Protokoll 198. Verhandlungstag – 15. April 2015

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Am heutigen Prozesstag geht es zunächst erneut um Banküberfälle. Es sagen ein Zeuge und zwei ermittelnde Beamte aus. Bei letzteren liegt der Schwerpunkt der Aussage auf der Höhe der Beute und auf dem Abgleich von gefundenen Asservaten mit den Videoaufnahmen und Fotos von den Banküberfällen. So wird gezeigt, dass diese von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt begangen wurden. Danach sagt Markus Fr. aus Chemnitz aus. Allerdings lässt sich dieser kaum auf die Fragen ein und gibt an, sich kaum erinnern zu können. Als letztes sagt ein Jugendfreund von Uwe Mundlos aus. Wie viele Jugendfreunde der drei, die nicht direkte Angehörige der Neonazi-Szene waren, kann er sich an viele Details aus dieser Freundschaft erinnern.

Zeug_innen:

  • Eckhard Di. ( am 18.01.2007 in Stralsund)
  • Hans Peter St. (Kriminalbeamter, Höhe der Beute bei den Banküberfällen in Stralsund)
  • Andreas Ma. (BKA, Ermittlungen zu Banküberfällen, Abgleich von Lichtbildern und Asservaten)
  • Markus Fr. (Erkenntnisse zu Wohlleben, Böhnhardt, Zschäpe, Mundlos, Nazi-Szene Chemnitz)
  • Aleksander Ha. (Jugendfreund von Uwe Mundlos)

Der Verhandlungstag beginnt um 09:48 Uhr. Erster Zeuge ist Eckhard Di. Er berichtet, er habe damals noch auf der anderen Straßenseite der Bank gewohnt. Er sei gegen 17 Uhr [phon.] in die Bank gegangen, um Überweisungen zu tätigen, sei durch den Vorraum in den Bankraum gegangen, dort würden Überweisungsautomaten stehen. Er sei, glaube er, bei der letzten Überweisung gewesen, da sei es im Vorraum lauter geworden. Die Zwischentür sei aufgegangen, zwei maskierte Männer seien in den Raum gekommen, hätten ein, zwei Leute mit in den Raum gebracht und eine Angestellte gezwungen, diese Zwischentür zu schließen. Einer habe in Richtung Decke geschossen: „Der Schuss hat in mir einen Schockzustand ausgelöst und ich habe die letzte Überweisung versucht bis zum Ende durchzuziehen.“ Als er nach rechts zu den Tätern geschaut habe, habe er gesehen, dass einer in den Kassenraum gegangen sei und mit vorgehaltener Waffe eine Angestellte gezwungen habe in den Extra-Kassenraum zu gehen. Es sei eine Plastiktüte zu sehen gewesen, wo das Geld habe eingelegt werden sollen. Beim Reingehen sei auch gerufen worden: „Es ist ein Überfall, es ist kein Spaß, wir sollten uns auf Boden legen.“ Das hätten auch eigentlich alle getan.

Er selbst habe den Blick zur Wand gehabt, was sich getan habe, sei hinter ihm gewesen, nur ab und zu mal habe er sich umdrehen und sehen können, was sich sich abspielt. Di. weiter: „Alle lagen und ich hing wie schockiert an meiner Überweisung. Der Täter, der alle in Schach hielt, kam zu mir und schrie mich an, ob ich blöd wäre, ich soll mich auf Boden legen.“ Er habe sich dann neben den Automaten gekauert, mit den Händen über dem Kopf, um zu zeigen, dass er sich fügt. Di.: „Irgendwann war dann Schluss, die Tüte mit Geld war gefüllt, der zweite Täter kam wieder raus.“ Eine Angestellte habe die Tür wieder öffnen müssen und die seien über den Vorraum nach draußen verschwunden. Sie hätten sich dann alle hinsetzen können. Es sei gefragt, ob jemand verletzt ist, ärztliche Hilfe braucht: „Ich glaube, im Nebenraum war eine der Bankangestellten ziemlich angeschlagen, zumal es für die wohl schon der zweite Überfall war.“ Er selbst habe sich an einen Tisch gesetzt und abgewartet. Nach relativ kurzer Zeit seien die Vorgesetzten der Sparkasse ins Haus gekommen und dann auch Kriminalbeamte. Die ersten Vernehmungen seien im Raum gewesen. Ein Beamter habe ihn gefragt, ob er mit zum Revier komme. Er habe eingewilligt und habe dort Ähnliches wie jetzt zu Protokoll gegeben. Di.: „Ich habe, glaube ich, die Sprache erwähnt, die ja Sächsisch war, und an die Turnschuhe konnte ich mich erinnern. Ansonsten war es dunkle, schwarze Kleidung und die Gesichter waren vermummt.“

Götzl fragt zu Größe und Statur der Täter. Er habe ja am Automaten gestanden, so Di., und der eine sei ihm etwas kleiner als er selbst erschienen. Und der Täter, der nach hinten gegangen sei, sei etwas größer als der Täter im Raum gewesen. Götzl fragt nach den Turnschuhen. Das seien weiße Turnschuhe gewesen, wie er sich erinnere, so Di. Zur Vermummung sagt er, dass er sich nicht mehr erinnere, ob es „diese Gucklöcher“ waren oder ein großer Ausschnitt. Die Gesichter seien unkenntlich gewesen, da habe er keine Angaben machen können. Götzl fragt, ob bei dem Schuss in die Decke etwas abgesplittert sei, ob Di. eine Wirkung wahrgenommen habe. Di.: „Nur den lauten Knall, der mich irritiert hat.“ Er habe in der Nähe gewohnt und weil er habe wissen wollen, ob es sich um eine scharfe oder eine Schreckschusswaffe handelte, sei er in den nächsten Tagen nochmal in den Raum gegangen und habe keine Schussöffnung sehen können. Daher denke er, dass es eine Schreckschusswaffe war. Auf Frage, wie viele Waffen er gesehen habe, sagt Di., dass der eine, der in den Kassenraum gegangen sei, eine Waffe in der Hand gehabt habe und in der anderen die Tüte. Und der, der mit ihm gesprochen habe, habe auch eine Waffe in der Hand gehabt. Zu den Folgen des Überfalls für ihn selbst sagt Di, dass er viel habe herum grübeln müssen: „Heute denke ich anders drüber, damals dachte ich noch, hätte ich die Möglichkeit gehabt einzugreifen.“

Es folgt der Zeuge St. Götzl sagt, es gehe um Banküberfälle am 07.11.2006 und 18.01.2007 und Ermittlungen zur Höhe der Beute. St. berichtet, beim ersten Überfall am 07.11. sei ein Kollege zwei Tage später in der Sparkasse gewesen und habe über den damaligen Leiter erfahren, dass 84.995 Euro erbeutet worden seien, sowohl aus dem Tresor als auch aus dem Zahlschalter. Beim zweiten Überfall am 18.01. seien über 169.000 Euro erbeutet worden, fast 170.000. Götzl sagt, er habe noch zwei andere Fragen. Er fragt, ob es einen Hülsenauswurf gegeben habe oder Beschädigungen an der Decke. Das verneint der Zeuge. Bei beiden Überfallen seien Kriminaltechniker zum Einsatz gekommen und hätten weder Hülsen noch Einschüsse in die Decke feststellen können. Daher seien sie davon ausgegangen, dass es sich bei der Waffe, mit der in die Decke geschossen worden sei, um eine Schreckschusswaffe gehandelt habe, wahrscheinlich einen Trommelrevolver, jedenfalls eine Waffe, bei der kein Hülsenauswurf stattfindet.

