📨 NSU-Watch: AufklĂ€ren und Einmischen. Der Newsletter #3

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Wir melden uns einmal im Monat mit unserem Newsletter „AufklĂ€ren & Einmischen“ bei euch. Passend zum Titel des Newsletters findet ihr im ersten Teil – AufklĂ€ren – Berichte zu unserer Arbeit. Außerdem werfen wir einen Blick auf aktuelle Ereignisse im Themenfeld rechter Terror und seine Aufarbeitung. Im zweiten Teil des Newsletters wird es praktisch: Einmischen. Wir sammeln fĂŒr euch aktuelle Termine beispielsweise fĂŒr Veranstaltungen, Kundgebungen und Demonstrationen, an denen ihr euch beteiligen könnt. Hier könnt ihr euch fĂŒr den Newsletter anmelden.

Wenn ihr genauer wissen wollt, was euch erwartet, könnt ihr hier die aktuelle, dritte Ausgabe des Newsletters in der Webversion nachlesen. (Aus technischen GrĂŒnden wird der Newsletter hier grafisch leicht abweichend von der Mail-Version dargestellt.)

 

Hallo, ​​​​​​​ willkommen zur dritten Ausgabe unseres monatlichen NSU-Watch-Newsletters: „AufklĂ€ren und Einmischen“!

Hallo,

willkommen zur dritten Ausgabe unseres monatlichen NSU-Watch-Newsletters: „AufklĂ€ren und Einmischen“!

Der Monat Juni ist vom gemeinsamen Gedenken geprĂ€gt. Vier Morde und zwei SprengstoffanschlĂ€ge beging der NSU im Juni. Daher legen wir in dieser Ausgabe einen Schwerpunkt auf die Erinnerung. Wir erinnern an den Bombenanschlag in NĂŒrnberg auf die „Pilsbar Sonnenschein“, der sich in diesem Jahr zum 25. Mal jĂ€hrt. Am 23. Juni findet deshalb eine Demonstration in NĂŒrnberg statt. Wir gedenken der Emordeten Abdurrahim ÖzĂŒdoğru und SĂŒleyman TaƟköprĂŒ. Wir erinnern an den Bombenanschlag auf die Kölner Keupstraße vor 20 Jahren. In Köln wird es in diesem Jahr eine große Gedenkveranstaltung geben, organisiert von stĂ€dtischen Akteur*innen und Initiativen selbstbestimmten Gedenkens, wie der Initiative Herkesin Meydanı – Platz fĂŒr Alle. Wir gedenken der Ermordeten İsmail YaƟar und Theodoros Boulgarides. 

Im Gastbeitrag der Initiative „Das Schweigen durchbrechen“ und bei den Terminen am Ende des Newsletters könnt ihr nachlesen, an welchen Gedenkveranstaltungen ihr euch beteiligen könnt.

Außerdem werfen wir einen Blick auf die staatliche Aufarbeitung des NSU-Komplexes und fragen nach dem aktuellen Stand der geplanten Dokumentationszentren.

Wir haben darĂŒber hinaus die „Initiative fĂŒr ein Gedenken an Nguyễn Ngọc ChĂąu und Đỗ Anh LĂąn“ und die „initiative kritisches gedenken“ um GastbeitrĂ€ge gebeten. Sie kĂ€mpfen seit Jahren um ein wĂŒrdiges Gedenken an rechten Terror in Hamburg und Erlangen. In ihren BeitrĂ€gen erfahrt ihr, wie in Hamburg erreicht wurde, worum in Erlangen noch gekĂ€mpft wird: ein dauerhafter wĂŒrdiger Gedenkort.

Auch in diesem Monat berichten wir euch von unseren aktuellen Prozess- und Untersuchungsausschussbeobachtungen.

  • In Mecklenburg-Vorpommern hat der Untersuchungsausschuss das Thema NSU-Komplex vorerst abgeschlossen. Zwei SachverstĂ€ndige machten klar, dass das Thema damit aber nicht beendet ist. Die letzte Sitzung zeigte außerdem die unzureichenden Ermittlungen im Nordkreuz-Komplex.
  • Der Neukölln-Untersuchungsausschuss konnte nachweisen, dass nach dem Mord an Burak BektaƟ nicht ausreichend ermittelt wurde. 
  • Im Gerichtsprozess zum Tod von Mouhamed Lamine DramĂ© haben Gericht und Öffentlichkeit vor der Landgerichtskammer in Dortmund inzwischen die Einlassungen von drei der fĂŒnf angeklagten Polizeibeamt*innen gehört. 

Unser Newsletter ist kostenlos und wird es auch bleiben. Trotzdem sind wir fĂŒr unsere Arbeit auf eure UnterstĂŒtzung angewiesen, mehr dazu findet ihr auf unserer Spendenseite.

Kein Schussstrich!
Eure Antifaschist*innen von NSU-Watch

KontinuitÀten: Vom NSU zum Nordkreuz-Netzwerk

Am 27. Mai 2024 beendete der zweite NSU/Rechter Terror-Untersuchungsausschuss im Landtag Mecklenburg-Vorpommern vorerst seine Arbeit zum NSU-Komplex nun geht es um das Nordkreuz-Netzwerk.

Unsere Bilanz der Arbeit der zwei UntersuchungsausschĂŒsse in Mecklenburg-Vorpommern zum NSU-Komplex findet ihr auf unserer Website.

Heike Kleffner (GeschĂ€ftsfĂŒhrerin des VBRG e.V.) und Prof. Barbara John (Ombudsfrau der Hinterbliebenen) waren am 27. Mai 2024 als SachverstĂ€ndige geladen. Kleffner spannte einen Bogen, der die Themen des Untersuchungsausschusses verbindet: Sie zitierte Mustafa Turgut, den Bruder von Mehmet Turgut: „Wir wĂŒnschen uns umfassende AufklĂ€rung“. Die Betroffenen der Nordkreuz-Feindeslisten hĂ€tten 15 Jahre nach dem Mord an Mehmet Turgut Ă€hnliche Forderungen an die Behörden gestellt, so Kleffner. Es seien auch die fehlenden Informationen, die es fĂŒr Betroffene schwerer machten, die Tatfolgen zu verarbeiten.

Kleffner stellte die Frage, inwiefern die Reformen in Polizei- und Justizarbeit nach der Selbstenttarnung des NSU auch Eingang in die Praxis gefunden hĂ€tten. Die Umsetzung sei teilweise mangelhaft. GesetzesĂ€nderungen, die auf den Empfehlungen der UntersuchungsausschĂŒsse fußen, wĂŒrden teilweise kaum angewandt. Ein zentraler Kernpunkt der EU-Opferschutzrichtlinie sei, Opfer mĂŒssen Zugang zu allen Informationen und als Betroffene von Hatecrime zu spezialisierten Fachberatungsstellen haben.

Prof. Barbara John stellte ihre bis heute anhaltende Arbeit mit den Betroffenen des NSU-Komplexes dar. Diesen wĂŒrden bis heute Steine in den Weg gelegt. John erinnerte daran, dass eine kostenlose Anreise der Betroffenen zum NSU-Prozess erst durch ihr Einsammeln von Spenden habe sichergestellt werden können. Als eine ihrer aktuellen Aufgaben sieht sie mögliche GesetzesĂ€nderungen fĂŒr mehr juristisches Mitspracherecht der Betroffenen. Denn, so betonte sie, die NSU-HaupttĂ€terin Beate ZschĂ€pe arbeite an einer vorzeitigen Entlassung. John strebt an, dass die Betroffenen – wie es in anderen LĂ€ndern ĂŒblich ist – ĂŒber eine bevorstehende Haftentlassung informiert und dazu angehört werden. John kritisierte die Rolle des 2. Bayerischen Untersuchungsausschusses bei ihrem „strategischen Einstieg in die Große Verwandlung vom Hass in die Empfindsamkeit“. Diese Verwandlung könne man ZschĂ€pe nicht abkaufen.

