An diesem Verhandlungstag ist eine ehemalige Nachbarin aus der Zwickauer Polenzstraße geladen. Diese berichtet über Zschäpe, da sie mit ihr Kontakt hatte, sie als Lisa kannte, mit ihr immer wieder zusammen saß. Der Prozesstag muss vorzeitig aufgrund einer Erkrankung der Angeklagten Zschäpe abgebrochen werden.
Zeugin: Gabriele So. (Nachbarin Polenzstraße Zwickau)
Der Beginn des Verhandlungstages verzögert sich, er beginnt 10:10 Uhr. Götzl sagt in Richtung Zschäpes: „Frau Zschäpe, Ihnen geht’s heute nicht so gut?“ Dann sagt er, Zschäpes Anwälte hätten signalisiert, dass es weitergehen könne. Er bitte Zschäpe, sich zu melden, wenn es Probleme gebe. Erste Zeugin ist Gabriele So. Götzl sagt, es gehe um die Polenzstraße, ob So. Zschäpe gekannt habe, ob sie Kontakt gehabt habe. So.: „Ja, ich kenne Sie unter Lisa.“ Auf Nachfrage sagt So., sie habe zuerst im Nachbarhaus gewohnt, da habe man sich öfters auf dem Hof getroffen und ein bisschen erzählt. 2010 sei sie dann ins selbe Haus gezogen und da habe „die Lisa uns bzw. die Frau Ku.“ (67. Verhandlungstag) besucht und da habe man ab und zu mal ein bisschen gefeiert. Götzl fragt nach, wie der Kontakt dann ausgesehen hat, was sie erfahren habe, woran sie sich erinnere. Viel könne sie nicht berichten, denn der Hauptkontakt sei immer über die Frau Ku. gegangen: „Direkt geklingelt bei mir hat sie nie.“ Nur wenn es gepasst habe, habe man im Hof ein bisschen gegrillt, getrunken. Götzl: „Haben Sie etwas über ihre Lebensumstände erfahren?“ So.: „Arbeitsmäßig hat sie gesagt, der Schwiegervater hätte eine Firma, da bräuchte sie nicht arbeiten, der würde genug Geld verdienen.“ Götzl: „Wo hat denn ‚Lisa‘, wie Sie sagen, gewohnt?“ Bis 2008 habe die in der Polenzstraße gewohnt so So.: „Und dann ist sie in die Frühlingsstraße gezogen.“ So. verneint, mal in der Wohnung gewesen zu sein.
Götzl: „Hat ‚Lisa‘ alleine dort gelebt?“ So.: „Eigentlich mit zwei Männern. Die hab ich aber nur zweimal gesehen. Einmal zur Urlaubsvorbereitung und einmal zum Auszug.“ Sie verneint, das zeitlich einordnen zu können. Götzl sagt, So. habe ja gesagt, dass der Auszug 2008 gewesen sei, So.: „Ja.“ Götzl: „Und einmal hätten Sie sie gesehen beim Urlaubvorbereiten.“ So.: „Das war mal im Sommer.“ Götzl: „Und vom Jahr her?“ So.: „Vielleicht 7.“ [2007] Götzl möchte wissen, ob So. sich mal mit Lisa über die zwei Männer unterhalten habe. So. verneint das. Sie sei immer davon ausgegangen, dass ‚Lisa‘ nur mit einem Mann in der Wohnung lebt, weil sie immer von dem Freund geredet habe. Götzl: „Und der zweite Mann, wie kommt der ins Spiel?“ So. sagt, das habe sei erst später erfahren durch Fernsehen, Medien. Götzl: „Also, das sind Informationen aus den Medien?“ So.: „Ja, genau.“ Götzl bittet um eine Beschreibung der Männer, die So. gesehen habe. So.: „Der eine war ca. 1,80, kräftig, nicht dick, aber kräftig, also muskulös gebaut und Glatze. Das ist eigentlich der, an den ich mich besser erinnern kann.“ Götzl fragt nach dem anderen. So.: „Bissel hager“ Götzl fragt, ob zwischen So. und Lisa der Freund Gesprächsthema gewesen sei, ob So. sonstige Informationen habe. So.: „Nee, ich hab ja überhaupt nicht großartig über solche Dinge mit ihr geredet. Nur im Hof sind wir zum Gespräch gekommen.“
