Protokoll 221. Verhandlungstag – 28. Juli 2015

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An diesem Prozesstag wird Sandro Tauber gehört, ein weiterer Zeuge aus dem Umfeld des Kerntrios vor ihrem Untertauchen. Er bestätigt in seiner Aussage u.a., dass auf verschiedenen Konzerten Geld für die drei Untergetauchten gesammelt wurde.

Zeuge:

  • Sandro Tauber (damaliges neonazistisches Umfeld, zu Erkenntnissen zu , Böhnhardt, Mundlos, Zschäpe, Wohlleben, Schultze)

Der Verhandlungstag beginnt um 09:49 Uhr. Dann wird der Zeuge Sandro Tauber vernommen. Bei der Personalienfeststellung sagt er, er sei 40 Jahre alt, Mechatroniker und lebe seit zehn Jahren in Kuwait City. Götzl sagt, es gehe um Erkenntnisse zu , Christian Kapke, insbesondere im Zusammenhang mit einer NPD-Schulungsveranstaltung im Januar 2000. Tauber: „Dass die Frage kommt, ist mir natürlich klar, weil ich mich ein bisschen vorbereitet habe. Ich kann aber zu dem Andreas Graupner überhaupt nix sagen.“ Der sage ihm weder als Name noch als Bild etwas, der einzige, der ihm einfalle zu dieser Veranstaltung, sei der Jan Werner, der damals wahrscheinlich mit Graupner befreundet gewesen sei. Werner kenne er von der Bundeswehr: „Wir waren beide auf der Veranstaltung und haben uns aufgrund der Bundeswehr-Vergangenheit unterhalten.“ Götzl: „Worüber?“ Tauber: „Ich weiß es natürlich nicht mehr, über was wir uns unterhalten haben. Ich gehe davon aus, dass wir uns über die Bundeswehr oder Gott und die Welt unterhalten haben, aber über das Thema sicher nicht, denn das Thema war ein Tabuthema.“ So gut habe er Werner oder die anderen nicht gekannt, dass man darüber gesprochen hätte.

Götzl bittet Tauber zu erklären, was es mit dem „Tabuthema“ auf sich habe. Tauber: „Gut, es ist ja bekannt, dass wir zwei Personen hatten, die damals auf der Flucht waren, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos. Die Anklagen sind ja bekannt, die waren uns auch bekannt. Die wurden übers LKA oder BKA oder wie auch immer gesucht. Das ist das Thema. Und dieses Thema war natürlich ein Tabuthema. Wenn jemand auf der Flucht ist, spricht man natürlich nicht über das Thema. Das ist selbstverständlich. Zum anderen waren natürlich die Informationsquellen über die Flucht natürlich limitiert. Zu mir wurde gar nichts zugetragen. Man hat auch nicht nachgefragt. Im Jahr 2000 oder 2001 ist ja auch die Geschichte mit aufgeflogen. Es war klar, dass es in der nationalen Bewegung zig Spitzel, Agenten und Provokateure gegeben hat, somit war das Vertrauen sehr limitiert.“

Götzl: „Diese Veranstaltung: Wo hat diese Veranstaltung denn stattgefunden?“ Tauber: „Das war meines Wissens – wüsste nicht mal, dass es 2000 war – soweit ich weiß, in der Nähe von Eisenberg in einer Jugendherberge. Und das Thema war Brauchtum, soweit ich das noch in Erinnerung habe. Und der Vortragsredner war damals die Edda Schmidt.“ Götzl fragt nach weiteren anwesenden Personen, an die sich Tauber erinnere. Tauber: „An den Herrn Brandt, klar, Edda Schmidt, Jan Werner.“ Götzl sagt, Tauber habe angegeben: „Wir hatten zwei Personen auf der Flucht.“ Er fragt, was „wir“ bedeute. Tauber: „Das ‚Wir“ ist am Ende des Tages eine Freundschaft, eine Kameradschaft oder eine Organisation, wie auch immer man es bezeichnet. Organisation ist zu viel gesagt, aber es war eine Freundschaft da zwischen den beiden Uwes und auch meiner Wenigkeit und auch dem Herrn Brandt auf jeden Fall. Die Freundschaft war limitiert von der Zeit her, denn ich war sehr wenig in Thüringen und habe die überwiegende Zeit in Bayern gewohnt. Und man hat sich vielleicht einmal im Monat getroffen, würde ich sagen.“ Götzl: „Wann hatten Sie zuletzt Kontakt zu Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt vor der Flucht?“ Tauber: „Auch schwierig, die Frage habe ich mir schon selber gestellt. Ich vermute mal, es müsste so ’96, ’97 gewesen sein. Ich kann mich noch an ein Fußballspiel erinnern. Wir hatten ein Turnier organisiert mit verschiedensten Teilnehmern aus verschiedenen Städten und beide Uwes waren da mitbeteiligt an dem Spiel.“

Götzl: „Kennen Sie Frau Zschäpe?“ Tauber: „Die Beate kenne ich, jawohl [phon.].“ Weiter sagt er: „Die Frau Zschäpe gehörte mit zu der Gruppe aus Jena, die wir des öfteren besucht haben und die uns auch besucht haben. Und diese Gruppe war relativ stark. Das heißt, es gab damals in Jena, in Winzerla einen Jugendclub, da waren viele Jugendliche versammelt. Und aus dieser Jugendgruppe kannten wir viele, unter anderem die Frau Zschäpe und die beiden Uwes oder der Herr Wohlleben und verschiedene andere Personen.“ Götzl fragt nach Gerlach. Tauber: „Den Holger Gerlach kenne ich auch.“ Götzl: „Carsten Schultze?“ Tauber: „Jawoll.“ Götzl: „Und André Eminger?“ Tauber: Der Name sagt mir jetzt nichts. Ich habe zwar von dem Namen schon mal gehört, aber könnte ihn jetzt nicht zuordnen.“ Götzl sagt, Tauber solle sich mal nach links wenden. Tauber: „Wenn ich jetzt den Herrn Eminger sehe, wir haben uns noch nicht gesehen, vermute ich mal.“ Götzl fragt, wer zu der Gruppe aus Winzerla gehört habe. Tauber: „Ich kann nicht mehr jeden einzelnen aufzählen. Die Gruppe war 20, 25 Mann stark, aus dem Winzerclub heraus, aber mit den Namen wird es natürlich schwierig.“ Götzl fragt, wer mit „uns“ gemeint sei. Tauber: „Wenn wir eine Veranstaltung gemacht haben, Stichwort Fußballturnier, dann wurde natürlich Jena eingeladen, Personen aus Erfurt, Weimar, Saalfeld, Rudolstadt, dann sind aus diesen Städten zwei, drei, vier Autobesatzungen gekommen.“

Götzl: „Wo haben Sie damals gelebt?“ Tauber: „In Bayreuth bis 1997. Nein, muss mich korrigieren, stimmt gar nicht, das war bis 2000.“ Götzl: „Wer ist mit ‚uns‘ gemeint, die dann besucht wurden?“ Tauber: „Gut, wir hatten einen sehr engen Kontakt gehabt. Die Hauptperson war der besagte Tino Brandt. Um den wurde alles organisiert, um den herum waren die Feierlichkeiten. Ich als Privatperson habe auch den einen oder anderen zum Geburtstag eingeladen, eine ganz normale Freundschaft, wie man sie heute auch kennt, nichts Außergewöhnliches.“ Götzl fragt, ob Tauber außer Brandt weitere Personen nennen könne. Tauber: „An den Tino kann ich mich gut erinnern, kann aber nicht sagen, wer da noch großartig mit dabei war.“ Götzl: „War das eine Gruppierung?“ Tauber: „Ja gut, Gruppierung hin oder her. Ich selber war in den JN, den Jungen Nationaldemokraten, sehr früh eingetreten, mit 16 oder 17 Jahren.“ Götzl: „Ausgangspunkt war, dass Beate Zschäpe zu einer Gruppe gehörte, die Sie öfters besucht habe. Hatten Sie damals eine Funktion?“ Tauber: „Ich selbst?“ Götzl: „Ja.“ Tauber: „Ich hatte keine Funktion.“ Götzl: „Von welchen Jahren sprechen Sie, wenn Sie von diesen Besuchen sprechen?“ Tauber: „Also es war auf jeden Fall schon die Zeit, wo wir alle einen Führerschein hatten, demzufolge ab ’93, ’94.“

Götzl: „Wie gut kannten Sie Frau Zschäpe?“ Tauber: „So gut natürlich jetzt auch nicht. Man hat sich des öfteren getroffen. Wir sind mal gemeinsam irgendwo hingefahren, haben im Auto gesessen zu dritt, viert oder fünft. Ich glaube, die Beate ist bei mir mal mitgefahren, eine längere Strecke.“ Götzl: „Und Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos bezeichneten Sie als Freunde. Gilt das für Frau Zschäpe ebenfalls?“ Tauber: „Die Beate, die Frau Zschäpe, würde ich schon in den Freundeskreis mit einbeziehen, von damals.“ Götzl: „Können Sie sie beschreiben von den Eigenschaften, die Ihnen aufgefallen sind?“ Tauber: „Was ich noch in Erinnerung habe: Sie war sehr unauffällig, hat sich zurückgehalten, war aber trotzdem sehr lustig, spaßig. Es war nicht langweilig mit ihr, war eine angenehme Person.“ Götzl: „Können Sie was dazu sagen, wie Frau Zschäpe zu Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos stand?“ Tauber: „Soweit ich in Erinnerung habe, war sie mit einem der beiden liiert, kann aber nicht sagen mit wem, ob das mit Böhnhardt oder Mundlos war.“

Götzl fragt nach einer Beschreibung von Böhnhardt. Tauber: „Ich habe natürlich auch gelesen, dass viele von ihm behauptet haben, dass er gewalttätig war oder aufbrausend. Das kann ich von meiner Warte aus nicht bestätigen. Er war aus meiner Sicht eher unauffällig.“ Götzl: „Sind Ihnen Eigenschaften in Erinnerung?“ „Ich kann mich an den Uwe Böhnhardt über die Jahre hinweg nicht mehr an besondere Eigenschaften erinnern, eine unauffällige Persönlichkeit. Ich habe mich mit ihm wahrscheinlich gut unterhalten. Ich habe ihn nicht negativ, aber auch nicht sonderlich positiv in Erinnerung.“ Götzl: „Aber Sie sagen, er wäre ein Freund gewesen.“ Tauber: „Er gehörte mit in diesen Freundeskreis, in diesen großen Freundeskreisbegriff, wenn man es so bezeichnen möchte. In meiner Gegenwart waren keine Auffälligkeiten darstellbar, wo man sich noch dran erinnern kann.“ Götzl: „Und Uwe Mundlos?“ Tauber: „Da kann ich mich noch an viele Anekdoten erinnern, an seine witzige Art, an seine aufgeschlossene Art, sein Organisationstalent.“ Zum Verhältnis von Böhnhardt zu Mundlos sagt er: „Waren Freunde gewesen. Sie waren sehr häufig zusammen, soweit ich mich noch erinnern kann.“

Götzl sagt, Tauber habe von zwei Personen auf der Flucht gesprochen und fragt, ob auch der Name Zschäpe gefallen sei. Tauber: „Selbstverständlich ist Frau Zschäpe danach auch genannt worden. Aber für uns persönlich war das natürlich eine sehr ungewöhnliche Sache. Weil wir sie gut kannten und uns nur einen Reim darauf gemacht haben, dass sie rein aus Solidarität oder Abenteuerlust mit auf die Flucht gegangen ist.“ Götzl: „Warum sind Sie zu dieser Einordnung gekommen?“ Tauber: „Die Einordnung, so würde ich das heute einschätzen, ist, dass die beiden Uwes schon sehr freundschaftlich zusammen waren. Und als die Nachricht kam mit der so genannten Bombenwerkstatt, wäre man mit keiner Silbe drauf gekommen, dass Frau Zschäpe damit was zu tun hatte. Und wir, oder ich in dem Fall, glaube bis heute, dass die ganze Geschichte bis heute nicht hundertprozentig ausermittelt ist. Und ich hege bis heute meine Zweifel an dieser Bombenwerkstattgeschichte.“

Götzl fragt nach einer Begründung dafür. Tauber: „Es gab damals Provokateure, oder was auch von der Polizei fingiert worden ist, wo es Aussagen von Personen gegeben hat. Ich kann mich noch an Brandt erinnern. Es ging darum, der wurde irgendwann mal geladen oder vorläufig festgenommen und ist zu einem Verhör gegangen vom LKA oder BKA und bat um ein Getränk. Da kam einer mit der Colabüchse und hat ihm mitgeteilt: Herr Brandt, wenn Sie jetzt nicht aussagewillig sind zu dem Thema und nicht zugeben, dass Sie mit dieser Bombenattrappe zu tun hatten, dann hätten wir jetzt schon das Beweisstück. Dann wurde die Coladose mit seinen Fingerabdrücken eingeschweißt. Solche Geschichten gingen schon durch die Bewegung. Und so hatte man schon gedacht, dass auch hier jemand das Interesse hat politisch uns zu schaden. Es muss nicht der Staat gewesen sein. Es kann auch eine Falsche-Flaggen-Aktion gewesen sein von der linksradikalen Seite. Aber das kann man natürlich jetzt nicht mehr beweisen.“

Götzl fragt, welche sonstigen Geschichten Tauber meine. Tauber: „Ich muss kurz überlegen: Was ich weiß ist, dass die Bombenwerkstatt, die so genannte, dass es da vorher Fälle gegeben hat mit Koffern, die in der Innenstadt von Saalfeld verteilt worden sind. Und wir uns gefragt haben: Wer macht so was? Denn das ist politisch ein absoluter Schwachsinn gewesen. Und die Personen in meinem Umfeld wären dazu nicht in der Lage gewesen. Und das wäre auch kein politischer Hintergrund. Und als es kurze Zeit später hieß, dass die beiden oder die drei Personen mit der Sache in Verbindung gebracht wurden, da konnten wir uns das nicht vorstellen.“ Götzl sagt, dass ihn Spekulationen nicht interessieren würden, und fragt, was Tauber für Informationen gehabt habe. Tauber: „Ganz konkret diese Colabüchsengeschichte kam von Herrn Brandt und der Rest sind natürlich Spekulationen, da gebe ich Ihnen natürlich Recht.“