In seiner Sitzung am 3. Juni 2024 wandte sich der Ausschuss dann wieder dem Nordkreuz-Komplex zu. Geladen waren zwei fĂŒr die Ermittlungen der Bundesanwaltschaft zustĂ€ndige StaatsanwĂ€lte, Lo. und Gl. Diese stellten zunĂ€chst dar, dass ihnen der Zeuge Sch. aus dem Verfahren gegen Franco Albrecht ĂŒbergeben wurde. Dieser hatte laute Gl. „kalte FĂŒĂŸe“ wegen der Ermittlungen bekommen und war deswegen aussagebereit. Sch. erzĂ€hlte unter anderem von Chatgruppen in Mecklenburg-Vorpommern. Sch. war dort im „inneren Kreis“ und belastete den Polizisten Haik JĂ€. und den Rechtsanwalt Jan-Hendrik Ha. so stark, dass der Generalbundesanwalt (GBA) Ermittlungen wegen der Vorbereitung einer schweren staatsgefĂ€hrdenden Straftat einleitete. Man fĂŒrchtete, sie wĂŒrden ihre legalen Waffen „subjektiv umwidmen“ und fĂŒr einen Tag X verwenden, an dem sie unter anderem politische Feinde töten wollten.

Bei den folgenden Durchsuchungen wurden bei JÀ. und Ha. unter anderem Feindeslisten gefunden. Bei Marko Gr., dem Elitepolizisten und Initiator und Administrator der Chatgruppen wurden Waffen, Munition, ein Kassenbuch und ein Collegeblock mit Aufzeichnungen zu den AktivitÀten von Nordkreuz gefunden. Bei Gr. wurde zwar im Verfahren des GBA durchsucht, er galt dabei jedoch nur als Zeuge.

Bis heute ist ungeklĂ€rt, warum der GBA ein Verfahren gegen Gr. lediglich wegen illegalen Waffenbesitzes an die Staatsanwaltschaft Schwerin ĂŒbergab und kein eigenes 129er-Verfahren gegen Ha., JĂ€, Gr. und weitere Personen eröffnete. Und warum er das Verfahren gegen Gr. auch nach eindringlichem Bitten der Staatsanwaltschaft Schwerin nicht wieder ĂŒbernahm. Offen bleibt auch, warum der GBA die Verfahren gegen Ha. und JĂ€. schließlich einstellte.

Zu diesen Fragen hatten sich die Zeugen vom 3. Juni noch nicht einmal ĂŒberzeugende Narrative zurecht gelegt. Gegen Gr. habe man nicht ermittelt, weil der Zeuge Sch. ihn nicht in gleicher Art und Weise benannt habe wie JĂ€. und Ha. Und gegen letztere seien die Verfahren eingestellt worden, weil man, so die Zeugen vor dem Ausschuss, eine subjektive feste Entschlossenheit hĂ€tte feststellen mĂŒssen und man alle Nachrichten und AktivitĂ€ten im Rahmen von Nordkreuz auch in Richtung einer Überlebenssicherung im Krisenfall hĂ€tte interpretieren können. Hier wird der Ausschuss in den kommenden Sitzungen weiter nachhaken mĂŒssen.

Die nÀchsten Sitzungstermine findet ihr weiter unten im Newsletter bei den Terminen.

HÀtte der Mord an Luke Holland verhindert werden können?

Eine Behauptung, die sich durch die Aussagen von Ermittler*innen im Zeug*innenstand in Prozessen und UntersuchungsausschĂŒssen zu rechtem Terror zieht, ist die, dass umfassend ermittelt wurde. Wieder und wieder hört man als Beobachter*in die Zusicherung, die Behörden hĂ€tten alles getan, seien jeder Spur grĂŒndlich gefolgt und hĂ€tten in alle Richtungen ermittelt.

Das gilt auch fĂŒr die Aussagen zu dem ungeklĂ€rten Mord an Burak BektaƟ. Der 22-jĂ€hrige Burak wurde in der Nacht des 5. April 2012 auf der Straße vor dem Klinikum Neukölln erschossen. Burak unterhielt sich dort mit vier Freunden und Bekannten. Ein Mann trat hinzu, zog wortlos und unvermittelt eine Waffe und schoss. Die folgenden Ermittlungen der Polizei hatten keinen Erfolg, der TĂ€ter ist bis heute unbekannt.

Schon bei den vergangendn Sitzungen des Neukölln-Untersuchungsausschusses, die sich der Untersuchung des Mord an Burak BektaƟ widmeten, zeigten sich Risse in der Selbstdarstellung des leitenden Ermittlers und des zustĂ€ndigen Staatsanwaltes, die ihre Arbeit – wenig ĂŒberraschend – im besten Licht darstellten. Der Anwalt der Familie BektaƟ, Lukas Theune, legte dar, dass beispielsweise den Hinweisen der Familie und ihrer AnwĂ€lte, auch jenen auf ein rassistisches Motiv, nicht ausreichend nachgegangen wurde.

Die Sitzung des Neukölln-UA am 17. Mai 2024 bestĂ€tigte diesen Eindruck mehr als deutlich. Die einzige Zeugin des Tages war Sachbearbeiterin im LKA 116, Marianne E., die den Fall des Mordes an Burak BektaƟ 2020 ĂŒbertragen bekommen hatte. Sie schilderte, wie sie bei ihrer Einarbeitung schnell hatte merken mĂŒssen, dass die Akte fĂŒr sie nicht vollstĂ€ndig nachvollziehbar war, weil Ermittlungsergebnisse beispielsweise nicht ausreichend dokumentiert waren. Im Laufe ihrer Vernehmung vor dem Untersuchungsausschuss stellte E. dar, dass sie zwei Jahre von allen anderen Aufgaben freigestellt wurde, um die notwendigen Ermittlungen durchzufĂŒhren.

Seit dem Mord an Burak BektaƟ waren zu dem Zeitpunkt acht Jahre vergangen, fĂŒr manche Hinweise war es zu diesem Zeitpunkt bereits deutlich zu spĂ€t. Beispielsweise hatte die BVG (Berliner Verkehrsbetriebe) Videos vom Tatzeitpunkt geschickt, die allerdings bei nĂ€herer Betrachtung nicht die richtigen waren. Die Sichtung dieser Videos bei der Polizei erfolgte aber nicht schnell genug, so dass der Fehler nicht mehr korrigiert werden konnte. Nach 48 Stunden werden alle Überwachungsvideos gelöscht – so auch im April 2012.

Es war ersichtlich, dass E. bei ihrer Aussage versuchte, direkte Kritik an ihren Kolleg*ĂŹnen zu meiden. Ihre Aussage machte dennoch klar, wie unzureichend die Ermittlungen waren. Auf nachdrĂŒckliche Nachfragen hin nannte sie unter anderem den Punkt, dass drei Zeugen bis heute unbekannt seien, die den TĂ€ter möglicherweise gesehen haben.

Der Neukölln-Untersuchungsausschuss konnte also feststellen, dass nach dem Mord an Burak BektaƟ keineswegs so weitgehend ermittelt wurde wie zuvor behauptet.