Sie verneint, sich mit ihr unterhalten zu haben, was der Freund beruflich macht. Vorhalt aus der Vernehmung von So. vom 19.12.2011: Frage: Wissen Sie was der Lebensgefährte beruflich gemacht hat? – Antwort: Nein, Lisa hat mir erzählt dass er auf Montage fährt. So.: „Ja, das hat sie nebenbei auch erzählt, wo ich das Wohnmobil auf dem Aldi-Parkplatz gesehen habe.“ Götzl fragt zu dem Wohnmobil. Der Aldi-Parkplatz liege ja direkt neben dem Grundstück, so So., und da habe das gestanden gleich auf den vorderen Parkplätzen. Und sie habe bloß gesehen, dass die zwei Männer da Taschen reingepackt hätten und da habe ‚Lisa‘ gesagt, dass die auf Montage fahren. Götzl: „Haben Sie den zweiten Mann angesprochen gegenüber Lisa?“ So.: „Nee, mit den [phon.] Männern habe ich nie gesprochen.“ Götzl fragt, wie So. nachgefragt habe, als Sie die zwei Männer mit Taschen am Wohnmobil gesehen habe. So.: „Kann ich nimmer sagen.“ Götzl: „Ich habe Sie so verstanden, Sie hätten beobachtet, dass zwei Männer Taschen in das Wohnmobil packen und dann hätten Sie nachgefragt? Ich will es nur richtig verstehen. Haben Sie nachgefragt?“ So.: „Ja, habe ich. Wir kamen im Gespräch drauf zu reden, aber was ich genau gefragt habe, kann ich nicht mehr sagen, ist einfach zu lange her.“
Vorhalt: Da stand dann immer ein Wohnmobil auf dem Aldi-Parkplatz, mit dem ist er immer weggefahren und hat dann einen Kollegen mitgenommen, das hat mir die Lisa erzählt. So. bejaht das und sagt, es sei lange her. Auf Frage, wie häufig sie da ein Wohnmobil gesehen habe, sagt So., dass sie bloß die zwei Male eines gesehen habe, einmal auf dem Aldi-Parkplatz und einmal auf der Polenzstraße: „Ich hab mich da nicht so wirklich drum gekümmert, muss ich ehrlich sagen.“ Götzl: „Und das Wohnmobil auf der Polenzstraße, gab es da einen Zusammenhang mit Frau Zschäpe, also Lisa?“ So.: „Da haben sie dann für den Urlaub gepackt, so mit Fahrrädern und Reisetaschen.“ Götzl fragt, ob So. da bei der Urlaubsreise hinzugekommen sei, sich unterhalten habe. So.:“ Nee, ich war bloß zufällig auf dem Hof.“
Götzl: „Können Sie denn vom Zeitlichen her sagen, wann Sie Lisa erstmals kennengelernt haben?“ Das sei gewesen, als sie, So. und ihr Lebensgefährte, ins Nachbarhaus gezogen seien, so So., vielleicht 14 Tage später; im Dezember 2005 seien sie eingezogen und dann Anfang des nächsten Jahres. Götzl: „Also Anfang 2006. Haben Sie die Situation noch vor Augen, wie Sie sie kennengelernt haben?“ So.: „Wir waren gerade auf dem Hof. Ich muss ein bisschen was revidieren. Wir haben ja die Wohnung vorgerichtet, das war im Oktober, November. Da haben wir sie zum ersten Mal gesehen. Da war schönes Wetter und da hat sie gerade die Wäsche aufgehängt.