Protokoll 200. Verhandlungstag – 23. April 2015

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An diesem Verhandlungstag sagt Katrin Dr., auch bekannt unter ihrem Spitznamen „Mappe“, aus. Sie bezeichnet sich selbst als Teil der damaligen Skinhead-Szene in Chemnitz, sie sei aber auch auf andere Konzerte gegangen. Sie gibt an, Zschäpe und Mundlos hätten bei ihr übernachtet, bevor sie untergetaucht waren. Sie habe auch und gekannt, habe mit ihnen Konzerte besucht. Bernd Tödter erscheint an diesem Tag nicht als Zeuge, er meldet sich krank, der weitere geladene Zeuge aus der Schweiz hat die Vorladung nicht bekommen. So bleibt Katrin Dr. die einzige Zeugin des Tages.
Zeugin:

  • Katrin Dr. (Erkenntnisse zu Wohlleben, Mundlos, Böhnhardt, Zschäpe, Neonazi-Szene Chemnitz)

Auf der Empore nimmt (187. Verhandlungstag) im „Thor Steinar“-Shirt als Besucher Platz. Nach der Präsenzfeststellung verliest Richter Götzl eine E-Mail des für den heutigen Tag geladenen Zeugen Bernd Tödter (zuletzt 185. Verhandlungstag), in der dieser mitteilt, dass er den Zeugentermin nicht wahrnehmen könne. Zum einen sei er krankheitsbedingt verhindert, zum anderen werde er keine weiteren Aussagen machen. Götzl sagt, Tödter sei telefonisch nicht erreichbar und man habe ihn zur umgehenden Vorlage eines ärztlichen Attestes aufgefordert. Es liege bisher nichts vor, bzgl. der Folgen werde zu entscheiden sein.

Dann beginnt die Vernehmung der Zeugin Katrin Dr. Götzl sagt, es gehe um Erkenntnisse zu Wohlleben, Mundlos, Böhnhardt, Zschäpe, inwiefern Dr. Kontakt gehabt habe. Wohlleben kenne sie nicht, habe sie nie gesehen, so Dr. Dr. weiter: „Beate Zschäpe und – wie hieß er? – Uwe Mundlos habe ich kennengelernt, ja. Lang, lang ist’s her. ’96 ungefähr das letzte Mal gesehen.“ Götzl: „Und Uwe Böhnhardt?“ Dr.: „Puh, habe ich jetzt keine Erinnerung in dem Sinne, ist mir nicht so aufgefallen.“ Götzl fragt, was mit „nicht so aufgefallen“ gemeint sei. Dr.: „Ja, die haben einmal bei mir geschlafen und sonst habe ich die nicht gesehen.“ Götzl fragt, wer mit „die“ gemeint sei. Dr.: „Beate und der Uwe Mundlos.“ Götzl: „Schildern Sie, wie es dazu kam, dass die bei Ihnen übernachtet haben.“ Dr.: „Es war ein Konzert bei uns in Chemnitz und da hat mich jemand angerufen, weil bei mir öfters jemand geschlafen hat.“ Auf Frage, wer sie angerufen habe, sagt Dr.: „Meines Wissens war es der Starke, kann auch jemand anders gewesen sein.“ Dr. sagt auf Frage, sie habe damals in der Wenzel-Verner-Straße gewohnt. Götzl: „Wie standen Sie zu Starke?“ Sie habe Starke schon seit DDR-Zeiten gekannt, antwortet Dr., habe eigentlich guten Kontakt gehabt zur damaligen Zeit: „Wir kannten uns auch schon mit langen Haaren. Mit 14,15 oder so.“ Auf Frage, wie lange sie Kontakt zu Starke gehabt habe, sagt Dr.: „Ich denke mal bis ’99 so, 2000, denke ich mal so in der Richtung. Dann war ich schwanger, dann war ich raus.“