Die Befragungen in der Ausschussitzung am 31. Mai 2024 bestĂ€tigten diesen Eindruck weiter. Der Schwerpunkt der Sitzung lag auf dem Mord an Luke Holland. Er wurde am Morgen des 20. September 2015 kurz vor 6 Uhr vor einer Kneipe in Berlin-Neukölln erschossen. Der TĂ€ter, Rolf Z., wurde schnell ausfindig gemacht. Rolf Z. spielte bereits bei den Ermittlungen zum Mord an Burak BektaƟ eine Rolle. Daher geht die Familie von Luke Holland davon aus, dass sein Tod hĂ€tte verhindert werden können, wenn der Mord an Burak aufgeklĂ€rt worden wĂ€re.

Philip Holland, der Vater von Luke, schreibt in einem Statement zur Sitzung des Ausschusses: „Ich habe das GefĂŒhl, dass der fehlende Ermittlungsdruck nach diesem Mord dem VerdĂ€chtigen das Selbstvertrauen gegeben hat, meinen Sohn umzubringen.“

Der Anwalt der Familien Holland und BektaƟ und Nebenklagevertreter im Prozess, Onur Özata, ging zum Beispiel detaillierter auf den Hinweis zu Rolf Z. nach dem Mord an Burak BektaƟ ein. Bereits 2013 hatte sich ein Zeuge aus Neukölln an die Polizei gewandt, weil Z. ihm eine Waffe gezeigt und nach Munition gefragt hatte. Danach habe sich Z. von dem Zeugen in die NĂ€he des spĂ€teren Tatorts, zu seinem Bruder, fahren lassen und habe gesagt, dort könne er „rumballern“. Der Hinweis sei erst 2015 – allerdings noch vor dem Mord an Luke Holland – bearbeitet worden. Der leitende Ermittler HĂŒbner schrieb einen Vermerk: Kein Bezug zu Neukölln, Bruder konnte nicht ermittelt werden. Damit war der Hinweis fĂŒr ihn erledigt.

Im Anschluss wurden einer der Ermittler zum Mord an Luke Holland und der zustÀndige Staatsanwalt befragt. Dabei stand die Frage im Mittelpunkt, warum trotz zahlreicher Nazi-Devotionalien in der Wohnung des TÀters und Aussagen zu dessen rassistischer Einstellung ein rechtes Motiv weder ausreichend ermittelt und angeklagt noch verurteilt wurde. Dies konnte von den Zeugen nicht befriedigend erklÀrt werden.

Philip Holland: „Mit den Beweisen, die im Haus des VerdĂ€chtigen gefunden wurden und den Hintergrundaussagen der Zeugen, kann ich nicht verstehen, wie der Richter nicht zu dem Schluss kommen konnte, dass dies ein Neo-Nazistisches / rassistisches Hassverbrechen war. (
) Schließlich konfrontierte meine Frau am Ende des Prozesses den Angeklagten mit einem Foto unseres Sohnes und fragte: ‚Warum hast du meinen Sohn getötet?‘
Seine Ein-Wort-Antwort war „Englisch“. Das beweist seine Abneigung gegen AuslĂ€nder.“

Die nÀchsten Sitzungstermine findet ihr weiter unten im Newsletter bei den Terminen.

Gerichtsprozess zum Tod von Mouhamed Lamine Dramé: Nach den Einlassungen

Im Gerichtsprozess zum Tod von Mouhamed Lamine DramĂ© haben Gericht und Öffentlichkeit vor der Landgerichtskammer in Dortmund inzwischen die Einlassungen von drei der fĂŒnf angeklagten Polizeibeamt*innen gehört.

Mouhamed Lamine DramĂ© starb am 8. August 2022 – verletzt von Pfefferspray- und Taser-Einsatz, getötet durch die SchĂŒsse aus einer Maschinenpistole der Dortmunder Polizei. Seit Dezember 2023 stehen fĂŒnf Polizist*innen deswegen vor Gericht – ein Novum in der Justizgeschichte der BRD, in der tödliche Polizeigewalt bisher selten Gegenstand von Strafermittlungen gewesen ist.

Entsprechend hoch ist die Aufmerksamkeit der (Medien-)Öffentlichkeit, insbesondere dann, wenn die Angeklagten selbst zur Sache aussagen.

Bereits am 11. Verhandlungstag hatten sich zwei der Angeklagten eingelassen: der Einsatzleiter und der Polizist, der mit dem Taser auf Mouhamed Lamine DramĂ© geschossen hatte. Beide hatten versucht, passende Argumente fĂŒr ihre EinschĂ€tzung zu finden, dass der Einsatz einen „ganz normalen“ Verlauf genommen habe, sein Ende indes unverschuldet tragisch gewesen sei. Falsch gemacht hĂ€tten sie, die PolizeitkrĂ€fte, hingegen nichts.

Diese ErzĂ€hlung blieb auch am 22. Mai 2024 unverĂ€ndert. Da sagte der Hauptangeklagte vor dem Landgericht Dortmund aus, der SchĂŒtze der Maschinenpistole, der die tödlichen SchĂŒsse auf Mouhamed Lamine DramĂ© abgegeben hat. Am inzwischen 13. Verhandlungstag sollte er allerdings auch der bis dahin einzige der Prozessbeteiligten sein, der sich an die Angehörigen und NebenklĂ€ger wandte. Er sprach sie direkt an, nannte sie bei ihren Namen und bat um Entschuldigung.

Doch auch er gab zu Protokoll, dass der Polizeieinsatz am 8. August 2022 richtig und in seinem Verlauf unvermeidbar gewesen sei.

Auch wenn der 13. Prozesstag ein erstes Mal im Verlauf der Verhandlung einen Moment der Menschlichkeit barg, wird im Prozessverlauf zusehends deutlich: Zu keiner Sekunde hatten die Polizist*innen erwogen, etwas anderes zu tun, als Mouhamed Lamine DramĂ© als „GefĂ€hrdung“ zu sehen und ihn aktiv zu attackieren. Sie lösten dabei selbst die Entwicklung aus, die ihr Einsatz nahm. Erst die Anordnung und der Einsatz des Pfeffersprays sorgten dafĂŒr, dass Mouhamed Lamine DramĂ© diesem Einsatzmittel auswich, nachdem er zuvor unbeweglich, nicht ansprechbar und ohne eigenen Kontakt zu den Polizist*innen gewesen war.

Es wird einmal mehr schmerzlich klar: Die am Einsatz beteiligten Polizist*innen spulten am 8. August 2022 eine tödliche Routine ab. Keine Sekunde dachten sie darĂŒber nach, welche alternativen Einsatzbedingungen dazu hĂ€tten beitragen können, ihrem Auftrag gerecht zu werden: Einem Menschen, der ein Messer gegen sich selbst gerichtet hielt, zu Hilfe zu kommen.

In einer gemeinsamen Infomitteilung des SolidaritÀtskreis Justice4Mouhamed, der Initiative Defund the Police Dortmund und des Justice Collective Berlin ordneten die Initiativen diese EinschÀtzung bereits vor dem 13. Prozesstag ein. Die Initiative Justice4Mouhamed dokumentiert auch weiterhin den Prozess. Radio Nordpol hat auch den 13. Verhandlungstag mit einer Podcastfolge begleitet.

Nicht zuletzt schließen wir uns dem Aufruf des SolidaritĂ€tskreis Justice4Mouhamed an: „Wir konnten das 90 Tage Visum der BrĂŒder verlĂ€ngern, sodass sie die Möglichkeit bekommen fĂŒr die Dauer des gesamten Prozesses in Deutschland zu bleiben. DarĂŒber sind wir unglaublich froh und dankbar fĂŒr die UnterstĂŒtzung von so vielen Menschen!
FĂŒr die Zeit des Prozesses organisieren wir den Aufenthalt der BrĂŒder und bitten weiterhin um UnterstĂŒtzung. Wir brauchen Geld fĂŒr Miete, Lebensmittel und vieles mehr. Daher lĂ€uft unsere Spendenkampagne weiter und wir bitten alle diese zu teilen!“ justice4mouhamed.org/spenden/

Die nÀchsten Prozesstage findet ihr weiter unten im Newsletter bei den Terminen.