“ Götzl: „Kam es da auch zu einem Gespräch?“ So.: „Ja, eher zwischen meinem damaligen Lebensgefährten und ihr. Ich kam dann hinzu. Da haben wir uns über banale Sachen unterhalten.“ Götzl: „Worum es so ging, wissen Sie das?“ So.: „Nee. Man hat sich ja gerne mit ihr unterhalten, so ist es ja nicht, sie war ja eine angenehme Person.“ Auf Frage, ob sie von Lisa mal erfahren habe, wie deren Freund heißt, sagt So.: „Nee, gar nicht. War nur der Freund.“ Götzl: „Ist sie mal an Sie herangetreten, dass Sie für sie etwas erledigen sollen?“ So.: „Nö. Gar nicht. War eine normale Hausfrau.“ Götzl fragt, wie sich ‚Lisa‘ So. ggü. verhalten habe. So.: „Also, ich würde sie als sehr freundlich bezeichnen, also sie ist sehr offen auf andere Menschen zugegangen.“
Götzl fragt, ob So. irgendwelche Informationen über sonstige Kontaktpersonen, Freunde erfahren habe. So.: „Na, sie war sehr viel mit der Frau Ku. zusammen. Und eigentlich hat sie nur bei ihr geklingelt, die zwei hatten schon ein engeres Verhältnis.“ Götzl: „Wie war denn die Situation nach dem Auszug aus der Polenzstraße?“ Sie sei ab und zu gekommen, so So., und da sei dann manchmal der Satz gekommen: „Ich kann länger bleiben, die Jungs haben heute Männerabend.“ Götzl fragt, wer mit „die Jungs“ gemeint gewesen sei. So.: „Für mich war es der Freund, mit dem anderen Freund.“ Götzl fragt, wo man sich getroffen habe. Bei Frau Ku., so So., und wenn schönes Wetter gewesen sei, sei man meist noch in den Hof gegangen. Götzl fragt, ob es zwischen Ku. und Lisa auch mal Meinungsverschiedenheiten gegeben habe. In einer Situation habe die ‚Lisa‘ auf die Frau Ku. eingeredet wegen Geld. : „Nur aus dem Grund, weil die Frau Ku. etwas leger mit Geld umgeht. Und zu dem Zeitpunkt kam es mir vor, dem Ende zu, wo dieses Haus in die Luft flog, die wirkte sehr angespannt, hat auch mehr getrunken als sonst und wirkte wie unter Stress, die Lisa.“
Götzl: „Von welcher Zeit sprechen Sie jetzt etwa?“ Das sei ca. 14 Tage, bevor das Haus in die Luft geflogen, sagt So. Götzl fragt, was damit gemeint sei, dass sie mehr getrunken habe als sonst. So.: „Es blieb meist im Rahmen, sie musste ja auch mit dem Fahrrad noch nach Hause fahren. Aber dann hat sie Mischungen gemacht mit härteren Alkoholsachen, wo sie dann nicht mehr so normal nach Hause gegangen ist, sage ich mal.“ Sie habe sehr gestresst gewirkt, unter Druck, habe aber keine Ausführungen dazu gemacht: „Da habe ich nachgefragt bei der Frau Ku. Es wäre aber alles in Ordnung.“ Götzl bittet So., das näher auszuführen. So.:“Sie wirkte sehr fahrig. Und sie hat nicht so gelockert gesprochen wie sonst immer.“ Das Gespräch mit Frau Ku. über Geld sei noch oben in der Wohnung gewesen, ob es am am selben Tag war, könne sie jetzt nicht mehr sagen, so So. auf Nachfrage: „Sie hat der Frau Ku. ja auch öfters ausgeholfen.“ Götzl: „Was hat denn Frau Zschäpe getrunken, von der Menge?“ So. spricht von Whisky und Wein und Sekt, gemischt. Götzl: „Und wie viel?“ So.: „Ja, sie hat schon Flaschen geleert aber ich zähle da ja nicht mit. Erstens habe ich da auch mitgetrunken persönlich, aber ich habe nicht allzu viel geschafft. So zwei, drei Flaschen, aber zusammen.“ Götzl fragt, wieviele Personen da getrunken hätten. So.: „Na, so fünf, sechs Personen.“