Götzl fragt, ob Tauber nach der Flucht mal Kontakt zu Böhnhardt, Mundlos, Zschäpe gehabt habe. Tauber: „Absolut gar keinen Kontakt.“ Götzl: „Hatten Sie Informationen von anderen Personen, dass sie selbst Kontakt hatten, oder dass berichtet wurde von Kontakt, von Dritten?“ Tauber: „Mir ist eins in Erinnerung, das kam auch wieder von Tino Brandt. Man hat am Anfang spekuliert: Wo können die denn sein? Wie kann es sein, dass sie so lange auf Flucht sind. Und: Die können sich nur im Ausland aufhalten. Dann hat man sich eine Zeit lang gar nicht mehr damit beschäftigt. Und dann hieß es auf einmal, dass die drei Flüchtigen in Kreta, Griechenland, verunglückt wären oder getötet worden wären. Woher die Informationen kamen, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass mir das damals der Herr Brandt mitgeteilt hat.“

Götzl fragt, wann Tauber von der Flucht gehört habe, und wann er die genannte Information bekommen habe. Tauber: „Flucht war um 1997 rum, Brandt ist 2001 aufgeflogen. Das muss so in der Mitte gewesen sein, so ’99/ 2000.“ Götzl fragt, ob Brandt etwas dazu gesagt habe, woher seine Kenntnis stammt. Tauber: „Ich kann mich nicht mehr erinnern und könnte mir aber denken, dass ich nicht nachgefragt hätte. Denn das war ein Tabuthema gewesen. Man hat keinem getraut und man wollte eigentlich auch gar nichts wissen über die ganze Geschichte.“ Götzl: „Hatten Sie Informationen dazu, unabhängig von der Presse, ob diese Vorwürfe zutreffend waren oder nicht?“ Tauber: „Ich hatte absolut gar keine Informationen bekommen und das machte die Sache ja so unglaubwürdig aus meiner Sicht. Weil wir uns aus meiner Sicht der politischen Bewegung zugeschrieben haben und solche Geschichten nichts mit Politik zu tun hatten. Im Gegenteil, sie waren schädlich oder sind schädlich. Wenn die verurteilt worden wären, hätte man die aus unserem politischen Kreis ausgeschlossen. So war die Situation.“

Götzl: „Ich möchte zurückgehen zu der Veranstaltung, der Jugendherberge in Eisenberg. Sagen Ihnen die Name André und Christian Kapke was?“ Tauber: „Ja, die Namen sagen mir was. Ich hatte zu dem André Kontakt, der Christian kam erst relativ spät dazu, wie auch immer, aber man kannte sich.“ Der sei ein paar Jahre jünger, so Tauber weiter, ab wann der dabei war, könne er nicht einordnen, es könne sein, dass der mit Carsten Schultze gekommen sei oder später, er wisse es nicht mehr. Götzl: „Haben Sie eine Erinnerung, dass einer der Kapkes bei der Veranstaltung dabei war?“ Tauber: „Ich weiß es nicht mehr. Ich habe gelesen, dass Christian Kapke da ein Lied gesungen haben soll, aber ich kann mich nicht mehr erinnern.“ Götzl: „Wissen Sie, ob Wohlleben da war?“ Tauber sagt, er habe es auch gelesen, aber könne sich nicht erinnern. Götzl: „War Carsten Schultze zugegen?“ Tauber: „Selbst das kann ich nicht mehr einordnen. Ich war zwar sehr häufig mit dem Carsten zusammen, aber ich weiß nicht, ob er auf der Veranstaltung war. Aber das war eine von hundert Veranstaltungen, die es vielleicht damals gegeben hat, in dem ganzen Zeitraum.“

Götzl: „Sie sprachen davon, dass die Flucht oder der Aufenthalt, das Thema Flucht, ein Tabuthema war. Warum eigentlich?“ Tauber: „Man wusste, dass wir durchwandert sind von verschiedenen Agenten, Provokateuren. Und dieses Thema war ein Tabuthema. Grund war das absolute Misstrauen. Und nicht nur das. Gesetzt des Falles, ich hätte was gewusst und später wären die Drei gefasst worden, da möchte man auch nicht derjenige sein, auf den die Verdächtigungen fallen. Deshalb hat man schon zum Selbstschutz seiner eigenen Person nichts wissen wollen.“ Götzl: „War mal die Rede davon, ob für die Flüchtigen Geld gesammelt wurde?“ Tauber: „Ich habe so was noch in Erinnerung. Es gab verschiedene Konzerte, wo es hieß, da würde Geld gesammelt, aber ich kriege das nicht mehr zusammen, welche Konzerte, und wer gesammelt hat. Und dann gab es Veruntreuungsvorwürfe Sammlern gegenüber, eine sehr vage Geschichte.“ Götzl fragt, wem gegenüber die Veruntreuungsvorwürfe erhoben worden seien. Tauber: „Weiß ich nicht mehr. Da war nicht eine Person, die aufgerufen hat, sondern bei einem Konzert stand vorne ein Schildchen: Solibeitrag, oder wie auch immer. Und der Betrag oder Eintritt, der sollte übergeben werden. Aber wer gesammelt hat, wer das übergeben hat, der Veranstalter oder eine Privatperson, kann ich nicht mehr sagen.“

Götzl: „Sie hatten viel Kontakt mit Carsten Schultze?“ Tauber: „Ja.“ Götzl: „Worum ging es?“ Tauber: „Der war oder ist möglicherweise noch eine sehr angenehme Person gewesen. Er war damals in Jena sehr stark, hatte auch eine kleine Gruppe um sich rum. Er war ja Teil der Gruppe und einer davon, der sie geführt hat. Und ist damals auch in die JN mit eingetreten. Und wir waren dann aufgrund der JN-Tätigkeit sehr häufig zusammen. Die war in Thüringen nicht bedeutend, die JN, eine kleine Gruppe gewesen, und daher kannte man die Leute sehr, sehr gut. Das damalige Verhältnis zur JN oder NPD, was die Kameradschaften betroffen hat, war nicht sonderlich herzlich. Deswegen hat man ein bisschen enger zusammengehalten.“ Götzl: „Haben Sie sich mit Carsten Schultze mal über die Flüchtigen unterhalten?“ Tauber: „Ich habe das auch gelesen, aber ich kann mich nicht erinnern. In Erinnerung geblieben ist: Der Herr Schultze kam zu mir nach Hause und wollte mit mir sprechen. Und da hat er sich mir gegenüber offenbart, dass er homosexuell ist, und deswegen blieb mir das sehr gut in Erinnerung, die Begebenheit. Und sagte mir in dem Zusammenhang, dass er aussteigen möchte. Das war die Geschichte, mehr gibt es zu dem Punkt nicht zu sagen. Ich weiß nur: Der Carsten ist kurze Zeit später auch ausgetreten, hat sein Amt niedergelegt in der JN, ist aus der Kameradschaft gegangen. Das hat ihm auch keiner übel genommen. Wie man immer hört, dass man nicht aussteigen kann, ist hier nicht der Fall, ist im Gesamten nicht der Fall [phon.]. Man hat auch akzeptiert, dass der Carsten nicht hetero ist, um es mal so zu sagen.“ Er habe mit Schultze noch einige Jahre in Kontakt gestanden, so Tauber weiter, wisse nur, dass Schultze nach Köln oder Düsseldorf gezogen sei. Schultze habe noch eine Ausbildung gemacht. Er wisse auch, dass die Polizei oder der VS an Schultze interessiert gewesen sei. Schultze habe ihn öfters angerufen, dass er Fahrzeuge hinter sich habe, die ihn verfolgen, zur Arbeit und von der Arbeit weg: „Und er hat mich um Rat gefragt, was er denn machen kann, er ist doch ausgestiegen, was wollen die von ihm.“

Götzl: „Ausgangsfrage war, ob Sie sich mit Carsten Schultze über die Flüchtigen unterhalten hätten. Und Sie sagten: Sie hätten das gelesen. Sie sind aber auf die Ausgangsfrage nicht eingegangen.“ Tauber: „Das ist ja das Kuriose. Das habe ich auch gelesen, kann mich aber nicht erinnern, dass er das erwähnt hat.“ Götzl: „Was haben Sie denn gelesen?“ Tauber: „Gelesen habe ich, dass Carsten ausgesagt hat, dass er einen Kontakt hatte, und dass er sich dann offenbart hat mir gegenüber zu seinem Ausstieg, und dem Tino Brandt gegenüber.“ Götzl: „Zu der Ausgangsfrage nochmal: Telefonischer oder sonstiger Kontakt zu den Flüchtigen, war das Thema im Gespräch mit Carsten Schultze?“ Tauber: „Es gingen damals Gerüchte rum, dass Tino Kontakte haben soll [gemeint vermutlich: zu den Flüchtigen]. Aber das war damals ein Tabuthema. Sobald einer damit angefangen hat, ist das abgebrochen worden, zumindest von meiner Seite aus.“ Götzl legt eine Pause bis 11:05 Uhr ein.

Götzl bittet Tauber, Wohlleben zu beschreiben. Tauber: „Der Herr Wohlleben als Person, wenn ich ihn beschreiben müsste: ein sehr besonnener, ruhiger, intelligenter Mensch, politisch, sehr politisch, fair, also ich kann eigentlich nur Positives über den Herrn Wohlleben berichten. Organisationstalent. Guter Mann.“ Götzl fragt, was mit „sehr politisch“ gemeint sei. Tauber: „Na gut, politisch der kleinste gemeinsame Nenner von uns war der Nationalismusgedanke, der in uns allen war. Das war so das Bindeglied. Ich war zu DDR-Zeiten schon ein sehr politischer Mensch. Ich denke, bei Ralf war das ähnlich. Nach der Wende blieb das natürlich. Das ist ein Talent, eine Gabe, wie auch immer. Und dann findet man sich. Wir hatten gemeinsame Ziele, gemeinsame Träume und sind dann am Ende einen gemeinsamen Weg voran geschritten.“ Götzl fordert Tauber auf, das näher zu beschreiben. Tauber: „Er war sehr aktiv, ich war aktiv, man hat sich aufeinander verlassen, man war dadurch auch befreundet, am Ende des Tages.“ Götzl: „Aufeinander verlassen im Hinblick worauf?“ Tauber: „Auf eine Veranstaltung, man hat sich getroffen, man hat sich Aufgaben zugeteilt, diese mussten natürlich abgearbeitet werden, und bei Ralf konnte man sich da hundert Prozent verlassen.“

Götzl fragt nach dem Begriff „fair“. Tauber: „Wir hatten auch Jugendliche dabei, die sich der Bewegung angeschlossen haben. Und wir, die etwas älter waren, waren die Mentoren. Und da gab es immer mal auch ein Problem. Und das ist immer fair gelöst worden.“ Zum Begriff „Organisationstalent“ befragt, sagt Tauber sagt, die KS Jena oder der „Kreis um den Herrn Wohlleben herum“ sei sehr aktiv gewesen. Er wisse auch, dass „Ralf“ ein Amt inne gehabt habe: „Er war der erste Amts- und Würdenträger in unserer Bewegung, im Ortschaftsrat von Winzerla.“ Sie hätten auch an Wahlen teilgenommen später, von der NPD. Ralf sei als Einzelperson angetreten zur Kommunalwahl: „So muss man sich das vorstellen. Also nichts Außergewöhnliches, gemeinsame politische Zielrichtung, Freundschaft am Ende des Tages. Man hat sich respektiert.“ [phon.] Götzl fragt, wie das Verhältnis von Schultze und Wohlleben gewesen sei. Tauber: „Ich denke, die waren auch sehr eng befreundet. Ich würde das als ein sehr eng befreundetes Verhältnis darstellen.“

Götzl: „Zurück zu dieser Schulungsveranstaltung bei Eisenberg. Uns liegt eine Deckblattmeldung vor vom 01.02.2000. Vorhalt: An der NPD-Schulungsveranstaltung am 29.01.2000 in der Jugendherberge Froschmühle nahmen zeitweise zwei namentlich nicht bekannte B&H-Leute aus Chemnitz teil, die mit einem Kombi mit dem amtlichen Kennzeichen C-ND 88 zum Veranstaltungsort kamen. Tauber: „Das Nummernschild ist Chemnitz. Und soweit ich in Erinnerung habe, kam der Herr Werner aus Chemnitz.“ Vorhalt: Während einer Pause unterhielten sich zwanglos Ralf Wohlleben, Christian Kapke und Quelle als Kapke von einem Chemnitzer B&H-Mann – 1,85 bis 1,90 m, schlank, ca. 28 bis 30 Jahre, blond, mit Ziegenbart – auf seine neue Eichenlaub-CD mit dem Titel „5. Februar“ angesprochen worden sei, welches er, Kapke, den Drei gewidmet habe. Tauber: „Ich habe das auch gelesen, kann aber gar nichts damit anfangen.“ Vorhalt: Der Chemnitzer habe gesagt, sie bräuchten sich keinen Gedanken machen, den Drei gehe es gut; daraufhin sei er verärgert von Wohlleben unterbrochen worden, dass dies hier niemanden etwas anginge. Tauber: „Ich war nicht unmittelbar in dem Gesprächskreis, den Sie zitieren. Aber das würde ja bestätigen, dass das ein Tabuthema war. [phon.]“

