von Elif Kubaşık
Es bleibt für mich die Frage nach Gerechtigkeit. Diese hat das Verfahren in München nicht für mich gebracht. Das Verfahren endete für mich im Chaos, unsere Fragen wurden nicht beantwortet, die Nazis klatschten und ich habe vor dem Ende des Urteils den Saal verlassen. Es ist so viel bekannt geworden über das Netzwerk. Jeder hätte bestraft werden müssen, der zum NSU gehörte, ihm geholfen hat. Sie haben nur die wenigen vor Gericht gebracht. Aber selbst wer vor Gericht stand, wie Eminger, ist mit einer kleinen Strafe freigelassen worden.
Dann ist da die Frage des Gewissens. Ich frage mich immer wieder, wie alle im Verfassungsschutz, der Polizei oder Staatsanwaltschaft, die mehr wissen als sie sagen, die nicht alles aufgeklärt haben, ruhig schlafen können. Ich kann bis heute nicht ruhig schlafen, weil es noch so viele offene Fragen gibt.
Aber in der Gesellschaft hat sich etwas getan, das spüre ich. Wir werden viel eingeladen, die Leute sind neugierig, sie wollen etwas tun. Studierende, Schüler und Schülerinnen wollen von uns lernen, wollen solidarisch sein. Besonders wichtig ist für mich, dass gerade in Dortmund auch 10 Jahre nach dem 4. November 2011 die Unterstützung für uns noch so stark ist. Die Erinnerung an Mehmet wird hier hochgehalten. Das zeigt, wie sehr Dortmund unser Zuhause ist.