In Folge #108 von „NSU-Watch: Aufklären & Einmischen. Der Podcast über den NSU-Komplex und rechten Terror“/ Folge #54 der Podcastserie mit dem VBRG e.V. „Vor Ort – gegen Rassismus, Antisemitismus und rechte Gewalt“ sind die Forderungen und Perspektiven der Hinterbliebenen und Überlebenden des rassistischen Anschlags in Hanau am 19. Februar 2020 ein kontinuierlicher Schwerpunkt. Anlässlich des 5. Jahrestags sprechen in der aktuellen Podcastfolge Çetin Gültekin, Bruder des ermordeten Gökan Gültekin sowie Armin Kurtović, Vater des ermordeten Hamza Kurtović und Rechtsanwalt Sebastian Scharmer, der im Auftrag der Eltern des am 19.Februar 2020 ermordeten Vili-Viorel Păun Strafanzeige wegen des Notrufversagens gestellt hat.
Said Nesar Hashemi, Hamza Kurtović, Ferhat Unvar, Sedat Gürbüz, Fatih Saraçoğlu, Gökhan Gültekin, Vili Viorel Păun, Mercedes Kierpacz und Kaloyan Velkov wurden am 19. Februar 2020 aus rassistischen Motiven ermordet. Seit fünf Jahren kämpfen ihre Angehörigen und die Überlebenden gemeinsam mit der Initiative 19. Februar 2020 um Aufklärung, Gerechtigkeit, Konsequenzen und ein würdiges Gedenken.
Im Podcast 54 steht die Frage nach den Konsequenzen fünf Jahre nach dem rassistischen Anschlag im Mittelpunkt: Im Podcast zu hören ist die Rede, die Çetin Gültekin als Bruder des ermordeten Gökan Gültekin kurz vor dem Jahrestag beim selbstorganisierten Gedenken der Initiative 19. Februar Hanau gehalten hat – mit einem Rück- und Ausblick auf die Kämpfe der Hinterbliebenen und Überlebenden. Armin Kurtović, Vater des am 19.Februar 2020 ermordeten Hamza Kurtović, spricht im Podcast über die Auswirkungen der fehlenden strafrechtlichen Konsequenzen: Die Eltern von Hamza Kurtović haben Anfang Januar 2025 deshalb wegen des versperrten Notausgangs der Arena-Bar in der Tatnacht erneut Strafanzeige gestellt. Sie fordern, dass die Ergebnisse des Hessischen Untersuchungsausschusses zu strafrechtlichen Konsequenzen für die Verantwortlichen führen. Der Hessische Untersuchungsausschuss hat in seinem Abschlussbericht auch festgestellt, dass Vili Viorel Păun in der Tatnacht unter dem Notruf 110 niemanden erreichen konnte, weil das Notrufsystem für die Stadt Hanau hoffnungslos veraltet war und das Innenministerium und das Polizeipräsidium mehr als 15 Jahre lang eine Modernisierung mit einem sogenannten „Überlaufsystem“ versäumt hatten. Vili Viorel Păun wurde posthum vom Land Hessen mit einer Medaille für Zivilcourage geehrt. Doch strafrechtliche Konsequenzen für die verantwortliche Behördenleitung wird es trotz aller vorliegenden Beweise nicht geben. Rechtsanwalt Sebastian Scharmer, der im Auftrag der Eltern des am 19. Februar 2020 ermordeten Vili-Viorel Păun Strafanzeige wegen des Notrufversagens gestellt hat, beschreibt im Podcast, wie die Staatsanwaltschaft Hanau wenige Tage vor Ablauf der fünfjährigen Verjährungsfrist das Ermittlungsverfahren eingestellt hat.