In Folge #59 von „NSU-Watch: Aufklären & Einmischen. Der Podcast über den NSU-Komplex, rechten Terror und Rassismus“ ist Folge #13 der Podcastserie mit dem VBRG e.V. „Vor Ort – gegen Rassismus, Antisemitismus und rechte Gewalt“ zu hören.
Am 6. Januar 2016 wurde Ahmed I. auf offener Straße angegriffen und durch einen Messerstich in den Rücken schwer verletzt. Er überlebte diesen versuchten Mord nur knapp. Beinahe fünf Jahre sind seitdem vergangen. Ahmed I. hatte kurz vor dem Angriff einen Fahrradfahrer hinter sich bemerkt, der Angriff aber kam für ihn wie aus dem Nichts. I. machte bereits 2016 auf einen möglichen rechten Hintergrund der Tat aufmerksam. Die Ermittlungen konzentrierten sich aber auf sein eigenes Umfeld in der Geflüchtetenunterkunft in Lohfelden. Nur sehr kurzzeitig wurde gegen lokale Neonazis ermittelt. Diese Ermittlungen hätten – wenn sie mit Nachdruck geführt worden wären – zum Erfolg führen können. Denn auch das Alibi von Stephan Ernst für den Tatabend wurde erfragt. Mit dessen Angaben ‚Urlaub‘ und ‚Zuhause‘ gab man sich allerdings seitens der Polizei zufrieden. Die Ermittlungen zum Angriff auf Ahmed I. wurden eingestellt. Dreieinhalb Jahre später wurde Walter Lübcke auf seiner Terrasse erschossen – mutmaßlich von Stephan Ernst. Ein Ermittlungserfolg im Fall des Angriffs auf Ahmed I. hätte den Mord an Walter Lübcke vermutlich verhindern können. Seit dem 16. Juni 2020 läuft vor dem Oberlandesgericht Frankfurt der Prozess zum Mord an Walter Lübcke und zum Angriff auf Ahmed I., in diesem ist Ahmed I. Nebenkläger, er sagte am 29. Oktober 2020 beim Prozess aus.
Darüber sprechen wir in dieser Folge von „Vor Ort“ mit Ahmed I. und mit Anna Brüggemann von response. Beratung für Betroffene rechter und rassistischer Gewalt. Außerdem sind Teile der Pressekonferenz zu hören, die am Tag der Aussage von Ahmed I. stattfand. Neben Ahmed I. ist auch sein Anwalt Alexander Hoffmann zu hören.
Im Mittelpunkt der Podcastserie „Vor Ort“ stehen Analysen, Beispiele und Hintergründe dazu, wie Rassismus, Antisemitismus und rechte Gewalt den Alltag vieler Menschen beeinträchtigen und beeinflussen. Und natürlich die Frage der Solidarität.