Sie verneint, nach 1999/ 2000 überhaupt Kontakt zu Starke gehabt zu haben. Götzl: „Gab es dafür einen bestimmten Grund?“ Dr.: „Da habe ich was gehört im Krankenhaus, dass er Kontakt hatte zu Leuten, zu denen ich keinen Kontakt haben wollte. Wo er damals sein Lebensgeständnis abgelegt hat.“ Götzl fragt, bei wem. Dr.: „Na, bei den Behörden halt.“ Götzl: „In Zusammenhang womit?“ Dr.: „Weiß ich nicht. Ich habe keinen Kontakt mehr mit ihm gehabt. Er hat noch mal versucht mich anzurufen und ich habe aufgelegt.“ Götzl: „Hat Sie das gestört, dass er ein Geständnis abgelegt hat?“ Dr.: „Sicher. Ich würde niemand verraten, weder meine Freunde noch sonst jemanden.“ Götzl fragt, was der Vorwurf gewesen sei in dem Verfahren, in dem Starke ein Lebensgeständnis abgelegt habe. Dr.: „Das weiß ich nicht. Habe nur gehört, dass er gewisse Leute in Dreck gezogen hat. Mich selbst nicht.“ Götzl möchte wissen, wen Starke in den Dreck gezogen habe und von wem Dr. diese Information habe. Dr.: „Spricht sich rum. Ich war im Krankenhaus. Da hatte mir irgendjemand einen Zettel mitgebracht.“ Auf dem Zettel habe die Aussage gestanden, so Dr. auf Frage, das sei eine Kopie der Aussage Starkes gewesen. Sie verneint, die weitergegeben zu haben.

Götzl: „Zurück zu dieser Übernachtung. Was war das für ein Konzert in Chemnitz?“ Dr.: „Skinheadkonzert halt.“ Wo das stattgefunden habe, wisse sie nicht mehr, sagt Dr. auf Frage, entweder im Dorf oder im E-Werk [phon.], in Chemnitz oder Umgebung.“ Götzl: „Können Sie mir zu Frau Zschäpe und Uwe Mundlos berichten, was Sie über die wissen, wie die zueinander standen?“ Dr.: „Ganz normal. Freundlich, zuvorkommend, ich war ja nun ein ganzes Stück älter und kannte nur so ziemliche Prolls, wenn ich unterwegs war. Und die waren halt höflich und zuvorkommend. Bei uns ging’s nur um Trinken und Rumgrölen und so waren sie halt nicht.“ Götzl fragt, in welchen Kreisen sich Dr. damals bewegt habe. Dr.: „Na, in Skinheadkreisen halt, ne? Aber nicht unbedingt politische.“ Götzl: „Zählte damals Starke zu Ihren Freunden?“ Dr.: „Ja, im Nachhinein, ja, schon.“ Götzl: „Bewegte sich der auch in diesen Kreisen?“ Dr.: „Ja, klar.“ Götzl: „Waren das die selben Freundeskreise in denen Sie sich bewegt haben?“ Dr.: „Ich hatte mehrere Bekanntenkreise. Ich war genauso beim Heavy-Metal-Konzert wie beim Skinheadkonzert und auch im Punkkonzert.“ Sie sei da bei der Musik offen, wie jetzt immer noch. Götzl: „Und Starke?“ Dr.: „Der war früher auch mehr beim Fußball unterwegs, ich weniger.“ Götzl fragt nach politischen Aktivitäten bei Starke. Dr.: „Habe ich jetzt nichts mitgekriegt außer dem üblichen Gegröle bei Feiern.“ Götzl fragt, was er sich darunter vorstellen müsse. Dr.: „Bei Feiern, die Musik gehört und mitgesungen, die Texte.“