Danach wird der Zeuge Ma. vom BKA (vgl. 126. Verhandlungstag) gehört. Götzl sagt, es gehe um Banküberfälle am 18.01.2007, 07.11.2006 und 07.09.2011 und den Abgleich von Lichtbildern und Asservaten. Ma. sagt, im Nachgang zum 04.11.2011, dem Bankraub in Eisenach und der Auffindesituation im Wohnmobil, bei der eine große Anzahl an Sicherstellungen habe getätigt werden können, sei seine Aufgabe die Zuordnung der Sicherstellungen zu der Raubstraftatenserie gewesen, zu der Eisenach und in dem Fall Arnstadt zugeordnet worden seien. Aufgrund der Einzelheiten, des modus operandi sei die Zuordnung zur Serie schon getroffen worden. Die Serie habe sich über Chemnitz, Zwickau, Stralsund bis Arnstadt und dann Eisenach erstreckt. Und in dem Bereich hätten sie dann versucht, durch Einsicht in Ermittlungsakten der ermittelnden Behörden, die Beweismittel aus Eisenach und der Frühlingsstraße zuzuordnen und Beweisketten zu bilden für die Täterschaft zu den jeweiligen Raubstraftaten. Angefangen hätten sie, wo sie Geld gefunden hätten oder mit der Beute verbundene Banderolen oder Euroschecks: „Die haben wir abgeglichen.“ Eindeutige Angaben seien etwa Registriergeld oder Stempelungen auf den Banderolen. Jeweils bei Arnstadt als auch bei den beiden Stralsund-Überfällen hätten Geldbeträge als auch Banderolen sowohl im Wohnmobil als auch in der Frühlingsstraße sichergestellt werden können. Diese hätten über Filialstempel wie auch Unterschriften den Filialen zugeordnete werden können.

Zum anderen hätten sie mit Aufnahmen der Überwachungskameras gearbeitet und versucht die Waffen, wie auch die Kleidungsstücke auf den Fotos mit Asservaten zu vergleichen, die zumindest augenscheinlich dem entsprachen. Bei Arnstadt hätten sie eine große Anzahl von Asservaten gefunden. In den Fällen Stralsund seien die Waffen einigermaßen deutlich zu sehen, die Bildqualität sei etwas schlechter als in Arnstadt und Eisenach, aber auch hier man habe die Waffen einigermaßen erkennen können. Man habe hier die Pistolen erkennen erkennen können, in Arnstadt habe einer der Täter einen handgranatenähnlichen Gegenstand mitgeführt. Im Wohnmobil sei eine entsprechende Attrappe gefunden worden. Beim Fall Arnstadt seien Geldbeträge im Wohnmobil gefunden worden, Bündel von 2.000 und 3.000 Euro [phon.], auf den Banderolen seien Stempelungen der Filiale Arnstadt-Ilmenau und mit Datum vom 05.09. und 06.09.2011.

Die Waffen, die gefunden worden seien in Eisenach, da seien augenscheinlich zwei Waffen die gleichen gewesen, wie sie in Eisenach benutzt worden seien: einmal ein langläufiger silberner Revolver, der vielen Zeugen aufgefallen sei durch sein Aussehen, und eine kleine kompakte Pistole mit verjüngenden Lauf nach vorn hin, vom Typ Ceska 70. Die seien im Wohnmobil sichergestellt worden, es seien beides scharfe Waffen. In Arnstadt sei zusätzlich von dem einen Täter in der rechten Hand noch eine Waffe mitgeführt worden. Beide Täter hätten also eine scharfe Waffe in der linken Hand gehabt, und ein Täter habe zusätzlich einen kleinen Revolver in der rechten Hand gehabt. So einer sei sichergestellt worden in Zwickau, das sei ein Schreckschussrevolver. Diesen gleichen Revolver hätten sie augenscheinlich auch festgestellt bei den Überfällen in Stralsund. Dort sei dieser Revolver benutzt worden, um in die Decke zu feuern. Es seien keine Projektile oder Beschädigungen festgestellt worden. Sie würden davon ausgehen, dass es wohl der gleiche Revolver sei, der auch in Arnstadt mitgeführt wurde, der habe einen charakteristischen Lauf.

Die Bekleidung in Arnstadt sei offensichtlich die gleiche gewesen wie in Eisenach. Die Zuordnung der Personen sei vor der DNA-Probe über die Schuhgröße gemacht worden. Bei allen Überfällen seien die Gesichter komplett verdeckt gewesen. Einer der Täter habe eine Sturmmaske getragen, wo ein Vampirgesicht aufgebügelt gewesen sei. Hier könne man eine klare Unterscheidung der Sturmmasken vornehmen. Später bei der der DNA-Untersuchung, sei festgestellt worden, dass in der Sturmmaske mit dem Vampirgesicht DNA von Uwe Mundlos war, während in der schwarzen Sturmmaske DNA von Uwe Böhnhardt festgestellt worden sei. Der Täter 1, mit der Vampirmaske, habe zwei Waffen geführt. Die Eltern von Mundlos hätten ausgesagt, dass Mundlos ein Beidhänder gewesen sei, der rechts geschrieben und links gezeichnet habe, der mit beiden Händen komplexe motorische Sachen habe machen können. Die Eltern Böhnhardts hätten gesagt, dass Böhnhardt Linkshänder gewesen sei. Der Täter mit der Vampirmaske habe zwei Waffen geführt, rechts und links, der andere wäre dann Böhnhardt. Und die DNA-Analyse habe das bestätigt. Die Bekleidung, die sie in Eisenach gefunden hätten und die sie den Tätern im Fall Eisenach zugeordnet hätten, sei auch von den Tätern in Arnstadt getragen worden, die gleiche Oberbekleidung, die gleichen Schuhe und auch die Sturmmaske. Unterschiedlich sei ein Rucksack gewesen, der in Arnstadt verwendet worden sei, wahrscheinlich für den Transport der Beute. Dieser sei sichergestellt worden in der Wohnung in Zwickau im Brandschutt, zumindest ein augenscheinlich ähnlicher Rucksack, der dem auf den Fotos sehr ähnlich sei.

