„Wie kann man als Untersuchungsausschuss dieser Rechtsterroristin wieder eine Bühne geben?“ – Der NSU-Untersuchungsausschuss in Bayern möchte Zschäpe als Zeugin hören. Stellungnahme von Mandy Boulgarides

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Kundgebung zum zweiten NSU-Untersuchungsausschuss in München. (Bild:  NSU-Watch)

Nachdem der zweite NSU-Untersuchungsausschuss des bayerischen Landtages bereits die Neonazi-Führungs- und V-Person Tino Brandt zeitweise befragt hat, als sei dieser ein Sachverständiger, plant der Ausschuss nun, Beate Zschäpe als Zeugin zu hören. Für den Ausschussvorsitzenden Toni Schuberl (Grüne) ist die verurteilte NSU-Mittäterin gar „die einzige, die umfassend antworten könnte“. Wir dokumentieren im Folgenden eine Stellungnahme von Mandy Boulgarides. Ihr Vater, Theodoros Boulgarides, wurde am 15. Juni 2005 in seinem Laden im Münchener Westend vom NSU ermordet.

 

Stellungnahme von Mandy Boulgarides

Meine Mutter, meine Schwester und ich kämpfen seit Jahren um Aufklärung des NSU-Komplexes. Wir als Hinterbliebene meines Vaters haben deshalb auch die Einsetzung des zweiten bayerischen Untersuchungsausschusses gefordert. Es geht uns dabei vor allem darum, dass die politisch Verantwortlichen Konsequenzen ziehen. Das bedeutet Behördenfehler erkennen, benennen und verändern. Damit nicht die selben Fehler heute wieder begangen werden.

Jetzt will dieser Ausschuss Zschäpe als Zeugin zur vollständigen Aufklärung laden. Das ist nicht nur lachhaft, sondern für uns Angehörige der blanke Hohn. Zschäpe hat jahrzehnte (!) lang zu den Tathergängen geschwiegen. Die Täterin hat uns Familien und Freunden damit klar und deutlich ihre Rolle in der Sache gezeigt. Es ist offensichtlich, wie wenig ihr Recht und Werte bedeuten. Die einzige Darstellung, die Zschäpe in ihren Aussagen ausgiebig breitgetreten hat, war Selbstdarstellung – wie traurig für sie ein Weihnachten ohne Geschenke war.

Wie kann man als Untersuchungsausschuss dieser Rechtsterroristin wieder eine Bühne geben?

Diese Person dient nicht der Wahrheitsfindung und das wissen wir alle.

Die bayerischen Abgeordneten zeigen uns wieder: Auf den Staat allein können wir uns nicht verlassen, im Gegenteil – wir haben noch viel Arbeit vor uns.