Götzl fragt, ob Zschäpe damals Schwierigkeiten beim Gehen oder Sprechen gehabt habe. So.: „Ja, sie kam etwas schwer aufs Fahrrad.“ Götzl: „Konnte sie dann mit dem Fahrrad fahren?“ So.: „Sie ist dann mit dem Fahrrad gefahren.“ Vorhalt: Das letzte Gespräch war ein Streitgespräch zwischen Lisa und Ku., das war dieses Jahr aber den genauen Zeitpunkt kann ich nicht mehr sagen; es war komisch an dem Tag, weil Lisa nur für sich bezahlt hat; ich weiß, dass sie normalerweise der Heike gerne einen ausgegeben hat. So.: „Ja.“ Vorhalt: Ich war mit der Lisa im Netto, wir haben uns dann was zu trinken gekauft, die Lisa hat das für sich gekauft und ich habe das für Heike und mich gekauft. So. bejaht das. Das sei sehr komisch gewesen, es habe sie, So., auch gewundert, aber sie hätten es darauf geschoben, dass Lisa vielleicht „Erziehungsmaßnahmen“ ggü. der Frau Ku. habe machen wollen: „Wir haben da nicht groß drüber gesprochen.“ Sie, So., habe das für Ku. gezahlt und damit sei es das gewesen. Vorhalt: Mir kam es da schon komisch vor, weil Lisa meistens für alle bezahlt hatte; die Lisa hat ihr dann eine Standpauke gehalten, dass Heike besser mit dem Geld haushalten müsse. So.: „Da war sie so aggressiv, so kannte ich die Lisa nicht.“ Götzl fragt, ob das im Netto gewesen sei. So.: „Das Aggressive war in der Wohnung, das Gespräch.“ Götzl fragt nach dem Ablauf. So.: „Das Gespräch war in der Wohnung. Und wo sie so aggressiv geworden ist, hab ich sie rübergezogen und gesagt, gehen wir in den Netto, einkaufen.“ Ihr sei himmelangst [phon.] gewesen.
Götzl: „Aber der Anlass für den Streit wäre dann im Netto gewesen?“ So.: „Nee, der Anlass war schon in der Wohnung. Sie machte den Vorschlag, aber Frau Ku. sagte: Ich hab doch kein Geld. Und daraufhin hat sie die Standpauke losgelassen und war sehr aggressiv gegenüber der Frau Ku. Sie ist ihr sehr auf die Pelle gerückt.“ Götzl fragt, inwiefern. So.: „Ich dachte, sie haut ihr eine, ist aber dann nicht passiert.“ Götzl möchte wissen, wie So. zu der Annahme komme, ob sie Bewegungen gemacht habe. So.: „Na, muss sagen, die Frau Ku. saß auf dem Stuhl und sie hat sich so über sie drüber gebeugt, ist ihr sehr nahe, und sehr laut geworden.“ Vorhalt zur Frage des letzten Kontakts: Das war an einem schönen Tag im Hof, das muss etwa Ende September gewesen sein; da hat sie den Männerabend gehabt, da konnte sie länger bleiben. So.: „Ja, das war eigentlich der letzte Abend auch bevor das Haus da…“ Götzl sagt eben habe So. von 14 Tagen gesprochen. So.: „Ja.“ Götzl sagt, dass dann das Haus im Oktober in die Luft geflogen wäre. Sie habe die Sache schon aus dem Kopf gestrichen, habe zeitlich keine Erinnerung mehr weiter, sagt So.