Götzl fragt, was mit Zschäpe und Mundlos damals los gewesen sei. Das wisse sie nicht, die hätten nur einmal bei ihr geschlafen, so Dr. Götzl fragt nach dem Verhältnis von Zschäpe und Mundlos untereinander. Dr.: „Das kann ich von der Nacht auch nicht einschätzen. Wir waren fort, haben geschlafen, dann sind die wieder abgereist. Also, freundschaftlich.“ Götzl fragt, ob Dr. damals ihre Telefonnummer an Mundlos oder Zschäpe gegeben habe. Dr.: „Nee. Von meinen Eltern bestimmt auch nicht.“ Götzl: „Haben Sie einen Spitznamen?“ Dr.: „Ja, Mappe.“ Götzl fragt, ob es damals in Chemnitz einen Bereich gegeben habe, wo man sich in der Regel mit anderen getroffen habe. Dr.: „Gab’s mehrere. Ich bin ja nicht bloß mit den Leuten rumgerannt, wäre ja langweilig. Ich kann mich bloß noch ans Sportlerheim erinnern, war immer Mittwoch, aber da war nie Zschäpe oder Mundlos zugegen, in der Zeit wo ich da war.“ Götzl fragt nach Dr.s engsten Bezugspersonen damals. Dr.: „Meine Eltern.“ Götzl: “ Und Ihre engsten Freunde?“ Dr. sagt, das könne sie so nicht sagen. Sie kenne so viele Leute, aus Skinheadkreisen, Heavy Metal, beim Fußball, sie habe Security gemacht. Dr. weiter: „Ich hatte auch einen Freund zu der Zeit, 12 Jahre lang.“ Götzl: „Wer war das gewesen?“ Dr. nennt den Namen Rocco Fr., das sei auch der Kindsvater.

Götzl fragt, wie Zschäpe und Mundlos damals gekleidet gewesen seien. Dr.: „Puh, die haben einmal bei mir geschlafen. Normal, wie jeder.“ Üblich seien halt Stiefel und Hemd oder T-Shirts gewesen: „Bei Mädchen vielleicht nicht unbedingt.“ Götzl: „Ich muss nachfragen: Unabhängig von diesem Konzert und der Übernachtung, hatten Sie ansonsten noch Kontakt bei anderen Gelegenheiten zu Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe? „Dr.: „Kann sein, dass wir uns nochmal bei einem Konzert gesehen haben, aber ich wüsste es jetzt nicht. Ich war nicht immer mit den gleichen Leuten fort. Wir hatten kein freundschaftliches Verhältnis.“ Götzl fragt, ob denn Fr. Kontakt zu denen gehabt habe. Dr.: „Nee, der war wieder aus einem ganz anderen Umfeld. Der kam aus der unpolitischen Skinheadszene. Und war halt auch viel jünger als ich.“ Sie bejaht, dass sie mit dem zusammen gewesen sei zu der Zeit, als Zschäpe und Mundlos bei ihr übernachtet hätten. Götzl: „Hat der die damals auch getroffen?“ Dr.: „Ich denke, dass er dabei war, wenn er nicht auf Montage war.“ Götzl fragt, ob Mundlos sich damals auch politisch geäußert habe. Dr.: „Nö, er war lustig, hat viel geredet, aber über Politik haben wir uns nicht unterhalten.“

Vorhalt aus der Vernehmung von E.: Mundlos hat damals politisches Geschwafel von sich gegeben, hat mit Witzen versucht es lustig rüberzubringen. Dr.: „Ja, lustig war er.“ Vorhalt aus der Vernehmung von E.: Was ist Ihnen in Bezug auf diese Gesprächsrunde in Erinnerung geblieben? –  Ein Satz von Mundlos, demnach Konzerte nicht zum Spaß da wären, sondern genutzt werden sollten, um Kameraden zu treffen und sich politisch zu organisieren. Götzl: „Können Sie sich an solche Äußerungen erinnern?“ Dr.: „Hmm. Mit denen ich zusammen war, waren eher Skinheads. Er hatte ein paar Haare mehr, aber sonst kann ich dazu nichts sagen, ob er nun politisch engagiert [phon.] war oder nicht.“ Götzl.: „Hatte Ihr Freund denn ansonsten, abgesehen von der Übernachtung, Kontakt zu Uwe Mundlos oder Beate Zschäpe?“ Dr.: „Nicht dass ich wüsste. Wenn dann auch bei den Konzerten.“ Vorhalt aus der Vernehmung von E.: Die Art von Mundlos, wie er in der Runde erzählt, ist mir in guter Erinnerung geblieben: es war schon interessant wie er es verstanden hat, politisch radikale und antijüdische Botschaften zu verpacken; eine krasse Botschaft … gegen die Juden viel härter vorgehen, Juden hätten in unserer Gesellschaft nichts zu suchen …; Mundlos hat das dann verharmlost, indem er einen passenden Judenwitz parat hatte. Dr.: „Weiß ich nicht.“ Wenn sie weggegangen seien, sagt Dr., dann habe sie sich nicht um andere Leute geschert, da habe sie getanzt. Es folgt eine Pause bis 10:46 Uhr.

