht eine juristische Debatte darum, ob ein Vereidigungsverbot besteht, die durch eine Pause unterbrochen wird. RA Kuhn und Bundesanwalt Diemer pflichten Hoffmann bei, Klemke widerspricht. Danach sagt Götzl, dass Länger unvereidigt bleibt. Klemke verlangt einen Beschluss. Nach einer Pause verkündet Götzl den Beschluss, dass Länger unvereidigt bleibt nach § 60 Abs. 2 StPO. Länger wird entlassen. Mehrere NK-Vertreter_innen sowie die Verteidigung Wohlleben behalten sich Erklärungen vor.

Der Verhandlungstag endet gegen 18.55 Uhr.

Nebenklagevertreter Scharmer erklärt zum 134. Verhandlungstag:

„Die Angaben des Zeugen Jürgen L. sind nicht ansatzweise glaubhaft. Er verwickelte sich zunehmend in Widersprüche, konnte insbesondere die bei der Durchsuchung in seiner Wohnung gefundenen Beweismittel nicht ansatzweise erklären. L. bestreitet, die Tatwaffe an Andreas Sch. übergeben zu haben. Dessen Aussage belegt das Gegenteil.“

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