In Zwickau sei auch noch ein Teilstadtplan gefunden worden von Arnstadt und handschriftliche Notizen bzgl. der Positionierung des Tatortes und der Polizei. Diese handschriftlichen Notizen seien laut Gutachten wahrscheinlich Mundlos zuzuordnen. Es gebe eine Sicherstellung eines Teilstadtplans der Stadt Altenburg, auf deren Rückseite sei das Innere der Sparkassenfiliale Arnstadt-Ilmenau, des Tatortes, skizziert mit verschiedenen Kommentaren und Öffnungszeiten, in der gleichen Handschrift. Des weiteren hätten sie in Zwickau einen Mietvertrag für ein Wohnmobil für den Zeitraum vom 05. bis 09. oder 10.09.2011 sichergestellt, also das Datum des Überfalls in Arnstadt umfassend. Man könne davon ausgehen, dass der modus operandi gewesen sei, dass das Wohnmobil verwendet worden sei, um abzuwarten, dass die Ringalarmfahndung abgeklungen war. Es sei auch ein Funkscanner gefunden worden, der auf Polizeifunkfrequenzen eingestellt gewesen sei, daher sei davon auszugehen, dass die Täter den abgehört haben, um Maßnahmen der Polizei zu erkennen. Das sei wohl einer der Gründe gewesen, warum es so wenig Ermittlungserfolge gegeben habe davor. Dann werden Lichtbilder aus einem Bericht vom 18.06.2012 in Augenschein genommen. Ma. geht die Bilder einzeln durch und erläutert sie detailreich. Auf ihnen zeigt Ma. erneut die angesprochenen Asservate: Banderolen, Waffen und Bekleidung und vergleicht sie mit Fotos der Überwachungskamera. Dann legt Götzl die Mittagspause ein bis 13:22 Uhr.

Dann wird nochmal das Foto von der Liste der Sparkassen in der Region gezeigt. Kein Foto sei zum Thema Tatfahrzeug da, so Ma. Tatfahrzeug sei wieder ein Wohnmobil gewesen, das bei der Autovermietung H. unter dem Namen „Holger Gerlach“ gemietet worden sei, sowohl beim ersten wie beim zweiten Überfall. Dazu sei im Wohnmobil noch ein Ausweis auf den Namen „Holger Gerlach“ gefunden worden, der ein Foto von Uwe Böhnhardt enthalten habe. Nachdem die Inaugenscheinnahmen beendet sind, fragt Wohlleben-Verteidigerin RAin Schneiders, ob Ma. etwas dazu sagen könne, ob der Funkscanner im Wohnmobil die aktuellen Frequenzen beinhaltet habe. Soweit er sich erinnere, habe der die Frequenzen der örtlichen Polizei eingeschaltet gehabt, so Ma. NK-Vertreter RA Narin fragt, ob Ma. zur Skizze der Filiale Arnstadt sagen könne, ob das aufgrund der baulichen Verhältnisse einsehbar gewesen sei. Ma. sagt, er sei persönlich nicht vor Ort gewesen, es sei nur üblicherweise so, dass die Details nicht von außen einsehbar seien, man spähe üblicherweise durch Reingehen aus. Vorhalt: Die abgebildeten Details sind vom Kundenbereich aus einsehbar. Narin: „Können Sie uns mitteilen, bis zu welchem Zeitraum vor der Tat Überwachungsvideos vorhanden waren?“ Ma.: „Meines Wissen werden die Aufnahmen nur angefertigt, wenn Alarm ausgelöst wird.“ Der Zeuge wird entlassen.

Es folgt der Zeuge Markus Fr. Götzl sagt, es gehe darum, ob Fr. Wohlleben kenne, ggf. woher und welche Informationen Fr. dazu habe: „Was können Sie dazu sagen?“ Fr.: „Nichts.“ Er kenne den nicht, so Fr. Götzl fragt, ob Fr. Zschäpe kenne. Fr.: „Ich kann mich nicht erinnern, von früher her eventuell. Vor 1998, bevor ich verhaftet worden bin, könnte es sein, aber ich weiß es nicht.“ Nach seiner Verhaftung habe er nichts mehr mit der Szene zu tun gehabt, so Fr. Er sei drei Jahre in Haft gewesen, so Fr. auf Frage. Götzl fragt, inwiefern Fr. vor 1998 etwas mit der Szene zu tun gehabt habe, was er überhaupt mit Szene meine. Fr.: „Rechte Szene, in dem Sinne. Ich habe viel getrunken, mich rumgeprügelt damals. Mehr hatte ich damit nicht zu tun, weder mit irgendwelchen Parteien oder irgendsowas.“ Götzl fragt, mit wem Fr. etwas zu tun gehabt habe in der rechten Szene. Fr.: „Niemand Spezielles.“ Götzl erwidert, wenn Fr. von einer Szene spreche, seien das doch etliche Leute. Fr.: „Eben, viele Leute. Weiß ich nicht. Kann keine Namen nennen.“

Götzl fragt, wie er in die Szene gekommen sei. Fr.: „Nach der Wende war das halt gewesen.“ Götzl hakt nach und Fr. sagt: „Damals gab es links und rechts, nicht viel dazwischen, und irgendwie bin ich da rein geschlittert.“ Götzl fragt, wo sich Fr. aufgehalten habe. Fr.: „Chemnitz natürlich.“ Von 1991 bis 1994 habe er seine Lehre in Stuttgart gemacht. Götzl: „Sonst Chemnitz?“ Fr.: „Ja.“ Auf Frage, ob er die nur in Stuttgart gemacht habe oder wo noch, nennt Fr. Ludwigsburg. Auf Frage, mit wem er da Kontakt gehabt habe, sagt er: „Mit Leuten aus der Schule und Lehre.“ Götzl: „Hatten Sie damals auch mit Leuten aus der rechen Szene Kontakt? “ Fr.: „Aus meiner Schulklasse.“ Götzl: „Wer?“ Fr.: „Ellinger, Michael zum Beispiel.“ Götzl: „Wer noch?“ Fr.: „Kann ich nicht sagen. Bei der Verwandtschaft in Heilbronn war ich ab und zu mal, ansonsten war ich auch nirgendwo.“

Er verneint, Böhnhardt oder Mundlos gekannt zu haben. Götzl fragt, ob ihm der Name André Eminger etwas sage. Fr.: „Nö.“ Auch Holger Gerlach und Carsten Schultze würden ihm nichts sagen. Götzl: „Gab es denn Kontakte oder Besuche bei Ihnen in Chemnitz aus dem Bereich Stuttgart, Ludwigsburg?“ Fr.: „Nicht mit mir in Verbindung.“ Auf Frage, was er nach 1994 gemacht habe, als er wieder zurück nach Chemnitz gekommen sei, sagt er, er habe seitdem durchgehend bei seinem Vater als Textilreiniger gearbeitet bis jetzt immer noch. Götzl fragt, was er sich unter der Tätigkeit Fr.s in der Szene vorstellen müsse. Fr.: „Ich habe dort keine Tätigkeit gehabt.“ Götzl fragt, bei welchen Gelegenheiten Fr. getrunken und sich rumgeprügelt habe. Fr.: „Diskos.“ Götzl: „Was hat das mit rechter Szene zu tun?“ Fr.: „Da waren halt viele Leute dabei und fanden es gut.“ [phon.] Auf Nachfrage, ob er wirklich keine Leute nennen könne, sagt Fr., das sei über 20 Jahre her.