Gut zu wissen:
Aktuelles aus dem Themenbereich Rechter Terror und Antifaschismus
+++ Staat und NSU-Aufarbeitung: Ein Blick auf den aktuellen Stand. +++
 

Seit Juli 2018, dem Ende des ersten NSU-Prozesses am Oberlandesgericht in MĂŒnchen, stellt sich verstĂ€rkt die Frage: Wie weiter mit der Auflösung des NSU-Komplexes? AnsĂ€tze sich diesem Problem zu stellen, gibt es verschiedene: In Köln setzt sich die Initiative „Herkesin Meydanı — Platz fĂŒr alle“ fĂŒr die Umsetzung des Mahnmals Keupstraße ein. Im April 2023 entstand mit dem „Raum fĂŒr alle“ ein erster dauerhafter Treffpunkt. In ThĂŒringen empfahl der zweite NSU-Untersuchungsausschuss im Jahr 2019, die umfangreichen AktenbestĂ€nde zum NSU-Komplex aufzubereiten und der Öffentlichkeit zur VerfĂŒgung zu stellen. Seit wenigen Wochen ist nun sicher, dass die BestĂ€nde in das Erfurter Staatsarchiv ĂŒberfĂŒhrt werden und dort zugĂ€nglich gemacht werden.

In Sachsen wurde unterdessen die Idee eines Dokumentationszentrum zum NSU-Komplex verfolgt. Die Idee zirkulierte schon einige Jahre in den Netzwerken, die sich um NSU-Aufarbeitung bemĂŒhen. 2019 fand sie Eingang in den Abschlussbericht des zweiten sĂ€chsischen NSU-Untersuchungsausschusses und wurde wenige Monate spĂ€ter im Koalitionsvertrag der derzeitigen Staatsregierung aufgegriffen.

Als erster Schritt wurde 2023 eine Konzeptions- und Machbarkeitsstudie publiziert. Sie beschreibt, wie die Vermittlungs- und AufklĂ€rungsarbeit eines solchen Zentrums aussehen sollte, und enthĂ€lt außerdem einen Vorschlag, wie die verschiedenen Aufarbeitungsinitiativen bundesweit in einem dezentralen Verbund miteinander verknĂŒpft werden könnten. Eine „kleine Version“ des darin vorgeschlagenen Dokumentationszentrums soll im Mai 2025 in Chemnitz eröffnet werden, umgesetzt von drei zivilgesellschaftlichen TrĂ€gern.

Parallel zu diesen Initiativen wurden auch BemĂŒhungen auf der Bundesebene angestoßen: Unter anderem auf DrĂ€ngen verschiedener zivilgesellschaftlicher Initiativen hat sich die Bundesregierung 2021 bereit erklĂ€rt, ein Dokumentationszentrum und einen Erinnerungsort zum NSU-Komplex zu unterstĂŒtzen. Außerdem hat sie sich den Auftrag gegeben, ein „Archiv zum Rechtsterrorismus“ auf den Weg zu bringen.

Die Prozesse fĂŒr diese Projekte sind unterschiedlich weit und werden zurecht kritisch beĂ€ugt:
  • Das Archivprojekt hat aufgrund der (2017 wenig aufarbeitungsfreundlich verschĂ€rften) Archivgesetzgebung derzeit kaum eine Perspektive. Vor der gesetzgeberischen Arbeit, die dokumentarischen Grundlagen zu verbessern, scheut die Bundesregierung zurĂŒck. Stattdessen soll nun ein Themenportal entstehen, das auf den Materialien etwa antifaschistischer Archive und zivilgesellschaftlicher Projekte beruhen soll. Die haben verstĂ€ndlicherweise abgewunken: „Das ist uns zu wenig.“ 
  • Der Prozess fĂŒr das Dokumentationszentrum wurde von der Bundeszentrale fĂŒr politische Bildung (und damit auch vom Bundesministerium des Inneren) gestaltet: Ende Februar 2024 wurden Gutachten und die daraus entwickelte Machbarkeitsstudie veröffentlicht. Darin finden sich einerseits vielversprechende AnsĂ€tze, etwa dort wo die DezentralitĂ€t der AufarbeitungsbemĂŒhungen ernst genommen wird, anderseits aber auch entscheidende Stolperfallen. So steht der vorgeschlagenen organisatorischen Rahmen einer öffentlich-rechtlichen Stiftung im Widerspruch zu dem Ziel, ein Dokumentationszentrum zu ermöglichen, dass grĂ¶ĂŸtmögliche UnabhĂ€ngigkeit haben und Fragen der Aufarbeitung bestenfalls ohne EinschrĂ€nkung durch behördliche ZwĂ€nge stellen kann – gerade mit Blick auf die Rolle staatlicher Institutionen.
  • Der Erinnerungsort hingegen bleibt ein blinder Fleck: Weder ist die ZustĂ€ndigkeit innerhalb der Bundesregierung geklĂ€rt, noch gibt es weiterfĂŒhrende konzeptuelle ErwĂ€gungen. DarĂŒber tĂ€uscht auch dessen behelfsmĂ€ĂŸige ErwĂ€hnung in der Studie der Bundeszentrale fĂŒr politische Bildung nicht hinweg.
+++ Hamburger Halskestraße endlich in Chñu-und-Lñn-Straße umbenannt! +++

Nach fast 44 Jahren wurde am 11. Mai 2024 die Hamburger Halskestraße in ChĂąu-und-LĂąn-Straße umbenannt und erinnert damit zukĂŒnftig an Nguyễn Ngọc ChĂąu und Đỗ Anh LĂąn. Nach ihrer Flucht aus Vietnam lebten beide in der GeflĂŒchtetenunterkunft in der Halskestraße, bis sie am 22. August 1980 zu den bisher ersten bekannten Opfer des Rechtsterrorismus in der BRD wurden.

Die Initiative in Gedenken an Nguyễn Ngọc ChĂąu und Đỗ Anh LĂąn hatte sich 2014 in Reaktion auf das Bekanntwerden des NSU gegrĂŒndet. Überlebende des Anschlags kĂ€mpften gemeinsam mit der Mutter Đỗ Anh LĂąns und mit einigen solidarischen Menschen zehn Jahre lang fĂŒr die Schaffung eines Gedenk- und Erinnerungsorts.

Bereits wenige Jahren nach dem Brandanschlag erinnerte schon nichts mehr in Hamburg an die Opfer. „Wenn die Opfer vergessen werden, dann werden auch die Taten vergessen. Das Leid wiederholt sich fĂŒr jede weitere Familie, die es trifft. Deshalb mĂŒssen wir endlich anfangen, den Opfern rassistischer Gewalt zu gedenken. Das braucht öffentliche Orte!“ So fasst einer der Überlebenden die Motivation hinter der Initiative zusammen.

Denn genauso wird oft verdrĂ€ngt, wie stark die 80er Jahre in Deutschland von rassistischer Gewalt geprĂ€gt waren. Der Anschlag auf ChĂąu und LĂąn war bereits die sechste Aktion der verantwortlichen rechtsterroristischen Gruppe. Auch nach ihrer Ergreifung setzte sich die Gewalt fort, nicht nur mit mehreren rassistischen Morden in Hamburg, sondern mit zwei rechtsterroristischen AnschlĂ€gen in den folgenden Monaten in Erlangen und MĂŒnchen.