Götzl fragt, von wann bis wann Dr. mit E. zusammen gewesen sei. Dr.: „12 Jahre. Bis vor neun Jahren war ich mit ihm zusammen.“ Götzl: „Nach meiner Rechnung wäre es 2006.“ Vorhalt aus dem Vernehmungsprotokoll von E.: Politisch-ideologische Einstellung des Trios? – Kann jetzt nur die Einstellung von Uwe Mundlos beschreiben, eine extrem national deutsche Einstellung und so wie er sich gegeben hat, war er auch sehr arisch, er hat sich wie ein Herrenmensch gefühlt. Dr.: „Ich weiß nicht, ob er es so empfunden hat, weil er nicht so auf die politische Schiene ausgerichtet war. Ich habe da nie was gehört.“ Götzl fragt, ob E. Kontakt zu Mundlos unabhängig von Dr. gehabt habe. Dr.: „Nicht dass ich wüsste.“ Götzl: „War Anwendung von Gewalt in Ihren Kreisen ein Thema?“ Dr.: „Zu Hause nicht, aber draußen schon.“ Götzl: „Was können Sie dazu sagen?“ Es habe nicht ständig Gewalt gegeben, so Dr. weiter, es seien ja nicht ständig alle betrunken gewesen, aber wenn alle getrunken hätten, habe es geknallt: „Aber mehr so im eigenen Kreis.“ Anwendung von Gewalt gegen Dritte habe sie „in dem Sinne“ nicht mitgekriegt, so Dr. auf Frage.

Vorhalt aus der Vernehmung von E.: Ist Ihnen bekannt, ob Widerstand mit Gewalt ein Thema in der Szene, insbesondere des Trios, war? – Nein, nicht direkt. Aber Gewalt galt als legitimes Mittel zur Lösung des Ausländer- und Judenproblems, das war jedem bewusst. Dr.: „Das habe ich nicht mitgekriegt, wie gesagt, es gab nicht so viel Ausländer bei uns. Und Juden kannte ich auch nicht.“ Vorhalt aus der Vernehmung von E.: Wussten Sie über die Affinität des Trios zu Waffen und Sprengstoff? – Direkt nicht, aber ich erinnere mich an Aussagen von Uwe Mundlos, nach denen allen Anwesenden klar war, dass Gewalt ein legales Mittel darstellt … Waffen und Sprengstoff … und wenn Adolf noch da wäre, es keine Probleme mit Ausländern oder Juden geben würde. Dr. verneint, so etwas mitbekommen zu haben. Vorhalt aus der Vernehmung von E.: Da war dann auch der Uwe Mundlos und die Beate Zschäpe anwesend, die damals ein Paar waren. Dr.: „Ich hab da nichts davon gemerkt, dass sie ein Paar waren. Aber das hat man bei meinem Freund und mir auch nicht gemerkt. Wir sind nicht so.“

Götzl: „Kannten Sie Jan Werner?“ Dr.: „Ja, auch von den Konzerten. Wir sind öfters mal zusammen zu Konzerten gefahren.“ Das sei „kein Sympathieträger“ für sie gewesen, aber der sei halt meist der Fahrer gewesen und sie sei halt mitgefahren. Götzl fragt nach der Wendung „kein Sympathieträger“. Dr.: „Weil ich der lustige Partymensch bin und er halt nicht, er war mehr so der in sich Gekehrte, Ruhige.“ Götzl fragt, ob Dr. mal mit Werner über Waffen und Gewalt gesprochen habe. Dr.: „Nee, der war richtig peace damals für mich.“ Götzl: „Über den Erwerb von Waffen?“ Dr.: „Ich wüsste nicht, warum ich mich da unterhalten soll. Ich brauchte keine Waffen und brauche auch jetzt keine.“  Götzl: „Sagt Ihnen etwas?“ Dr.: „Die Organisation? Ja, klar. Die haben halt Konzerte organisiert.“ Sie verbinde damit niemanden, so Dr. auf Frage, die Fahne habe da immer gehangen, sie habe nicht spezifisch gewusst, wer B&H war, welche Leute dahinter standen. Götzl fragt, ob Starke und Werner B&H nie erwähnt hätten. Dr.: „Nee, ich bin wirklich nur zu den Konzerte gefahren, habe mir die Musik angehört und getanzt.“

