Die hessische Großstadt Kassel und Nordhessen sind als Schwerpunkte von Rechtsterrorismus durch den Mord des NSU-Netzwerks an Halit Yozgat am 6. April 2006 und den Mord an Walter Lübcke, dem langjährigen CDU-Regierungspräsidenten am 1. Juni 2019 bundesweit bekannt. Im Podcast „Anhaltende Straflosigkeit – Ein Blick nach Hessen“ besprechen wir am Beispiel des rassistischen Angriffs auf den Fahrer eines Kasseler Taxiunternehmens B. Efe am 21. Juni 2020 in Kassel die Fragen: Haben Polizei und Justiz in Hessen wirksame Konsequenzen aus ihren dramatischen Fehlern bei Ermittlungen nach schweren rassistischen und rechten Gewalttaten gezogen? Wird die Perspektive der Angegriffenen angemessen berücksichtigt? Wer unterstützt die Betroffenen? Und gefährlich sind die neonazistischen Netzwerke in Kassel und Nordhessen weiterhin, in denen u.a. Stephan Ernst, der Mörder von Walter Lübcke aktiv war?
Ein rassistischer Angriff mit gravierenden Folgen
Am 21. Juni 2020 nahm B. Efe nachts einen Fahrgast in einem beliebten Ausgehviertel in Kassel auf. Kurz nach Beginn der Fahrt wurde B. Efe unvermittelt durch den Fahrgast rassistisch beschimpft und mit einem Messerstich in den Hals schwer verletzt. Dann floh der Täter. B. Efe gelang es, schwer verletzt ins Krankenhaus zu fahren: Eine Notoperation rettete ihn. Doch der Angriff verändert sein Leben und seinen Alltag massiv: B.Efe ist arbeitsunfähig und muss ständig damit rechnen, dem Täter erneut zu begegnen.
In der Podcast-Folge „Blick nach Hessen“ anlässlich des 3. Jahrestages des rassistischen Angriffs hören wir von B. Efe selbst. Dazu, wie es ihm heute geht und was er fordert. Gemeinsam mit der um ihn entstandenen Soligruppe B. Efe 09 kämpft er für Aufklärung und gegen das Vergessen. Er fordert eine Erinnerungstafel am Ort, an dem vor drei Jahren die Fahrt mit dem rassistischen Angreifer begann. Da der Opferfonds des Landes Hessen seinen Antrag abgelehnt hat, ist B. Efe auf finanzielle Unterstützung durch Spenden angewiesen. Darüber sprechen wir mit Mo von der Soligruppe B. Efe 09, mit seinem Anwalt Rasmus Kahlen und Christiane Löffler von response, der Beratungsstelle für Betroffene rassistischer, antisemitischer und rechter Gewalt in Hessen.
Sonja Brasch von NSU-Watch Hessen gibt einen Überblick zur aktuellen Situation in Hessen. Welche Neonazi-Netzwerke in Hessen sind besonders gefährlich? Welche Konsequenzen sind bei Polizei und Justiz nach den rassistischen und rechtsterroristischen Attentaten in Hanau, Istha bei Kassel und Kassel erkennbar?
Links zum Podcast:
Soligruppe B. Efe 09 auf Instagram
Interview mit Efe in der Frankfurter Rundschau https://www.fr.de/rhein-main/landespolitik/opfer-des-rassistischen-fahrgastes-in-kassel-sagt-ich-will-tief-schlafen-ohne-angst-aber-es-geht-nicht-92347021.html
Hessen-Schwerpunkt bei NSU-Watch
Artikel: «Combat 18» Reunion
Analyse: Der NSU-Geheimbericht: Zeugnis eines Desasters
Artikel: Tatverdächtiger im Fall Lübcke ist bekannter Neonazi
Artikel: Der Geheimdienst als Meinungsmacher. Der „NSU-Geheimbericht“ und die „Verfassungsschutzberichte“
Lotta #86 Schwerpunkt Hessische Zustände
Kontextualisierte Traumaarbeit