Über Jahrzehnte war die Halskestraße ein grauer und kalter Ort. Doch die SolidaritĂ€t miteinander und zwischen den vielen aktiven Betroffenen und Initiativen hat diesen Ort verĂ€ndert. Jedes Jahr wĂ€hrend der Gedenkveranstaltungen und nun auch dauerhaft: als Teil des Netzwerks aus Stadtgeschichte, das die Hamburger Straßennamen bilden. So kamen zur Einweihung der Straße nicht nur zahlreiche viet-deutsche Menschen aus unterschiedlichen Generationen, sondern auch Begleiter_innen im Kampf um das Gedenken, wie Faruk und İbrahim Arslan, die Ramazan Avcı Initiative, BĂŒndnis Tag der SolidaritĂ€t Dortmund, Herkesin Meydanı, OEZ MĂŒnchen erinnern, die Sinti Union Schleswig-Holstein und die Semra-Ertan-Initiative.

Nguyễn Ngọc ChĂąu und Đỗ Anh LĂąn sind Namen von Menschen, die der Krieg in ihrem Land, die Hoffnung auf ein besseres Morgen und die grenzenlose SolidaritĂ€t nach Hamburg brachten. Sie sind die Namen von zwei Opfern rassistischer Gewalt in Deutschland. Diese Namen zu lernen und auszusprechen, ist ein Schritt zur Erinnerung und Anerkennung. Es wird Zeit brauchen, bis diese Namen bekannt sind und richtig ausgesprochen werden können. Doch nur durch das Aussprechen der Namen können wir anfangen, ihre Geschichten zu lernen, uns nach ihren Hoffnungen und TrĂ€umen zu fragen und sie zum Teil einer geteilten Erinnerung werden zu lassen.

Die ChĂąu-und-LĂąn-Straße ist der Anfang eines langen Weges. In den nĂ€chsten Wochen soll hier ein erklĂ€rendes Schild angebracht und die Bushaltestelle umbenannt werden. In hoffentlich naher Zukunft wird hier ein Lern- und Erinnerungsort geschaffen. Dies sollen Schritte sein, um noch viel mehr Namen und Geschichten zu lernen.

+++ Erinnerung und Schweigen – Zum gegenwĂ€rtigen Stand des Gedenkens an Shlomo Lewin und Frida Poeschke in Erlangen +++

Gastbeitrag von initiative kritisches gedenken

Shlomo Lewin und Frida Poeschke wurden am 19. Dezember 1980 in Erlangen von einem Mitglied der neonazistischen Wehrsportgruppe Hoffmann aus antisemitischen Motiven erschossen.

Das Attentat, wie auch dessen Vor- und Nachgeschichte inklusive der gesellschaftlichen Aufarbeitung stehen exemplarisch fĂŒr die KontinuitĂ€ten rechter Gewalt nach 1945. Die TĂ€ter*innen wurden trotz Überwachung durch den Verfassungsschutz politisch verharmlost, die Opfer von Ermittlungsbehörden und Medien diffamiert und die Tat selbst nie vollstĂ€ndig aufgeklĂ€rt. Nach dem Ende des Gerichtsprozesses Mitte der 1980er-Jahre gerieten die Tat und die Opfer mehr und mehr in Vergessenheit, auch weil es in Erlangen lange Zeit keinerlei öffentliches oder gar offizielles Gedenken gab.

So wurde erst am dreißigsten Jahrestag des Doppelmordes 2010 eine GrĂŒnflĂ€che am Rand der Erlanger Innenstadt in „Lewin-Poeschke-Anlage“ umbenannt. WĂ€hrend der Einweihung wurde die Tat entpolitisiert und an dem Ort selbst informierte nichts ĂŒber die namensgebenden Opfer geschweige denn ĂŒber die UmstĂ€nde ihrer Ermordung. Auch eine 2015 angebrachte Gedenktafel enthĂ€lt kaum weitere Informationen und trĂ€gt zur Entpolitisierung bei, da nicht einmal zur Sprache kommt, dass es sich um einen Neonazi-Mord handelt.

Durch die kontinuierliche antifaschistische Gedenkarbeit linker Gruppen in Erlangen seit 2011, die auf wichtiger journalistischer Recherche, insbesondere von Ulrich Chaussy, aufbaut, wendete sich auch die Stadt Erlangen, vertreten durch SPD-OberbĂŒrgermeister Florian Janik, stĂ€rker dem Gedenken zu. So forderten wir als initiative kritisches gedenken gemeinsam mit vielen anderen zum 40. Jahrestag 2020, als die öffentliche Aufmerksamkeit fĂŒr den Fall hoch war, die Neugestaltung eines wĂŒrdigen Gedenkorts, der die Tat in die lange Geschichte rechter Gewalt nach 1945 einordnet, ĂŒber den Kontext informiert und so auch BezĂŒge zur Gegenwart ermöglicht.

Nachdem die Erlanger Linke einen entsprechenden Antrag im Stadtrat gestellt hatte, fĂ€llte dieser schließlich 2022 den Beschluss, dass ein solcher Gedenkort eingerichtet werden soll. Da im Vorfeld des letztjĂ€hrigen Jahrestags des Attentats absehbar war, dass es vorerst keine Bestrebungen gab, diesen Beschluss auch umzusetzen, stellten wir wĂ€hrend der Gedenkveranstaltung am 19. Dezember 2023 neue Forderungen. 

Anschließend an vorhergegangene Diskussionen an der UniversitĂ€t und in der Stadtgesellschaft forderten wir die Umbenennung der Bismarckstraße in Shlomo-Lewin-Straße und die Umbenennung des kreuzenden Lorlebergplatzes in Frida-Poeschke-Platz. Otto von Bismarck steht fĂŒr antisoziale und antisozialistische Politik und muss als Wegbereiter des (deutschen) Kolonialismus betrachtet werden. Werner Lorleberg war der letzte NS-Kampfkommandant von Erlangen im zweiten Weltkrieg, der die Kapitulation vor den Alliierten erklĂ€rte. Obwohl Lorleberg als ĂŒberzeugter Wehrmachtssoldat, KriegsbefĂŒrworter und Nationalsozialist bis zum Schluss an der militĂ€rischen Verteidigung der Stadt festhielt und nur durch Überredung anderer letztlich einlenkte, wird er bis heute als Retter der Stadt geehrt.

Mit der Intervention in dieses problematische Heldengedenken und in diese besondere Konstellation deutscher Gewaltgeschichte (Kaiserreich/Kolonialismus – Nationalsozialismus – rechter Terror) streben wir eine erinnerungspolitische VerĂ€nderung in Erlangen an, an deren Anfang die Umbenennung der beiden Straßen stehen kann. Zu dieser VerĂ€nderung gehört es aber auch, sich nicht immer wieder nach runden Jahrestagen der politischen Verantwortung fĂŒr die Erinnerung an das antisemitische Attentat auf Shlomo Lewin und Frida Poeschke zu entziehen und endlich den Beschluss zur Neugestaltung eines Gedenkortes umzusetzen.

Da die Stadt nach der Gedenkveranstaltung mit einem Kommentar in der Presse, es sei bei ihr kein Antrag auf Straßenumbenennung eingegangen, versuchte, die politische Frage nach dem öffentlichen Gedenken auf die Ebene der Verwaltung zu ziehen, beschlossen wir, uns in einem offenen Brief an den OberbĂŒrgermeister zu wenden. Darin verleihen wir unseren Forderungen gemeinsam mit langjĂ€hrigen WeggefĂ€hrt*innen aus Erlangen und ganz Deutschland Nachdruck.