Auf Frage sagt sie, Werner habe auf jeden Fall schon eher als 1996 kennengelernt, durch den habe sie E. kennengelernt. Auf Frage, wie lange der Kontakt bestanden habe, ob er heute noch bestehe, sagt sie: „Also wenn ich ihn treffe, sage ich Hallo.“ Götzl fragt, ob sie davor die Jahre Kontakt zu Werner gehabt habe. Dr.: „Nee, war nicht mein Ansprechpartner. Bloß, wenn er wo hingefahren ist, ob er einen Platz frei hat.“ Götzl: „Und Herr E., welches Verhältnis hatte der zu Jan Werner?“ Dr.: „Die kannten sich aus der Schule und weil die im gleichen Viertel gewohnt haben. Ich bin ja von woanders her.“ Vorhalt aus der Vernehmung von E.: Jan Werner spielte eine besondere Rolle in der Clique, hatte immer heiße Informationen, wo ein Konzert stattfinden sollte, egal ob im In- oder Ausland. Dr.: „Ja.“ Vorhalt aus der Vernehmung von E.: Mein damaliges Verhältnis würde ich als freundschaftlich bezeichnen. Dr.: „Ja, damals, bevor ich mit ihm zusammen war.“

Götzl fragt, ob Dr. etwas dazu sagen könne, ob Mundlos und Zschäpe zu weiteren Personen in Chemnitz Kontakt hatten. Dr.: „Nö.“ Vorhalt aus Dr.s Vernehmung beim BKA: Wissen Sie mit wem Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt, Beate Zschäpe in Chemnitz Kontakt hatten? – Ich habe nichts davon mitbekommen; wenn wir auf Skinkonzerten waren, war das nicht deren Ding, die waren eher politisch, haben sich auch entsprechend anders gekleidet. Dr.: „Habe ich ja gesagt: Keine Glatze, hatten noch ein paar Haare dran. Die einen waren halt Skinheads damals, die anderen in Anführungszeichen Faschos.“ Vorhalt: Der Uwe Mundlos hatte ein Hemd und eine Koppel an. Dr.: „Das kann sein, ja.“ Vorhalt: Beate Zschäpe war normal gekleidet, mit Mädels hatte ich nicht viel zu tun, wenn’s hochkommt, habe ich die hier in Chemnitz zweimal auf einem Konzert getroffen. Dr.: „Ja, habe ich ja gesagt.“ Sie verneint, dass sie mal die Information bekommen habe, dass nach Mundlos, Böhnhardt, Zschäpe gesucht wurde. Götzl: „Ist das mal ein Thema gewesen in Gesprächen?“ Dr.: „Nee.“ Götzl: „Haben Sie mal was aus den Medien mitbekommen?“ Dr.: „Es ging mal rum, aber ich weiß gar nicht mehr ob ich es gelesen habe, oder damals. In Kripo Live kam mal irgendwas, hat mir mal jemand gesagt. Aber ich weiß nicht, ob ich das damals gehört habe oder jetzt.“ Wohlleben-Verteidigerin RAin Schneiders fragt, ob Dr. den Enrico Ri. (zuletzt 184. Verhandlungstag) kenne, was die Zeugin bejaht. Schneiders: „Haben Sie mitbekommen, ob der über eine scharfe Schusswaffe verfügte?“ Dr.: „Nein.“