Vorhalt: Nach der schroffen Erwiderung von Wohlleben habe sich der Gesprächskreis aufgelöst und habe sich der Chemnitzer weiter mit Sandro Tauber unterhalten. Tauber: „Das habe ich auch gelesen, aber keine Erklärung dafür. Der Chemnitzer, also nicht der Jan, sondern der andere welche, also den kannte ich überhaupt nicht. Und ich kann mir nur vorstellen, dass ich mich mit Werner über die Bundeswehrzeit unterhalten habe. Zu Chemnitz hatten wir null Kontakte zu dem Zeitpunkt.“ Vorhalt: Chemnitzer B&H-Mann: 1,85 bis 1,90 m, ca. 28 bis 30 Jahre, blond, mit Ziegenbart. Tauber: „Das könnte vielleicht hinhauen, Jan Werner war vielleicht 1,80. Aber an einen Ziegenbart kann ich mich nicht erinnern. Er hatte immer relativ kurze Haare.“ Götzl: „Sie hatten Andreas Graupner zu Beginn der Vernehmung erwähnt.“ Tauber: „Sie hatten den erwähnt. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich zu wem aus Chemnitz Kontakt hatte, bis auf Werner.“ Götzl: „Kannten Sie Graupner?“ Tauber: „Vielleicht flüchtig, der Name, aber in Zusammenhang zu einem Gesicht, ich krieg das nicht zusammen.“ Vorhalt: Wohlleben habe Quelle noch mitgeteilt, dass allein Carsten Schultze den Telefonkontakt zu den Dreien halte und dies auch nur noch im Notfall, weil er über den Telefonkontakt entgegen der Absprache mit Jana A. und Ronny Ar. gesprochen habe. Tauber: „Ich weiß darüber gar nichts.“ Vorhalt: Dies gefährde die gesamte Aktion sowie ihn, Holger Gerlach und , weil die Drei in nächster Zeit weggebracht werden sollen. Tauber: „Entzieht sich meiner Kenntnis.“ Götzl: Haben Sie denn Informationen bekommen, dass die drei Flüchtigen ins Ausland gereist wären?“ Tauber: „Ich bin immer davon ausgegangen, dass die Drei aufgrund des Verfolgungsdrucks sich nicht in Deutschland aufhalten können. Das war ein Wahnsinn 2011. Diese ganze Geschichte weswegen wir heute hier sitzen, ist für mich unerklärbar.“

Götzl: „Sagt Ihnen der THS was?“ Tauber: „Selbstverständlich.“ Götzl: „Was sagt er Ihnen?“ Tauber: „THS als Dachverband der Organisationen, das ist der Sinnbegriff, wie ich ihn gesehen habe. Als Verein war er aus meiner Sicht ja nicht existent. Ich habe den THS als Mutter aller Organisationen bezeichnet, als Organisationsplattform, als Vernetzungsplattform von den Parteien und Kameradschaften in Thüringen.“ Götzl fragt nach Personen in Zusammenhang mit dem THS. Tauber: „Tino Brandt würde ich damit in Verbindung bringen.“ Götzl: „Und außer Tino Brandt Personen?“ Tauber: „Ich war nicht immer da, ich weiß das nicht genau, aber es gab des öfteren die Stammtische, das waren die Sammelsurien, Treffpunkte der verschiedenen Organisationen und Kameradschaften. Und das Ganze hat man dann als THS betitelt. Wir waren jung und da kamen ältere Herrschaften, nicht alt, nur älter, die waren so Mitte 20. Da fiele mir noch der Name ein, der als Mentor von Brandt galt und mit dem Herrn Brandt die Organisation aufgebaut hat.“

Vorhalt aus einer Erkenntniszusammenstellung des BfV: 08.12.2000: Einem Hinweis zufolge habe Schultze den JN-Landesvorsitzenden Sandro Tauber über die beabsichtigten Amtsniederlegung und den Austritt unterrichtet. Im Dezember 2000 wurde er auf einer JN-Landesvorstandssitzung von allen Ämtern enthoben. Tauber: „Das würde den zeitlichen Ablauf widerspiegeln.“ Götzl sagt, es gehe dann noch um „Erkenntnisse zu Patrick Wieschke“. Tauber: „Der sagt mir was.“ Götzl: „Was?“ Tauber: „Ich weiß, dass er in der NPD Thüringen verschiedene Ämter innehatte.“ Vorhalt aus der Erkenntniszusammenstellung zu Wieschke: 29.01.2001: Wieschke soll neben Brehme, André Kapke, Brandt, Eb., Ku., Le., Wohlleben, Ar. und Sandro Tauber zu den zehn THS-Führungsleuten gehören. Tauber: „Den THS als solches aus meiner Sicht hat es nicht gegeben. Die Auflistung sind Personen aus verschiedenen Organisationen, die dann des öfteren auf diesen THS-Treffen waren. Ich der Vertreter der JN, der Patrick Wieschke der Vertreter der NPD und so weiter und so fort. Es ist ja nicht Schlimmes. Wenn es den THS gegeben hätte, würde ich das zugeben und sagen: Ja, den hat’s gegeben. Aber aus meinem Dafürhalten war das nur eine Schattenorganisation.“

OStA Weingarten: „Sie sagten, Sie hätten in Bayreuth gewohnt?“ Tauber: „Ja.“ Weingarten: „Haben Sie einen Nebenwohnsitz in Thüringen unterhalten?“ Tauber: „Nein, habe ich nicht gehabt.“ Weingarten sagt, beim Thüringer VS sei ein Nebenwohnsitz in Rudolstadt vermerkt. Weingarten nennt eine Anschrift und Tauber sagt: „Das ist die Adresse meiner Mutter.“ Weingarten hält vor, dass als „tatsächlicher Aufenthalt“ eine andere Adresse bei einer Kerstin R. vermerkt sei. Tauber: „Meine damalige Freundin.“ Weingarten: „Der Vermerk ist von 1998. War das Ihr Aufenthalt?“ Tauber sagt, er habe damals in Bayreuth gewohnt und er müsse revidieren, die erste Adresse sei die Adresse seiner Schwester. Er habe sich bei seiner Schwester oder seiner Freundin aufgehalten. [phon.] Weingarten: „Besuchsweise oder ständig?“ Tauber: „Besuchsweise.“ Weingarten: „In dem Rahmen: Zweimal im Monat?“ Tauber: „Jetzt müssen wir aufpassen mit der zeitlichen Einordnung. Ich habe kurzzeitig in Rudolstadt gewohnt bei meiner Freundin und das ist richtig und dann sind wir nach Bamberg gezogen. In Bayreuth war ich bis ’98, würde ich schätzen. Zwischenzeitlich war ich bei der Bundeswehr in Erfurt. Ich war ein Jahr, das könnte ’97 gewesen sein, in Rudolstadt. Dann haben wir die Wohnung aufgelöst und danach sind wir nach Bamberg gezogen, bis ins Jahr 2001 oder 2002. Danach habe ich wieder in Rudolstadt gewohnt für zwei oder drei Jahre. Und seit zehn Jahren bin ich im Ausland und habe kaum noch Kontakt nach Thüringen. Ich komme zwei bis dreimal im Jahr nach Hause. Was heißt ’nach Hause‘? Ist ja nicht mehr mein Zuhause.“

Wohlleben-Verteidigerin RAin Schneiders: „Ist Ihnen noch erinnerlich, im Jahr 2000 etwa, dass es einen Interviewanfrage eines Stern-Reporters gab?“ Tauber: „Muss ich zugegeben: Habe ich gelesen. Muss das aber dementieren. Kann mich an die Interviewanfrage nicht erinnern, das heißt, wenn es die gegeben hat, hat man mir das nicht gesagt zu dem Zeitpunkt.“ Schneiders fragt, ob es mal andere Fernsehinterviews gegeben habe, an denen Tauber habe teilnehmen wollen. Tauber: „Ich weiß, dass es ein Interview gegeben hat, so ein Arte-Interview. Ich selber habe das für sehr gewagt gehalten und habe mich daran nicht beteiligt. Vorhalt aus einer Deckblattmeldung: Fernseh-Live-Diskussion vom HR-Fernsehen; die NPD Thüringen sei zu einer Diskussionsveranstaltung am 21.09.2000, 20:15 Uhr, unter dem Titel „Wie gefährlich sind die Rechtsradikalen?“ mit Christian Köckert, Innenminister in Thüringen, ins Bürgerhaus nach Eisenach eingeladen worden; die NPD habe die Einladung angenommen und für die Diskussion Jürgen Distler vom JN-BV mit vier weiteren JN’lern aus Thüringen … . Tauber sagt, die Namen würden ihm etwas sagen. Christian Köckert, der damalige Innenminister, habe angekündigt rigoros vorzugehen gegen „die nationale Opposition“ und das auch gemacht: „Ich kann mich nicht mehr erinnern, aber das könnte sehr gut sein, dass wir das gemacht haben. Ich weiß, dass der Verfolgungsdruck sehr hoch war. Man hat bei den Arbeitgebern Polizeifahrzeuge rauf- und runterfahren lassen, ist reingegangen, ‚arbeitet hier der XYZ‘, ohne dass Dinge vorlagen. Das war eine reine Repressionsmaßnahme gewesen. Von daher kann ich mir vorstellen, dass wir Interesse hatten, da mit dem Herrn Köckert zu sprechen.“

Schneiders: „Wer ist da als Gesprächsteilnehmer gehandelt worden?“ Tauber: „Wenn das in Eisenach war, kann ich mir gut vorstellen, dass es der Patrick Wieschke war. Oder der Carsten Schultze. Ich habe 2000 in Bamberg gelebt, war nicht immer da. Die Organisation wurde geführt von Herrn Schultze und Herrn Wieschke.“ Schneiders hält vor, im Vermerk stehe, Patrick Wieschke sei vom JN-LV verboten worden, an der Veranstaltung teilzunehmen. Tauber: „Das wäre typisch, wenn ich mit beteiligt gewesen wäre in der Diskussionsrunde. Ich war immer der Verfechter von ‚Keine Presse, keine Interviews‘. Und ich hatte das Amt des Vorsitzenden. Es kann sein, dass ich versucht habe, Mehrheiten zu finden, das nicht stattfinden zu lassen.“ Schneiders fragt, ob das mit Carsten Schultze als Diskussionsteilnehmer Erinnerung oder Spekulation sei. Tauber sagt, das sei eine Spekulation. Schneiders: „Wie war Ihr Verhältnis zu Mario Brehme?“ Tauber: „Das war ein sehr freundschaftliches Verhältnis.“ Schneiders: „Welche Rolle spielte Brehme beim THS?“ Tauber: „Der war parteilos, aber sehr, sehr engagiert in den Studentenverbindungen. Den THS hat es, wie gesagt, nicht gegeben, Schattenorganisation. Natürlich musste jemand einladen zu Treffen, das war vorzugsweise Brandt. Kann durchaus sein, dass auch mal Brehme eingeladen hat.“

Schneiders: „Können Sie was zur ‚Anti-Antifa Ostthüringen‘ sagen?“ Tauber: „Die erste Generation des politischen Zusammenschlusses unter einem Namen. Vater war Brandt und sehr, sehr tief involviert war der Kai Dalek. Und nicht nur der, sondern eine ganze Gruppe aus Lichtenfels oder Kronach, die sehr häufig in Thüringen waren. Ich war nicht beteiligt, weiß es aber durch Gespräche.“ Schneiders fragt, wie oft es Stammtische gegeben habe und wo die stattgefunden hätten. Tauber: „Es gab zwei Stammtische. Einen für Hinz und Kunz, um es salopp auszudrücken. Der hat am Mittwoch stattgefunden, da konnte ich nur selten teilnehmen. Und einer fand am Sonntag statt. Da haben wir gesagt das ist so ein bisschen der Koordinationsstammtisch, da haben wir beratschlagt, welche Aktion, welche Flugblattaktion, welche Wahl stand gerade an, hier hat man beratschlagt, welche Partei man denn unterstützt.“ Vorhalt: Hinweis vom 04. und 08.06.1997: Nach dem Stammtisch am 04.06.1997 halten A. Kapke und Brehme gemeinsam mit einigen Mitgliedern des THS am 08.06.1997 eine Kaderbesprechung ab, auf der der Ablauf des wöchentlichen Stammtisches diskutiert wird. Tauber: „Ja, das war der Sonntagsstammtisch. Kaderstammtisch klingt schon wieder so hochtrabend. THS als einziges Ziel: Vernetzung, Kontakt zu den anderen Thüringern zu halten. [phon.] Der einzige Zweck des Sonntagsstammtisch war dann, diesen Mittwochsstammtisch zu organisieren.“

Schneiders sagt, Tauber seien ja schon THS-Führungspersonen vorgehalten worden, und fragt, ob ihm weitere Personen einfallen würden. Tauber: „Müsste ich ganz tief in mich schauen. Ich würde nicht unbedingt sagen, dass Mundlos und Böhnhardt an den Stammtischen regelmäßig teilgenommen haben. Wir hatten damals viel Kontakt in der politischen Riege, da würde ich den Ralf mit einbeziehen, aber nicht Mundlos und Böhnhardt. Zumindest auf dem Sonntagsstammtisch. Kapke war wahrscheinlich da, Ralf war da, meine Wenigkeit. In groben Zügen war das schon die Anzahl des Stammtischs mit den genannten Personen. Aber Böhnhardt und Mundlos kamen sehr sporadisch.“ Schneiders fragt zur Rolle Wohllebens und sagt, Brehme habe angegeben, Wohllebens Rolle haben sich nach dem Untertauchen verändert. Tauber: „Da müsste ich lange überlegen, ob ich eine Wesensveränderung bei Wohlleben gesehen hätte. Natürlich ist er reifer geworden, hat sich dem Familienleben hingezogen gefühlt. Weiß aber nicht, ob das im Zusammenhang mit den Dreien gestanden hat. Er hat den Ruhigen gemacht, ist Familienmensch geworden. Er war natürlich aktiv in der Partei.“ Schneiders: „Thema Gewalt, so 1997 bis 2000, wie war die Haltung von Wohlleben, erinnern Sie sich an Gespräche?“ Tauber: „Gewalt wurde von unserem Kreis komplett abgelehnt. Das hat natürlich der Ralf genauso abgelehnt wie ich oder andere. Gewalt war natürlich ein Thema, aber nicht zur Umsetzung politischer Zwecke. Am Ende des Tages ging die Gewalt nicht von uns aus, sondern die Gewalt kam von Linksextremen und mitunter auch Polizei. Hier hat man reagieren müssen. Wir haben Gewalt nie als Mittel zur Durchsetzung politischer Ziele gesehen. Gewaltexzesse, das war klar, dass die durch Presse gezogen wurden. Und jedes Flugblatt, jede Zeile, die man mit seinem Schweiß in die Briefkästen geworfen hat, wurden kaputt gemacht durch solche Aktionen. Gewalt war weder für mich noch den Ralf noch für andere eine Option.“