Vorhalt: Ich kann nur noch sagen, dass wenn man mal angefangen hat mit ihr zu reden, man schnell länger gesprochen hat, sie war eine gute Zuhörerin; von sich selbst hat sie nicht viel erzählt. So.: „Ja.“ Götzl fragt, ob mal politische Einstellungen angesprochen worden seien. So.: „Überhaupt nicht. Dann hätte ich auch nicht mehr mit ihr geredet.“ Götzl: „Zum Urlaub: Wohin ging der Urlaub, ist darüber gesprochen worden?“ So.: „Nee.“ Auch, wie lange der Urlaub gewesen sei, sie kein Thema gewesen, so So. auf Frage, sie habe auch keine Beobachtungen in dem Zusammenhang gemacht. Vorhalt: Sie hat mal von Urlaub erzählt, pro Jahr sechs Wochen Urlaub, die sie gemacht haben. So.: „Weiß ich nicht mehr.“ Vorhalt: Sie hat erzählt, dass sie mit ihrem Lebensgefährten Radtouren mache. So. sagt, die seien ja viel gefahren. Götzl: „Ja, gab es so eine Äußerung, dass sie mit dem Lebensgefährten Radtouren macht?“ So. sagt, das könne sie nicht mehr sagen. Vorhalt: Wohin hat sie nicht gesagt, nur dass es Überlandtouren waren, die sie mit dem Wohnmobil gemacht haben. So.: „Wie gesagt, ich habe das aus dem Hirn gestrichen, habe damit eigentlich abgeschlossen. Götzl sagt, es stehe aber hier im Protokoll, deswegen müsse er nachfragen. So.: „Ich weiß es nicht mehr.“ Götzl fragt zur zeitlichen Einordnung des Gesprächs mit Frau Ku. in der Wohnung So. antwortet, sie könne nur sagen, dass es am Nachmittag war, aber welches Datum nicht. Welches Jahr könne sie auch nicht mehr sagen, so So. auf Frage. Götzl: „Können Sie nicht mehr sagen.“ So.: „Das kann ich nicht mehr sagen, tut mir leid.“ Götzl: „Und dieses Gespräch, in dem sie Ihnen berichtet hat, dass die Schwiegereltern eine Firma hätten?“ So.: „Das war am Anfang gleich mit, wo wir dann eingezogen waren.“
Zschäpe-Verteidiger RA Heer bittet um eine Pause. Es folgte eine Unterbrechung bis 11:31 Uhr. Dann fragt Zschäpe-Verteidiger RA Stahl zu der Situation Gespräch zwischen Lisa und Frau Ku.: „In der polizeilichen Vernehmung und jetzt auch hier verwendeten Sie das Wort Standpauke. Was verstehen Sie darunter?“ So.: „Wenn jemand ausgeschimpft wird.“ Stahl fragt, inwiefern Frau Ku. einen legeren Umgang mit Geld gehabt habe. Wenn Frau Ku. Geld gehabt habe, so So., sei alles Mögliche gekauft worden, es habe alles mit einem Mal ausgegeben werden müssen. Stahl: „Weswegen hat sich Lisa dafür interessiert?“ Ku, habe sehr oft andere Leute angepumpt, sagt So., Lisa sei ja nun nicht die Einzigste gewesen. Stahl: „Worum ging es dann in dieser Standpauke?“ Es sei darum gegangen, so So., dass etwas für das Feiern habe gekauft werden sollen und Ku. habe halt gesagt, dass sie kein Geld dafür habe: „Da bin ich mir aber nicht sicher, ob sie da mich angepumpt hatte oder ob sie die Lisa angepumpt hat. Zumindest wollte sie von jemandem Geld haben.“ Stahl: „Und was hat Lisa Ihrer Erinnerung nach dazu gesagt?“ So.: „Sie hat davon gar nichts gehalten und im Prinzip auch die Nase voll gehabt, hatte ich den Eindruck, dass sie sie um Geld angepumpt hat.“ Stahl: „Hat sich Frau Ku. mit Ihnen mal unterhalten über dieses Gespräch?“ So.: „Ich war ja dabei, bei dem Streitgespräch. Frau Ku. hat ja auch mich immer angebettelt.“