Dann sagt er Götzl, er habe überhaupt einmal wissen wollen, mit wem Fr. Kontakt gehabt habe in Chemnitz außer mit seinem Vater. Fr.: „Mit meiner Mutter.“ Götzl fordert Fr. auf, irgendeine Kontaktperson außerhalb der Familie aus der Zeit zu nennen. Fr. nennt Enrico Pö., der habe bei ihm um die Ecke gewohnt [phon.], mehr könne er nicht nennen. Mit anderen Leuten habe er nichts weiter zu tun gehabt großartig. Götzl: „Wie hat denn der Kontakt zu Enrico Pö. ausgesehen?“ Fr. sagt, dessen Mutter sei gestorben, deswegen sei der dann oft bei ihm gewesen. Götzl: „Wann etwa?“ Fr.: „’92, ’93 etwa.“ Götzl: „Hat der sich auch in der Szene bewegt?“ Fr.: „Vermutlich.“ Götzl: „Kennen Sie aus der Ecke Stuttgart, Ludwigsburg weitere Personen außer Ellinger?“ Fr.: „Nö.“ Götzl: „Waren Sie bei dem mal zu Hause?“ Fr.: „Ja.“ Götzl fragt, ob Ellinger mal bei Fr. in Chemnitz gewesen sei. Fr.: „Nö.“ Götzl: „Kennen Sie einen Hans-Joachim Sch.?“ Fr.: „Nein.“ Götzl: „Sagt Ihnen der Name E. etwas?“ Fr.: „Nein.“ Götzl: „Barbara E.“ Fr.: „Nein.“ Götzl: „Sagt Ihnen ‚Uschi‘ etwas in Bezug auf Ludwigsburg, Baden-Württemberg, Stuttgart?“ Fr.: „Nö.“

Vorhalt aus der Vernehmung von Sch.: Markus Fr. war in Ludwigsburg im Rahmen der Lehre zum Chemischen Reiniger auf der Schule; er erzählte uns, dass seine Eltern eine Reinigung in Chemnitz besessen haben; , der 1998 gestorben ist, war da die Vermittlungsperson, er war der zentrale Anlaufpunkt, war auch Drummer bei „Kettenhund“; über den Fr. kennengelernt, daher kam auch die Kontakte nach Sachsen. Fr.: „Kann ich nichts zu sagen, ich kenne die Leute nicht.“ Götzl: „Lebt Ellinger noch?“ Fr. sagt, er habe von der Polizei erfahren, dass der gestorben ist: „Oder totgesoffen, aber wusste ich vorher nicht.“ Die Band „Kettenhund“ kenne er nicht, so Fr. auf Frage. Götzl fragt, ob Fr. kenne. Fr.: „Denke ja.“ Götzl: „Woher?“ Fr.: „Mal kennengelernt, aber wann weiß ich nicht. Nicht gut.“ Das sei irgendwann 1992/ 93/ 94 gewesen, er wisse es nicht genau. Götzl fragt nach . Fr.: „Könnte möglich sein, gehört mal, könnte sein.“ Der Name sage ihm etwas, aber mehr könne er auch nicht sagen. Der Name Enrico Ri. sage ihm nichts, so Fr. auf Frage. Auf Frage, unter welchen Umständen er Starke kennengelernt habe, sagt er: „Kann ich Ihnen nicht sagen, alles zu lange her.“ Götzl fragt nach Gelegenheiten, wo Fr. Starke gesehen habe. Fr.: „Keine Ahnung.“ Auf Frage, welche Rolle Starke gespielt habe, sagt Fr.: „Für mich hat er gar keine Rolle gespielt und wo er woanders eine Rolle gespielt hat, interessiert mich nicht.“

Götzl fragt, wie es bei Fr. damals mit dem Alkoholkonsum gewesen sei. Fr.: „Habe ich gesoffen.“ Götzl fragt, wieviel durchschnittlich. „Fr.: „Viel.“ Götzl fragt, in welcher Verfassung Fr. dann gewesen sei. Er sei dann aggressiv geworden, deswegen sei es zu den Schlägereien gekommen, so Fr. Götzl fragt, mit wem Fr. Schlägereien gehabt habe. Fr.: „Niemand Bestimmtes. Ist passiert irgendwann.“ Götzl fragt, wie oft das in etwa vorgekommen sei. Fr. sagt, er wisse nicht mehr, was vor 20 Jahren gewesen sei, der Rest stehe in seinen Akten. Götzl sagt, es gehe ihm nochmal um die Vernehmung von Sch. Fr.: „Wer auch immer der Herr Sch. ist, keine Ahnung, wie er darauf kommt.“ Vorhalt aus der Vernehmung von Sch.: Ich habe insgesamt dreimal in Chemnitz Kameraden besucht, einmal nahm uns, Uschi, Ellinger und mich, der Fr. in seinem Corsa nach Chemnitz mit. Fr.: „Mit mir ist keiner nach Chemnitz gefahren.“ Götzl: „Haben Sie einen Corsa gehabt?“ Fr.: „Kann sein.“ Er bejaht, damals einen Corsa gefahren zu haben, 1994.

Vorhalt aus der Vernehmung von Sch.: Wir sind damals vom Fr. auf ein Konzert in Chemnitz eingeladen worden. Fr.: „Nein.“ Vorhalt: Wir, das sind Ellinger, Uschi und ich. Fr.: „Ich habe niemanden eingeladen.“ Vorhalt: Die Kameraden hatten alle Autos dabei und ich bin mir nicht sicher, ob wir vom Bahnhof direkt mit dem Uwe Mundlos oder einer anderen Person mitgefahren sind; bis dahin kannte ich nur Fr., jedenfalls später sind wir später kurz bei Mundlos in einem Wartburg, meine ich, mitgefahren. Fr.: „Weiß ich nicht.“ Vorhalt aus der Vernehmung von E.: Auf der Schule hat Ellinger den Fr., Vorname nicht bekannt, kennengelernt: ich weiß nur, dass die Eltern von Fr. eine chemische Reinigung hatten; er hatte ein Zimmer in Stuttgart, wo er nicht so gerne wohnte. Fr.: „Weiß ich nichts davon.“ Götzl fragt, ob das denn stimme, dass er den Ellinger da kennengelernt habe. Fr.: „Jaja, der war in meiner Schulklasse.“ Das sei nach der Wende gewesen, sein Vater habe ihn rübergeschickt, das sei nicht gerade angenehm gewesen: „Aber ob mir das Zimmer gefallen hat? War okay, für meine Verhältnisse.“ Vorhalt aus der Vernehmung von E.: Wir sind irgendwann mal im Frühjahr 1994 nach Jena oder Gera zu einem Konzert gefahren; bei McDonald’s habe ich zum ersten Mal Uwe Mundlos und Beate Zschäpe getroffen; was das für ein Konzert war, weiß ich nicht mehr, irgendwas Szenemäßiges, hat mich nicht interessiert, ich bin wegen der Party mitgefahren, Ellinger, Sch. und ich, Fr. ist gefahren; übernachtet haben wir alle bei Fr. in Chemnitz. Fr.: „Bei mir hat niemand übernachtet.“ Es folgt eine Pause bis 15:06 Uhr.