Dann sagt NK-Vertreterin RAin Lunnebach, Dr. habe angegeben, irgendwer habe ihr von „Kripo Live“ berichtet, und fragt, was Dr. dazu in Erinnerung habe. Dr.: „Eigentlich nur, dass irgendwie eine Puppe von der Autobahnbrücke. Aber ich weiß nicht mehr, habe ich es damals gesehen oder jetzt.“ Lunnebach: „Wissen Sie, warum das in Kripo Live berichtet wurde?“ Dr. verneint. Lunnebach: „Gab es 1998 in der Chemnitzer Szene Gespräche darüber, dass Personen, die von der Polizei gesucht worden sind, untergetaucht sind?“ Dr.: „Bei mir nicht.“ Lunnebach: „Aber 1998 waren Sie noch in der Skinheadszene?“ Dr.: „Ich bin nie raus.“ Lunnebach: „Und ihr Mann gehörte zum unpolitischen Teil. Wo würden Sie sich verorten?“ Dr.: „Der war halt ein Oi-Skinhead und ich würde schon in die politische Richtung gehen, damals.“ Lunnebach: „Wer gehörte damals zu den Skinheads, zu denen Sie gehörten?“ Dr.: „Ich würde mich gar nicht als Skinhead bezeichnen, ich bin halt auf die Konzerte gegangen.“ Lunnebach: „Sie wehren Fragen nach politischen Zusammenhängen immer etwas ab. Wollen Sie sich hier nicht als Verräter darstellen? Sie sagten selber, das Sie kein Verräter sind.“ Dr.: „Bin ich auch nicht.“ Lunnebach: „Mit wem hatten Sie auf Konzerten zu tun? Wer war denn sozusagen auf Ihrer Linie?“ Dr.: „Thomas Starke, Jan Werner, ich kann ja bloß sagen, wo wir hingefahren sind. Aber ‚Linie‘?“ Sie sei nie auf einer Demo gewesen und habe nicht irgendwelche politischen Einstellungen geäußert.

Lunnebach: „Welche Kontakte hatten Sie nach Jena?“ Dr.: „Überhaupt keine.“ Lunnebach fragt, ob Dr. Tibor Re. kenne. Dr.: „Nicht dass ich wüsste.“ Vorhalt aus einer VS-Mitteilung vom 28.03.2001: Bei einem Treff mit Tibor Re. wurde auf routinemäßige Nachfrage nach Zschäpe, Mundlos, Böhnhardt mitgeteilt, dass ihr alle drei persönlich bekannt seien und sie nach Szeneinformationen vermutlich in Chemnitz untergetaucht seien. Lunnebach: „Und diese Informationen hatten Sie nicht?“ Dr.: „Nein.“ Sie hätte sich, so Dr., sonst auch mit denen getroffen, sei da halt Freund, aber sie habe es nicht gewusst. Vorhalt aus der Mitteilung: Mundlos habe intensive Kontakte seit 1996 zur Chemnitzer Skinszene; befreundet sei er, Mundlos, mit den Blood & Honour-Mitgliedern „Rick‘ und „Mappe“. Dr.: „Weder der Herr Ri. noch die Frau Mappe war jemals Blood & Honour.“ Lunnebach fragt, ob Dr. mit Mundlos befreundet gewesen sei. Dr.: „Nee, die zweimal, wo ich den gesehen habe, war der mir sympathisch, ich habe mich mit dem unterhalten.“ [phon.] Vorhalt aus der Mitteilung: Mundlos und „Rick“ und „Mappe“ hätten sich regelmäßig gegenseitig besucht in Jena und Chemnitz und bei Konzerten getroffen. Dr.: „Ich war nie in Jena.“ Lunnebach: „Also Sie waren nie in Jena bei Konzerten?“ Dr.: „Nicht dass ich wüsste. Kann sein in Thüringen, aber nicht in Jena.“