Stahl fragt, ob So. wisse, ob Lisa Frau Ku. Geld geliehen habe oder ihr geschenkt habe. So. sagt, dass Lisa für Ku. Einkaufen gewesen sei, aber ob sie ihr so Geld geliehen habe, könne sie nicht nicht sagen: „Aber der Wocheneinkauf wurde manchmal von Lisa bezahlt.“ Stahl: „Frau Ku. hat Kinder?“ So.: „Ja, vier.“ Auf Frage, ob denn da immer für gesorgt gewesen sei, sagt So.: „Also, sie hat sich schon sehr große Mühe gegeben, dass die Kinder auch die Wünsche erfüllt bekommen haben.“ Stahl: „Aber für den Wocheneinkauf war kein Geld da?“ So.: „So ungefähr.“ Stahl fragt, ob es also kein Geld für Essen gegeben habe. So.: „Naja, die hatte ja die verschiedenen Leute, die ihr geholfen haben. Weil Kinder brauchen ja zu essen.“ Stahl: „Das ist eine Wahrheit, ja. Drehte sich die Standpauke dann um diese Punkte, dass Kinder zu essen brauchen?“ So.: „Mit. Es ging aber auch da drum, dass sie halt auch viele Sachen gekauft hat, die nicht nötig waren.“ Stahl sagt, So. habe angegeben, Lisa sei dann aggressiv gewesen, sie habe Angst gehabt. So.: „Wenn ich die Nase voll hab, werd‘ ich auch etwas lauter. So müssen Sie sich das vorstellen, das wurde einfach zu viel. Lisa stand total unter Stress an dem Nachmittag, sie kam schon so. Und dann kam die Geschichte mit dem Geld noch. Ich hätte vielleicht auch nicht anders reagiert.“ Stahl: „Das verstehe ich.
Stahl fragt, ob Lisa irgendetwas dazu gesagt habe, warum sie beim „Männerabend“ länger bleiben könne oder dass sie da nicht erwünscht sei. Unter „Männerabend verstehe sie, so So., dass es länger geht, Bier getrunken werde oder so. Und deswegen habe Lisa länger bleiben können. Stahl: „Aber, dass sie davon was erzählt hätte?“ So.: „Gar nichts.“ Stahl: „Dann erwähnten Sie, dass Lisa sehr freundlich und offen war und auf andere Leute zugegangen ist.“ So.: „Ja.“ Stahl sagt, das sei So.s Eindruck und fragt, ob So. das noch bei anderen Menschen erlebt habe. So.: „Nee, weil ich nicht der Typ bin, der auf andere zugeht.“ Stahl fragt, woran So. das bei Lisa festgemacht habe. Lisa habe erst mit ihrem Ex-Lebensgefährten gesprochen, sagt So., sie selbst sei dann dazugekommen und Lisa habe habe sie sofort in das Gespräch eingebunden. Stahl: „Ich muss etwas direkter fragen: Haben Sie denn schon mal erlebt, dass sie jemandem aus dem Weg gegangen ist?“ So.: „Eigentlich nicht.“ Zschäpe-Verteidigerin RAin Sturm fragt in Bezug auf das Zusammensitzen im Hof bei schönem Wetter nach So.s Tages- oder Abendablauf ab 2005. So.: „Ich kann nur für mich reden, ich hatte sehr oft Spätdienst, so oft war es also bei mir nicht mit dem Zusammensitzen.“ Aber wenn es gerade gepasst habe, habe sie sich auch mit dazu gesetzt. Sturm fragt, zu wem. So.: „Manchmal habe ich mitgekriegt dass sie da war. Manchmal bin ich einfach zur Frau Ku. runtergegangen. Das hat sich so ergeben.“ Sturm fragt, ob sich, losgelöst von ‚Lisa‘, allgemein Nachbarn auf dem Hof aufgehalten hätten. Es würden sich alle Nachbarn da aufhalten, die zu Hause seien, wenn es schönes Wetter sei, da seien alle unten, sagt So.