Dann werden Lichtbilder in Augenschein genommen. Auf allen Bildern erkennt sich Fr. selbst, die andere Person kenne er nicht, außer Personen, die er schon erwähnt, also Pö. und Ellinger. Zu Bildern, auf denen einmal vom Augenschein her Mundlos oder Böhnhardt und einem Zschäpe zu sehen sind, sagt Fr.: „Keine Ahnung.“ NK-Vertreterin RAin von der Behrens fragt, ob Fr. (zuletzt 62. Verhandlungstag) aus Jena kenne. Fr.: „Nö, sagt mir nix.“ Vorhalt aus einer Vernehmung von Thomas Starke: Ja, es handelte sich um den Cousin von Beate Zschäpe, den Stefan Apel; Fr. und Pö. hatten Kontakt zu ihm; der hatte einen Rottweiler wie Fr. aus Chemnitz, deswegen haben die beiden sich gut verstanden. V. d. Behrens fragt, ob sich Fr. jetzt erinnere. Fr.: „Nein.“ Auf Frage, ob er einen Rottweiler gehabt habe, sagt er: „Habe ich immer noch.“ Er verneint, sich an eine andere Person mit Rottweiler zu erinnern. Vorhalt aus einer Vernehmung von Apel: Auf Konzerten habe ich Starke, Schau, Markus Fr. kennengelernt, die kamen aus Chemnitz; ich war mehrere Male mit Mundlos in Chemnitz und über Nacht bei Schau. V. d. Behrens sagt, Fr. habe angegeben, dass er Mundlos nicht kenne. In der Garage, die am 16.01.1998 durchsucht worden sei, so v. d. Behrens weiter, sei eine Adresse eines C. Fr. gefunden worden: „Ist das Ihr Vater?“ Fr.: „Ja.“ Dann verliest v. d. Behrens eine Chemnitzer Telefonnummer und fragt: „War oder ist das Ihre Nummer zu Hause?“ Fr: „Nee, die von der Arbeit.“ V. d. Behrens sagt, dann finde sich der Name Markus Fr. und eine Handynummer. V. d. Behrens verliest die Nummer und Fr. sagt, das sei auf jeden Fall nicht mehr seine Nummer, könne es aber gewesen sein.

V. d. Behrens hält Fr. ein Bild vor, auf dem u.a. Mundlos und Zschäpe zu sehen sind. V. d. Behrens: „Erkennen Sie Personen in dem Bild?“ Fr.: „Nein.“ Nach einer kurzen Pause sagt Fr.: „Doch hinten bin ich zu sehen. In der Mitte.“ Er verneint, eine Erinnerung daran zu haben. V. d. Behrens sagt, Fr. habe heute angegeben, dass bei ihm niemand übernachtet habe, sie wolle einen Vorhalt aus dem Vernehmungsprotokoll eines Freundes von Apel, Thomas W., machen: „Kennen Sie den?“ Fr.: „Nö.“ Vorhalt aus dem Protokoll der Vernehmung von W.: Ich kann kann mich erinnern, dass ich zu Musikveranstaltungen mindestens zweimal in Chemnitz war, danach bei Personen in Chemnitz, bei einem Markus Fr.; ich war auch nochmal mit Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt da, habe auch bei Markus Fr. übernachtet. Fr.: „Bei mir war niemand.“ Auf Frage sagt er, er sei nie bei einem Osterfeuer in Jena gewesen. Vorhalt: Ich weiß, dass Personen aus Chemnitz mal zu einem Osterfeuer zu Besuch waren, vier männliche Personen, ich weiß namentlich nur den Fr. und den Du., die anderen nicht namentlich. Fr. verneint, eine Erinnerung zu haben. V. d. Behrens: „Haben Sie Tätowierungen mit politischen Botschaften, symbolisch oder ausgeschrieben?“ Fr.: „Nein.“ V. d. Behrens sagt, dass die Beamten, die Fr. das zweite Mal vernommen hätten, festgehalten hätten, dass unter dem T-Shirt Fr.s, das hochgezogen gewesen sei, der Schriftzug „Rudolf Heß“ zu sehen gewesen sei. Fr.: „Sowas habe ich nicht.“ Er könne es auch zeigen. V. d. Behrens: „Haben Sie die zweite Vernehmung beim BKA als Affenveranstaltung bezeichnet?“ Fr.: „Ja, weil ich damit nichts zu tun habe.“

RA Narin fragt, wer die Kontaktpersonen Fr.s in Heilbronn seien. Fr.: „Meine Verwandtschaft, von der Mutter der Cousin [phon.] zum Beispiel.“ Die hätten nichts mit der Szene zu tun. Er nennt den Namen. Narin fragt, ob Fr. einen kenne. Fr.: „Nö.“ Er verneint auch, die Bands „“ und „“ zu kennen. Er verneint, einen Holger Wi. zu kennen, der Spitzname „Tweety“ sage ihm auch nichts. Er verneint, Jan Werner zu kennen. Auch Markus F. oder kenne er nicht. Er verneint, dass ihm der Spitzname „HJ-Tommy“ etwas sage. Narin fragt nach Ronald S. [phon.] und Rocco Du. Wieder verneint Fr. Narin fragt, ob sich Fr. überhaupt an irgendwen außer Ellinger erinnere. Fr.: „Nein.“ Narin sagt, es gehe ihm auch um Personen unabhängig von der Szene. Wieder verneint Fr. Dann fragt Narin, ob Fr. die Organisation kenne. Fr.: „Nein.“ Narin: „Puh! Ja. Ich habe keine Fragen mehr.“ Fr. wird entlassen.

Nach einer Pause bis 15:31 Uhr geht es weiter mit dem Zeugen Aleksander Ha. Es gehe um Kontakte zu Mundlos, Böhnhardt, Zschäpe, Wohlleben, so Götzl, Ha. solle zunächst von sich aus berichten. Ha.: „Also, die engste Bekanntschaft oder die längste bestand zu Uwe Mundlos. In dem Zusammenhang habe ich Beate kennengelernt, Beate Zschäpe. Im weiteren Verlauf, ’89, ’90,‘ 91, vielleicht auch ’92 auch noch Wohlleben, und von den hier Anwesenden keinen weiteren, soweit ich mich erinnere.“ Götzl fragt, wie Ha. Mundlos kennengelernt habe. Sie seien in dieselbe Schule gegangen, in Parallelklassen, so Ha. Sie hätten sich über Nachmittags-AGs, die es damals noch gegeben habe, kennengelernt. Sie seien außerhalb dessen dann auch gemeinsam unterwegs gewesen: „Mir fällt die Leidenschaft des Radsports ein. Es gab gelegentliche gemeinsame Kurzausflüge und auch einen längeren gemeinsamen Urlaub.“ Auf Frage sagt Ha., er schätze, dass er Mundlos 1987, 1988, in dieser Zeit kennengelernt habe: „Bewusst kennengelernt, wollen wir mal so sagen.“ Der gemeinsame Urlaub, so Ha. auf Frage, sei nach Bulgarien gegangen, mit seinen, Ha.s, Eltern, da sei Mundlos mitgefahren. Das sei vielleicht 1991, 1992 gewesen für ca. vier Wochen. Zu den Umständen, wie er Beate Zschäpe kennengelernt habe, sagt Ha.: „Ich kann zumindest feststellen, dass es jüngere Nachwendezeit gewesen sein muss, also ’89, ’90, soweit ich mich erinnere.“ Er denke, er sei das erste Mal in einem der mittleren Innenhöfe der Plattenbausiedlung in Winzerla auf Zschäpe getroffen, zusammen mit Mundlos.