Schneiders: „Der Puppentorso mit Davidstern, haben Sie das mitbekommen?“ Tauber: „Ja, das hat man damals mitbekommen. Ich weiß, dass man es den beiden Uwes zum Schluss angelastet hat und das auch einer der Gründe war der Flucht.“ Aber von seiner Warte aus sei es so gewesen, „dass wir uns nicht hätten vorstellen können, dass welche, die so provokante Aktionen machen, dass das irgendeiner von uns gewesen sein konnte, zumindest aus den vorhin benannten Kreisen.“ Schneiders fragt, welche Ämter Schultze gehabt habe. Tauber: „Stellvertretender Vorsitzender der JN in Thüringen.“ Schneiders: „Gab es Ideen, ihn in den Bundesvorstand hineinzubringen?“ Tauber: „Ich kann mir das gut vorstellen. Schultze und meine Wenigkeit waren kraft Amtes im Bundesvorstand [phon.] und wir waren sehr häufig bei Treffen des Bundesvorstands. Und Schultze war aus damaliger Sicht eine exzellente Persönlichkeit, der hätte jederzeit die Möglichkeit gehabt in den Bundesvorstand gewählt zu werden, absolut vorstellbar.“

Vorhalt aus einer Meldung des BfV: Carsten Schultze soll am 21.09.1999 während einer Fahrpause bei einer Rückfahrt aus Neuburg/Donau gefragt haben, was zu bekannt sei, ob Roeder als vertrauenswürdig einzuschätzen ist. Schneiders: „Waren Sie in Neuburg/Donau mit dabei?“ Tauber: „Es ist vorstellbar, aber ich weiß es nicht mehr. Der Manfred Roeder sagt mir natürlich was, auch die Frage, ob er vertrauenswürdig ist.“ Schneiders: „Wo haben Sie denn was nachgelesen?“ Tauber: „Nur das was mich persönlich betrifft. Ich habe versucht den Prozess zu verfolgen, jeden Tag die „Spiegel Online“-Artikel und die Protokolle auf NSU-Watch. Natürlich nicht alle, aber die Sachen, die mich interessieren.“ Schneiders: „Stehen da Sachen, wo Sie sagen, das stimmt nicht?“ Tauber: „Die Sache mit Schultze, wo er sagte, dass er sich offenbart hätte mir gegenüber. Und die Geschichte mit dem Graupner. Denn der sagte mir zu dem Zeitpunkt gar nichts.“ Schneiders: „Wie waren denn die Kontakte vom THS zu Blood & Honour?“ Tauber: „Zu diesen THS-Treffen, nicht zu den Sonntagsstammtischen, es gab themenbezogene wie z. B. die Christian-Köckert-Angelegenheit mit den polizeilichen Verfolgungsmaßnahmen, gab es eine Veranstaltung bzw. eine Einladung und hier waren auch dieses so genannte Blood & Honour und so eine andere Organisation, ich glaube die hießen „White Youth“, zugegen. Und wir haben besprochen, wie wir jetzt reagieren können.“

Tauber sagt auf Frage, dass ihm Dr. Eisenecker etwas sage. Schneiders: „Können Sie sich erinnern, ob es ein Gespräch gab, ob Eisenecker ein Mandat für Zschäpe übernimmt?“ Tauber: „Dazu liegen mir keinen Fakten vor. Es muss aber schon ein Gespräch gegeben haben mit einem Rechtsanwalt. Ich wusste aber nicht, dass es der war. Ich dachte einer aus Weißenfels.“ Den Namen habe er vergessen. Schneiders: „Herr Jauch?“ Tauber: „Ja, der Herr Jauch. Die Verjährungsfrist ist abgelaufen und dieser Herr Jauch sollte dann vermitteln. Das ist das einzige in meiner Erinnerung im Zusammenhang Anwalt mit den Dreien.“ Schneiders: „Woher stammt die Erinnerung?“ Tauber sagt, es könne sein, dass sie zehn Jahre danach, also 2007, einen lockereren Umgang damit gepflegt hätten und es irgendeiner mal erwähnt habe: „Aber ich wüsste jetzt nicht, welche Person.“

Wohlleben-Verteidiger RA Nahrath: „Bei der Bundeswehr, sind Sie davor oder danach von Geheimdiensten zur Mitarbeit aufgefordert worden, MAD oder Verfassungsschutzämter?“ Tauber: „Ich war bei der Bundeswehr ’96 oder ’97 und bin noch während der Grundausbildung angesprochen worden im ersten Monat. Nicht nur angesprochen, sondern da gab es ein Gespräch, zu dem ich verpflichtet worden bin, und ein zweites Gespräch einen Monat später. Ich glaube, es gab noch ein drittes Gespräch, ein halbes Jahr später.“ Nahrath: „Welchen Inhalt hatten die Gespräche?“ Tauber: „Das erste Gespräch war eine Kennenlernrunde. Beim zweiten Gespräch hatte ich einen Antrag für die längere Verpflichtung laufen und der ist abgelehnt worden mit einer gesundheitlichen Begründung. Und dann hat man mir die Akte vorgelegt und gesagt: Sie können hier jetzt wieder eintreten und Sie können bei uns tätig werden. Was ich natürlich abgelehnt habe.“

Nahrath: „Wurden Sie von denen hinsichtlich Ihrer Aktivitäten in Thüringen und Bayern angesprochen?“ Tauber: „Das war im zweiten Gespräch und auch im dritten Gespräch.“ Nahrath: „Haben Sie Auskünfte gegeben?“ Tauber: „Nein, ich habe keine Auskünfte gegeben.“ Nahrath: „Haben Sie, bevor Tino Brandt aufgeflogen ist, jemals den Verdacht gehabt, dass er für den Verfassungsschutz arbeitet?“ Tauber. „Der Verdacht war da.“ Nahrath: „Bei Ihnen?“ Tauber: „Bei mir auch, ja, der Verdacht war da.“ Nahrath: „Warum?“ Tauber: „Ähm, es kam diese Homosexualität zu Tage, Gerüchteküche mit ein paar Fakten [phon.]. Und das machte eine Person wie ihn angreifbar, gerade in der Position.“ Nahrath: „Haben Sie noch weitere Personen in Verdacht gehabt?“ Tauber: „Nein, gar keinen.“

Nahrath: „Dieser Verfolgungsdruck, können Sie das konkretisieren?“ Tauber: „Der Verfolgungsdruck. Wir wissen ja alle, dass es das Recht auf Demonstrationen gibt. Und das war auch einer der Gründe, warum man aus der THS-Arbeit ausgestiegen und in die NPD eingetreten ist. Man hat damals häufig Demonstrationen angemeldet und die Demonstration ist verboten worden und die Anmelder wurden in Gewahrsam genommen. Das war auch die Geschichte von dem Carsten. Der hat eine Veranstaltung in Eisenach angemeldet und war die erste Person, die dann für mehrere Tage in Haft genommen worden ist. Nur aus der Tatsache, dass er der Anmelder war. In der Gesamtsicht mit seiner Homosexualität war das ein wahnsinniger Druck. Der Verfolgungsdruck der Polizei und damaligen Justiz war sehr gewaltig.“ Nahrath: „Bei den Stammtischen, wurden Sie damals überwacht?“ Tauber: „Man hat im Conrad-Katalog ein Wanzensuchgerät bestellt und ist da auch fündig geworden.“ Nahrath: „Und außerhalb der Kneipen und Konzertsäle?“ Tauber: „Es gab permanente Polizeipräsenz, mit Zivilfahrzeugen oder offensichtlich mit Polizeifahrzeugen.“

Götzl legt die Mittagspause ein bis 13:25 Uhr. Danach fragt Carsten Schultzes Verteidiger RA Hösl: „Können Sie nochmal erzählen, wie es dazu kam, dass Sie in den Vorstand der JN gekommen sind, und wann das war?“ Tauber: „Den Landesverband gab es vorher nicht, wir haben den gegründet, da war der Carsten mit dabei und diverse andere Personen. 1999 war’s.“ Hösl hält vor, dass laut einer Mitteilung des Landesverbandes Thüringen Wieschke zusammen mit Schultze als stellvertretender Landesvorsitzender gewählt worden sei. Tauber: „Ja, das kann hinkommen, das passt.“ Er bejaht, dass er der Vorsitzende geworden sei: „Ich war der Vorsitzende der kleinen Truppe.“ Er könne es nicht sagen, wie es am Ende dazu gekommen sei: „Ich habe damals in Bamberg gelebt. Der Tino Brandt hatte diese Sache gut organisiert und wollte unbedingt ein Gegengewicht zur NPD. Und ich habe nach langen Überlegungen gesagt: Ja. Und ich habe mit Wieschke und Schultze den Landesverband gegründet.“

Auf Frage, wegen welcher Anmeldung Schultze in Unterbindungsgewahrsam geraten sei, sagt Tauber, er wisse nicht mehr, welche Demo das genau war, aber es habe in Erfurt oder Eisenach stattfinden solle. Tauber: „Das war eine JN-Veranstaltung oder von der Kameradschaft Jena, das war nicht immer ganz klar. Ich weiß von seinen Eltern und seiner Schwester, dass es tiefe Gräben in der Familie gerissen hat, diese Geschichte, er hatte sich vorher nichts zu Schulden kommen lassen. Das war ein harter Schlag für Carsten Schultze und die Familie selbst.“ Vorhalt aus einer Mitteilung des TLfV: Einem Hinweisgeber zufolge sollen die Spontanmärsche am 19.08.2000 im Raum Eisenach und Saalfeld-Rudolstadt von Patrick Wieschke und Mirko Eb. organisiert worden sein; Eb. sei unterstützt worden von Maximilian Le.; Wieschke und Eb. seien als Statthalter von Kapke, Brandt, Brehme und Krautheim bezeichnet worden, die sich, weil sie Unterbindungsgewahrsam befürchteten, aus Thüringen absetzen wollten. Hösl: „Bezieht sich das auf diese Veranstaltung?“ Tauber: „Es könnte sein, ja, aber ich könnte es jetzt nicht beschwören.“ Hösl: „Da taucht aber Herr Schultze nicht auf.“ Tauber: „Das kann ich nicht sagen, warum er nicht auftaucht. Nach meinem Wissen gab es da eine Anmeldung in Eisenach oder Erfurt. Das ist ja amtlich, er saß in Unterbindungsgewahrsam, das habe ich ja nicht geträumt.“

Vorhalt aus einem Vermerk zu einer Demonstration der „Interessengemeinschaft gegen Polizei- und Staatswillkür“ in Jena: Wegen des massiven Vorgehens der Polizei vor und während des Heß-Gedenktages gegen Szenemitglieder – z. B. zehntägiger Unterbindungsgewahrsam gegen Carsten Schultze, Durchsuchungen in Saalfeld-Rudolstadt – hätten Kapke, Wohlleben und Brandt nach Rücksprache mit RA Jauch beschlossen, eine Demo am 26.08.2000 unter dem Namen „IgPS“ in Jena anzumelden. Tauber: „Sagt mir nichts mehr. Aber wenn Sie wüssten, wie viele Interessengemeinschaften man gegründet hat.“

RA Klemke: „Sie haben davon gesprochen, dass Wohlleben und Sie gleiche politische Ziele und Träume verbunden haben. Welche waren das?“ Tauber: „Wir waren politisch denkende Menschen und waren sehr nationalbewusst. Der kleinste gemeinsame Nenner war dieser Nationalismusgedanke, die Souveränität der Völker. Und der Umstand, das die BRD nicht souverän ist, bis heute nicht, war natürlich Anlass, dafür was zu tun, die Souveränität Deutschlands wiederherzustellen.“ Klemke: „Gab es sonst noch politische Berührungspunkte?“ Tauber: „Natürlich gab es Thematiken, die tagespolitisch entschieden worden sind. Wenn man jetzt mal von dieser Zinspolitik ausgeht: Man hat das Geldsystem und die Zinspolitik in Frage gestellt, die Zinspolitik als das Übel der letzten hundert Jahre bezeichnet. [phon.] Das war der Feind, der Untergang der Systeme und der Gesellschaftsordnungen. [phon.] Die Abtreibungsrate von mehreren hunderttausend Kindern, die abgetrieben worden sind. Und dem entgegengesetzt natürlich die demografische Katastrophe in Deutschland. Auch solche Themen wurden thematisiert.“