NK-Vertreter RA Stolle fragt, ob So. bei dem Auszug von Zschäpe auch andere Personen außer den zwei Männern gesehen habe. So.: „Nein, nur die Drei.“ Stolle fragt, ob sich So. noch an sonst etwas beim Auszug erinnern könne. Die seien ausgezogen, weil das Bad zweimal unter Wasser gesetzt worden seien, davon sei sie ausgegangen. Sie verneint, den Umzugswagen gesehen zu haben. Stolle: „Wurde darüber gesprochen vorher, über diesen Umzug?“ So.: „Nee, mit mir direkt nicht.“ Stolle: „Haben Sie danach mal mit Frau Ku. darüber gesprochen?“ So.: „Ja. Aber die erste Zeit wusste keiner, wohin sie gezogen ist.“ Stolle: „Können Sie sich noch andere Personen erinnern, die Frau Zschäpe besucht haben?“ So.: „Nein, keine anderen Personen gesehen.“ Stolle fragt nach dem Keller der Wohnung. So.: „Davon habe ich erst später erfahren.“ Stolle: „Was haben Sie denn erfahren?“ So. sagt, dass die Polizei alles durchsucht habe. Stolle fragt nochmal, was So. erfahren habe. So.: „Dass Waffen in den Wänden drinnen gewesen wären. Ich kann keine Auskunft dazu geben.“ [phon.] Stolle: „Und Stichwort: Dämmung?“ Der Keller sei trockener als alle anderen, antwortet So.
Stolle fragt, ob So. Erinnerungen habe an Frisuren bei Zschäpe, Haarefärben etc. So. sagt, sie habe eigentlich immer einen Pferdeschwanz gehabt, mit schwarzen Haaren. Stolle fragt, ob So. Erinnerungen an den 04. November 2011 habe. Das verneint So. Stolle fragt nach Polizei im Haus. So.: „Polizei war genug da, Fernsehen war genug da.“ Stolle: „Haben Sie sich mal mit Frau Ku. unterhalten, wo die am 05.11., einen Tag danach, war?“ So. sagt, sie rede mit Ku. und vergesse das wieder. Stolle: „Frau Ku. und ihr Sohn haben hier berichtet, sie wären am 05.11., einen Tag danach, in der Frühlingsstraße gewesen.“ So.: „Das kann möglich sein. Aber ich war nicht dort.“ Stolle fragt, ob die denn gewusst hätten, dass es da eine Verbindung zu Frau Zschäpe gibt. So. bejaht das. Stolle: „Woher?“ So.: „Ich nehme an, dass Frau Ku. doch mehr wusste als ich. Denn mit ihr hat sie sich ja doch mehr unterhalten als mit mir.“
RA Langer sagt, So. habe davon gesprochen, dass sie einmal das Wohnmobil in der Aldi-Auffahrt gesehen habe: „War zu dem Zeitpunkt, Dezember 2005, der Aldi-Markt schon existent?“ So. verneint das, da sei noch ein Fabrikgelände gewesen, aber das Jahr darauf sei der dort erbaut worden. Langer: „Also 2006?“ So.: „Ja.“ RA Narin: „Ist Ihnen damals aufgefallen, ob Lisa von anderen Nachbarn auch anders genannt wurde?“ So.: „Nein.“ Narin: „Susann?“ So.: „Nein“ Sie bejaht Sindy Po. (82. Verhandlungstag) und deren Mann zu kennen. Narin: „Wie war deren Kontakt zu Lisa?“ So.: „Kann ich keine Auskunft machen.“ RAin Kaniuka: „Wie oft hat Frau Zschäpe von einem Männerabend gesprochen?“ So.: „Im Prinzip nur zweimal.“ Kaniuka fragt, o So. mal dabei gewesen sei, wenn Lisa einen Wocheneinkauf für Ku. gemacht habe. So.: „Nein.