Götzl: „Als Sie Uwe Mundlos kennengelernt haben, wo haben Sie gewohnt, wo Uwe Mundlos?“ Zunächst sei das im nördlichen Jena gewesen, im Bereich Zwätzen, so Ha. Mundlos habe in der Nähe der Magnus-Poser-Schule gewohnt und er selber in der Nähe des Bahndamms nach Norden Richtung Leipzig. Nach dem Umzug von Mundlos, 1987 oder 1988, habe er dann Winzerla kennengelernt, wie es damals war: „Gute Wohnsubstanz, gepflegte Einrichtungen und eine relativ große Anzahl von so Gleichaltrigen. Viele kleine oder größere Grüppchen, die sich in den zentralen Höfen getroffen haben.“ Götzl: „Wie häufig hatten Sie zu der Zeit Kontakt zu Uwe Mundlos, oder überhaupt wie häufig?“ Die Zeit des relativ häufigen Kontakts seien die ersten zwei, drei Jahre gewesen, damals noch mit Andreas Rei. (192. Verhandlungstag) Das sei ein Kleingruppe gewesen, aus der Mundlos herausgewachsen sei. Mundlos habe neue Kontakte geknüpft, mit Beate z. B. Götzl fragt, ob Ha. einschätzen könne, wie oft er Mundlos gesehen habe. Ha.: „Also, es gab sicher in der Anfangszeit fast täglich Kontakte, die dann aber relativ schnell im kurzen Zeitraum sich verringert haben, ein oder zweimal die Woche, bis es vielleicht einmal im Monat war, bevor er nach Ilmenau ins Kolleg gewechselt ist.“ Solange sie gemeinsam in die Schule gegangen seien, habe man sich fast jeden Tag gesehen, auch abends, aber nicht jeden Tag, Mundlos habe auch andere Beschäftigungen gehabt.

Auf Frage nach dem letzten Kontakt zu Mundlos sagt Ha.: „Muss im Januar oder Februar 1997 oder 1998 gewesen sein. Ich denke, 1998.“ Auf Frage nach den Umständen sagt er: „Die letzte Erinnerung in dem Zusammenhang habe ich eigentlich nur an den Herrn Wohlleben, der mir damals Uwes Fahrrad brachte, damit ich das veräußere und ein wenig Geld generiere, wofür auch immer.“ Das Geld habe er dann aushändigen sollen für Uwe. Der letzte Kontakt mit Uwe selbst könne im Januar gewesen sein, vielleicht zu seinem, Ha.s, Geburtstag. Götzl fragt nochmal zu Wohlleben und dem Mountainbike. Ha. sagt: „Also im Vorfeld hat Uwe mehrfach davon gesprochen, dass er möglicherweise in den nächsten Wochen für eine Zeit verschwinden müsste und in dem Zusammenhang hat Ralf Wohlleben sich vorgestellt und mich gebeten, das Fahrrad zu verkaufen, dass er dieses Untertauchen finanzieren kann.“ Auf Frage, wer das gesagt habe, antwortet Ha.: „Von Uwe weiß ich es relativ deutlich, dass er untertauchen musste. Er hat gesagt, er geht nicht ins Gefängnis.“ Es sei auch kein so großes Geheimnis gewesen. [phon.]

Götzl: „Was meinen Sie damit?“ Ha. sagt, er habe bei Besuchen Wohlleben kennengelernt, auch André Kapke: „Und in diesem kleinen Grüppchen, das mir gegenüber relativ friedfertig war, hat man relativ offen über verschiedene Dinge gesprochen, die zurücklagen, unter anderem dieser Koffer, der auf dem Theaterplatz in Jena gelegen hat. Und in dem Zusammenhang hat Uwe gesagt, dass brenzlige Situationen entstehen können, in denen er sich der Strafverfolgung entziehen möchte.“ Götzl: „Was hat er Ihnen denn zu dem Koffer auf dem Theaterplatz berichtet?“ Ha. sagt, Mundlos habe über einen Koffer gesprochen mit Hakenkreuz, „den sie dahin gestellt haben“. In dem Zusammenhang habe Mundlos eine unerfreuliche Aussage über die Schauspieler gemacht. Mundlos habe nicht über einen Sprengsatz geredet, das wisse er, Ha., nur aus der Presse. Mundlos habe nur über das Hakenkreuz als verfassungsfeindliches Symbol geredet, als Anlass zur Provokation. Götzl fragt, wer mit „sie“ gemeint sei. Ha. antwortet, er könne nicht sagen, ob Mundlos direkt einen Bezug zur Gruppe hergestellt habe, es sei seine, Ha.s Interpretation gewesen, dass Mundlos sich selbst gemeint habe.

Auf Nachfrage nach der Abfolge der Ereignisse sagt Ha.: „Also, es gab diverse kleinere Vorereignisse. Bereits bei dem Aufenthalt hinsichtlich des Christlichen Jugenddorfes Ilmenau hat er von einer Hausdurchsuchung gesprochen, von einer Beschlagnahme von Rechnern. Er hat mich gebeten, die Rechner in mein Zimmer zu stellen. Dann gab es den Vorfall in Jena mit der Puppe mit Davidstern, die da aufgehängt wurde und einige Aktionen mit Flugblättern, die in Jena durchgeführt wurden. Und diese kleineren Einzelgespräche mit dem Höhepunkt dieses Koffers haben dazu geführt, dass er davon gesprochen hat, dass er untertauchen müsste, dass er auf keinen Fall ins Gefängnis gehen möchte, er sich dieser Verantwortung entziehen will.“ Götzl fragt, was Mundlos denn zu der Puppe an der Brücke gesagt habe. Ha.: „Das muss gewesen sein, als Uwe Böhnhardt in Jugendvollzugshaft gewesen ist.“ Da habe Mundlos ihm gesagt, dass Auto- oder Reifenspuren gefunden worden seien, die zurückgeführt werden könnten, und dass sie da in einer Nacht- und Nebelaktion eine Puppe aufgehängt hätten.