Klemke fragt, ob die „Problembereiche Ausländerpolitik, Asylpolitik“ eine Rolle gespielt habe. Tauber: „Aus heutiger Sicht würde man das natürlich thematisieren. Jeder weiß ja, man rechnet mit 400.000 oder 500.000 Asylbewerbern. In den 90er Jahren gab es da eine ähnliche Konstellation wie jetzt auch und wir haben das zum Thema gemacht. Wobei wir unterscheiden müssen den so genannten Populismus und den politischen Hintergrund. Der Mensch ist nicht das Problem und nicht der Asylbewerber. Wir haben das Verursacherprinzip in Betracht gezogen. Und Verursacher ist die Regierung und das System der BRD.“ Klemke: „Gab es Überlegungen, dieses Problem gewaltsam zu lösen?“ Tauber: „Nein, niemals. Das war niemals ein Thema gewesen. Wir wussten, dass uns das einen sehr großen Schaden eingebracht hat. Als Partei versucht man seine Wähler zu überzeugen. Und alle Gewaltaktionen, die jetzt stattfinden oder damals stattgefunden haben, sind absolut kontraproduktiv für jeden politischen Menschen.“ Klemke: „Bezieht sich das auf die NPD oder auf die Kameradschaften unter dem Dach der Schattenorganisation THS?“ Tauber: „Natürlich spreche ich für die JN und die NPD, aber natürlich meine ich die nationale Bewegung im Gesamten. Meine persönliche Bewertung [phon.]: Wir wären heute viel weiter, hätte es die Vorfälle nicht gegeben.“ Klemke: „Welche?“ Tauber: „Rostock, Hoyerswerda und auch diese Sache, wo wir jetzt zusammensitzen. Möglicherweise hat uns das letztes Jahr den Einzug in den Landtag gekostet. Das ist absolut kontraproduktiv.“

Klemke: „Wir haben hier einen Herrn Dalek gehört. Sie haben ihn auch schon erwähnt, aus Kronach, der hat hier von sich gegeben, dass der THS quasi den bewaffneten Arm der Bewegung in Thüringen dargestellt habe.“ Tauber: „Habe ich auch gelesen, ist aber absoluter Nonsens. Solange ich in der Bewegung war, hat es keinen bewaffneten Arm gegeben. Das ist eine absolute Erfindung von dem Herrn Dalek.“ Klemke fragt, ob es bei den Mittwochsstammtischen mal Gewaltdiskussionen gegeben habe. Tauber: „Eine Diskussion gab es mit Sicherheit nicht drüber. Ich bin ja nicht komplett naiv, natürlich gab es Gewalt von Nationalgesinnten, die in losen Kameradschaften organisiert waren und das als Jugendliche wie in einer Straßengang betrieben haben, und sich vom Leitbild in den Medien haben orientieren lassen, eine Bomberjacke angezogen, Glatze geschoren und Leute vermöbelt. [phon.] Aber dass man darüber gesprochen hat: Definitiv nicht.“ Sie hätten wenn dann nur darüber gesprochen, dass sie das verurteilt hätten, so Tauber weiter. Sie seien eine politische Organisation gewesen und hätten viel Energie da reingesteckt, seien „Idealisten“ gewesen. Es wäre, so Tauber, doch dumm gewesen, wenn man eine Gewaltaktion gebilligt hätte, weil es doch von der Presse ausgeschlachtet worden wäre: „Wo wäre der Sinn in so einer Diskussion?“ [phon.]

Klemke: „Gab es denn Diskussionen, sich Waffen zu beschaffen?“ Tauber: „Das war in den ganzen Jahren immer ein Thema gewesen. Aber nicht, sich Waffen zu beschaffen, sondern es gab immer Leute, wo man auch hingekommen ist, die einem Waffen angeboten haben. Wir haben solche Leute immer als Agenten und Provokateure gesehen. Ich kenne keinen, der Waffen zu Hause hatten. Und man muss sich nur vorstellen, 40 Spitzel allein im THS. Das ist heute bekannt. Also jegliche Person, die einen angesprochen hat darauf, hat man sehr mit Argwohn beachtet und man hat das auch zurückgewiesen. Das gab es öfters, aber man hat das zurückgewiesen, weil wir wussten, dass das Zeitbomben sind im politischen Kampf.“ Klemke fragt, ob Tauber auch persönlich Waffen angeboten worden seien. Tauber: „Mir persönlich nicht, aber ich weiß es von verschiedenen Kameradschaften, dass es das gab. Das ist schon ein Thema gewesen, aber genau aus diesem Grunde: Man hat jegliche Kommunikation, was Waffen, Gewalt [phon.] und Straftaten angeht, von sich zu weisen. Und da spreche ich nicht nur für mich, sondern kann fast für die ganze Bewegung sprechen.“ Klemke. „Nun erwähnten Sie vorher gewalttätige Übergriffe von Linksradikalen. Kam es in dem Zusammenhang zu Diskussionen über Waffen?“ Tauber: „Solange ich über die Bewegung sprechen kann, gab es nicht eine Vergeltungsaktion oder dergleichen. Ich selbst bin 1995 von Linksradikalen angegriffen worden, die mit Baseballschlägern und Morgensternen mein Fahrzeug angegriffen haben. Da saß meine Frau drin. Selbst das hat man die Polizei lösen lassen. Wir haben jede Konfrontation vermieden, weil wir die Willensbildung und die Wahlen in den Vordergrund gezogen haben.“

Klemke: „Sie hatten heute geschildert, auf Vorhalt, dieses Gespräch, in dem sich Carsten Schultze Ihnen gegenüber offenbart habe, dass er homosexuell sei und aus diesen Gründen von seinen Ämtern zurücktreten wolle.“ Tauber: „Ja.“ Klemke: „Haben Sie über dieses Gespräch Dritten berichtet?“ Tauber: „Das ist durchaus möglich. Wobei ich den heutigen Wortlaut nicht mehr weiß. Es kann sein, dass er mich gebeten hat, nicht drüber zu sprechen, dann habe ich nicht mit jemand gesprochen. Aber es kann sein, dass ich die Information geteilt habe.“

RA Hösl: „Können Sie eine zeitliche Verbindung des Unterbindungsgewahrsams von Carsten Schultze und diesem Gespräch herstellen?“ Tauber: „So wie ich das in Erinnerung habe, muss das eine sehr enge zeitliche Bindung gewesen sein. Ich weiß noch, dass ich versucht habe Carsten davon abzuhalten. Die Homosexualität hätte nicht so die Rolle gespielt. Doch, die Öffentlichmachung hätte schon eine Rolle gespielt, das muss man zugeben, dass man damals nicht so weit war mit der Toleranz. Aber diese Gewahrsamnahme hat ihm sehr zugesetzt. Man hat gemerkt, dass er nach der Geschichte nicht mehr der Alte war. Er war agil, wir haben viel Spaß gehabt miteinander. Und danach war er sehr in sich zurückgezogen, sehr besinnlich, das hat ihn schon sehr mitgenommen, diese Gewahrsamnahme.“ Hösl fragt, wann das zeitlich gewesen sei. Tauber: „Ich kriege es nicht mehr hin. Also wenn ich es konstruiere: Wenn der Rudolf-Heß-Marsch im August stattgefunden hat und er der Anmelder war und der Ausstieg auch im Sommer stattgefunden haben muss. Denn da kann ich mich erinnern: Er ist ja nach dem Ausstieg mehrfach verfolgt worden von Verfassungsschutzkräften, das war auch im Sommer. Das Jahr kriegen wir auch gleich hin, warten Sie, 2000. Beides war im Sommer 2000. Und die Geschichte war dann im September glaube ich, mit dieser Verfolgung und seinem offiziellen Ausstieg.“

Hösl: „Was hat Herr Schultze als Ihr Stellvertreter gemacht, konkret?“ Tauber sagt, das kriege er nicht mehr zusammen: „Die Organisation besteht aus einem Kassenwart, dem Stellvertreter. Er war der Stellvertreter, Wieschke auch, wir waren nur drei Mann. Irgendeiner muss die Kasse gemacht haben, möglicherweise der Herr Schultze, ich krieg’s nicht mehr zusammen.“ Schneiders macht einen Vorhalt aus einer Aussage von Hubeny: Später wurde verbreitet, dass die Drei in Chemnitz sein könnten. Schneiders: „Haben Sie davon mal irgendetwas gehört?“ Tauber: „Nein, absolut keine Kenntnis erlangt.“ Deutschland sei „absolut unvorstellbar“ gewesen, so Tauber.

NK-Vertreterin RAin Basay: „Sie sagten, dass Uwe Böhnhardt aufbrausend und gewalttätig war, könnten Sie nicht bestätigen.“ Vorhalt aus einer Vernehmung von Tino Brandt zu Uwe Böhnhardt: Ein militanter Mensch, er hat sich auch innerhalb der Szene mit extrem militanten Typen zusammengetan; ich denke da etwa an Sven Rosemann aus der KS Saalfeld-Rudolstadt, der ganz sicher dem militanten Flügel angehörte; Rosemann ist meines Erachtens ein echter Psychopath, der auch Wehrsportübungen durchführte. Tauber: „Also, in meiner Gegenwart, ich war nicht jedes Wochenende da, ich bin nicht der Experte was da täglich ablief, aber da wo ich war, war der Herr Böhnhardt nie aufbrausend oder alkoholisiert und aufbrausend.“ Basay: „Haben Sie den Herrn Böhnhardt mal paramilitärisch gekleidet angetroffen?“ Tauber: „Na gut, es war damals leider der Fall, dass man mal in Bundeswehrhosen und Bomberjacken rumgelaufen ist.“ Er bejaht, dass das seiner Erinnerung nach bei Böhnhardt auch der Fall gewesen sei.

Vorhalt aus einer Vernehmung von Holger Gerlach: Seit den 90er Jahren Richtungsdiskussion in der Szene zur Bewaffnung der Szene. Das waren für mich aber nur theoretische Diskussionen. Die Drei waren die Hardliner. Uwe Böhnhardt war schon immer ein Waffennarr. Basay: „Kommt Ihnen da eine Erinnerung?“ Tauber: „Nein, absolut nicht. Ich war an keinen Gesprächen beteiligt und habe keine Gerüchte gehört. Selbst wenn ich mich ganz weit zurücklehne und sage ’93, ’94 oder davor, kann ich mich an solche Aussagen überhaupt nicht erinnern.“ Vorhalt aus einer Vernehmung von Michael Ho.: Der Böhnhardt hatte schon immer mit Waffen zu tun, er galt schon immer irgendwie als Waffennarr. Tauber: „Auch dazu fällt mir nichts ein. Es gab ja die so genannten Gaspistolen oder CS-Gas-Flaschen und dergleichen. Möglicherweise hat der Böhnhardt so was gehabt, das war damals in der Szene sehr typisch aufgrund der häufigen Überfälle.“ Tauber verneint, mal Waffen bei Böhnhardt gesehen zu haben. Vorhalt aus einer Vernehmung von Jürgen Helbig: Frage: Sie haben ausgeführt, dass Sie die drei Untergetauchten schon auf einer Stufe mit Rechtsterroristen gesehen haben. – Antwort: Ich habe es daran festgemacht, dass ich den Böhnhardt schon lange kannte und er ein Waffennarr war und mir war auch klar, Böhnhardt würde auch mit Waffen kämpfen, wenn es nicht anders ginge; Böhnhardt hat Ausländer gehasst. Tauber: „Selbst das kann ich wirklich nicht bestätigen. Ich weiß, dass ich viele Sachen nicht bestätigen konnte. Ich habe das auch gelesen. Aber in meiner Gegenwart gab es keine Diskussionen.“

Vorhalt: Böhnhardt hat Ausländer gehasst. Tauber: „Auch das ist mir nicht bekannt, dass wir darüber gesprochen haben.“ Basay fragt, wie Böhnhardt, Mundlos, Zschäpe und Ralf Wohlleben zu Ausländern gestanden hätten. Tauber: „Dieses Thema ist für uns kein Thema gewesen. Aber ich gehe davon aus, dass sie da so dachten wie ich. Ich weiß, dass das kein Thema war. Sie werden keine Schriften finden des THS bis auf den Aufkleber ‚Bratwurst statt Döner‘. Das war die einzige Aussage zur Thematik Ausländer. Zeigen Sie mir ein Pamphlet oder dergleichen, was das beweist.“ Basay: „Wie wurde denn über das Trio in der Szene diskutiert, also nicht über den Aufenthaltsort, sondern über die Aktionen?“ Tauber: „Es gab zwei Varianten. Nummer eins: Diese Bombenwerkstatt oder Bombenattrappen wären von denen gewesen, also nicht von den Dreien, ich muss Frau Zschäpe rausnehmen, die hat da keine Rolle gespielt meines Erachtens. Also gesetzt den Fall es hätte das gegeben, dann hätte man diese Personen definitiv aus unseren Reihen ausgestoßen. Variante Nummer Zwei, und das ist die Geschichte, die ich geglaubt habe: dass da von A bis Z nichts dran war an dem, was da dokumentiert worden ist.“

Vorhalt aus einer Vernehmung von Hubeny: Die Drei waren immer wieder ein Thema in der Szene gewesen. die hatten der Polizei ein Schnippchen geschlagen, das kam damals gut an. Tauber: „Ich kenne auch die Diskussionen. Es gab diese zwei Versionen und die Gläubigen dieser zwei Versionen [phon.]. Die einen haben alles so geglaubt und das als Heldentat betrachtet. Und die anderen haben gesagt, das war nicht so und die sind keinen Helden, weder nach Version Eins noch nach Version Zwei. Jetzt die Frage: Wenn das nicht stattgefunden hätte, wieso flüchten die Drei? Es war damals aber auch so die Zeit eine Modeerscheinung. Ich kann mich an Rachhausen erinnern, nach einer Kneipenschlägerei, da war nicht mal jemand schwer verletzt worden, da gab es nur eine Platzwunde, da war der Herr Rachhausen auf Flucht gewesen, in Kanada und Dänemark. Mit Rachhausen gab es noch zwei, drei andere Personen, die auf der Flucht waren. Und ich habe das so abgetan: Es gibt keinen Grund zu flüchten.“