Lunnebach fragt, ob Dr. von Mundlos mal anderen Personen vorgestellt worden sei. Dr.: „Mich kannte jeder zu der Zeit.“ Vorhalt aus der Mitteilung: Da sie von Mundlos in der Jenaer Szene auch Ralf Wohlleben und André Kapke vorgestellt worden seien, seien sie auch in der Jenaer Szene relativ bekannt geworden. Lunnebach: „Der Vorhalt beinhaltet, dass sie, weil Uwe Mundlos sie vorgestellt habe, in der Jenaer Szene relativ bekannt gewesen seien, stimmt das?“ Dr.: „Nein.“ Lunnebach: „Kannten Sie Ralf Wohlleben?“ Dr.: „Nein.“ Lunnebach: „Und Kapke?“ Dr.: „Weiß ich nicht, wer das ist.“ Lunnebach: „Kennen Sie überhaupt jemanden aus Jena?“ Dr.: „Das weiß ich nicht, ob ich wen aus Jena kenne. Bei den Konzerten waren Leuten aus der ganzen Welt.“

Lunnebach sagt, Dr. habe ausgesagt, im Krankenhaus sei ihr die Aussage Starkes gebracht worden: „Haben Sie mit der Person, die die gebracht hat, gesprochen?“ Es seien an jedem Tag bestimmt zehn Mann da gewesen. Sie wisse auch nicht mehr, über wen Starke da berichtet habe, so Dr. auf Frage.  Lunnebach: „Gucken Sie mal nach links in die erste Reihe der Angeklagten. Die dritte Person von links, kennen Sie die?“ Dr.: „Schon mal gesehen, ja.“ Lunnebach: „Wer ist das denn?“ Dr.: „André, glaube ich.“ Lunnebach: „Wo haben Sie die Person schon mal gesehen?“ Dr.: „Bei einem Konzert.“ Auf Nachfrage sagt sie, dass sie denke, dass es in Chemnitz gewesen sei, wenn da ein Konzert war. Lunnebach fragt, wann Dr. die Person zuletzt gesehen habe. Dr.: „Bei der letzten Verhandlung.“ [Dr. war bereits einmal geladen, wurde dann aber nicht gehört] Sie verneint, hier alleine angereist zu sein. Lunnebach fragt, mit wem Dr. angereist sei. “ Dr.: „Mit dem Herrn Fiedler.“ Den kenne sie, das sei ein Kumpel, so Dr. auf Frage. Auf Frage, woher sie den kenne, sagt Dr.: „Von früher, von den Konzerten aus Chemnitz.“ Sie bejaht, heute mit dem befreundet zu sein. Lunnebach fragt, ob Fiedler ihr berichtet habe, dass er hier als Zeuge ausgesagt hat. Das habe sie sich im Internet durchgelesen, da stehe alles, so Dr.

RAin von der Behrens fragt nach dem Vornamen von Fiedler. Dr.: „Gunter.“ V. d. Behrens: „Haben Sie in der Vernehmung gelesen, dass der das Trio unterstützt hat nach seinen Angaben?“ Dr.: „Ja.“ V. d. Behrens: „Haben Sie Herrn Fiedler dazu gefragt?“ Dr.: „Nein.“ Sie bejaht zu kennen, verneint aber, mit dem über dieses Verfahren gesprochen zu haben. V. d. Behrens: „Hat Gunter Fiedler mit Ihnen über seine Aussage gesprochen?“ Dr.: „Nein.“ V. d. Behrens: „Haben Sie weitere Vernehmungen von Zeugen, die hier ausgesagt haben, im Internet gelesen?“ Sie bestätigt, das getan zu haben. V. d. Behrens: „Von welchen Zeugen?“ Dr.: „Allen, die aus Chemnitz sind, Ri., Fr:, ich weiß nicht, wer noch. Ich habe das halt verfolgt, ist doch normal, wenn man geladen ist.“ Dr. nennt Antje Probst. V. d. Behrens: „Diese drei Personen, die Sie aufgezählt haben, kennen Sie die?“ Dr.: „Natürlich.“ Ri. kenne sie seit den 80er Jahren, auf jeden Fall schon vor der Wende, so Dr. auf Frage.