Wen Mundlos mit „sie“ gemeint habe, wisse er auch nicht: „Also Uwe war dabei, der hat Kenntnis gehabt. Aber andere weiß ich nicht. Vielleicht Böhnhardt.“ [phon.] Götzl fragt, ob Mundlos von sich selbst als Beteiligter gesprochen habe. Ha.: „Ob er das gesagt hat, wäre eine genaue Festlegung. Ich weiß es nicht mehr, aber bei den Details, die er genannt hat, würde ich davon ausgehen, dass er direkte Kenntnis hatte [phon.].“ Götzl: „Hat er von mehreren Leuten gesprochen?“ Ha.: „Ganz konkret von Personen kann gesprochen worden sein, kann ich aber nicht erinnern. Aus der Erinnerung heraus kann ich nur sagen, dass er dabei nicht alleine war, bei der Aktion.“ Auf Frage, ob der Name Böhnhardt gefallen sei, sagt Ha. sagt, er denke ja. Götzl: „Ist die Rede von Beate Zschäpe gewesen?“ Ha.: „Denke nicht.“

Götzl fragt, ob Ha. in Zusammenhang mit dem Koffer auf dem Theaterplatz Namen in Erinnerung habe. Ha.: „Also, Uwe Böhnhardt war damals sein engster Freund, soweit ich weiß. Es ist möglich, dass in dem Zusammenhang auch dieser Name gefallen ist. Beate Zschäpe war zu dem Zeitpunkt immer noch Bestandteil dieser kleinen Gruppe, soweit ich das weiß. Muss in dem Zeitraum gewesen sein, als Beate und Uwe Mundlos sich bereits getrennt hatten. Ich kann mich wirklich nicht an Namen erinnern.“ Götzl möchte wissen, wie die Sache mit dem Rad weitergegangen sei. Ha.: „Also, mein erster Gedanke, den ich auch ausgeführt habe, war, das an die Eltern zurückzugeben. Habe das auch getan am selben Abend oder etwas später. Entweder der Vater ist zu mir gekommen oder ich bin hingefahren.“ Götzl: „Was haben Sie denn damals zu Herrn Wohlleben gesagt?“ Ha.: „Denke nicht, dass ich es verkaufen werde. Vielleicht mit dem Satz, dass ich es probieren werde.“ Götzl fragt, ob es dann noch weiteren Kontakt zu Wohlleben gegeben habe wegen des Fahrrads. Der sei mglw. nochmal zu ihm gekommen, so Ha.

Götzl fragt, ob Ha. nochmal versucht habe Kontakt zu Mundlos aufzunehmen. Er habe es nur über den Vater versucht, so Ha.: „Ich wüsste nicht, wie ich das hätte anstellen sollen. Ich hatte auch keinen Kontakt zu der Szene. Ich habe gehofft, das über den Vater versuchen zu können.“ Götzl: „Haben Sie denn jetzt irgendwann im Anschluss nochmal Kontakt zu Uwe Mundlos bekommen?“ Ha.: „Versucht habe ich es, wie gesagt, mit Hilfe des Vaters, aber Kontakt hatte ich leider nicht mehr, weder telefonisch, noch persönlich, noch schriftlich.“ Götzl fragt, ob es bei dem Gespräch mit Mundlos, dass er verschwinden werde, darum gegangen sei, was er vorhat, was er befürchtet hat. Ha.: „Er hat davon gesprochen, dass er wegen irgendeines Paragraphen, der auf Terrorismus abzielt, in Haft genommen werden sollte. Das hat höchstwahrscheinlich, aber das weiß ich nicht sicher, mit der Sache am Theaterplatz zu tun.“

Götzl fragt, wie lange es gedauert habe, bis Mundlos dann weg gewesen sei. Mglw. drei, vier Monate, so Ha. Spätestens im Sommer sei es losgegangen und der Höhepunkt sei gewesen, als er untergetaucht sei, im Januar, Februar. Götzl fragt, ob noch von anderen Personen die Rede gewesen sei, die verschwinden sollen. Ha. sagt, sie hätten relativ wenig von der Szene gesprochen, er selbst sei ja glücklicherweise kein Bestandteil der Szene gewesen aufgrund seiner Biographie: „Das meiste hat sich um ihn selbst gedreht. Sicherlich sind auch Namen aus der Szene gefallen. Immer gefallen ist Uwe Böhnhardt, das war der engste Vertraute damals, soweit ich weiß.“ Götzl: „Nochmal die Nachfrage: War das abhängig von bestimmten Umständen, dass er verschwinden sollte, oder war das geplant, fest?“ Von einem Plan habe er nichts gewusst, so Ha. In dem einen oder anderen Gespräch habe Mundlos davon gesprochen, dass die Möglichkeit bestünde, dass er sich dem entziehen muss; mit wem, wie, mit welchen Hilfsmitteln mit wem, ob mit einem Plan, wisse er auch nicht, so Ha. weiter: „Ich denke, er hat einen gehabt, aber das wäre Interpretation.“

Götzl sagt, er wolle ein Stück zurückgehen und fragt, wie das Verhältnis von Mundlos zu Zschäpe gewesen sei. Ha. sagt, er denke, dass es in der Anfangszeit „schlicht und einfach Liebe“ gewesen sei, das beschreibe das Verhältnis am einfachsten und deutlichsten. Zur zeitlichen Einordnung befragt spricht Ha. von der Nachwendezeit, 1990/ 91/ 92/ 93. Götzl fragt, wie die Beziehung weiter gegangen sei. Ha.: „Sie hat über einen längeren Zeitraum bestanden, sicherlich eins, zwei, drei Jahre, vielleicht auch vier. Diese junge frische Liebe hat dann vielleicht im Laufe der Zeit Federn gelassen. Uwe sprach dann von – wie soll ich mich ausdrücken? – Verhalten von Beate Zschäpe was ihm nicht gefiel. Als erstes fällt mir das Wort ‚Klammern ‚ein. Vielleicht war sie ihm zu nah. Detailliert weiß ich nicht, wie es dann zur Trennung kam.“ Götzl fragt, wie das Verhältnis zwischen den beiden nach der Trennung gewesen sei. Ha.: „Denke, freundschaftlich. Kontakt hat sicherlich noch bestanden, auch wenn ich kein tatsächlicher Zeuge solcher Kontakte war. Ich denke, wir haben uns dann nicht mehr in diesem Umfeld gesehen.“ Auf Frage, wann die Trennung gewesen sei, sagt er: „Zwischen ’94 und ’96. Genauer kann ich es wirklich nicht machen.“

Er bejaht, Uwe Böhnhardt kennengelernt zu haben: „Also, ich denke, es war im Winzerlaer Umfeld, also in dem räumlichen Umfeld der freien Plätze, die wir dort hatten.“ Und er habe dann gelegentlich, wenn er mit Uwe Mundlos etwas zu tun gehabt habe, auch mit Uwe Böhnhardt zu tun gehabt. Aber Mundlos habe versucht zu vermeiden, dass sie aufeinander treffen, da habe die Biographie im Weg gestanden. Auf Nachfrage sagt Ha., dass er mit seinem bulgarischen Vater nicht ins Bild von Böhnhardt gepasst habe. Ha. spricht davon, dass Mundlos eine Nichte mit bulgarischem Vater gehabt habe. In dem Zusammenhang habe Böhnhardt von einem gutem und einem schlechten Kind gesprochen. Das sei die etablierte Meinung bei Böhnhardt gewesen. Aber er selbst und Mundlos hätten eine enge Freundschaft gehabt, die Bestand gehabt habe.