Kuhn fragt, ab wann Tauber mit dem THS oder THS-Aktivitäten zu tun gehabt habe. Tauber: „Man kann sagen, durchweg von 1990, da gab es natürlich den THS noch nicht, bis ins Jahr 2004, 2005, habe ich in dem so genannten THS oder in der Kameradschaft oder in der Anti-Antifa Ostthüringen mitgewirkt.“ Kuhn: „Sind Sie einmal aus dieser Organisation ausgeschlossen worden?“ Tauber: „Ja, ich kenne die Geschichte. Ich weiß nicht, wer das initiiert hat. Ich kenne diese Internetgeschichte. Aber ich bin nicht ausgeschlossen worden, denn es gab gar keinen Hierarchie, keine Struktur, wo man hätte ausgeschlossen werden können. Aber ich weiß, was Sie meinen.“ Kuhn: „Ist Ihnen eine Pressemitteilung des THS bekannt, wo über Ihre Nichtmitgliedschaft berichtet wird?“ Da sei ihm bekannt und es sei ihm ein „großes Rätsel“, so Tauber. Tauber: „Ich weiß nicht, wer diese Aktion gemacht hat, welchen Hintergrund das hatte, welchen Sinn das hatte, ich weiß es nicht.“

Er bejaht, mal mit Brandt zusammen ein Konzert organisiert zu haben. Das sei am 14. Mai 1994 gewesen. Kuhn: „Vorher gaben Sie sinngemäß an, Wohlleben sei irgendwann ruhiger geworden und ein Familienmensch geworden. Bringen Sie das zeitlich in Zusammenhang mit der Geburt seiner Kinder oder war das ein anderer Zeitpunkt?“ Tauber: „Wenn ich ganz tief in mich hineinschaue, gab es keine [phon.] Spaltung. Wir hatten die letzten Jahre sehr reduzierten Kontakt.“ Er könne gar nicht mehr sagen, was das für Gründe gehabt habe, so Tauber, denn die Kinder seien später geboren: „Vielleicht lag es an seiner Arbeitsstelle oder an mir, weil ich häufig nicht in Thüringen war.“ Götzl: „Dann machen wir eine Pause für 10 Minuten.“

Um 14:48 Uhr geht es weiter. RA Kuhn: „Bei dem Konzert, das Sie auf den 14.05.1994 datierten, hat dabei ‚‚ gespielt?“ Tauber verneint das. Auf Frage sagt er, er habe ein Jahr zuvor ein Konzert organisiert mit dieser Band. Kuhn: „In Bezug auf das Konzert 1994 mit Tino Brandt: Sind Sie danach von Mitarbeitern eines Ministeriums angesprochen worden?“ Tauber: „Nein, definitiv nicht.“ Kuhn: „Haben Sie Kenntnis, ob Brandt angesprochen wurde?“ Tauber: „Das wissen wir heute, damals hat er das natürlich nicht offenbart. Das was ich an Informationen habe, habe ich nur aus der Presse. Wir haben ihn 2001, nachdem er aufgeflogen ist, auch mal gefragt, da hatten wir nicht so ein Hassgefühl wie heute: Warum verkaufst Du deine Seele?“ Die Mutmaßung sei gewesen, dass es mit der Homosexualität zu tun gehabt habe: „Das Konzert 1994 hat sehr große Wellen geschlagen in Thüringen. Er war Hauptanmelder, deswegen möglicherweise interessant und das führte dazu, dass er möglicherweise einen Vertrag unterschrieben hat.“

Tauber verneint die Frage, ob seine Ausführungen über Gewalt in der Szene auch für Rosemann gelten würden. Kuhn: „Können Sie was zu seinem Verhältnis zu Gewalt und Waffen sagen?“ Tauber: „Zu Waffen kann ich gar nichts sagen. Es gab zwei Gruppen oder, besser, zwei Generationen. Es gab eine Generation, zwei, drei Jahre älter als wir, die sind so in die Fußballhooligan-Gewalt reingeschlittert. Da kam die Wende, das war fast eine Anarchie. Polizei gab es kaum. Aus der Generation stammte Herr Rosemann. Aber ich weiß nicht, wie er die Sache zehn Jahre später betrachtet hat.“ Kuhn: „Ist Ihnen bekannt, dass Uwe Mundlos Jagd auf Linke gemacht hat?“ Tauber: „Nein, ist mir nichts bekannt.“

RA Narin: „Wurde mal über ein Verbot des THS gesprochen mit ‚Kameraden‘?“ Tauber: „Ja, das ist mal besprochen worden. In dem Zusammenhang fällt mir ein: Es war eine Verbotswelle, die durch die Bundesrepublik gezogen ist und man hat überlegt: Wie könnte man den THS bewerten, als Organisation, Struktur, Partei oder ist der THS, was es wirklich war, ein Name. Und ich bin davon ausgegangen, dass nichts passieren kann, weil es ja nur ein Name war. Und es ist ja auch nichts passiert. Anscheinend hat es der Staat genauso gesehen.“ Es sei möglich, dass es da anwaltliche Beratung gab, aber er wisse es nicht mehr. Narin nennt den Namen Jauch. Tauber sagt, an den habe er auch gedacht, er wisse es aber nicht. Er selber habe sich nicht als THS bezeichnet, habe zu den JN gehört, nur zum Netzwerk des THS. [phon.] Tauber: „Vielleicht war Brandt als Initiator des THS bei Jauch.“

Narin: „Wurde 2006 mal das Bajonettmesser zu einer AK47 bei Ihnen im Auto sichergestellt?“ Tauber: „Das ist richtig.“ Narin: „Können Sie das erklären?“ Tauber: „Jetzt haben Sie das theatralisch dargestellt. Dieses Messer befand sich in meiner Werkzeugkiste, das hatte eine Seitenschneiderfunktion, man konnte damit Drähte durchtrennen.“ Bei einer Fahrzeugkontrolle bei einer Veranstaltung sei das Messer gefunden worden. Tauber: „Lassen Sie das Wort Kalaschnikow in dem Zusammenhang weg, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.“ Narin: „Kennen Sie Stefan E.?“ Tauber: „Habe ich noch nie gehört.“ Narin: „Und einen Andreas H.?“ Tauber: „Ich war mit einem in der Schule.“ Narin: „Haben Sie mal versucht, bei Streitkräften der GUS Waffen zu beschaffen und Stefan E. Geld zur Verfügung gestellt?“ Tauber: „Ja, das stimmt, das war mit 15 oder 16 Jahren, im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch der DDR. Da war ich noch gar nicht national. Wie auch immer, wir haben in dieser Russenkaserne immer Kraftstoff gekauft für unsere Mopeds. Und in dem Zusammenhang ist uns eine Waffe angeboten worden. Irgendwo war das eine spannende Geschichte und wir wollten die Waffe kaufen. Politisch war da noch nichts da. Versuchen Sie da bitte keinen Zusammenhang herzustellen.“ Narin: „Wann war das?“ Tauber: “ ’89 im November oder 1990. Da haben Sie aber ganz tief gegraben.“ Narin: „Tief ist das noch lange nicht.“ Tauber: „Bringen Sie noch andere Sachen auf den Tisch.“ Götzl: „Gibt es denn noch was auf den Tisch zu bringen?“ Tauber: „Ich bin verwundert und muss sagen: Nicht schlecht, 20 Jahre danach. Was ich noch vergessen habe: Ich habe mal ein Moped gefahren, da war das Versicherungsschild abgelaufen.“

Narin: „Waren Sie auch an Straftaten mit Ralf Wohlleben beteiligt?“ Tauber: „Ist mir so nix bekannt.“ Narin: „Waren Sie in der Kameradschaft Saalfeld?“ Tauber sagt, in dem Sinne habe es die nicht gegeben: „Es gab ein schwarzes T-Shirt, da stand ‚Kameradschaft Saalfeld‘ drauf, aber keine Organisationsstruktur.“ Narin: „Wer gehörte denn noch in den Zusammenhang mit dem T-Shirt?“ Tauber: „Wahrscheinlich dann die Kameradschaft Saalfeld, die sich getroffen haben in Jugendclubs aus Saalfeld, die haben sich T-Shirts machen lassen mit Aufdruck ‚Kameradschaft Saalfeld‘. Ich war mit Sicherheit nicht in einer Kameradschaft Saalfeld. Ich weiß, dass es da ein Buch gibt von Stefan Aust, wo er meinen Namen nennt, aber das ist eine Ente, Quatsch.“ Narin: „War Brehme in der Kameradschaft Saalfeld?“ Tauber: „Nein, der kommt von Rudolstadt, warum soll der in einer Kameradschaft Saalfeld gewesen sein.“ Narin: „Und Mirko Eb.?“ Tauber: „Durchaus möglich, denn er kam von Saalfeld.“ Er könne es weder bestätigen noch dementieren.

Dann macht RA Scharmer einen Vorhalt aus einer Erkenntnismitteilung des TLfV: Brehme und André Kapke hätten sich am 09.09.2000 bei RA Jauch in Weißenfels aufgehalten, um sich über ein mögliches THS-Verbot zu beraten. Für Brehme und Kapke sei nicht vorstellbar, dass im Zuge des NPD-Verbots der radikalere THS nicht von einem Verbot bedroht sei. Nach Mitteilung von Jauch sei dies, wenn überhaupt, nur nach dem Vereinsrecht möglich, deshalb dürfe der THS ab sofort nur noch von zwei Personen öffentlich vertreten werden. Jauch habe vorgeschlagen, umgehend auf der THS-Internetseite eine Pressemitteilung zu veröffentlichen; bekannte Sektionsführer – Kapke, Brehme, Wohlleben – sollten als Nichtmitglieder dargestellt werden. Tauber: „Das ist interessant, sagt mir nichts, aber danke.“ Scharmer: „Haben Sie mit Brehme oder Kapke über ein THS-Verbot gesprochen?“ Tauber: „Nein.“

Scharmer: „Sie sind seit 2005 im Ausland tätig?“ Tauber: „Richtig.“ Scharmer sagt, Tauber habe eben gesagt, er erinnere ein Gespräch im Jahr 2007 über eine Vertretung von Frau Zschäpe durch RA Jauch im Hinblick auf eine mögliche Verjährung: „Haben Sie davon im Ausland erfahren oder bei Aufenthalten in Deutschland?“ Tauber: „Hundertprozentig hier. Die Sommerferien, da sind immer vier Wochen gebucht.“ Scharmer: „RA Jauch sollte dort etwas vermitteln, sagten Sie. Was denn?“ Tauber: „Ich kann mich nicht erinnern, dass er vermitteln sollte. Das ist nicht meine Aussage.“ Scharmer: „Sie haben das Wort ‚vermitteln‘ benutzt.“ Tauber: „Das einzige, was ich sagen kann, ist, dass ich mir vorstellen kann, dass Herr Jauch hätte vermitteln können. Jetzt erinnere ich mich wieder, einer der Rechtsanwälte hatte mich nach dem Namen des Rechtsanwalts aus Mecklenburg-Vorpommern gefragt. Und ich sagte, Jauch ist der einzige, von dem ich denken könnte, dass er vermitteln könnte.“ Aber das seien reine Vermutungen, so Tauber. Scharmer fragt, ob Tauber mit Zschäpe über Waffen oder Waffen in ihrer Wohnung gesprochen habe. Tauber: „Nein, zu keiner Zeit.“

V. d. Behrens: „Zur Kameradschaft Jena: Wer war denn vor dem Untertauchen des Trios da der Leiter, der Ansprechpartner?“ Tauber: „Die Untergetauchten waren aus meiner Sicht keine Personen, die geführt haben. Das heißt, es war davor in Jena, ich kann’s gar nicht genau sagen, ob das André Kapke war oder der Ralf Wohlleben oder der Herr Schultze. Es gab nicht jemanden, wo man sagen konnte: Ja, das ist der Führer. Es war eine sehr gleichberechtigte Geschichte gewesen.“ V. d. Behrens: „Gehörten mehr Personen dazu?“ Tauber: „Mit Sicherheit, aber ich kann Ihnen heute keinen Namen mehr nennen.“ V. d. Behrens: „Was war die Stellung von Holger Gerlach in der Kameradschaft?“ Tauber: „Wenn man einen Verein gehabt hätte, hätte man sagen können, er sei Mitglied gewesen. Also keine besondere Stellung.“

V. d. Behrens: „Mundlos nannten Sie ein Organisationstalent. Woran machen Sei das fest?“ Tauber: „Ich kann jetzt ad hoc konkret kein Beispiele nennen. Aber da gibt es mit Sicherheit aus der Vergangenheit Geschichten, die mich bis heute bewegen, zu sagen, es war eine Führungspersönlichkeit und Organisationstalent.“ V. d. Behrens: „Ist Ihnen bekannt, ob er Kontakte hatte zu Neonazis in anderen Bundesländern?“ Tauber: „Mir ist es nicht bekannt.“ V. d. Behrens: „Was ist mit Kontakten nach Bayern?“ Tauber: „Ich selber hatte natürlich Kontakte nach Bayern, kann aber nicht für den Herrn Mundlos oder den Herrn Böhnhardt sprechen.“ V. d. Behrens: „Die Geschichte mit dem Puppentorso sei auch ein Grund für den Flucht gewesen, sagten Sie. Was wissen Sie darüber?“ Tauber: „Nur, dass es diesen Torso gegeben haben soll in Zusammenhang mit einer Fahrt von diesem Herrn Ignatz Bubis nach Jena oder Erfurt, da sollte eine Veranstaltung stattfinden, wo nationale Jugendliche eingeladen waren und dann wieder ausgeladen wurden. Da ist dann dieser Torso aufgehangen worden an einem Brückenkopf. Und da soll man einen Fingerabdruck Böhnhardts gefunden haben. Das entspricht nur dem Wissen aus Rundfunk und Zeitung. Frage beantwortet?“ V. d. Behrens: „Ich frage nach Ihrem Wissen.“ Tauber: „Das ist eine reine Mutmaßung, ich weiß gar nichts drüber.“

V. d. Behrens: „Dann brauchen wir nicht reden. Wenn Spenden gesammelt wurden, wer hat die Konzerte organisiert?“ Tauber: „Die Organisatoren kenne ich nicht, das waren Einladungen, diesen Einladungen ist man gefolgt. Man hat 5 Euro bezahlt und es stand ein Schild da, dass das Geld für die Drei verwendet wurde.“ V. d. Behrens: „Wo?“ Tauber: „Ein Konzert in Heilsberg in der Nähe von Rudolstadt. Dann gab es ein Konzert in Erfurt, möglicherweise auch mal selbst in Jena im Winzerclub. Ich habe das noch so im Kopf, aber nichts Konkretes, das war schon eine sehr lokale Geschichte gewesen.“ V. d. Behrens: „Sagt Ihnen die ‚‚ etwas?“ Tauber: „Die sagt mir was.“ V. d. Behrens: „Wer hat für die geschrieben aus dem THS-Umfeld?“ Tauber: „Es gab zwei Zeitungsprojekte. In beiden Projekten war Brandt mit involviert. Das eine war ein Projekt zwischen Brandt und Dienelt. Und das andere war, glaube ich, Brandts Eigenkreation, die ‚Neue Thüringer Zeitung‘, ja.“ V. d. Behrens: „Haben in einer dieser beiden Zeitungen auch Mundlos oder Böhnhardt geschrieben?“ Tauber: „Das glaube ich nicht und weiß es auch nicht.“

V. d. Behrens: „Waren Sie beim 6. Europakongress der JN 1999 in Süddeutschland?“ Tauber: „Das kann ich mit Ja bestätigen.“ V. d. Behrens: „Wer war aus dem THS-Umfeld dort?“ Tauber: „Ich will kein THS-Umfeld benennen, weil es das nicht gegeben hat. Personen aus Kameradschaften, ich kann nicht mehr sagen mit wem ich da hingefahren bin. Es gab sehr viele Veranstaltungen in dem Zeitraum, ich habe nur dieses noch in Erinnerung, weil es eine gewalttätige Auflösung durch die Polizei gegeben hat.“ V. d. Behrens: „Hat dort William Pierce, der Verfasser der „Turner Tagebücher“, gesprochen?“ Tauber: „Glaube ich nicht, weiß ich nicht. Ich vermute, der David Irving.“ Er kenne diese „Tagebücher“, habe sie nie gelesen, aber der sage ihm etwas.