V. d. Behrens fragt, ob Dr. mit Ri. darüber gesprochen habe, dass er hier angegeben hat, dass er das Trio kennt. Dr.: „Nicht dass er angegeben hat, dass er das Trio kennt.“ Auf Frage, ob sie mit dem über ihre Aussage gesprochen habe, sagt sie: „Ich hab ja keine Aussage gemacht.“ V. d. Behrens: „Sie sind vom BKA vernommen worden.“ Dr.: „Das fand ich nicht so spektakulär, die Viertelstunde.“ Sie verneint, mit Fr. oder Frau Probst gesprochen zu haben. kenne sie, so Dr. auf Frage. V. d. Behrens: „Haben Sie seine Vernehmung gelesen?“ Dr.: „Das habe ich nicht gefunden.“ Sie habe nicht die Zeit, stundenlang Protokolle zu lesen. Sie bejaht, mal für Lasch gearbeitet zu haben. Das sei bloß eine Nebentätigkeit gewesen, vielleicht 2004/ 2005/ 2006. V. d. Behrens: „Für den Laden oder sein Label ‚PC Records‘?“ Dr.: „Für den Laden.“ Sie bejaht, Lasch in den nächsten Jahren noch gesehen zu haben. V. d. Behrens fragt, ob sie mit dem über das Trio gesprochen habe. Dr.: „Nein, nie.“ V. d. Behrens: „Haben Sie mit irgendjemandem in Chemnitz über das Trio gesprochen?“ Dr.: „Natürlich, wo das aufgeflogen ist. Hat man sich gesagt: Hätte ich nie gedacht. Ich glaub’s bisher immer noch nicht.“

Auf Frage, mit wem sie in Chemnitz darüber gesprochen habe, sagt Dr., das sei mit ihrem Ex-Mann gewesen. Sie bejaht (zuletzt 146. Verhandlungstag) zu kennen. Dr.: „Ich wusste, dass er her muss. Wir sehen uns öfters auf ein Bier in der Sportlergaststätte.“ Bezüglich des Prozess hätten sie nur über Anfahrtswege gesprochen. Sie bejaht zu kennen. Sie verneint, mit dem über das Thema gesprochen zu haben. (zuletzt 105. Verhandlungstag) kenne sie nicht, so Dr. auf Frage. Auch Max-Florian Bu. kenne sie nicht. V. d. Behrens: „Die Übernachtung war ungefähr 1996 bei Ihnen?“ Dr.: „Ja.“  V. d. Behrens: „Sie hatten vorher gesagt über Mundlos: ‚Über Politik haben wir uns nicht unterhalten.‘ Worüber haben Sie sich denn dann unterhalten?“ Dr.: „Über Getränke, über Speisekarten.“ V. d. Behrens: „Was anderes nicht?“ Dr.: „Ich weiß es nicht mehr.“ V. d. Behrens: „Warum wissen Sie dann, dass Sie sich nicht über Politik unterhalten haben, woher kommt diese Sicherheit?“ Dr.: „Weil ich nicht politisch bin.“ Die Zeugin wird um 11:32 Uhr entlassen.

Auch Gunter Fiedler verlässt die Besucherempore. Dann werden die Ausgaben 1 und 2 des u.a. von André Eminger herausgegebenen Fanzines sowie ein weiteres Asservat, eine CD-Kunststoffhülle mit der Aufschrift „The Aryan Law & Order III, Vorlagen“ durch Projektion auf die Leinwände in Augenschein genommen. Es folgt die Mittagspause. 13:42 Uhr teilt Götzl mit, dass der Zeuge Ja. die Aussagegenehmigung habe, ihm die Ladung zu heute aber nicht vorgelegen habe. Der Verhandlungstag endet um 13:50 Uhr.

Der Blog NSU-Nebenklage kommentiert:

„Die Vernehmung einer Frau, die unter dem Spitznamen „Mappe“ Teil der „Blood & Honour“-Szene in Chemnitz gewesen sein soll. Sie erinnerte sich zwar an Mundlos und Zschäpe, die einmal bei ihr übernachtet hätten und sehr viel freundlicher gewesen seien als die anderen Skinhead-„Kameraden“ aus Chemnitz. Ansonsten konnte auch diese Zeugin mal wieder nichts Vernünftiges zur Sachaufklärung beisteuern. Dies erklärt sich wahrscheinlich auch aus dem Umstand, dass sie mit den wichtigsten Protagonisten von „B&H“ Chemnitz bis heute Kontakt hat.“

http://www.nsu-nebenklage.de/blog/2015/04/23/23-04-2015-2/

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