“ Kaniuka fragt, ob So. außer dem einen Mal im Netto überhaupt mit Lisa beim Einkaufen gewesen sei. So. sagt, sie sei nur das eine Mal dabei gewesen. Kaniuka: „Wie hat sie da bezahlt?“ So.: „Mit Bargeld.“ Kaniuka sagt, So. habe angegeben, Zschäpe sei viel Rad gefahren. So.: „Ja.“ Kaniuka: „Bei welchen Gelegenheiten haben Sie sie radfahren gesehen?“ So.: „Beim Einkaufen, zu uns kam sie mit dem Fahrrad, sie ist sehr viel Fahrrad gefahren.“ Kaniuka: „Allein oder mit anderen?“ So.: „Allein.“
RAin von der Behrens fragt, ob So. einen G. aus der Nachbarschaft kenne, was So. verneint. Auf Nachfrage stellt sich heraus, dass So. doch weiß, wo die Person wohnt, sie habe jedoch keinen Kontakt zu ihm. Sie verneint, dass der auf dem Hof dabei gewesen sei, wenn sie da gesessen hätten. So.: „Wissen Sie, ob Frau Zschäpe Kontakt hatte mit ihm?“ So.: „Nee hab ich gar keine Ahnung.“ RAin Basay: „Wissen Sie was über Umbaumaßnahmen in der Wohnung Zschäpes?“ So.: „Nein.“ Basay fragt, ob So. etwas mitgekriegt habe von Lärmbelästigung? So.: „Nein.“ RA Reinecke fragt, ob Zschäpe häufiger Wäsche aufgehängt habe. Das bestätigt So. Reinecke: „Hat sie Frauenkleidung oder Männerkleidung aufgehangen?“ So.: „Frauenkleidung. Aber manchmal auch Männerkleidung, aber nur vereinzelte Stücke.“ Reinecke hält vor, dass im Protokoll stehe, dass ‚Lisa‘ sonst für alle gezahlt habe, und fragt, ob es üblich gewesen sei, dass Zschäpe alles gezahlt habe. So.: „Eigentlich nur für die Frau Ku. Ich brauchte nix.“ Aber man habe dann auch mal von der Flasche mitgetrunken. Reinecke: „Wie oft ist Frau Zschäpe nach dem Auszug noch in der Polenzstraße 2 gewesen?“ So.: „Was ich persönlich mitgekriegt habe, dreimal vielleicht. Aber ich bin ja auch nicht immer zu Hause.“ Reinecke sagt, das sei dreimal in dreieinhalb Jahren, also einmal im Jahr: „Ist das richtig?“ So.: „Wo wir dann gefeiert haben, ja. Ich habe sie in der Zeit selten getroffen.“
Reinecke fragt, ob So. wisse, dass ‚Lisa‘ häufiger da war. So.: „Teilweise hat’s die Frau Ku. selber erzählt, dass die Lisa da war. Also wie oft sie bei Frau Ku. war zwischendurch, das weiß ich nicht. Ich kann ja nur sagen, wo ich dabei war.“ Reinecke: “ Es folgt die Mittagspause bis 13:22 Uhr. Dann verkündet Götzl: „Wir können heute wegen Erkrankung der Angeklagten Zschäpe nicht fortsetzen.“ Die angekündigten Beweisanträge der NK Yozgat könne man dann morgen machen. Der Verhandlungstag endet um 13:23 Uhr.
Der Blog NSU-Nebenklage kommentiert:
„Bei ihrem letzten Besuch, etwa vierzehn Tage vor der Explosion in der Frühlingsstraße, habe sie sehr gestresst gewirkt und deutlich mehr getrunken als sonst, habe aber gesagt, es sei alles in Ordnung. Von dem deutschen Alltag, den Zschäpe mit anderen Nachbarinnen pflegte bekam diese Zeugin nach eigenen Angaben nichts mit, politische Ansichten seien gar nicht geäußert worden, ‚dann hätte ich ja mit ihr nicht mehr geredet.'“
http://www.nsu-nebenklage.de/blog/2015/02/24/24-02-2015/