RA Scharmer: „Haben Sie ein Konzert in Lützen auf dem Grundstück von Rechtsanwalt Jauch in Erinnerung?“ Tauber. „Sagt mir auch nichts, weiß ich nicht mehr.“ RA Hoffmann: „Sie sprachen von Konzerten, wo gesammelt worden ist und auf Schildern habe gestanden, dass das Geld für die Drei verwandt wird. Gehen Sie mal in sich: Was stand da?“ Tauber: „Ich glaube, man hat damals ‚Solidaritätskonzert‘ gesagt und der Begriff ‚Spende‘. Weil das Thema war für den Organisator bezüglich des Finanzamtes. Solche Konzerte sind sehr häufig von der Polizei aufgelöst worden und die Einnahmen mitgenommen.“ Hoffmann sagt, dass die Frage darauf abgezielt habe, dass Tauber gesagt habe, dass das Geld für die Drei verwendet wird. Tauber: „Dann muss ich mich revidieren. Wenn, dann stand ‚Spende‘ da und einer vom Einlass hat gesagt: Es ist für die Flüchtigen da.“ Hoffmann. „Dann war das falsch, was Sie vorher sagten?“ Tauber: „Dann war das falsch, ja. Einer der Einlasspersonen hat wahrscheinlich gesagt …“ Hoffmann unterbricht: „Einfach nur Ihre Erinnerung!“ Tauber: „Dann kann ich nur das ‚Spende‘-Schild bestätigen.“ Hoffmann: „Wodurch haben Sie den Schluss gezogen, dass das Geld für Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe verwandt wird?“ Tauber: „Jetzt fragen Sie mich so konkret und ich sage, ich weiß es nicht mehr, weil ich müsste konkret werden. Da stand ein Schild mit ‚Spende‘ und dann hat man gefragt. Aber welches Konzert und wen, weiß ich nicht mehr.“

Hoffmann sagt, Tauber habe von einem Treffen gesprochen, bei dem auch B&H und „White Youth“ eingeladen worden seien und bittet Tauber alles zu sagen, was ihm zu diesem Treffen einfällt. Tauber: „Das habe ich gut in Erinnerung, weil das Treffen war eines der Gründe für das gescheiterte NPD-Verbotsverfahren. Das war wieder in der ‚Pilsener Schänke‘, Vertreter aus ganz Thüringen waren da und da ging’s um diese Köckert-Angelegenheiten, den Innenminister und seinen Druck.“ Hoffmann: „War auch Wohlleben da?“ Tauber: „Das kann ich heute nicht mehr bestätigen.“ Hoffmann: „War einer der hier Angeklagten da?“ Tauber: „Maximal der Herr Wohlleben, aber nein, ich kann es nicht sagen, ich wüsste nicht mal ob Schultze dabei war.“ Er bejaht, dass ausschließlich aus Thüringen Leute da gewesen seien: „Weil das Problem war nur in Thüringen.“ Hoffmann fragt, wer von B&H und „White Youth“ da gewesen sei. Tauber: „Ich weiß es nicht mehr.“ Auf Frage sagt er, er schätze, dass ca. 12 Personen da gewesen seien. Tauber weiter: „Brandt hat das damals organisiert, mir fallen keine Personen ein, und ich weiß auch nicht, was die Beschlüsse waren.“

Hoffmann: „Waren denn Führungspersonen von den in Thüringen aktiven nationalen Organisationen da?“ Tauber: „Zielgruppe waren die Sprecher der entsprechenden Organisationen, ja.“ Hoffmann: „Hatte Tino Brandt einen Führungskamerad?“ Tauber: „Der Führungskamerad, sein Mentor, war der Kai Dalek.“ Hoffmann: „Dalek. War der Führungskamerad in einer bestimmten Struktur?“ Tauber: „In Bayern gehörte er dem NB [Nationaler Block] an, der vom Landesminister verboten wurde.“ Hoffmann: „Hier hat er gesagt, er sei Kamerad der GdNF [Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front] gewesen.“ Tauber: „Ja, aufpassen, nicht gegen Sie, die GdNF war der Dachverband der Michael-Kühnen-Aktionen. Was ich jetzt erzähle, ist reines Geschichtswissen, ich hatte nie was mit den Leuten zu tun. Er gehörte dem NB an, und der NB war ein Teil der GdNF.“ Hoffmann: „Hatte einer der hier Angeklagten auch einen Führungskameraden der GdNF?“ Tauber: „Ist mir nicht bekannt, der einzige war Tino Brandt.“ Hoffmann: „Hatten Sie einen Führungskameraden?“ Tauber: „Nein.“

RA Narin: „Waren Manfred Roeder und seine Aktionen Themen zwischen Ihnen und Mundlos und Böhnhardt und Wohlleben?“ Tauber: „Der war in Hessen und da gab es keine Schnittmengen. Ich habe ihn einmal in Bayern gesehen mit einer Rede zur Reichsgründungsfeier. Ansonsten gab es keine Schnittmengen.“ Narin: „Sie sagten, man habe reagieren müssen auf Gewalt von Linksextremisten und Polizei. Was bedeutet ‚reagieren‘?“ Tauber: „Ich bin mir nicht sicher, dass ich gesagt habe, wir hätten reagieren müssen. Aber jedenfalls ist die Reaktion keine Antwort in Hinsicht auf Gewalt sondern in politischer Hinsicht.“ RAin Lunnebach: „Sind Sie mal wegen der politischen Aktivitäten polizeilich vernommen worden?“ Tauber: „In dem Zusammenhang Nein.“ Lunnebach: „Und allgemein zu politischen Aktivitäten?“ Tauber: „Es gab das Schlesiertreffen in Nürnberg, möglicherweise in dem Zusammenhang.“ Lunnebach: „Was haben Sie da ausgesagt zu Ihren politischen Aktivitäten?“ Tauber: „Weiß ich nicht mehr.“

Lunnebach: „Gab es wegen Bombenattrappen und Torso eigentlich Strafverfahren?“ Tauber: „Gegen wen?“ Lunnebach: „Ich habe allgemein gefragt.“ Tauber: „Die Sache war schon bekannt, aber ich kann es nicht sagen, ob es Strafverfahren gegeben hat.“ Lunnebach: „Kennen Sie Herrn Nahrath?“ Tauber: „Ja, den kenne ich.“ Lunnebach: „Wann haben Sie zuletzt miteinander zu tun gehabt?“ Tauber: „Heute morgen in der Zigarettenpause, Herr Nahrath stand neben mir.“ Lunnebach: „War das das erste Mal, dass Sie Kontakt hatten?“ Tauber. „Das erste mal seit zwei oder drei Jahren.“ Lunnebach fragt, ob bei dieser Zigarettenpause darüber gesprochen worden sei, was jetzt hier passiere. Tauber: „Nein, das war kurz gehalten, 10 oder 15 Sekunden, er fragte mich wie der Flug war.“ Lunnebach: „Kennen Sie andere Verteidigerinnen oder die Verteidiger?“ Tauber: „Ich kenne die Verteidigerin, die Nicole, aus alten Zeiten.“ [gemeint ist Wohllebens Verteidigerin RAin Schneiders]Lunnebach fragt, wann er zuletzt zu Schneiders Kontakt gehabt habe. Tauber: „Ich muss ganz ganz weit zurückblicken, vier oder fünf Jahre.“ Lunnebach fragt, ob Tauber Schneiders aus politischen Zusammenhängen kenne. Tauber: „Sie war halt in Jena, hat in Jena studiert und wir kannten uns.“ Lunnebach fragt, ob Tauber zu den beiden erwähnten Anwälten Schneiders und Nahrath im Zusammenhang mit eigenen politischen Verfahren Kontakt gehabt habe. Tauber: „Nein, habe ich nicht gehabt.“

Lunnebach: „Heute morgen haben Sie zunächst von den zwei Untergetauchten berichtet und der Vorsitzende hat dann nachgefragt. Warum haben Sie zunächst von zwei gesprochen?“ Tauber: „Warum habe ich das getan? Sehr gute Frage, ich kann’s gar nicht sagen. Jetzt muss ich in der Wir-Form sprechen. Ich war im Krankenhaus gelegen zu der Zeit und bin unterrichtet worden, dass es eine oder was auch immer gegeben hat, und dass der Uwe und der andere Uwe auf der Flucht sind. Und da war nicht von der Beate die Rede. Und wahrscheinlich habe ich nachgefragt und man hat gesagt: Bezüglich der Koffer und dieses Torso. Erst Tage später oder Wochen später ist das dann konkretisiert worden.“ Lunnebach: „Wochen später wussten Sie, es waren drei?“ Tauber: „Vielleicht schon Tage später, ich weiß nicht ob es in der Bild-Zeitung stand oder in der Thüringer Allgemeinen.“ Lunnebach: „Also vor Ihrer Zeugenvernehmung heute morgen wussten Sie bereits, dass drei untergetaucht sind?“ Tauber: „Ja.“ Lunnebach: „Sie haben aber ‚zwei‘ gesagt.“ Tauber: „Natürlich. Die Frau Zschäpe hat in dem Sinne keinen direkten Zusammenhang gehabt zu den zweien. Das heißt die beiden Uwes, das waren politische Menschen, die sich auf den Stammtischen haben blicken lassen. Und die Frau Zschäpe war nicht auf den Stammtischen. Und in dem Zusammenhang kam die Mitteilung, dass beide Uwes flüchtig waren. Deswegen meinen Antwort: zwei Flüchtige. Dass es dann drei Flüchtige waren, das ist doch jedem bekannt. Aus damaliger Sicht waren die Zwei relevant gewesen. Die Information kam ja nicht aus erster Hand.“

RA Reinecke: „Waren Sie bei der Demonstration 1998 gegen die dabei?“ Tauber: „In München war ich dabei, aber in Dresden? Das weiß ich nicht.“ Reinecke: „Wissen Sie, ob der THS eine Webseite hatte?“ Tauber: „Gute Frage. Ich erinnere mich, ich glaube, es gab eine Webseite, aber ich weiß es nicht mehr genau.“ Reinecke fragt, ob Tauber das auf der Website veröffentlichte Programm „THS – Wer wir sind und was wir wollen“ etwas sage. Tauber: „Sagt mir jetzt auch nichts. Aber ich möchte zum Grundverständnis was sagen: Der THS war keine Organisation, jeder der was machen wollte, hat Transparente aufgelegt und Programme. Da hat jeder wild irgendwas unter dem Namen gemacht.“ Reinecke: „Dann will ich einfach fragen, ob das die Gedanken waren, die am Stammtisch am Mittwoch oder am Sonntag ausgetauscht wurden.“

Vorhalt aus dem Programm: Wir sind systemkritisch und -feindlich und bekennen uns zum nationalen Sozialismus, zum Kampf gegen die Herrschaft des Kapitals und die menschlich-moralische Ausbeutung durch dieses …. Tauber sagt, es gebe ein paar Punkte, die er unterzeichnen würde, aber keine hundertprozentige Übereinstimmung zu ihm als Mensch. Er sei JN-Mitglied gewesen und es habe keine Mitgliedschaft und keinen Vorsitzenden im THS gegeben: „Es gab den Brandt, der hat versucht den THS zusammen zu halten und zu kreieren und wie auch immer.“ [phon.] Reinecke: „Aber heute morgen haben Sie uns erzählt, dass diese verschiedenen Organisationen sich zusammengefunden haben unter diesem Dach. Und die haben sich ja nicht einfach zusammengefunden, weil sie politisch nichts miteinander zu tun hatten. [phon.]“ Vorhalt: Die Errichtung einer multikulturellen Gesellschaft ist eines der größten Verbrechen, was an der Menschheit verübt wurde und wird. Das ist die systematische Ausrottung kultureller Identitäten und somit ganzer Völker.

