NSU-Watch: »Aufklären und Einmischen«!
Die rassistische Mordserie des »Nationalsoziaistischen Untergrunds« (NSU) markiert eine Zäsur in der bundesrepublikanischen Geschichte. Die Taten des NSU, sein Netzwerk und die Rolle der Behörden sind auch nach dem Ende des Münchener NSU-Strafprozesses längst nicht aufgeklärt.
NSU-Watch wird von einem Bündnis aus rund einem Dutzend antifaschistischer und antirassistischer Gruppen und Einzelpersonen aus dem ganzen Bundesgebiet getragen, die seit über einem Jahrzehnt zum Themenkomplex arbeiten.
Von 2013 bis 2018 war der Kern der Arbeit von NSU-Watch die Beobachtung des Prozesses in München. An jedem der 438 Verhandlungstage waren wir im Gerichtssaal dabei. Wir berichteten via Social Media und erstellten detaillierte Protokolle. Darüber hinaus war und ist die Beobachtung von Parlamentarischen Untersuchungsausschüsse zum NSU-Komplex zentraler Bestandteil unserer Arbeit. Hierzu bildeten sich in mehreren Bundesländern regionale NSU-Watch-Gruppen. Im Jahr 2020 veröffentlichten wir unser Buch „Aufklären und Einmischen. Der NSU-Komplex und der Münchener Prozess“.
Rassismus, Antisemitismus und rechte Gewalt sind auch nach der Zäsur, die der NSU-Komplex war, virulent. Das rassistische Attentat am Münchener Olympia-Einkaufszentrum 2016, der Mord an Walter Lübcke 2019, der antisemitische, rassistische und misogyne Anschlag in Halle 2019 und das rassistische Attentat in Hanau 2020 belegen dies auf besonders traurige Weise.
Deshalb macht NSU-Watch weiter! Wir schauen dem Staat bei seinen Aufklärungsversuchen weiter auf die Finger, wir dokumentieren, recherchieren und intervenieren weiter. Wichtige Instrumente dafür sind unsere Social-Media-Kanäle und der seit 2018 regelmäßig erscheinende Podcast „Aufklären & Einmischen“.
Neben der Beobachtung von Strafprozessen und Untersuchungsausschüssen ist die Vermittlung von Wissen über Neonazis, den NSU-Komplex und rechten Terror eine wichtige Aufgabe von NSU-Watch. NSU-Watch als Projekt von antifaschistischen und antirassistischen (Recherche-) Gruppen hat Zugang zu umfangreichem Wissen über die neonazistische Szene, die im NSU involvierten Strukturen und weitere Strukturen rechten Terrors. Wir vernetzen kompetente antifaschistische Projekte und Einzelpersonen – auch mit Anwält*innen der Nebenklage – und erarbeiten gemeinsame Einschätzungen und Expertisen.
NSU-Watch wurde mit mehreren bedeutenden Preisen ausgezeichnet:
- Theodor-Heuss-Medaille 2022
- Grimme Online Award 2020 – Kategorie Information
- Hans-Frankenthal-Preis der Stiftung Auschwitz-Komitee (Oktober 2014)
- Alternativer Medienpreis 2014 in der Kategorie Internet (1. Platz)
- Journalist des Jahres 2013 – Sonderpreis
- Otto Brenner Preis 2013 – Medienprojektpreis
NSU-Watch ist eine Initiative von:
- a.i.d.a. – Antifaschistische Informations-, Dokumentations- und Archivstelle München e. V.
- Antifaschistisches Info-Blatt (AIB)
- apabiz – Antifaschistisches Pressearchiv und Bildungszentrum Berlin e.V.
- Antirassistisches Bildungsforum Rheinland
- Argumente e.V. – Netzwerk antirassistischer Bildung
- ART Dresden
- Der Rechte Rand – Magazin von und für AntifaschistInnen
- Forschungsnetzwerk Frauen und Rechtsextremismus
- LOTTA – Antifaschistische Zeitung aus NRW, Rheinland-Pfalz und Hessen
- und weiterer unabhängiger Antifaschist*innen und Gruppen aus Hessen, Hamburg, NRW, Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Thüringen