Bisher hat sich weder die Stadt dazu geĂ€ußert, noch wurde der offene Brief medial aufgegriffen, weshalb es unklar ist, wie der Prozess weiter verlaufen wird. Wir werden uns weiter fĂŒr ein unabhĂ€ngiges antifaschistisches Gedenken einsetzen und auch jenseits des Handelns der Stadt immer wieder an Shlomo Lewin und Frida Poeschke, an ihre Ermordung und an das Schweigen und Vergessen in Erlangen erinnern.

Der offene Brief samt Unterzeichner*innen ist hier nachzulesen – wir freuen uns ĂŒber weitere UnterstĂŒtzung und Verbreitung des Anliegens.

23. Juni 2024: Gedenktag anlĂ€sslich des 25. Jahrestages des ersten bekannten NSU-Anschlags in NĂŒrnberg

Gastbeitrag von Das Schweigen durchbrechen

Gedenkkundgebung: 12 Uhr Scheurlstraße

Demonstration: Auftakt 13.30 Uhr, Willy-Brandt-Platz

Am 23. Juni 1999 explodiert in der Bar Sonnenschein ein Sprengsatz. Der Betreiber Mehmet O. ĂŒberlebt schwer verletzt. Er ist das erste Opfer der extrem rechten Terrororganisation Nationalsozialistischer Untergrund (kurz: NSU).

Bis 2007 ermordet der NSU Enver ƞimƟek, Abdurrahim ÖzĂŒdoğru, SĂŒleyman TaƟköprĂŒ, Habil Kılıç, Mehmet Turgut, Ä°smail YaƟar, Theodoros Boulgarides, Mehmet KubaĆŸÄ±k, Halit Yozgat und MichĂšle Kiesewetter. Neben diesen MordanschlĂ€gen begeht der NSU mehrere RaubĂŒberfĂ€lle und noch mindestens drei weitere BombenanschlĂ€ge. Dabei werden mehr als 30 Menschen zum Teil lebensgefĂ€hrlich verletzt, viele weitere schwer traumatisiert.

Die Ermittlungen der Polizei sind geprĂ€gt von Rassismus, Fehlern und Schikane gegenĂŒber den Angehörigen. Auch die mediale Berichterstattung ĂŒber die Morde trĂ€gt massiv zur Kriminalisierung und Stigmatisierung von Opfern und Angehörigen bei. Sie sind durchzogen von einer HerabwĂŒrdigung der Ermordeten und wilden Spekulationen ĂŒber vermeintlich kriminelle Verstrickungen ihrer Familien. Deutlich wird dies am zutiefst rassistischen Begriff der „Dönermorde“, welcher von der NĂŒrnberger Zeitung in die Welt gesetzt und von anderen Medien achtlos ĂŒbernommen und reproduziert wird.

Überlebende, Angehörige und Initiativen kĂ€mpfen bis heute um die Aufarbeitung der Taten und der HintergrĂŒnde.

Doch die Taten des NSU sind kein Einzelfall. Sie reihen sich ein in AnschlÀge wie das Oktoberfestattentat von 1980, rassistische Pogrome wie jene in Rostock-Lichtenhagen oder Hoyerswerda in den 90er Jahren und die Morde von Halle und Hanau heute. Begleitet werden diese von einem gesellschaftlichen Klima der Ignoranz, was sich aktuell deutlich bei der Debatte um die Abschaffung des Asylrechts zeigt. Hier offenbart sich nicht nur ein politisches Versagen, diesen extrem rechten KontinuitÀten etwas entgegenzusetzen, vielmehr scheinen Behörden und Institutionen in den Aufbau rechter Netzwerke und die Verhinderung von AufklÀrung rechtsextremer Straftaten verstrickt zu sein.

AnlĂ€sslich des 25. Jahrestages des Beginns der Mord- und Anschlagsserie wollen wir die Forderungen nach AufklĂ€rung und Aufarbeitung in NĂŒrnberg auf die Straße tragen. HierfĂŒr wird es zunĂ€chst um 12 Uhr am Tatort des Attentats in der Scheurlstraße eine Gedenkkundgebung geben. Um 13:30 Uhr wird anschließend vom Willy-Brandt-Platz aus die Demonstration durch die NĂŒrnberger Innenstadt beginnen. Es kann kein „weiter so“ geben!

Mehmet O. wird als Überlebender des Anschlags an diesem Tag anwesend sein und sprechen.

Wir fordern:

‱ Angehörige und Betroffene ernst nehmen
‱ VollstĂ€ndige Aufarbeitung der NSU-Mord- und Anschlagsserie
‱ Rassismus als Tatmotiv benennen
‱ Naziorganisationen und rechtsterroristische Strukturen entwaffnen und zerschlagen
‱ Staatliches Versagen aufarbeiten, Verfassungsschutz auflösen
‱ Weitere Morde und AnschlĂ€ge verhindern

Weitere Infos hier.

Bei den Terminen findet ihr alle Gedenkveranstaltungen von Das Schweigen Durchbrechen im Juni.

Wir gedenken und erinnern: 
NSU-Anschlag auf Mehmet O.

Der NSU beging am 23. Juni 1999 seinen ersten bekannten, oft vergessenen, Sprengstoffanschlag auf Mehmet O. und die von ihm betriebene „Pilsbar Sonnenschein“ in der Scheurlstraße in NĂŒrnberg.

Der damals 18-jĂ€hrige Mehmet O. wurde bei dem Anschlag schwer verletzt. Er hatte sich mit seiner „Pilsbar Sonnenschein“ seinen Traum von der SelbststĂ€ndigkeit verwirklicht, am Vorabend des Anschlags hatte er sie nach einer Testphase offiziell eröffnet.

Die Rohrbombe, versteckt in einer Taschenlampe, entdeckte Mehmet O. beim Reinigen der WCs seiner Bar am Tag nach der Eröffnungsfeier. Die ZĂŒndung war fehlerhaft, daher ĂŒberlebte Mehmet O. den Anschlag schwer verletzt.

WĂ€re die Möglichkeit eines Neonazi-Attentats und Rassismus bei den Ermittlungen als Motiv in Betracht gezogen worden, hĂ€tte möglicherweise die weitere Mord- und Anschlagsserie des NSU verhindert werden können. Stattdessen waren die Ermittlungen, wie im Großteil der Ermittlungen der Sicherheitsbehörden im NSU-Komplex, von institutionellen Rassismus gegen Mehmet O. geprĂ€gt und wurden sieben Monate nach der Tat ergebnislos eingestellt.
Erst wĂ€hrend des NSU-Prozesses am Oberlandesgericht MĂŒnchen wurde durch eine Aussage des mittlerweile rechtskrĂ€ftig als NSU-UnterstĂŒtzer verurteilten Carsten Schultze bekannt, dass das NSU-Netzwerk auch fĂŒr die Rohrbombe verantwortlich war, die das Leben von Mehmet O. bis heute beeintrĂ€chtigt. Mit in die Anklage des NSU-Prozesses aufgenommen wurde der Anschlag jedoch nicht.

Abdurrahim ÖzĂŒdoğru

Am 13. Juni 2001 wurde Abdurrahim ÖzĂŒdoğru in seiner Änderungsschneiderei in NĂŒrnberg vom NSU ermordet. Er war das zweite Opfer der Mordserie und wurde 49 Jahre alt.

Abdurrahim ÖzĂŒdoğru war 1972 aus der TĂŒrkei nach Deutschland gekommen und arbeitete als Metallfacharbeiter. Nebenbei baute er mit seiner Frau die Änderungsschneiderei auf.