Götzl fragt zu den Einstellungen von Mundlos und Böhnhardt. Ha.: „Uwe Mundlos war ein Verfechter der Ideen des Rudolf Heß. Das war so sein Idealtypus. Und er war ein Verfechter eines sauberen Deutschland: Platz haben die, die arbeiten. In dem Zusammenhang hat er meinen Vater erwähnt. Er hat aber auch genau das Gegenteil erwähnt, wer nicht Aufenthaltsrecht habe, und das waren im Prinzip genau die Bevölkerungsgruppen, die im NS am Pranger standen. Und das hat auch Uwe Böhnhardt vertreten.“ Götzl fragt zum Verhalten Böhnhardts. Ha. sagt, dass es in seiner, Ha.s, Gegenwart nie zu Gewaltexzessen gekommen sei, aber Böhnhardt sei einschüchternd gewesen, habe einen gewaltbereiten Eindruck gemacht. Ha. spricht von individueller Bewaffnung. Und, was Mundlos erzählt habe, sei Böhnhardt auch nicht abgeneigt gewesen, die Waffen einzusetzen: „Er soll, das habe ich nur gehört, damit gespielt haben, so in dieser engeren Öffentlichkeit.“ Götzl fragt, was mit „einschüchternd“ gemeint sei. Ha. sagt, Böhnhardt habe ein „unerbittliches Auftreten“ gehabt: „Also, im Beisein von Uwe Böhnhardt habe ich nie erlebt, dass irgendjemand versucht hat, was Provozierendes zu äußern.“ Da seien glücklicherweise immer nur kurze Begegnungen gewesen, aber da sei Böhnhardt sehr unfreundlich auch ihm, Ha., gegenüber aufgetreten, nicht direkt beleidigend, aber sehr abweisend und zurückhaltend, mit einer versteinerten Miene.

Götzl: „Und Uwe Mundlos im Verhalten Ihnen gegenüber oder Dritten gegenüber?“ Ha.: „Ich würde sagen, dass wir bis zum Untertauchen befreundet waren. Wie sein Vertrauensverhältnis zu mir war, kann ich nicht beurteilen, vielleicht einigermaßen vertraut, auch wegen der Bitte diese Rechner zu verstecken.“ In Jugendzeiten seien sie freundschaftlich miteinander umgegangen, das „politische Thema“ habe ganz selten Ausdruck im Gespräch gefunden. Es sei hin und wieder Bestandteil gewesen, aber nicht zentral. Ha. weiter: „Sein Auftreten in meinem Beisein war selbstsicher, auch mit der Kleidung, die er damals getragen hat. Selbstsicher, selbstbewusst, selbstbestimmt. Er war sich auch nicht zu schade, wenn Jugendliche aus anderer politischer Richtung vorbei gekommen sind, Äußerungen zu machen, aber Gewalt körperlicher Art, hat er eigentlich nicht.“ Götzl fragt nach dem Verhältnis zwischen Böhnhardt und Mundlos. Ha.: „Nun ja, er hat ihn ‚Böhni‘ genannt, mal so. Es war meiner Meinung nach eine enge Freundschaft.“ Auf Frage, woran er das festmache, sagt Ha.: „Also, mir erschien das aus der langen Sicht zurück ein sehr vertrautes Verhältnis zu sein, keine Feindseligkeit, Antipathie, einfach nur freundschaftlich.“

Götzl fragt zum Verhalten Zschäpes. Ha.: „Ich denke, Frau Zschäpe war, ohne das anzüglich zu meinen, ein umgänglicher Typ. Offen, mir gegenüber vielleicht ein bisschen reserviert, lustig bis amüsant, Und in dieser Gruppe auch in Verbindung mit Kapke kein unwillkommener Gast.“ Götzl fragt, wer mit der Gruppe mit Kapke gemeint sei. Ha.: „Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt, André Kapke und Ralf Wohlleben, würde ich auch sagen. Das sind ohnehin nur die, die ich kenne, direkt.“ Götzl fragt, was die Grundlage der Einordnung als Gruppe sei. Ha.: „Ein Beispiel, falls das nutzt: Es gab in dem Randbereich von Lobeda ein Gartengrundstück, das gehörte den Eltern oder Kapke selbst.“ Da sei er, Ha. auch ein oder zwei oder drei Mal gewesen und da seien diese Personen anwesend gewesen: „Und das war in dem Zusammenhang, na ja, eine befreundete Gruppe, so würde ich das bezeichnen.“ Götzl fragt zum Verhältnis zwischen Zschäpe und Böhnhardt. Ha.: „Was mir bekannt ist, wenn ich die Berichte aus der Presse weglasse, ist, dass Beate zu dem Zeitpunkt, soweit ich mich erinnere, keine intime Beziehung zu Uwe Böhnhardt hatte. Soviel ich weiß, waren sie auch befreundet.“ Götzl fragt nach der politischen Einstellung Zschäpes. Ha.: „Also, an direkte und deutlich provokative Äußerungen von Beate in politischer Hinsicht kann ich mich nicht erinnern, also irgendwelche Statements besonderer Art.“ Götzl: „Wie war das bei Uwe Böhnhardt gewesen?“ Ha.: „Dieses eine Beispiel nannte ich, das brennt mir persönlich tief im Gedächtnis.“ Das sei die schon erwähnte Situation in Ilmenau, in dem Internat. Die Situation mit der Nichte oder dem Neffen von Uwe Mundlos, wo Böhnhardt davon gesprochen habe, dass das ein schlechtes Kind sei, „im Prinzip ‚Mischehe'“. Götzl sagt, man müsse die Einvernahme von Ha. unterbrechen. Der Verhandlungstag endet gegen 16:50 Uhr.

Das Blog NSU-Nebenklage: „Zahlreiche Übereinstimmungen, auch durch DNA-Untersuchungen gestützt, lassen demnach den sicheren Schluss zu, dass die Überfälle von Mundlos und Böhnhardt begangen wurden. Insbesondere die verwendeten Waffen, die auffälligen Masken und Handschuhe sowie gefundene Geldscheine mit Banderolen zeigen vielfältige und eindeutige Übereinstimmungen. (…) Danach kam ein weiterer Nazizeuge aus der Kategorie unverschämt-vergesslich. Aus zahlreichen Vernehmungen mit dem Zeugen ist bekannt, dass dieser in Chemnitz und Ludwigsburg gelebt hatte und Kontaktperson für Neonazis aus Baden-Württemberg nach Sachsen war. All dies leugnete er stur. Auch in diesem Fall wird die Zukunft zeigen, wie diese dreiste Falschaussage irgendwann strafrechtlich geahndet wird. Es entsteht der Eindruck, als lassen sich das Gericht und die Bundesanwaltschaft von den Nazi-Zeugen auf der Nase herumtanzen.“

http://www.nsu-nebenklage.de/blog/2015/04/15/15-04-2015/

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