Eine Diskussionsveranstaltung zur Bedeutung des NSU-Komplexes aus einer türkischen Perspektive
mit Tanıl Bora, Yasemin İnceoğlu und İsmail Saymaz.
München (24.06.), 20:00 Uhr
Münchener Kammerspiele Werkraum, Hildegardstraße 1, 80539 München
Köln (26.06.), 17:30 Uhr
Schauspiel Köln im Depot 2, Schanzenstrße 6-20, 51063 Köln
Berlin (27.06.), 16:00 Uhr
GORKİ THEATER BERLİN Studio Я, Hinter dem Gießhaus 2, 10117 Berlin
Eine Veranstaltung der Rosa Luxemburg Stiftung und NSU-Watch
In der Türkei gibt es eine lange Erfahrungen mit Verbrechen rechter Täter_innen, die mit staatlicher Billigung oder Unterstützung agierten. Diese staatliche Verstrickung und der gesellschaftliche Umgang mit Formen des „tiefen Staates“ sind der Hintergrund, vor dem sich eine Expert_innen-Delegation aus der Türkei auf die Reise nach Deutschland begibt. Tanıl Bora, Yasemin İnceoğlu und İsmail Saymaz werden in München den NSU-Prozess beobachten. An drei Abenden werden sie in München (24.6.), Köln (26.6.) und Berlin (27.6.) über ihre Wahrnehmungen berichten und einen Bezug zu ihren Erfahrungen mit rechtsterroristischen Verbrechen in der Türkei, deren staatlicher Deckung und dem gesellschaftlichen Umgang herstellen.
Während der NSU-Prozess in München in das dritte Jahr geht, haben vier parlamentarische Untersuchungsausschüsse ihre Abschlussberichte vorgelegt und fünf neue Ausschüsse ihre Arbeit aufgenommen. Immer neue Ungereimtheiten tauchen auf, eine Aufklärung scheitert bisher an Vertuschungen und Blockaden seitens der Ermittlungsbehörden und der Geheimdienste. Die Diskussionen um die offenen Fragen werden immer kleinteiliger und im Wesentlichen an „NSU-Expert_innen“, Politiker_innen und selbst belastete Sicherheitsbehörden delegiert.
In der Türkei konnte immer wieder der Anteil der staatlichen Verstrickungen in die Verbrechen vermeintlicher Einzeltäter_innen aufgedeckt werden. Bedingungen für diese Aufklärung war häufig entschiedener gesellschaftlicher und politischer Protest begünstigt oft von Interessengegensätzen in der politischen Elite. Diese, die Versuche der Aufklärung des NSU-Komplexes begleitenden, gesellschaftlichen Diskussionen und politischen Interessengegensätze fehlen in Deutschland fast gänzlich.
Alle drei Referent_innen haben in der Türkei auf ihrem Gebiet aus einer gesellschaftskritischen Perspektive an den Auseinandersetzungen über Hassverbrechen, den „Tiefen Staat“ und (neo-)faschistische Formierungen teilgenommen und werden die hiesige Zivilgesellschaft an ihren Erfahrungen teilhaben lassen.