Seine Tochter TĂŒlin ÖzĂŒdoğru ließ am 401. Verhandlungstag ihren Anwalt im Rahmen von dessen PlĂ€doyer einen Brief verlesen:

„Mein Vater lebte bereits schon 29 Jahre in Deutschland, als diese Tat passierte. Ein junger Mann, der aufgrund seiner guten schulischen Leistungen ein Stipendium fĂŒr ein Studium in Deutschland erhielt und so 1972 an der UniversitĂ€t Erlangen das Studieren begann. [
] Dieser Mann, mein geliebter Vater, wurde in einem Erst-Welt-Land, in dem ökonomisch und technisch hochentwickelten modernen Deutschland am Tageslicht kaltblĂŒtig, brutal und auf professionelle Weise ermordet. [
] Mein Vater wurde Opfer von Hass und Gewalt, Opfer von Verharmlosung rechter Gewalt.“

Die Ermittlungen nach dem Mord richteten sich gegen Abdurrahim ÖzĂŒdoğru, seine Familie und sein Umfeld und waren von rassistischen Unterstellungen geprĂ€gt. Gegen Neonazis wurde kaum ermittelt.

Bis heute ist nicht geklĂ€rt, wer den NSU beim Mord an Abdurrahim ÖzĂŒdoğru unterstĂŒtzte. Die Änderungsschneiderei lag in einer Nebenstraße der NĂŒrnberger SĂŒdstadt und war fĂŒr Abdurrahim ÖzĂŒdoğru ein Nebenerwerb, sie war nicht regelmĂ€ĂŸig geöffnet. Um hier jemanden zu ermorden, brauchte es genaue Ortskenntnisse.

SĂŒleyman TaƟköprĂŒ

Am 27. Juni 2001 wurde SĂŒleyman TaƟköprĂŒ im LebensmittelgeschĂ€ft seiner Familie in Hamburg vom NSU ermordet. Er wurde 31 Jahre alt und hinterließ eine Tochter.

Seine Schwester AyƟen TaƟköprĂŒ schrieb zum 20. Jahrestag seiner Ermordung im Magazin „Hinz&Kunzt“ ĂŒber die Monate vor dem Mord, in denen SĂŒleyman TaƟköprĂŒ den Laden seiner Familie in der Hamburger SchĂŒtzenstraße ĂŒbernommen hatte:

„Er war voller PlĂ€ne! Nebenan wollte er einen Weinladen eröffnen. Ich erinnere mich an den April 2001: Mein Bruder stand im Laden, voller Begeisterung, und meinte: ‚Guck mal, kleine Schwester, ich habe neue Regale besorgt!‘ Doch seine PlĂ€ne und TrĂ€ume wurden mit ihm vernichtet.“

Der Mord an SĂŒleyman TaƟköprĂŒ war der dritte der Mordserie des NSU. Die Polizei ermittelte danach massiv gegen SĂŒleyman TaƟköprĂŒ, seine Familie und sein Umfeld. Und das, obwohl die Mordwaffe zuvor auch bei den Morden an Enver ƞimƟek und Abdurrahim ÖzĂŒdoğru verwendet worden war und der Vater von SĂŒleyman TaƟköprĂŒ zwei weiße Deutsche als TatverdĂ€chtige benannt hatte – er hatte die Mörder gesehen, bevor er seinen Sohn sterbend fand.
Hamburger Ermittler verhinderten wĂ€hrend der bundesweiten Ermittlungen zur Mordserie 2006, dass tiefergehend in Richtung eines rechten Hintergrunds der Mordserie ermittelt wurde.Die Familie von SĂŒleyman TaƟköprĂŒ kĂ€mpft bis heute um AufklĂ€rung.

Sein Neffe Okan TaƟköprĂŒ sagte beim „Tribunal NSU-Komplex auflösen“ Anfang Juni 2022: „Vor allem wĂŒnschen wir uns als Familie TaƟköprĂŒ einen Untersuchungsausschuss in Hamburg. Die AufklĂ€rung ist der einzige Weg mit den Schmerzen abschließen zu können.“Hamburg ist bis heute das einzige Bundesland, in dem der NSU mordete, das keinen parlamentarischen Untersuchungsausschuss eingerichtet hat. Im April 2023 stellte die Linksfraktion erneut einen Antrag auf Einrichtung eines UA. Dieser wurde von der Regierungskoalition aus SPD und GrĂŒnen verhindert, wĂ€hrend die Familie von SĂŒleyman TaƟköprĂŒ in der Hamburger BĂŒrgerschaft anwesend war.

NSU-Nagelbombenanschlag auf die Kölner Keupstraße

Am 9. Juni 2004, verĂŒbte der NSU in der Keupstraße in Köln einen rassistischen Nagelbombenanschlag. Sehr viele Menschen wurden zum Teil schwer verletzt, unzĂ€hlige traumatisiert.

Viele Überlebende des Anschlags gingen von Beginn an davon aus, dass sie einen rechten Anschlag ĂŒberlebt hatten. „Nach meiner Vermutung waren es die Rechtsextremen“, wird einer von ihnen im Kölner Stadtanzeiger vom 10./11. Juni 2004 zitiert. Dies und auch die Tatsache, dass es 1999 mehrere rechte AnschlĂ€ge mit einer Ă€hnlichen Vorgehensweise in London gegeben hatte, ließen die Ermittler*innen aber außen vor.

Der NSU-Untersuchungsausschuss im Landtag von Nordrhein-Westfalen offenbarte darĂŒber hinaus, wie aktiv die Ermittlungsbehörden jeden Hinweis auf eine Ähnlichkeit zu den Londoner AnschlĂ€gen beiseite geschoben bzw. ĂŒbergangen hatten.
Die Ermittlungen richteten sich stattdessen gegen die Bewohner*innen der Keupstraße, gegen die Ladenbesitzer*innen und Besucher*innen der Straße. Auch hier prĂ€gten rassistische Annahmen die Ermittlungen. Die Überlebenden des Anschlags auf die Keupstraße sprechen von dem „Anschlag nach dem Anschlag“, wenn sie den Umgang der Behörden, der Medien und von Teilen der Öffentlichkeit mit ihnen in den sieben Jahren zwischen dem Anschlag im Sommer 2004 und der Selbstenttarnung des NSU-Kerntrios im November 2011 beschreiben.
Wir gedenken auch Atilla Özer, Überlebender des Nagelbombenanschlags auf die Keupstraße, der am 23. September 2017 verstarb.

AnlĂ€sslich des 10. Jahresgedenkens zur Erinnerung an den Nagelbombenanschlag beging die Stadt Köln im Sommer 2014 das erste, damals sehr große Birlikte-Fest. Zahlreiche Menschen besuchten die Keupstraße oder kamen zu Konzerten und RedebeitrĂ€gen zusammen. Prominenter Gast und Festredner war auch der damalige BundesprĂ€sident Joachim Gauck. Er stattet auch einigen Überlebenden des Anschlags einen Besuch ab. Der Film „Der Kuaför aus der Keupstraße“ dokumentiert diese Begegnung und ihren zum Teil schmerzahften Charakter. Denn nicht die Überlebenden und ihre Geschichte sondern der BundesprĂ€sident schienen bei diesem staatstragenden Gedenken im Mittelpunkt zu stehen.

Zum 20. Jahrestag des Anschlages werden die von der Stadt und ihren (Kultur)einrichtungen vorbereiteten Veranstaltungen an der Seite selbstorganisierten Gedenkens aus dem Kreis von Betroffenen und Überblebenden, Initiativen und solidarischen Menschen stehen. In den vergangenen zehn Jahren hat sich viel verĂ€ndert. Das Mahnmal, dass an das Erleben und Überlebenden des Anschlags erinnert, ist aber auch im Sommer 2024 noch nicht realisiert. Das diejĂ€hrige Birlikte-Fest ist Teil dieser andauernden KĂ€mpfe um ein wĂŒrdiges, selbstbestimmtes Gedenken.

