In Folge #74 von „NSU-Watch: Aufklären & Einmischen. Der Podcast über den NSU-Komplex, rechten Terror und Rassismus“ ist Folge #23 der Podcastserie mit dem VBRG e.V. „Vor Ort – gegen Rassismus, Antisemitismus und rechte Gewalt“ zu hören.
Vor Ort mit Kai Kranich, Pressesprecher des DRK Landesverbands Sachsen, Robert Andreasch von a.i.d.a. e.V. und Michael Nattke, Fachreferent beim vom Kulturbüro Sachsen e.V. und Hannes Püschel, Berater bei der Opferperspektive e.V. in Brandenburg
Schwerpunkt: Gewalt und Bedrohungen durch die extrem rechte Bewegung der Coronaleugner*innen und Pandemieverharmloser*innen und die Notwendigkeit der Solidarität.
Gewalt und Bedrohungen durch die extrem rechte Bewegung der Coronaleugner*innen und Pandemieverharmloser*innen sowie die Notwendigkeit der Solidarität mit den Angegriffenen stehen im Mittelpunkt der letzten Podcast. Kai Kranich, Pressesprecher des DRK Landesverbands Sachsen spricht über die Belastungen der Gesundheitsarbeiter*innen und darüber, dass – wie schon während der rassistischen Mobilisierungen in 2015/2016 – die Helfer*innen des DRK nur noch unter Sicherheitsvorkehrungen in den Impfzentren arbeiten können. Robert Andreasch von a.i.d.a. e.V. und Michael Nattke vom Kulturbüro Sachsen e.V. analysieren die Zusammensetzung der Bewegung aus langjährig aktiven Neonazis, Pegida-Aktivist*innen und neuen Akteur*innen und räumen mit dem Mythos der „plötzlichen Radikalisierung“ auf. Hannes Püschel, Berater bei der Opferperspektive e.V. in Brandenburg spricht über die Sorge, dass viele Angegriffene – wie beispielsweise Mitarbeiter*innen im Einzelhandel oder in Testzentren – bislang ohne Unterstützung und Hilfe bleiben und verweist darauf, dass – wie bei anderen Betroffenengruppen rechter Gewalt – Solidarität und solidarische Beratung dringend notwendig sind.
Seit Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 ist eine neue extrem rechte Bewegung entstanden mit zum Teil langjährigen Aktivist*innen aus Neonazi-Kameradschaften und Strukturen, Aktivist*innen der rassistischen Pegida-Bewegung und neuen Akteur*innen, deren Antisemitismus, Rassismus und radikale Demokratiefeindlichkeit den Alltag vieler Menschen prägt und belastet. Die klassisch extrem rechte Mischung von Allmachtfantasien, antisemitischen Verschwörungsnarrativen und die Bereitschaft, im „Kampf gegen das System“ Gewalt auszuüben, hat längst Menschenleben gefordert und zu einer bislang nur unvollständig erfassten Anzahl von Straf- und Gewalttaten geführt. Dazu gehören u.a. der Mord an dem jungen Tankstellen-Mitarbeiter Alexander W. in Idar-Oberstein am 18. September 2021 durch einen bewaffneten Coronaleugner, die Ermordung von drei Kindern und ihrer Mutter durch einen erklärten Impfverweigerer und AfD-Anhänger in Senzig (Brandenburg) am 6. Dezember 2021, zehntausendfach geteilte Mord- und Umsturzaufrufe auf den Social Media Kanälen der Coronaleugner*innen, deren Bewaffnung und konkrete Anschläge – etwa auf das Robert-Koch-Institut in Berlin, Impfbusse in Sachsen und Thüringen, Testzentren in Bayern und Mecklenburg-Vorpommern oder das Rathaus von Delmenhorst und Aufmärsche von Pandemieleugner*innen mit offenen antisemitischen Botschaften und unzähligen Angriffen auf Journalist*innen.
Im Mittelpunkt der Podcastserie „Vor Ort“ stehen Analysen, Beispiele und Hintergründe dazu, wie Rassismus, Antisemitismus und rechte Gewalt den Alltag vieler Menschen beeinträchtigen und beeinflussen. Und natürlich die Frage der Solidarität.
Links und Literaturtipps zum Podcast:
Buch: Fehlender Mindestabstand. Die Coronakrise und die Netzwerke der Demokratiefeinde. von Heike Kleffner (Herausgeberin), Matthias Meisner (Herausgeber)
Taz Online vom 11.12.2021: Gewaltbereite Netzwerke im Osten – Aufgeilen am schwachen Staat (von Daniel Schulz)