Götzl unterbricht: „Mich würde die Frage interessieren. Stellen Sie bitte eine Frage!“ Reinecke: „Der letzte Satz heißt: ‚Dies gilt es mit allen Mitteln zu bekämpfen.‘ Was heißt es, wenn es dort heißt: ‚Mit allen Mitteln zu bekämpfen‘?“ Klemke beanstandet, der Zeuge habe angegeben, er kenne das Manuskript nicht; es sei außerdem nicht klar, wer das verfasst habe. Reinecke: „Heute morgen erzählten Sie von einem Interview für Arte, wo es Diskussionen darum gegeben hat. Wer ist da interviewt worden?“ Tauber: „Es gab Diskussionen generell um die Presse, Diskussionen um dieses Arte-Interview, ich krieg’s nicht mehr zusammen.“ Reinecke: „Wenn ich vorhalte, dass das ein Interview mit Brandt war, wo auch Wohlleben zu sehen ist?“ Tauber: „Ich glaube, das ist dieses Interview, das ist richtig.“ Reinecke: „Wissen Sie noch sinngemäß, was die gesagt haben. Gab es Diskussionen um das was dort gesagt wurde?“ RAin Schneiders beanstandet, es sei unklar, worauf sich das bezieht. Reinecke sagt, er habe das Interview hier schon mal als Teil eines ZDF-Filmes vorgeführt, ein Interview mit Brandt, bei dem Wohlleben anwesend sei: „Meine Frage ist, ob es danach eine Diskussion gegeben hat, ob das inhaltlich richtig ist, was da gesagt wurde.“ Schneiders sagt, das sei irreführend, es gebe hier verschiedene Interviews. Reinecke sagt, er halte dann den Text vor, Tino Brandt werde zum Namen THS gefragt.

Vorhalt: Der Name ist sehr ernst gemeint, wir wollen die Thüringer Heimat schützen. … Wir sehen das ökologisch und vor kriminellen Subjekten, Drogendealer, Linke, Rote, Kriminelle… und dieser Name ist für uns Programm. [phon.] Tauber: „Ich kenne das Interview auch aus Rundfunk und Fernsehen.“ Reinecke: „Ist darüber diskutiert worden, was da richtig und falsch ist?“ Tauber: „Wenn ich es heute sehe, das ist totaler Blödsinn. Ich kann mich aber nicht erinnern, dass wir uns damals drüber unterhalten haben. Es gab keine Autorisierung oder Nachbesprechung.“

RA Erdal: „Seit wann sind Sie Mitglied der NPD?“ Tauber: „Warten Sie mal bitte. Ich war parallel Mitglied, NPD und JN. JN-Mitglied ab Anfang der 90er, möglicherweise ’91 oder ’92. Und NPD folgte zwei Jahre später. Alles in Bayreuth damals. Ich hatte damals keinen Kontakt zur NPD in Thüringen.“ Erdal: „Also seit 1993?“ Tauber: „So ’93, ’94.“ Erdal: „Haben Sie die Mitgliedschaft beendet?“ Tauber: „Die Mitgliedschaft habe ich nicht beendet.“ Er bejaht, also auch jetzt noch Mitglied der NPD zu sein. RA Narin: „Ich hatte Sie gefragt zur Beschaffung von Waffen bei stationierten Soldaten der GUS und Sie äußerten, das sei in keinem politischen Zusammenhang. Wenn ich Ihnen vorhalte, dass das 1992 gewesen sei und Sie sagen jetzt, da waren Sie schon JN-Mitglied.“ Tauber: „Eine gute Frage. Ich war zu dem Zeitpunkt noch kein JN-Mitglied. Und Sie sind sich sicher, dass das ’92 war?“ Narin: „Ja.“ Tauber: „Dann war ich zu dem Zeitpunkt noch kein JN-Mitglied. Sie haben ja die Namen genannt von meinen Klassenkameraden, E. und H. Das war keine politische Gruppe, die sind nie politisch relevant irgendwo aufgefallen und ich selbst auch nicht. Und im Übrigen, ganz kurz noch, wenn Sie die Unterlagen vor sich haben, ist die erste Frage: Wie kommen Sie an diese Unterlagen? Das hat doch nichts mit Journalismus zu tun. Und Frage Nummer Zwei: Es gab keine Verurteilungen, keine Anklage, es kam auch nicht zu diesem Kauf. Das war in dem Fall wirklich ein dummer Streich gewesen. Ich will mich nicht rausreden, aber da ist nichts dran. Es gab keine Waffe, nur den Herrn E., der das bei der Polizei angegeben hat. Er war ein Intensivstraftäter und hat versucht, sich rauszureden.“

Narin sagt, er wolle gern noch ein Video in Augenschein nehmen zum Aufmarsch in Dresden.“ Götzl: „So ist es ja nicht, dass Sie bestimmen, welche Beweiserhebungen wir machen. Herr Tauber, gehen Sie mal raus.“ Tauber verlässt den Saal und Narin erläutert, dass es um ein Video zur Demonstration gegen die Wehrmachtsausstellung in Dresden gehe. Auf dem Video seien Böhnhardt, Mundlos, Zschäpe zu sehen vor einem Plakat mit dem Motto: „Eine Idee sucht Handelnde“. Narin: „Ich würde es gerne vorhalten und fragen, ob er sich bzw. die anderen Personen erkennt und was insbesondere mit der Losung ‚Eine Idee sucht Handelnde‘ gemeint ist.“ RA Klemke sagt, es sei die Frage, ob das Video authentisch ist, wann es aufgenommen worden ist: „Ich weiß nicht, woher Herr Narin das Video hat. Das reicht mir nicht aus und ich meine auch nicht, dass es dem Gericht ausreichen dürfte. Vielleicht sollten wir es vor dem Zeugen erst einmal in Augenschein nehmen.“ Götzl: „Wie lang ist das Video?“ Narin: „35 Sekunden.“ Götzl: „Vielleicht erklären Sie, woher Sie es haben?“ Narin: „Es wurde bei Arte entsprechend ausgestrahlt. Ich habe es aus einer Quelle, die ich nicht benennen möchte, aber das lässt sich anhand des Videos feststellen, wo es her ist. Da ist das Arte-Logo eingeblendet. Da ist auch Frau Zschäpe in entsprechender szenetypischer Bekleidung zu sehen.“ Götzl unterbricht. Um 16:49 Uhr geht es weiter und es wird das Video vorgespielt. Es zeigt Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe auf der Demonstration gegen die Wehrmachtsausstellung in Dresden am 24.01.1998. Zu sehen ist ein Transparent mit der Aufschrift: „Nationalismus – Eine Idee sucht Handelnde“.

RA Klemke sagt, es sei nicht bewiesen, dass dieses Video den 24.01.1998 zeigt, es sei möglich, dass es in Dresden gewesen sein könnte, es sei aber schon auf dem Video zu erkennen, dass hier die beiden Uwes und Zschäpe kein Transparent tragen würden, sondern eine Fahne und auf dem Transparent sei kein Bezug auf den THS zu erkennen: „Deswegen frage ich mich, was damit bezweckt werden soll.“ Narin: „Man könnte dem Zeugen das Video ohne Ton vorspielen. Mir geht es erstmal darum, den Zeugen zu fragen, ob er selbst anwesend ist, welche Mitglieder er erkennt und ob das Transparent ‚Eine Idee sucht Handelnde‘ eine Losung des THS war.“ Klemke sagt, es komme nicht drauf an, ob der Zeuge Personen kennt, und bei der Frage, ob die Losung eine THS-Losung ist, erkenne er keinen Zusammenhang. Götzl: „Bitte rufen Sie den Zeugen rein.“ RA Klemke: „Ich halte meine Beanstandung aufrecht und hätte gerne einen Gerichtsbeschluss.“ Narin: „Wir können ja den Zeugen fragen, ob er uns sagen kann, ob das Video authentisch ist.“ Götzl: „Man kann es ja tatsächlich ohne Kommentierung abspielen.“ Klemke möchte weiterhin einen Beschluss. Bundesanwalt Diemer sagt, er meine, dass man es auf jeden Fall abspielen könne, und dann müsse man die Fragen abwarten. RA Stahl: „Ich meine, dass wir diesen Filmausschnitt schon mal gesehen hätten.“ Götzl: „Das waren damals Bilder, ja.“ Es folgt eine Unterbrechung.

Um 17:08 Uhr geht es weiter und Götzl verkündet den Beschluss, dass die Vorführung des Videos ohne Ton zulässig ist; es besteht die Möglichkeit, dass das Gedächtnis des Zeugen aufgefrischt wird und er sich wieder an die gefilmte Veranstaltung erinnern kann.“ Tauber kommt wieder in den Saal. Das Video wird ohne Ton vorgespielt. Narin: „Kommt Ihnen die Veranstaltung bekannt vor, waren Sie dort?“ Tauber: „Es gab viele Veranstaltungen, die genau so ausgeschaut haben.“ Narin: „Das soll in Dresden gewesen sein, Januar 1998, Demo gegen die Wehrmachtsausstellung.“ Tauber: „Ja, das könnte durchaus möglich gewesen sein, aber ich weiß es nicht mehr. Die Wehrmachtsausstellung war eine Wanderausstellung und es gab auch in Dresden noch andere Demonstrationen.“ Narin: „Konnten Sie sich erkennen?“ Tauber: „Ich habe genau geschaut und konnte mich nicht erkennen.“ Narin: „Und andere Personen aus dem THS?“ Tauber: „Da sind wir wieder bei der Definitionsfrage, Leute aus verschiedenen Kameradschaften.“ Götzl: „Wir spielen es nochmal vor und Sie sagen bitte Stopp, Herr Tauber.“ Das Video wird nochmal vorgespielt. Tauber: „Da haben wir den André Kapke, natürlich die drei Personen, von denen wir so häufig sprechen, Frau Zschäpe, hinten links Uwe Mundlos und rechts der Uwe Böhnhardt. Ja, das war’s.“

Narin sagt, da sei ein Transparent gezeigt worden mit der Losung „Nationalismus – Eine Idee sucht Handelnde“: „Ist Ihnen dieser Slogan aus dem THS bekannt?“ Tauber: „Sagt mir gar nichts.“ Tauber sagt, er würde die Losung jetzt unterschreiben: „Ist eine tolle Losung. Ich kann aber nicht sagen, dass die in Zusammenhang mit dem THS maßgeblich gewesen war. Ich habe auch keine Identifikation gesehen, dass da THS oder was drunter stand. Ich kenne nur ein Plakat des THS, das mit dem Eisen und dem Gott.“ [„Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Knechte“] Er verneint, die Losung aus einem anderen Zusammenhang zu kennen. Narin: „Sie sagten, Sie würden die Losung unterschreiben?“ Tauber: „Der Nationalismus ist meine Weltanschauung. Und die sucht natürlich Handelnde.“ Er sehe hier kein Problem, so Tauber.

NK-Vertreter RA Goldbach fragt: „Sie erwähnten die Kofferbombenattrappen, da soll es Diskussionen gegeben haben, ob das überhaupt von der rechten Szene stammt, oder untergeschoben ist. War das beim Puppentorso auch so?“ Tauber: „In Zusammenhang mit der Fahrt von Ignatz Bubis könnte ein politischer Zusammenhang da sein, der nicht mit meinen politischen Zielen übereinstimmt. Aber da könnte ein politischer Hintergrund gewesen sein. Das will ich nicht ausschließen.“ Goldbach sagt, es gehe darum, ob man in Taubers Umfeld bestritten habe, dass der Anschlag aus dem Umfeld heraus verübt wurde. Tauber: „Das kann ich Ihnen heute nicht mehr bestätigen. Aus meinem Umfeld definitiv nicht, weil das hätte ich keinem zugetraut. Und ich kann nicht für das andere Umfeld sprechen. Das ist ja eine Frage des Zutrauens. Wem traut man sowas zu? In dem Umfeld, in dem ich mich befunden habe, hätte ich es keinem zugetraut.“ Der Zeuge wird entlassen. Der Verhandlungstag endet um 17:24 Uhr.

Das Blog „nsu-nebenklage“:

„Tatsächlich lässt sich aus der Aussage des Zeugen nichts Relevantes für die Beweisaufnahme herausfiltern. Der Zeuge, offensichtlich immer noch in nazistische Ideologie und Terminologie verstrickt, bemühte sich zwar sichtlich, Zschäpe und Wohlleben zu entlasten, es wurde aber schnell deutlich, dass er dabei die Wahrheit nach Belieben verdrehte. Dabei mischte sich in seine erdichteten Geschichten zur Nazi-Szene und zur Rolle von Zschäpe und Wohlleben auch immer wieder eine glasklare Werbung für die neo-nationalsozialistische Ideologie. […] Immerhin verplapperte er sich an dieser Stelle und gab an, es habe jedenfalls ein Treffen gegeben, zu dem auch Blood and Honour und White Youth Thüringen eingeladen und gekommen waren. Selbst wenn der Angeklagte Wohlleben an diesem Treffen eventuell nicht teilgenommen hat, ist also klar, dass sich die Führungsebene der verschiedenen ’nationalen Organisationen‘ kannte. Wohlleben verfügte also über Kontakte zu der Organisation, deren sächsischer Teil später die Unterstützung des NSU übernahm. […] Auch bestätigte der Zeuge, dass auf verschiedenen Konzerten Geld für ‚die Drei‘ gesammelt wurde. Zunächst gab er an, es sei per Aushang auf die Unterstützung hingewiesen worden, später widersprach er und meinte, am Eingang sei jedem mitgeteilt worden, wofür gesammelt wurde. Offensichtlich war allen Besuchern klar, dass Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt unterstützt wurden. Es zeigt sich erneut, dass der Großteil der Zeugen aus der rechten Szene bis heute ihre politische Haltung beibehalten hat und im Prozess ihre Verbundenheit mit den Angeklagten durch Lügen, Ausreden und Geschwätz ausdrückt.“
http://www.nsu-nebenklage.de/blog/2015/07/28/28-07-2015/

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