İsmail YaƟar

Am 9. Juni 2005 wurde Ä°smail YaƟar in seinem Imbiss in NĂŒrnberg vom NSU ermordet. Er wurde 50 Jahre alt.

Seinen Imbiss hatte Ä°smail YaƟar sechs Jahre zuvor gegenĂŒber der Scharrerschule eröffnet, die auch sein Sohn besuchte. Nach dem Mord klebten SchĂŒler*innen der Schule und Nachbar*innen Briefe an den Imbiss, legten Blumen ab und entzĂŒndeten Kerzen. Ä°smail YaƟar war sehr beliebt in seinem Viertel.

Die Ermittlungen der Polizei richteten sich jedoch gegen Ä°smail YaƟar, seine Familie und sein Umfeld. Die Ermittler*innen verbreiteten, wie in anderen FĂ€llen der Mordserie, auch hier rassistische GerĂŒchte, beispielsweise Kontakten zum Drogenhandel.

In Richtung eines rechten Motivs wurde kaum ermittelt, obwohl es am Imbiss zuvor eine SachbeschĂ€digung gegeben hatte, fĂŒr die ein Neonazi verurteilt worden war. Heute wissen wir: Dieser Neonazi hatte wohl Kontakt zum NSU-Umfeld. Auch dass der Mord an Ä°smail YaƟar genau ein Jahr nach dem Nagelbombenanschlag auf die Kölner Keupstraße geschah, wurde bei den Ermittlungen außen vor gelassen.
Mit der Selbstenttarnung des NSU im November 2011 wurde klar: Die rassistischen GerĂŒchte, die Behörden und Medien verbreitet hatten, waren falsch. Seitdem kehrt die Erinnerung an Ä°smail YaƟar in die NĂŒrnberger Scharrerstraße zurĂŒck. SchĂŒler*innen der Scharrerschule gestalten das Gedenken rund um den Tatort, 2022 wurde eine GrĂŒnflĂ€che in der NĂ€he als Ä°smail-YaƟar-Platz benannt.
Theodoros Boulgarides

Am 15. Juni 2005 wurde Theodoros Boulgarides in seinem zwei Wochen zuvor eröffneten SchlĂŒsseldienst in MĂŒnchen vom NSU ermordet. Er wurde 41 Jahre alt.

Seine Familie kÀmpft bis heute um AufklÀrung, denn nach dem Mord ermittelte die Polizei nicht zu einem rechten Motiv, sondern gegen Theodoros Boulgarides, seine Familie und sein Umfeld. Und auch nach der Selbstenttarnung des NSU, die klar machte, dass es ein rassistischer Mord war, wurden das Neonazi-Netzwerk, das den Mord ermöglichte, und die Verantwortung der Behörden nie vollstÀndig aufgeklÀrt.

Yvonne Boulgarides, die Witwe von Theodoros Boulgarides, sagte zum Ende des NSU-Prozesses: „Er Ă€hnelt fĂŒr mich einem oberflĂ€chlichen Hausputz. Um der GrĂŒndlichkeit genĂŒge zu tun, hĂ€tte man die ‚Teppiche‘ aufheben mĂŒssen, unter welche bereits so vieles gekehrt wurde.“

Seine Tochter Mandy Boulgarides schrieb zehn Jahre nach der Selbstenttarnung des NSU:

„Diese letzten 10 Jahre waren fĂŒr alle Hinterbliebenen, Angehörigen und die UnterstĂŒtzenden mehr als aufwĂŒhlend. Es war belastend und zum Teil auch beleidigend. Es waren auch 10 Jahre, in denen wir in die Beweispflicht genommen wurden, um nachzuweisen, dass mehr als nur drei Personen die Schuld an der kaltblĂŒtigen und menschenverachtenden Ermordung von 10 unschuldigen Menschen tragen. (…)

Was haben uns die letzten 10 Jahre gezeigt? Unser Rechtsstaat hat noch viel zu lernen und sollte sich dessen endlich bewusst werden! Die ganzen Morde und AnschlĂ€ge stehen in keinerlei VerhĂ€ltnis zu den lĂ€cherlichen Urteilen. (…)

Dies ist ein bedeutender Moment der deutschen Nachkriegszeit. Wir zeigen Deutschland, dass jeder das Recht haben muss lĂŒckenlose AufklĂ€rung zu erhalten.

Ich will, dass alle Personen die mit dem NSU-Terror und dem ganzen Komplex in Verbindung stehen dafĂŒr zur Verantwortung gezogen werden.

Ich wĂŒnsche mir, dass Menschen keine Angst haben, fĂŒr ihre Rechte oder die ihrer verstorbenen Angehörigen zu kĂ€mpfen und Fragen laut in die Gesellschaft zu schreien. (…)

Wir werden nicht aufhören zu fragen. Es wird endlich Zeit fĂŒr klĂ€rende Antworten.“



+++ Termine +++
8.-9. Juni, Köln: BÄ°RLÄ°KTE Gedenken & Kulturfest, 20. Jahrestag des Nagelbombenanschlags in der Keupstraße. Keupstraße. Mehr Infos hier.
9. Juni, NĂŒrnberg: Gedenken an Ä°smail YaƟar. 14.00 Uhr, Scharrerstraße. Weitere Infos hier.

9.-16.Juni, Köln: 5 Köln 80 Keupstr. Fotoausstellung zum Leben auf der Keupstraße 1980-1983. CafĂ© Paradies, Keupstraße 64. Mehr Infos hier.

13. Juni, NĂŒrnberg: Gedenken an Abdurrahim ÖzĂŒdoğru. 18.00 Uhr, Siemensstraße/ Gyulaer Straße. Weitere Infos hier.

14. und 20. Juni, Dortmund: Prozess gegen fĂŒnf Polizist*innen wegen des Todes von Mouhamed Lamine DramĂ©. Mahnwachen vor dem Gericht ab 7:30 Uhr. Weitere Infos hier.

14. und 28. Juni, Berlin: Sitzungen des Untersuchungsausschusses zum Neukölln-Komplex. Kundgebungen voraussichtlich ab 8:30 Uhr vor dem Berliner Abgeordnetenhaus. Weitere Infos hier.
23. Juni, NĂŒrnberg: Gedenktag anlĂ€sslich des 25. Jahrestages des ersten bekannten NSU-Anschlags in NĂŒrnberg. Ab 12 Uhr, Scheurlstraße. Weitere Infos hier.
 
23.-24.Juni, Dortmund: Ausstellung „STOPP. ZUHÖREN. BEGEGNEN.“ Von Cana Bilir-Meier und Talya Feldman. Mehmet-KubaĆŸÄ±k-Platz. Mehr Infos hier.
24. Juni, NĂŒrnberg: Gedenken an den Anschlag auf die Disko Twenty Five, den Mord an William Schenck, Rufus Surles und Mohamed Ehap. 18:00 Uhr, Königsstraße, Ecke Richard Lindner Gasse. Weitere Infos hier.
24. Juni und 2. Juli, Schwerin: Sitzungen des 2. NSU/Rechter Terror-Untersuchungsausschusses Mecklenburg-Vorpommern zum Nordkreuz-Netwerk. Ab 10 Uhr im Schweriner Landtag. Weitere Infos hier.
Noch bis 28. Juli, MĂŒnchen: Ausstellung „Rechtsterrorismus. Verschwörung und SelbstermĂ€chtigung – 1945 bis heute“ und Rahmenprogramm. Im NS-Dokuzentrum MĂŒnchen. Weitere Infos hier.
Noch bis 25. August, Wien: Ausstellung „‚Man will uns ans Leben‘ Bomben gegen Minderheiten 1993–1996“ und Rahmenprogramm. Im Volkskundemuseum Wien. Weitere Infos hier.


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